Читать книгу Einmal Himmel und zurück - Rudi Bacher - Страница 5

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Die Ankündigung

Ich bin eingeschlafen, oder glaube jedenfalls, mich in einer Phase des Tiefschlafes zu befinden. Ich nehme wahr, dass ich mich in einem Traum, auf einem meiner ausgedehnten Spaziergänge im Wald befinde. Es ist ziemlich dunkel, und mir begegnet ein seltsames Licht, das mich einholt und nicht von meiner Stelle weicht.

„Wer oder was bist Du?“, frage ich.

„Mein Name ist nicht wichtig, aber Du wirst bald einen Namen für mich finden, so wie Ihr Menschen zwanghaft alles und jedem einen Namen gebt.“

„Was heißt ihr Menschen? Bist Du denn kein Mensch?“

„Biologisch betrachtet – Nein. Aber spirituell kannst Du mich ohne weiteres personifizieren, ich habe nichts dagegen.“

„Dann bist Du ein spirituelles Wesen? Ein Geist ? Oder gar der Tod?“

„Nenne mich bitte nicht so. Das hat so etwas Angst einflößendes an sich. Ich will Dir keine Angst machen! Es würde mir nichts ausmachen, wenn Du mich so nennst, sofern Du diese Worte nicht mit all den negativen Attributen versiehst, mit denen Ihr Menschen dem Tod begegnet. Ich bin Dir zugeteilt, vielmehr hast Du mich selbst ausgesucht, aber daran kannst Du Dich nicht mehr erinnern, denn das Erinnerungsvermögen hast Du ja erst später bekommen. Das war Teil Deiner Entwicklung.“

„Dann bist Du so etwas wie ein Behüter, ein Schutzengel?“

„Das gefällt mir schon viel besser. Ja, Schutzengel gefällt mir. Obwohl Eure Vorstellungen von Schutzengeln schon sehr begrenzt sind. Wie überhaupt Eure Phantasie, genauso wie Euer Glaube, so furchtbar eng und limitiert ist. Von der Tradition vorprogrammiert, von den Vorstellungen der Eltern und Erzieher gestempelt, von den eigenen Wahrnehmungen geprägt und in eine Schiene gepresst, aus der Du nur schwer ausbrechen kannst.“

„Wie sollte sie denn sein, die Phantasie?“

„Das kann ich Dir nicht beschreiben. Nicht mit Worten, die Du verstehen würdest. Vielleicht könnte ich Dir jemanden senden, der Dir einen winzigen Einblick geben kann, in das Vorzimmer sozusagen, von dem, was ihr Hölle oder Himmel nennt. Du kannst mir vertrauen. Ich weiß, Vertrauen kann man nicht fordern, man muss es erwerben. Aber, habe ich das nicht schon längst getan – mit den Träumen, die ich dir geschickt habe?“

„Wenn Du ein spirituelles Wesen bist, ein Schutzengel oder so etwas ähnliches, dann bist Du ein Gesandter Gottes – oder gefällt Dir dieses Wort auch nicht? Und wenn Du von Gott gesandt bist, wie kannst Du von mir Vertrauen einfordern? Darf ich Deinen Blick richten auf die vielen unschuldigen Opfer von Verbrechen; die vielen Hungertoten; die in Kriegen Gefallenen; die unter unsagbaren Schmerzen Dahinsiechenden, bis sie endlich die Gnade des Todes erfahren; die Opfer des Naziregimes oder anderer Machtsysteme; die Behinderten; die Gelähmten, Blinden, Tauben, Stummen, von Schmerzen gequälten; die Alleingelassenen; die Ausgebeuteten; die Verfolgten; die in dauernder Armut Lebenden; die Trauernden; die Geschlagenen; den Opfern der Inquisition und anderer Verbrechen, an denen die Religionen der Welt maßgeblich beteiligt waren, und, und, und …“

„Lass Deiner Enttäuschung ruhig freien Lauf. Es zeigt mir, dass Du Dir Gedanken machst. Mach aber nicht den Fehler, die Verantwortung auf uns oder gar auf GOTT zu schieben. Das Wort ,Schutzengel‘ ist zwangsweise verknüpft mit Vorstellungen Deiner Gedankenwelt. Ebenso wie auch das Wort ,Gott’ von jedem Theologen anders interpretiert wird. Besser gefällt mir schon das Wort Jahwe oder übersetzt ,Ich will unter Euch sein, als der ich unter Euch sein will’. Nicht leicht zu verstehen, ich weiß, aber mit den Übersetzungen ins Menschliche habt ihr eben Eure Probleme. Ich wähle absichtlich diese Formulierung, weil Menschen dazu neigen,

1. zu glauben, Gott hätte sie verlassen, sobald sie unerwartete Schicksalsschläge treffen. ER ist aber immer da, ob wir wollen oder nicht.

