Читать книгу Blickwinkel - die etwas andere Biografie - Roswitha Schreiner - Страница 6

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A

anachronistisch

falsche zeitliche Einordnung von Ereignissen

Sie wurde spät Mutter.

Sie wäre es lieber viel früher geworden.

Das Leben trifft eigene Entscheidungen.

Jeder hat seine Erfahrungen zu bewältigen,

die immer prägend,

aber niemals unnütz sind.

Auch wenn man sich manche von ihnen gern erspart hätte.

Andere Eltern bekommen in jungen Jahren ihre Kinder, arbeiten parallel an ihrer Karriere,

um ab einem bestimmten Alter der Kinder,

in Beruf und Leben richtig durchzustarten.

Sind die Kinder aus dem Haus,

können sie „ihr Leben“ leben.

Bei ihr lief alles anachronistisch.

Sie hat zuerst „ihr Leben“ gelebt,

bevor sie endlich die langersehnten Kinder bekam.

Sie musste lernen zurückzuschrauben, als ihre Kinder

geboren wurden. Und wer weiß, ob sie wieder durchstartet,

sobald die Kinder aus dem Haus sind.

Sie lebte schon immer gegen die Zeit.

Bereits als Kind hatte sie das große Glück,

am Theater eigenes Geld zu verdienen.

Nicht erst als Erwachsene.

Taschengeld brauchte sie nie.

Ihre Klassenkameraden nahmen sich viel Zeit rauszufinden, was sie mal „werden“ wollten.

Studierten und brachen wieder ab, um etwas Neues

auszuprobieren.

Für sie stand schon lange vor dem Abitur fest: „ich werde Schauspielerin!“.

Einzig das große Glück mit dem Nachwuchs ließ lange auf sich warten.

Wie lebt es sich so „verkehrt herum“?

Es hält mich auf Trab.

Es birgt die Verantwortung fit zu bleiben.

Ich kann bewusster auf Dinge verzichten, die ich bereits hatte. Manchmal versetzt es mich in Panik, wie viel Zeit noch bleibt? Aber schlussendlich, kann das niemand für sich beantworten.

Wenn andere, jüngere Mütter um mich herum,

einen Schlaganfall erleiden oder Brustkrebs sie aus dem Leben reißt, bevor ihre Kinder eingeschult werden, erfüllt es mich mit Demut.

Ab und an werde ich als späte Mutter stigmatisiert.

Das ist der Preis.

Damit kann ich leben.

Warum will sie schreiben?

Bodo Kirchhoff sagt,

es gäbe inzwischen mehr Schreiber als Leser.

Sie schreibt dennoch.

Irgendjemand wird es schon lesen.

Menschen sind neugierig.

Es lässt sie sich vergleichen,

sich selbst erkennen,

spendet Mut.

So fühlt der Mensch sich weniger allein.

Nichts fürchtet der Mensch mehr, als die

Einsamkeit.

Blickwinkel - die etwas andere Biografie

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