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5 Im letzten Augenblick

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Als Bomba sich nach den ersten vergeblichen Befreiungsversuchen den Schlamm aus den Augen wischte, sah er, dass er etwa fünfzehn Fuß vom Rande des Sumpfloches entfernt hilflos feststeckte.

Er versuchte wieder, ein Bein zu heben, aber der einzige Erfolg dieser Bemühung war, dass er mit dem anderen Bein noch tiefer einsank. Der Gedanke, dass außerdem seine Feinde in der Nähe waren, brachte ihn der Verzweiflung nahe. So konnte er es nicht einmal wagen, einen Hilferuf auszustoßen und damit vielleicht einen freundlichen Eingeborenen herbeizuholen.

Nur noch Minuten blieben ihm, um an seine Rettung zu denken — das wusste Bomba genau. Er fühlte, wie der Sumpf ihn unentrinnbar in seine grässliche Umarmung zog — unentrinnbar, Zoll um Zoll.

Während er noch fieberhaft an eine Rettungsmöglichkeit dachte, hörte er plötzlich ein Knacken und Rascheln im Busch. Bedeutete dieses Geräusch für ihn Hoffnung oder Verderben? Er stellte sich diese Frage und sah im nächsten Augenblick schon, dass er nicht hoffen durfte. Es war kein menschlicher Schritt, den er hörte, sondern das Vorwärtsschleichen weicher, gepolsterter Raubtierpfoten.

Gleich darauf schob sich ein breiter Kopf durch die Büsche, und Bomba starrte in die grüngelb funkelnden Augen eines mächtigen Pumas.

Der König aller Urwaldbestien trat ins Freie und entblößte sein schimmerndes Raubtiergebiss. Das Fauchen des Tieres klang gereizt und zugleich überlegen, als fühlte es, dass Bomba eine hilflose Beute seiner Pranken war.

Doch so rettungslos verloren war Bomba dem Puma gegenüber jedenfalls nicht. Noch besaß er sein Gewehr. Er hielt die kostbare Waffe fest in der Hand und wischte den Schlamm vom Schloss und Lauf ab. Dann versuchte er zu laden. Aber auch die Patronen waren mit Schlamm überzogen, und bei seinen verschiedenen Bewegungen sank Bomba immer tiefer ein.

Auch von der anderen Seite des Schlammloches näherte sich jetzt ein Puma. Es war wahrscheinlich der Gefährte des anderen Tieres. Während Bomba noch mit aufgeregten Händen mit dem Laden des Gewehres beschäftigt war, versuchte er sich schon in Gedanken klarzumachen, welche Folgen das Abfeuern eines Schusses haben würde. Auf alle Fälle lockte er damit seine Feinde herbei. Auch jetzt noch fand er es rühmlicher, unter den Klauen der Raubtiere zu sterben als von den Kopfjägern qualvoll zu Tode gemartert zu werden. Pumas waren Raubtiere, aber sie waren im Vergleich mit den menschlichen Bestien gnädig. Sie spielten nicht mit ihren Opfern, sondern töteten sie schnell.

Immer näher krochen jetzt die Raubkatzen an den Rand des Schlammloches. Sie fühlten, wie sie den Boden unter den Pfoten verloren, sobald sie sich zu weit vorwagten. Mit einem bösen Knurren der Wut und Enttäuschung zogen sie sich schnell wieder einige Zoll weit auf den festen Grund zurück. Ihre Erfahrung hatte sie gelehrt, wie tödlich der Schlamm sein konnte.

Beide Katzen waren jetzt so nahe, dass sie Bomba leicht mit einem Sprung hätten erreichen können. Ihre Flanken waren dicht am Boden, und die Muskeln hatten sich zum Sprung gespannt. Dann richteten sie sich wieder auf und umkreisten unruhig das Schlammloch. Überall suchten sie nach einer Möglichkeit, an ihr Opfer heranzukommen, ohne den festen Boden verlassen zu müssen. Immer wieder sanken sie ein und immer wieder versuchten sie es mit einem gereizten Fauchen an einer anderen Stelle von neuem.

Die Blutgier würde schließlich doch die Vorsicht überwinden. Bomba wusste das. Er war jetzt schon bis über die Hüften eingesunken und der Verzweiflung so nahe, wie das bei seinem zähen Lebensmut überhaupt möglich war.

Jetzt setzte der größere der Pumas endgültig zum Sprung an. Sein Schweif peitschte den Boden, und der schmale Raubtierblick war entschlossen auf das Opfer im Sumpf gerichtet.

