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Einleitung (von Dr. Barbara Sattler und Birgit Scholz)

Das Leben führte 2014 zufällig die Wege eines früheren Stotterers und einer früher umgeschulten Linkshänderin zusammen. Der eine hatte viele Jahre zuvor seine Sprachbehinderung mit Mut und Ausdauer überwunden, die andere sich viele Jahre zuvor mit Mut und Ausdauer auf ihre linke Hand zurückgeschult.

Beiden, sowohl Stotterer als auch umgeschulter Linkshänderin, war das Wagnis gemeinsam, dass sie erst deutlich vom Mainstream abweichen mussten, um sich auf nahezu unbekanntem Terrain und weitgehend auf sich selbst gestellt, eine grundlegende Wende im Leben zu erarbeiten. Es ging für beide darum, sich gegen die Einstellung der Allgemeinheit zu behaupten. Es ging darum, endlich und vorrangig solidarisch mit sich selbst zu handeln – egal, was die Welt dazu meinte, egal, welche Konflikte durchzustehen waren. Authentizität, das war für beide in ihrer schwer belasteten Realität das Ziel. Es gibt nun mal kein richtiges Leben im Falschen, wie Theodor Adorno zutreffend formulierte.

Beide stellten sich zu völlig unterschiedlichen Zeiten der Aufgabe, mittels Familienaufstellung nach Bert Hellinger ihren wirklichen Platz in ihrer Herkunftsfamilie zu ergründen. Sowohl Stotterer als auch umgeschulter Linkshänderin wurde vom Leben zudem je ein zentral helfender Mensch zugedacht. Dem einen, Rudolf Friedrich, ein Therapeut, der anderen, mir persönlich, Frau Dr. Sattler, die das Thema Linkshändigkeit über Jahrzehnte erforscht und die erste Dt. Beratungsstelle für Linkshändige in München gegründet hatte. Ohne diese Menschen hätten Stotterer und Umgeschulte wohl nicht aus ihrer Misere herausgefunden. Beide sind ihren Helfern dauerhaft in Dankbarkeit verbunden.

Warum aber bringt das Leben im Jahr 2014 den früheren Stotterer und die früher umgeschulte Linkshänderin in Kontakt? Beide leben in völlig unterschiedlichen Kontexten und hunderte von Kilometern voneinander entfernt. Beide sind spät entdeckte intellektuell Hochbegabte, die sich so lange für dumm hielten, bis voneinander völlig unabhängig IQ-Tests ihnen die Augen öffneten und sie Mitglieder bei Mensa in Deutschland e. V. wurden. Das alles ist jedoch in den Augen des Lebens kein sinnstiftender Grund dafür, die Begegnung zweier Menschen zu arrangieren.

Vielleicht brachte das Leben beide in Kontakt, um endlich für Menschen mit der Sprachbehinderung des Stotterns eine Brücke zu bauen, hin zu dem Wissen um das Stottern als Sekundärfolge der Umschulung von Linkshändigkeit.

Wenn die Umschulung von Linkshändigkeit zum rechtshändigen Schreiben die Sprachbehinderung vielleicht nicht immer auslöst, kann sie diese zumindest verstärken und verfestigen. Tatsächlich vermindert sich bei vielen umgeschulten Linkshändigen diese erworbene Sprechblockade während einer selbst gewünschten und sorgsam durchgeführten Rückschulung auf die linke Hand.

Es mag bei manchen, mit dem Thema Linkshändigkeit Vertrauten, durchaus Verwunderung auslösen: Ein Neuro-Wissenschaftler stellt zwar fest, dass bei stotternden Menschen während des Sprechens eine stärkere Aktivität der rechten Gehirnhälfte statt der linken erkennbar ist, jedoch bleibt der Gedanke aus, dass diese Aufnahmen die Gehirne umgeschulter Linkshändiger abbilden. Deren rechte Hemisphäre bleibt auch nach einer Umschulung die dominante. Dieser fehlende Brückenschlag ist jedoch noch üblich.

Außerdem: Pecunia non olet - unser Gesundheitsmarkt bietet leider mehr Verdienstmöglichkeiten, wenn Menschen krank oder behindert sind und bleiben. Die Fragen, die man hier nicht oft genug stellen kann, sind: Wer oder was dient wem oder was? Und möchte ich das? Man findet häufig eher langwierige Methoden, Symptome zu „reparieren“, sie „sozial unauffälliger“ zu machen. Wegweiser und Wegbegleiter zum Aufspüren und Beseitigen der eigentlichen Behinderung einer Lebensquelle, die diese Symptome hervorruft, findet man selten, meist abseits vom leicht zugänglichen Angebot.

Das Erkennen der Ursache eines Problems und die grundlegende Weichenstellung zum Gesunden haben noch oft zu wenig Raum. Dabei ist alles Leben darauf ausgerichtet, Gesundheit herzustellen.

