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Prolog
ОглавлениеDas Licht von Asconien
Teil 2
Sie waren nun schon seit Stunden unterwegs, ohne dass Henry auch nur ein einziges Wort gesprochen hatte. Immer wieder versuchte sein Onkel, Herzog Richard, den König in ein lockeres Gespräch zu verwickeln, doch alle seine Bemühungen waren vergebens und so gab er es schließlich frustriert auf. Am späten Nachmittag ließ der General den Zug anhalten und wandte sich zu Henry um. „Wir werden hier unser Lager aufschlagen, Eure Majestät“, sagte er zu ihm, „es hat keinen Sinn, bei Dunkelheit den Pass zu erreichen. Morgenfrüh, gleich nach Sonnenaufgang, werden wir weiterziehen. Wenn alles gut geht und noch kein Schnee auf dem Pass liegt, könnten wir es an einem Tag schaffen. Ansonsten werden wir, oder zumindest ein Teil Eurer Truppen, die Nacht dort oben“, er zeigte auf den Gipfel des vor ihnen liegenden Berges, „verbringen müssen. Ohne Zelte und Feuer, bei eisiger Kälte.“ Henry blickte ihn kurz an und nickte schwach. „Ich danke Euch, für Eure Belehrung“, raunte er zynisch. „Veranlasst alles Nötige“, fügte er abweisend hinzu, stieg von seinem Pferd und streckte sich stöhnend. Ohne einen weiteren von ihnen anzusehen, drehte er ihnen seinen Rücken zu und ging einige Schritte, nur um sich auf einen Felsen zu setzen. „Langsam fange ich an, mir ernstlich Sorgen zu machen“, sagte Herzog Richard leise. „Er hat die ganze Zeit über, kein Wort gesprochen. Er hat mich nicht einmal angesehen!“ „Er wird`s überleben!“, erwiderte General Laurentis hart. „Der ganze Zirkus, nur wegen dieser kleinen Hure! Wir hätten schon vor Wochen, den Pass überqueren können!“ „Ihr habt wohl vergessen, was Amanoue für uns getan hat! Wenn die kleine Hure“, äffte Richard den General sarkastisch nach, „nicht gewesen wäre, wären wir schon alle tot! Oder wärt Ihr lieber ohne unseren König heimgekehrt?“, fragte er und sah ihn ärgerlich an. „Natürlich nicht! Ihr habt ja recht“, brummte Laurentis zurück. „Dann mäßigt Euch das nächste Mal und wählt Eure Worte geschickter! Amanoue hat Henry das Leben gerettet und dafür werde ich ihm ewig dankbar sein! Ganz gleich, was er einmal war!“, sagte Richard wütend. Der General zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Und trotzdem, seine Majestät wird darüber hinwegkommen“, meinte er und deutete mit seinem Kopf auf einen Reiter, der auf sie zukam. „Der kleine Satory wird ihn schon trösten und Benny ist ja auch noch da!“ Hauptmann Satorius ritt geradewegs auf sie zu und sprang lächelnd von seinem Pferd. Er grüßte den Herzog, salutierte vor General Laurentis, schlenderte hinüber zum König und verbeugte sich tief vor dem. „Eure Majestät, mein Vater schickt mich. Er lässt fragen, warum wir schon haltmachen“, sagte er auf seine unbekümmerte Art und lächelte Henry unverwandt an. Der König blickte kurz auf und sah dann zu seinem obersten Feldherrn. „Laurentis, schickt einen Boten zum Herzog von Savoy!“, befahl er und wandte sich wieder dem jungen Hauptmann zu. „Ich möchte, dass du bleibst, Nicolas. Du bist der Einzige, der mich versteht“, sagte er und stockte. Er konnte nicht mehr weitersprechen und seine Augen hatten sich längst mit Tränen gefüllt. Mühsam schluckte er einige Male, holte tief Luft, um sich wieder in den Griff zu bekommen und schließlich schaffte er es sogar, Satory anzulächeln. Der junge Hauptmann nickte verständnisvoll, trat näher an Henry heran und berührte ihn mitfühlend am Arm. Der General deutete eine Verbeugung an. „Wie Ihr wünscht, Eure Majestät. Ich werde mich um alles Weitere kümmern“, erwiderte er und blickte den Herzog vielversprechend an. „Seht Ihr, Satory wird ihn schon auf andere Gedanken bringen“, murmelte er ihm zu, doch der Herzog schnaubte nur kurz.