Doch in diesem Augenblick zischten vier Speere zu gleicher Zeit durch die Luft. Jeder der beiden Pumas wurde von zwei Geschossen getroffen. Mit einem Brüllen des Schmerzes und der Wut schnellten sich die Raubtierleiber in die Luft, schlugen wieder zu Boden und wälzten sich mit wilden Prankenschlägen im Staube. Mit Krallen und Zähnen versuchten die Bestien, die Speere aus dem Fell zu ziehen, die so schmerzhaft tief in ihre Leiber eingedrungen waren.

Nur wenige Sekunden dauerte dieser Todeskampf. Dann streckten sich die Tierkörper, die Köpfe sanken zur Seite, und der Blick verglaste.

Bomba starrte in die Richtung, aus der die rettenden Speere gekommen waren. Er war noch zu betäubt, um sofort die schöne Wahrheit dieser Rettung in höchster Not zu begreifen. Er sah vier Männer durch die Büsche brechen und blickte sie zuerst fassungslos vor Freude an. Endlich fand er seine Stimme wieder.

„Gibo!“, rief er. „Lodo! Ashati — und Neram! Welches Glück hat euch hierhergeschickt? Haben euch die Götter selbst gesandt?“

Gibos Augen leuchteten vor Freude und Stolz.

„Ja, Bomba — vielleicht haben uns die Götter etwas ins Ohr geflüstert. Unsere Speere haben ihre Arbeit gut getan.“

Die drei anderen hatten sofort erkannt, in welcher Bedrängnis Bomba war. Im Nu hatten sie lange Äste von den Bäumen gehackt und schoben sie jetzt über den Rand des Sumpfloches auf Bomba zu. Allmählich hatten sie aus mehreren Ästen eine tragfähige Plattform geschaffen. Einer kroch auf diese primitive Brücke und streckte die Hand aus. Langsam aber sicher wurde Bomba aus dem Sumpf gezogen. Mit einem wütenden Schmatzen und Glucksen gab der Schlamm seine Beute frei.

Dann stand Bomba wieder auf festem Grund und schüttelte dankbar seinen Rettern die Hand. Die treuen Eingeborenen hatten sich schon an diese Art der Begrüßung gewöhnt, und ihre Gesichter strahlten. Das waren wirklich echte Freunde für Bomba. Vor langer Zeit hatte er Gibo aus dem reißenden Hochwasser gerettet, und der treue Indianer hatte diese Tat nie vergessen und schon mehrfach vergolten. Ashati und Neram hatte Bomba auch vor langer Zeit aus der grausamen Tyrannei Jojastas, des Medizinmannes vom Laufenden Berg, befreit. Lodo jedoch war der Unterhäuptling der Araos. Mehr als einmal hatte Bomba schon mit ihm Seite an Seite gekämpft.

„Ich werde nie vergessen, was ihr heute für mich getan habt“, sagte der Junge bewegt.

„Es war nur wenig“, erwiderte Ashati bescheiden. „Wir danken dir schon mehrfach das Leben.“

„Und ich euch auch“, sagte Bomba lächelnd und reinigte sich mit großen Blättern von dem Schlamm, der noch an seinen Beinen und seinen Hüften haftete.

„Wie kommt es, dass ihr schon so früh im Dschungel seid?“, fragte er. „Wir sind doch hier weit von Honduras Maloca entfernt?“

„Hondura hatte uns auf Erkundung ausgeschickt“, erklärte Lodo. „Wir haben schon genug schlimme Dinge gesehen und wollten zurückeilen, um Hondura die schlechten Nachrichten zu überbringen. Da sahen wir zufällig, wie die Pumas sich durch das Dickicht zwängten und folgten ihrer Fährte bis hierher.“ Lodo machte eine Gebärde des Dankes in Richtung des Himmels. „Die gnädigen Götter haben uns geleitet, sonst wären wir nicht hier.“

„Auch ich wollte Hondura vor den Kopfjägern warnen, die ich schon gestern sah“, erklärte Bomba.

„Kopfjäger?“, rief Lodo erschrocken. „Dann sind nicht nur die Abaragos in unser Gebiet eingedrungen, sondern auch Nascanora mit seinen Männern. Die Abaragos wollen Rache dafür nehmen, dass Bomba in das heilige Sumpfgebiet eingedrungen ist und die Blume des Todes von dort mitgenommen hat.“

Diese Nachrichten waren allerdings schlecht genug. So hatten sie es also mit zwei feindlichen Stämmen zu tun. Sie mussten jetzt so schnell wie möglich in das Dorf der Araos zurückkehren, und Bomba übernahm wie immer die Führung.

Sie waren vielleicht eine Stunde in schnellem Lauf unterwegs, als Bomba plötzlich stehenblieb, den Freunden warnend zuwinkte und sich dann flach auf den Boden fallen ließ.

Die Indianer folgten augenblicklich seinem Beispiel. Eher als die anderen hatte Bomba aus der Ferne das Geräusch vieler Füße vernommen.

Bomba im Tal der Schädel

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