Читать книгу Strichcoding - Roswitha Stark - Страница 11
ОглавлениеRunenkräfte
Rune kommt von „Raunen“ oder „Geheimnis“. Und genauso geheimnisvoll, magisch, mystisch oder unheimlich muten uns diese uralten Zeichen an. Der Duden erklärt den Begriff „Runa“ oder Rune mit „mittelhochdeutsch rūne, althochdeutsch rūna = Geheimnis; geheime Beratung; Geflüster, wahrscheinlich eigentlich = (heimliches) Flüstern, Tuscheln“. Von den Buchenstäben, in die die Runen geritzt wurden, leitet sich das Wort „Buchstabe“ ab.
Die meisten von uns werden schon einmal etwas von den Runenzeichen gehört haben. Welche Assoziationen wir dabei haben, ist aber sehr unterschiedlich. Esoterische Kreise verwenden sie gerne als Los-Orakel oder für magische Zwecke. Andere als wertzuschätzendes, angeblich germanisches Erbe unserer Vorfahren. Andere wissen um den Missbrauch durch die Machthaber des Dritten Reiches und lehnen sie schon deshalb mehr oder weniger kategorisch ab.
Runen flüstern uns also „Geheimnisse“ zu. Aber welche? Als diese Zeichen in meinem Bewusstseinsfeld auftauchten, begegnete auch ich ihnen mit gemischten Gefühlen. Lange Zeit konnte ich eher wenig mit diesen buchstabenähnlichen Gebilden anfangen. Als ich mich dann aber mehr darauf einließ, bemerkte ich, dass gerade diese Symbole starke Kräfte haben und es vor allem bei dieser Gruppe von Zeichen besonders wichtig ist, sie von negativen Einflüssen zu befreien, damit sie uns wieder in ihrer urkräftigsten Form für die Belange der neuen Zeit zur Verfügung stehen können. Und das tun sie jetzt! Einem Text im Zauberbuch der „Edda“ zufolge, empfing Gott Odin die Runen im voll bewussten Zustand auf eher schamanische Art und Weise, kopfunter am Baum der Weltenesche Yggdrasil hängend.
Ich weiß, dass ich hing am windigen Baum Neun lange Nächte,
Vom Speer verwundet, dem Odin geweiht,
Mir selbst, ich selbst,
Am Ast des Baums, dem man nicht ansehen kann, Aus welcher Wurzel er spross.
Sie boten mir nicht Brot noch Met,
Da neig ich mich nieder
Nahm Runen auf, nahm sie ächzend:
Da fiel ich ab zur Erde.
Ältere Edda (auch: „Poetische Edda“),
138. und 139. Strophe aus dem Havamal (Das Lied des Hohen)
Odin empfing die Runen also in einer Art Einweihung oder Transformation in intuitiver Art und Weise. Bei seiner Reise durch die neun Welten Yggdrasils erfuhr er Zug um Zug die Mysteri- en der zugehörigen Runen. Und als er sie in den Händen hatte, war sein Leiden zu Ende und er besaß einen großen Schatz, den er unseren Vorfahren und damit uns weitergeben konnte. Im weiteren Verlauf des Liedes werden verschiedene magische Kräfte der Runen beschrieben und schließlich 18 Zaubersprüche genannt. In der „Egils saga“, eine der herausragendsten Isländersagas, wird auch die Wirkung der Runen im Zusammenhang mit einer Krankheit beschrieben: Egil ritzte Runen und legte sie unter das Polster des Lagers, auf dem das Mädchen ruhte.
Wann und wo die Runenzeichen ursprünglich entstanden sind und wann die keltisch-germanischen und nordisch-skandinavischen Völker die Runenzeichen übernahmen, konnte nie wirklich bis ins Letzte wissenschaftlich geklärt werden.
Eine akribisch recherchierte Abhandlung ist Klaus Düwel, Professor für Deutsche Philologie, zu verdanken. Ohne esoterischen oder volkstümlichen Ballast führt er den Nachweis, dass die Runenzeichen als Schriftzeichen sehr wahrscheinlich von einem nordetruskischen Alphabet übernommen wurden und nicht etwa eine Erfindung von Kelten oder Germanen waren, wie es bestimmte Kreise gerne gehabt hätten. Das Vorbild der Runen soll jedenfalls zwischen dem 4. und 1. Jahrhundert v. Chr. aus dem Kreis der zahlreichen Alphabete Norditaliens und des Alpenraums genommen worden sein. Alle diese Alphabete sind, wie auch die lateinische Schrift, ihrerseits Abkömmlinge des westgriechischen Alphabets.