Nachdem sie das Lager errichtet hatten, ging der König sofort in das Zelt seines Onkels und Satory folgte ihm wie selbstverständlich. Der Herzog zögerte noch einen Moment, bevor er mit einem tiefen Seufzen ebenfalls sein Zelt betrat und erst einmal abwartend stehen blieb. Henry saß mit Satory am kleinen Tisch des Herzogs und Henrys Leibdiener Sebastian schenkte ihnen gerade Wein ein. Wieder zögerte Richard, bevor er herantrat und sich schließlich auf einen Wink seines Königs hin, zu ihnen setzte. „Bitte Onkel“, sagte Henry, ohne ihn direkt anzusehen, „lasst noch ein Feldbett neben meines aufstellen. Ich will, dass Nicolas bei mir schläft.“ Demonstrativ legte er dabei seine Hand auf Satorys Arm. „Ihr habt doch sicher nichts dagegen einzuwenden?“, fragte er provokativ nach und Richard schnaufte tief durch. „Wie du wünschst, lieber Neffe“, antwortete er leicht frostig und sah zu dem jungen Mann. „Fühlt Euch ganz wie zu Hause, Hauptmann Satorius“, raunte er spöttisch und der neigte ebenso höhnisch sein Haupt. „Habt Dank, Eure Gnaden“, erwiderte er grinsend, doch dann wandte er sich wieder an Henry. „Seid Ihr sicher, dass ich bleiben soll?“, fragte er etwas unsicher und der König nickte. „Ich brauche dich jetzt. Bitte bleib, ich weiß sonst nicht, wie ich es schaffen soll“, antwortete er leise, „oder meinst du, dass ich nicht weiß, dass alle insgeheim hoffen, dass Amanoue es nicht überlebt?“, fügte er wesentlich lauter hinzu und warf einen zynischen Seitenblick auf seinen Onkel. „Heinrich, das ist doch nicht wahr!“, wiedersprach der sofort. „Du weißt genau, dass ich mir nichts mehr wünsche, als dass Amanoue wieder gesund wird! Ich werde nie vergessen, was er für uns getan hat! Aber du weißt auch, was ich davon halte, ihn mit nach Austra zu nehmen. Ich kann dich nur immer wieder davor warnen und dir davon abraten! Wie willst du es bei Hofe handhaben? Als was oder wen, willst du ihn in Austra vorstellen? Als Prinz von Asconien, der dir plötzlich so zugeflogen ist? Oder als was sonst? Als deinen Geliebten, kannst du ihn dort nicht halten! Wie erklärst du das Sybilla? Und was ist mit Wilhelm? Der wird das sicher nicht verstehen! Und der Bischof, erst recht nicht! Niemand, wird es verstehen! Man wird dich exkommunizieren und du wirst deinen Thron verlieren! Oh Gott, sieh das doch ein!“ Der Herzog fuhr sich mit beiden Händen über sein Gesicht, sah dann Henry geradezu flehend an. „Ich weiß selbst, dass es nicht einfach wird! Aber ich kann ohne ihn, nicht mehr leben. Ich liebe ihn, mehr als alles andere auf der Welt. Für Amanoue, würde ich alles aufgeben!“, fuhr der König ihn an. „Dann helfe dir Gott, mein lieber Junge! Deinen Ring, trägt er ja bereits! Den Ring, deiner Mutter! Er hätte deiner Königin gehören sollen und nicht …“, Richard sprach nicht weiter, schüttelte nur seinen Kopf. Er nahm seinen Becher, trank einen großen Schluck und wandte sich Satory zu. „Vielleicht könnt Ihr ihn ja zur Vernunft bringen, Hauptmann Satorius!“, sagte er voller Verzweiflung zu ihm. Satory hob überrascht beide Augenbrauen und legte seufzend eine Hand auf Henrys Arm. „Was soll ich sagen? Seine Majestät wird schon eine Lösung finden! Es wird schon irgendwie gehen. Ich weiß nicht, aber warten wir doch erst einmal ab, bis er seine Majestät in Averna wiedertrifft. Diese ganze Streiterei und Eure ständigen Vorwürfe, helfen jetzt auch nicht weiter“, meinte er und zuckte mit den Schultern. Henry lächelte ihn dankbar an, Richard leerte seinen Becher und knallte ihn auf den Tisch. Wieder schüttelte er verständnislos seinen Kopf, ließ sich von Sebastian nachschenken und stützte seinen Kopf in beide Hände. „Nicolas hat recht! Was, wenn Falco ihn nicht zu mir zurückbringt?“, sagte Henry bitter. „Wollt Ihr Euch schon vorher, mit mir entzweien?“ „Eure Majestät, Heinrich, davon kann nicht die Rede sein!“ Richard sah Henry erschrocken an und legte nun seinerseits seine Hand auf dessen anderen Arm. „Was du auch tust, ich werde stets zu dir halten und hinter jeder deiner Entscheidungen stehen!“, rief er schnell, bevor er ihn liebevoll ansah. „Das weißt du doch, als mein geliebter Neffe und mein König. Ich würde mich nie, von Euch abwenden, Eure Majestät“, sagte er milde stimmend und hob seinen Becher. „Lasst uns auf die Zukunft trinken! Was immer sie bringen mag“, prostete er ihnen zu. Henry und Satory stießen mit ihm an und nickten beide. „Auf das Amanoue wieder gesund werde und Falco ihn mir bald wiederbringt!“, sagte Henry voller Hoffnung und schloss kurz seine Augen. „Worauf Ihr Euch verlassen könnt!“, raunte Satory. „Wie ich Falco kenne, wird er sicher alles nur Erdenkliche, dafür tun! Er wird Eure Majestät sicher nicht enttäuschen, nicht der stets pflichtbewusste und überaus ehrbare Hauptmann Falco“, murrte er und seine letzten Worte trieften geradezu vor Hohn und Neid.