2. 2.weil ER in einer Art und Weise da und gefällig sein sollte, wie wir ihn gerade haben möchten, nicht so wie ER unter uns sein möchte. Wenn zum Beispiel ein guter Freund im Sterben liegt, uns ein Unglück befällt oder wir an einer unheilbaren Krankheit leiden, so machen wir Gott verantwortlich, aber wenn alles eitel Wonne ist, so möge ER doch – bitteschön – bleiben wo er ist.“

„Nun kenne ich Dich erst seit Kurzem und schon tauchen mehr Fragen auf, als mir lieb ist. Welche Vorstellung sollte ich mir von Gott machen? Was bedeutet dieses Wort? Wer, wenn nicht ER, trägt die Verantwortung für das viele Unheil und Ungerechtigkeit auf der Welt? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Wie sieht es aus? Was ist Himmel, was ist Hölle? Was für einen Einblick kannst Du mir bieten?“

„Halte ein! Ich habe nicht so viel Macht, Dir all diese Fragen zu beantworten. Ich führe Dich nur. Die Macht, diese Fragen zu beantworten, hast Du selbst. Du musst es nur wollen. Nicht mit wissenschaftlicher Akribie, sondern mit kindlichem Gemüt. Nicht mit Skepsis, sonder mit Glauben. Nicht mit Besserwissen, sondern mit Demut und Geduld. Demut hat mit Mut zu tun, und Geduld mit dulden. Das ist sehr wichtig zu wissen in der heutigen Zeit, in der jeder alles sofort und auf der Stelle haben will.

Ich kann Dir auch keinen Einblick geben im Sinne von Realität. Mit der Wahrheit ist das so eine Sache. Wahr ist für jeden Menschen nur das, was er als wahr empfindet, geprägt von seinem Lebensstil und seiner ihm eigenen Vorstellungsgabe. Ich kann mich aber Deiner Träume bedienen, sie dienen dazu, Unverarbeitetes aufzuarbeiten. Voraussetzung ist, dass Du das wirklich möchtest. Das wollen leider die wenigsten, darum bleiben sie in ihrer Gedankenwelt gefangen, alleine und hilflos, weil der Andere ohnehin nie Recht hat und sie sich aus Furcht vor dem Unbekannten gar nicht ändern wollen. Du musst bereit sein, Dich auf Unbekanntes einzulassen und Du musst immer wissen, dass das, was Du träumst, Deiner Gedankenwelt angeglichen ist. Die Wahrheit ist viel umfassender, unbeschreiblich und gänzlich anders. ER will unter Euch sein, als der ER unter Euch sein will, und nicht als der, als den ihr IHN haben wollt. Die Träume, die Dich erwarten, sind ein Produkt Deiner Einbildungskraft. Sie kommen der Wahrheit nicht annähernd nahe und würden von jedem Menschen, dem Ähnliches angeboten würde, anders wahrgenommen. Die auf Details des Jenseits abzielende Neugier kann damit nicht befriedigt werden und ist auch nicht das Ziel dieses Angebotes. Es ist dies lediglich eine von Millionen Möglichkeiten, der Versuch einer Erklärung spiritueller Vorgänge. Möchtest Du das?“

„Ja, unbedingt, mein Drang nach Wissen über das Leben ,danach’ ist unbändig.“

„Das klingt schon wieder voll von Vorurteilen, vorgefasster Meinungen, vergiss das alles. Aber wen, möchtest Du, den ich Dir als Begleiter mitgebe? Gibt es einen Menschen, der in Deinem Leben volles Vertrauen hatte?“ „Da gibt es viele. Meine Eltern zum Beispiel oder meinen Bruder.“

„Nein, keinen Verwandten oder gute Bekannte. Als Begleiter möchte ich lieber einen Außenstehenden; jemand, den Du geachtet hast; aber jemand, zu dem der Kontakt nicht zu intensiv war, vielleicht einen Pädagogen?“

„Mein Vertrauen zu Lehrern wurde vielfach enttäuscht, doch ein paar gab es da. Aber da fällt mir eine Person ein, die mein volles Vertrauen bis zum Ende hatte. Es war mein Fluglehrer. Wir haben uns zwar selten über persönliche Dinge unterhalten, aber ich hatte immer den Eindruck, zu ihm könnte ich auch kommen, wenn ich in einer Notlage wäre. Er würde mir weiterhelfen. Er ist leider an Krebs verstorben.“

„Das scheint der Richtige zu sein. Wir wollen es mit ihm versuchen.“

Eigenartig. Ich hätte schon längst erwachen sollen aus diesem Traum. Es war so ein klarer Traum, ich glaube man nennt so etwas luzide Träume. Mir war während des Traumes voll bewusst, dass ich träume, und doch war der Traum so wirklich wie das Bewusstseins im Wachzustand. Mir war so, als würde ich aufwachen, wollte aber diesen Traum zu Ende träumen, was scheinbar auch gelang. Nicht nur diese Situation ist mir neu, auch der Traum war so voller Frieden und Ruhe. Dann das Wissen um einen Schutzengel, ich fühle ihn noch jetzt direkt neben mir, über mir, in mir. Ein Traum von der Art, aus der man eigentlich gar nicht aufwachen möchte. Sollte dies ein Hinweis sein, dass es eine Fortsetzung gibt?

Wenn es so ist, dann freue ich mich jetzt schon auf den nächsten Traum. Lassen wir es einfach kommen, wie es kommen möge. Selbst wenn diese Niederschrift meiner Träume manchen Menschen Furcht und Angst einflößt, ich kann versichern, von Angst war keine Spur. Da war überall das totale Vertrauen und Zuversicht. Und die Stimmung war etwa so, wie es Sterbende oft beschreiben, wenn sie scheinbar Verstorbene zu sehen glauben und mit ihnen Kontakt aufnehmen.

Einmal Himmel und zurück

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