Bei den nordischen Völkern im skandinavischen Raum fanden sich wesentlich mehr Runenzeugnisse als bei den damals schriftunkundigen germanischen Völkern. Anscheinend war es bereits um 200 v. Chr. Usus, die Runenzeichen für magisch-religiöse Praktiken, also unabhängig von einem Alphabet zu nutzen. Die Germanen Mitteleuropas benutzten das Runensystem erst 400 Jahre, nachdem die ersten Runen in Skandinavien aufgetaucht waren. Zur Zeit der Völkerwanderung (200–700 n. Chr.) haben verschiedene Versionen des Runensystems, genannt „Futhark“, bereits eine weite Verbreitung sowohl als Schriftsystem als auch für den kultischen Gebrauch gefunden.
Bemerkenswert ist, dass der Gebrauch der Runen in Mitteleuropa nur von relativ kurzer Dauer war, nämlich ca. 150 Jahre lang. Nach der Mitte des 7. Jahrhunderts finden sich keine Runen mehr. Wohin waren die Runen in der Zwischenzeit verschwunden, und warum sind sie jetzt in der Neuzeit wieder aufgetaucht? Die Verwendung einer Schrift war vor der Christianisierung in den germanischen Kulturen nicht üblich, und wenn, dann nur von einigen wenigen Gelehrten. Im Vergleich zu den hoch entwickelten Schriftensystemen der Römer und Griechen gab es bei Germanen und Kelten kaum eine nennenswerte Kommunikation über die Schrift. Das meiste wurde mündlich überliefert. Deshalb setzte sich später in unserem Kulturkreis die lateinische Schrift als Alltagsschrift durch und nicht die Runenzeichen.
Ihr deuchte da, als ob sie aus dem Schlafe erwache, und sie sagte, sie sei gesund, wenn auch noch schwach.
Egils saga Kap. 73., in der Übersetzung von Felix Niedner, Kap. 72.
Futhark – die 24 Runenzeichen
Die älteste überlieferte Runenreihe, das gemeingermanische „Ältere Futhark“, bestand aus 24 Zeichen, die nach den ersten sechs Buchstaben Futhark genannt wurde. Der dritte Laut in der Reihe wird wie das englische „th“ gesprochen.
Alle jüngeren Runenreihen ab etwa 700 n. Chr. leiten sich vom Älteren Futhark ab. Das sogenannte „Jüngere Futhark“ stellt eine Abwandlung des Älteren Futharks dar. Es verwendet nur 16 Runen. In diesem Buch habe ich mich aber für das ursprünglichere System entschieden, um Ihnen auch mehr ursprüngliche Erden- und Lebensenergie zur Verfügung stellen zu können.
Die 24 Runen des 24er-Futhark wurden in drei Achtergruppen eingeteilt, die als Aettir (Acht, Familien, Geschlechter) folgenden Göttern gewidmet waren:
► „Odins Aett“ für den damaligen Hauptgott Wodan/Odin
► „Hagals Aett“ für den Gott Donar
► „Tyrs Aett“ für den Gott des Krieges und der Gerechtigkeit Tyr.
Das Ältere Futhark lässt sich in drei Gruppen zu je acht Runen unterteilen. Diese Gruppen werden ættir (Plural), von ætt (Singular) „Geschlecht, Familie“ genannt.
Im ersten Aett, das mit der Fe-Rune beginnt, geht es um die Schöpfung schlechthin, die Entstehung von Neuem, und um alle Energien, die dazu notwendig sind bzw. dabei entstehen. Der erste Aett wurde dem Gott Odin (auch genannt Wodan) gewidmet. Odin soll es auch gewesen sein, der kopfüber an einem Baum hängend das Geschenk der Runen an die Menschen erhalten hatte. Andere Quellen widmen das erste Aett ebenso Freya, der Göttin der Erde.
Der zweite Aett, der mit der Hagal-Rune beginnt, beschreibt die destruktiven Kräfte und Widerstände, die sich der kosmischen Ordnung entgegenstellen und versuchen, diese zu stören, gleichzeitig aber eine oft notwendige Weiterentwicklung und Veränderung bewirken. Der dritte Aett beginnt mit der Rune Tyr und beschreibt die Kräfte und Fähigkeiten, die die Götter den Menschen gaben und die letztere zu ihrer Transformation nutzen können und sollen.