Umso wichtiger ist es, dass genau diejenigen sich zu Wort melden, die die unbekannteren Wege zum Gesunden kennen, diese Wege selbst gegangen sind, deren Unsicherheiten, Mühen, Fortschritte, dazugehörigen Rückschläge selbst erfahren haben, aber auch den einen unschätzbar wertvollen Erfolg:

Wieder so zu werden, wie das Leben sie im Ursprung gemeint hat.

Genau dieses Ziel motiviert Frau Dr. Sattler seit mehr als 30 Jahren, ihre segensreiche Arbeit für umgeschulte Linkshändige fortzuführen, selbst wenn sie manchmal darin fast ertrinkt. Leider konnte sie deshalb auch dieses Vorwort nicht selbst schreiben. Sie bat mich, es in ihrem Sinne zu tun. Ich tue es gerne und hoffe beim Schreiben dieser Worte, ich werde ihrem Wunsch mit diesen Zeilen gerecht.

Ich freue mich, wenn dieses Buch durch meinen Hinweis auf Frau Dr. Sattler und die Folgen der Umschulung von Linkshändigen ein wenig ergänzt werden konnte.

Ich freue mich, dass der Autor, Rudolf Friedrich, zum einen sehr nachfühlbar sein persönliches Erleben ausspricht, zum andern mit vorhandenem Wissen den zutreffenden Kontext erkennbar macht. Es ist ein Buch für genau diejenigen, die wortlos geworden sind, obwohl sie Wissenswertes zu sagen hätten, geschrieben von einem der wortlos gefangen war und wieder frei spricht.

Ich hoffe, dass viele von Ihnen, den Lesern und Leserinnen, im Verlauf der nun folgenden Kapitel einen neuen und begründet hoffnungsvollen Blick auf Ihre Lebensaufgabe werfen können:

Zu wagen, mit sich selbst solidarisch zu sein, geduldig mit sich selbst Schritt für Schritt zu denjenigen zu werden, die Sie in Ihrem Ursprung sind – und auszusprechen, was ausgesprochen werden will. Möge Ihnen die Übung gelingen.

Statt eines Vorworts

Das vorliegende Büchlein ist der Niederschlag meiner Erfahrungen, die ich in der Heilung von Sprachstörungen an mir selber … gemacht habe. Es war mir ein Bedürfnis, die Heilmethode, der ich nach ca. 18jährigem Kampfe mit dem Sprachfehler meine völlige sprachliche Wiederherstellung verdanke, und zwar durch Selbsthilfe, zu Nutz und Frommen meiner sprachleidenden Zeitgenossen zu Papier zu bringen.“i

So beginnt das Vorwort zum Buch „Meine Selbstheilung von achtzehnjährigen Sprachstörungen“. Autor war Jens Schernius, eines Stotterers, der sich selbst geheilt hatte und darüber ein Büchlein schrieb. Dies war geschätzt Anfang des letzten Jahrhunderts. Ein Erscheinungsjahr enthält das Büchlein nicht. Es erschien im „Modern-Pädagogischer und Psychologischer Verlag“, Berlin. Dieses Büchlein hat mir ein Freund geschenkt, da er wusste, dass ich das Ihnen vorliegende Buch fast fertiggestellt hatte. Diesem Vorwort ist nichts hinzuzufügen.

Ich war zwischen meinem dritten und achtundzwanzigsten Lebensjahr Stotterer. Einen Teil meiner Erlebnisse schildere ich in den ersten Abschnitten dieses Buches. Und ich habe mein Stottern abgelegt. Den Weg dahin zeige ich Ihnen hier.

Wenn in diesem Buch von „dem Stotterer“ die Rede ist, sind Damen und Herren gemeint. Allein zur sprachlichen Vereinfachung habe ich darauf verzichtet, die Damen gesondert zu erwähnen. Man sehe es mir bitte nach.

Widmung

Dieses Buch widme ich meinen wunderbaren Töchtern L. und L.; meine beiden Töchter sind das Beste, was mir in diesem Leben geschenkt worden ist. Und ich bin sehr dankbar, dass es diese beiden jungen Damen in meinem Leben gibt.

Danksagung

Während der letzten Jahrzehnte bis jetzt standen und stehen mir viele Menschen hilfreich zur Seite. Manche Beziehungen sind enger, manche weiter geworden. Allen diesen Menschen gilt mein Dank von ganzem Herzen. Danke!

Hervorheben möchte ich meine Kinder L. und L. meine Schwester, und meine Freunde und Freundinnen, von denen ich viel erfahren durfte. An Euch einen ganz besonders liebevollen Dank!

Ich danke auch allen, die mir bittere Lektionen beigebracht haben, denn nur am Leiden lernt man. Und lernen durfte ich in den ersten 50 Jahren ziemlich viel. Danke!

Kein STOTTERBOCK mehr!

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