Jede Rune hat ihren spezifischen Lautwert, einen Symbolwert, einen Zahlenwert und einen Namen. Die 1. Rune der Reihe heißt z. B. Fe oder Fehu, das bedeutet „Vieh, beweglicher Besitz“, sie trägt den Lautwert „f“ und als 1. Rune den Zahlenwert 1.
1. Aett
►f – FE (Vieh, beweglicher Besitz, Gold, Geld, geistiger Besitz, Gedanken, Himmel, Wodan)
►u – UR (Urrind, Auerochse, weibliche Kraft, Stärke, Erde, Tür, Durchgang, Inneres, Frigg)
►þ – THURS (Dorn, Schlaf- und Todesdorn, Riese, materielle Kraft, Tod, Trennung, Fesselung)
►a – AS (Asengötter, Mund, Äußerung, Fluss, Mündung, Ahnen, Seelen, Befreiung)
►r – REID (Ritt, Straße, Weg, Reise, Ursprung, Wagen, Bewegung)
►k – KAUN (Krankheit, Geschwür, negatives Karma)
►g – GEBO (Gabe, Opfergabe, Opferfest, Vermehrung, Geschenk, Treffen)
►w – WYNN (Wonne, Wohlbefinden, Wunschlosigkeit, Wunscherfüllung)
2. Aett
►h - HAGAL (Hagel, Zerstörung, Scheitern, jähes Verderben)
►n - NAUD (Not, Knechtschaft, Entbehrung, Notwende, Zwang)
►i - IS (Eis, Erstarrung, Verderben, gefährlicher Weg, Kälte, Winter)
►j - JARA (Jahr, Stunde, gute Ernte, Sommer, Wechsel in die warme Zeit)
►ë - EIHWAZ (Eibe, Eibenbogen, verborgene Gegner, Feinde, Hinterhalt)
►p - PERTRA (Lebenslauf, Tod und Wiedergeburt, Göttin Perchta, Tanz, Spiel, Freude, Neubeginn)
►z - ALGIZ (Elch, Schutzgötter von Haus und Heiligtum, Neuentstehen nach Untergang, Abwehr, Schutz)
►s - SOWILO (Sonne, Sieg, Schutz)
3. Aett
►t - TYR (Götter, Gott Tyr, Kriegsgott, Bewegung, Belebung, Aktivität, Kampf, Streit)
►b - BERKANA (Birke, Fruchtbarkeit, Göttin Freya, Liebe, Frau, Schönheit)
►e - EHWAZ (Pferd, Ross, guter Begleiter, Helfer, Geisthelfer)
►m - MANNAZ (Mond, Mondgott Mannus-Heimdall, Menschen, Männer, Wissen, Wissenschaft)
►l - LAGUZ (Wasser, See, Meer, Lagune, Quelle, Weisheit, Gedeihen, Leben)
►ŋ - INGWAZ (der Gott Ing-Fro oder Freyr, Fruchtbarkeit, Frieden, Freien, Freude, Feuer, Sonnenfeuer)
►o - OTHALA (Erbe, Besitz, Ahnen, Heimat, Zuhause, Erbe, Land, Adelsgut, Edel)
►d - DAGAZ (der Gott Dag-Baldur, Tag, Licht, Segen, Reinheit, Erleuchtung, Sonne)
Runenorakel
Die Runen dienten damals wie heute vielmehr als zu Sprachzwecken dem magischen Gebrauch: um die Götter zu besänftigen, das Orakel zu befragen, mehr Macht zu bekommen, zur Verbesserung von Lebensumständen oder um mehr Gesundheit zu erlangen.
Das germanische Los-Orakel im 1. Jahrhundert n. Chr. ist im 10. Kapitel der „Germania des Tacitus“ erhalten. Man streute mit „gewissen Zeichen“ (notis quibusdam) versehene hölzerne Stäbchen auf ein weißes Tuch. Nach dem Zufallsprinzip wurden anschließend drei Stäbchen ausgewählt und gedeutet. Ob das Runen waren, ist jedoch nicht gesichert. Dass dazu gerne auch Buchenholz genommen wurde, beweist schon allein unser Wort „Buchstabe“ (eigentlich: „Buchenstab“) für ein Schriftzeichen. Desgleichen sind unsere Begriffe „lesen“ (Erfassen eines Textes) und „lesen“ (auflesen, aufheben von Gegenständen etc.) identisch: Der Runenwerfer liest (hebt) drei Stäbchen auf und liest (deutet) sie danach, wobei die drei Stäbchen mit den drei Schicksalsfrauen, den Nornen, in Verbindung stehen und auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der zu erfragenden Angelegenheit bezogen werden sollten.
Die Runen wurden und werden aber auch als Zaubermittel verwendet und stehen darüber hinaus auch mit dem Jahreslauf und bestimmten magischen Zahlen in Verbindung. Wenn man nun zu jeder Rune ihren Zahlwert (also ihren Platz in der Reihenfolge, f=1, u=2, þ=3, a=4 usw.) notiert und addiert, kommt die Zahl 366 (Anzahl der Tage des Schaltjahres) heraus.
In den Runen steckt noch so viel mehr. Wir können es nur erahnen bzw. mit der Zeit intuitiv und spirituell erfassen! Vielleicht raunen und flüstern uns die Zauberzeichen künftig ihre Geheimnisse zu, wenn wir uns ihnen liebevoll und aufmerksam zuwenden!
Die Befreiung der Runen
Die Runen sind ein sehr wichtiges Kulturerbe in ganz Europa, das ich als „heilig“ bezeichnen möchte. Das ist leider insofern in Vergessenheit geraten, als es vor allem in Deutschland systematisch verdrängt wurde – infolge einer falsch verstandenen nordisch-germanischen Mythologie und des Missbrauchs von Runenkräften. Es steckt uns noch in den Knochen und im Bewusstsein wie eine Fessel, dass die völkische Bewegung kritiklos dem exzentrisch-romantischem Österreicher Guido von List (1848–1919) folgte und verblendet dessen nicht etwa historischen, sondern frei erfundenen runenähnlichen Zeichen (dem sogenannten Armanen-Futhark) zu Zwecken der politischen Hetze folgte.
Heute wissen wir, dass die Runen keineswegs eine „rein germanische“, auch nicht keltische Leistung waren, sondern viel älteres Geistes- und Gedankengut der Menschheit sind. Die Vereinnahmung der völkischen Sowilo-Rune in der Zeit des Nationalsozialismus und der Othalarune durch Rechtsextreme schob die wunderbaren Symbole leider in das Feld der zeichenideologischen Indienstnahme.
Selbst die Kirche hat sich der Runenkraft bedient, indem sie aus Wynn und Gebo eine Binderune schuf – heute bekannt als Zeichen von Pax Christi, einer internationalen katholischen Friedensbewegung.
Runen entsprechen aber, nicht nur wenn man nordische Mythologie, Mystik, Tradition und Kultur zugrunde legt, in ihrer Gesamtheit allen Facetten des Universums und des Lebens schlechthin. Sie sind wie das I Ging aus dem großen Tao, dem Urgrund, geboren und haben das wunderbare Potenzial, uns zum höchsten Wohle mit ihrer Kraft zu dienen. Jede einzelne Rune hat eine starke Energie, die auf der Körper-, Gefühls- und Geistesebene wirkt, und dazu brauchen wir weder historische noch besondere „himmlische“ Kräfte. Wir dürfen ruhig ganz normal sein, wenn wir mit einer achtsamen Grundhaltung die Runen in unsere Dienste rufen wollen.
HANDYENTSTÖRUNG MIT OTHALA
Im Rahmen meiner Ausbildung lernte ich die Othala-Rune als kraftvolles Zeichen und gute Alternative zu Erich Körblers Elektrosmog-Symbol kennen. Obwohl oft schon missbräuchlich verwendet (z.B. von Neonazis), wirkt die von schädlichen Einflüssen gereinigte Rune sehr gut, wenn man sie z.B. auf ein Klebeetikett aufmalt und auf das Telefon klebt (oder innen anbringt). Es entstört die schädlichen Frequenzen wirksam, wie energetische Testungen beweisen. Auch hier zeigt sich wieder das Prinzip der Dualität. Was die einen missbräuchlich benutzt haben, hat andererseits die große Kraft, Störfelder zu harmonisieren.