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Das Tal der Götter

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Der Winter auf den neuen Weiden an der östlichen Grenze Kaanas war eine deutlich mildere Angelegenheit, als sie es von ihren früheren Weidegebieten gewohnt waren. Die Nähe zu Sheenland verhinderte nennenswerte Schneefälle nahezu ganz, denn die Luftfeuchtigkeit in dieser Region war einfach zu gering. Es gab zwar auch hier kalte Nächte in denen man die Dungfeuer in den Kohlepfannen der Wagen gerne weiter brennen ließ, doch es waren nur wenige. Schnee gab es nicht und Tagsüber war es meist sogar warm genug, um auch ohne den schweren Mantel reiten zu können.

„Ich verstehe nicht, weshalb Marigo unbedingt in einer Stadt mit festen Häusern leben wollte. Das Leben in diesem Teil der Steppe ist doch absolut leicht und angenehm!“

Was Kargul nicht verstand, verstand auch Mizar nicht. Niemand verstand, was Vilas und Marigo, die beiden verräterischen Ältesten der siebten Sippe geritten hatte, dass sie in einem derart milden Klima auf ihr Nomadenleben verzichten wollten. Doch musste man es verstehen?

Eigentlich war es einerlei, meinte Joel und traf damit den Nagel auf den Kopf, denn jetzt waren sie die Nutznießer des milden Klimas und sie würden sich ganz sicher nicht nach festen Häusern mit eingebauten Bädern sehnen.

Kazar hatte als Winterquartier eine weite Talsenke gewählt, in der er sämtliche Herden über den Winter bringen konnte, ohne dass die Tiere hungern mussten, so üppig war das Land hier. Insgeheim war Kazar dem toten Marigo sogar ein wenig dankbar für seine Dummheit.

Ein wichtiger Teil des Winters sollte damit verbracht werden, dass man an den Gänsesee ritt und zunächst die neuen Krieger der vierten Sippe mit den stählernen Waffen und Rüstungen ausstattete. Dafür waren zehn Tage vorgesehen und schon wenig später erwarteten sie Chamjak mit ebenfalls mehr als zweihundert Reitern der ersten Sippe, damit auch diese ausgerüstet wurden. Danach sollte eine Sippe nach der anderen auftauchen und bis zum nächsten Sommertreffen sollte aus einer eisernen Sippe ein stählernes Volk geworden sein. Weit mehr als zweieinhalbtausend wilde Krieger auf stolzen und edlen Rössern, in Stahl gehüllt und mit Stahl bewaffnet stellten eine Streitmacht dar, denen die Städte Zeparana, Surbana und Shangtzu nichts Vergleichbares entgegen zu setzen hatten.

Sie wussten es nur noch nicht ….

Alles lief wie geplant. Bereits zu Mittwinter waren vier Sippen vollständig mit Stahl gerüstet und jeder Älteste, der zusammen mit einem der Männer der vierten Sippe in die Schatzkammer ging, kam mit einem ehrfürchtigen Ausdruck im Gesicht zurück und mit jedem Krieger, der Stahl tragen konnte, stieg die Achtung vor Kazar, Joshara und der vierten Sippe immer weiter. Einige der Ältesten, ganz besonders Tristal scheuten sich angesichts des gewaltigen Schatzes nicht zuzugeben, dass sie diesen vermutlich nicht so großzügig mit dem Rest des Volkes geteilt haben würden. Doch die Tatsache, dass der Schatz nicht der vierten Sippe, sondern dem Volk überlassen wurde, erhöhte Kazars Macht eher, als dass sie diese schmälerte. Chamjak war der erste, der lapidar feststellen musste, dass sämtliche Krieger der ersten Sippe in Kazar und Joshara Idole erkannte, denen sie notwendiger Weise auch in den Tod folgen würden.

„Das haben sie von mir noch nie gesagt...“

Das Tal das zu der Höhle und dem Zugang zum Schatz führte aber wurde für Joshara und Kazar zu einem ganz besonderen Erlebnis. Joshara hatte es zum ersten Mal als ein Stück Sheenland inmitten der fruchtbaren Steppe Kaana kennen gelernt. Als er und Kazar dann zum letzten Mal hier gewesen waren, hatte es im Tal plötzlich zu regnen begonnen, ein kleiner Erdrutsch hatte eine Quelle freigelegt und das Tal hatte zu grünen begonnen. Nun, nach der Hälfte eines Jahreszyklus waren sie zurück gekehrt und trafen auf ein Tal, das nicht mehr mit dem Gemein hatte, das sie kannten. Durch die Talsohle floss ein Bach, der von ganz hinten aus dem Tal kam und das Gras reichte an den Hängen bis weit über die Höhe hinauf, in der normalerweise Gras wuchs. Zahlreiche Büsche und schnell wachsende Stauden überwucherten das Tal und wohin man sah, begannen Schösslinge von Bäumen aller Art zu wachsen.

Ab dieser Zeit war das Wachstum alles Grünen im Tal immer augenfälliger. Als sie mit Chamjak und der ersten Sippe ins Tal kamen, waren die Schösslinge schon kniehoch geworden. Kazar erzählte Chamjak, was sie beobachtet hatten und der oberste Kriegsherr knurrte:

„Wenn wir in ein paar Jahren wieder hierher kommen, werden wir uns den Zugang mit Äxten bahnen oder durch das Bachbett waten müssen und werden dann mit nassen Füßen in der Höhle ankommen. Es ist schon erstaunlich, welche Kraft doch in unserer grünen Göttin steckt, wenn man ihr den Weg ein wenig ebnet.“

Kazar sah Chamjak ob dieser Worte staunend an und wusste nicht genau, ob er sie tatsächlich für vollkommen ernst nehmen durfte. Er glaubte eine gute Portion Sarkasmus in der Stimme des obersten Kriegsherrn vernommen zu haben.

„Hast du Grund, unsere grüne Mutter zu kritisieren?“

„Habe ich Grund? Was soll ich dazu sagen, Freund Kazar? Ich bin seit nunmehr beinahe vier Jahrzehnten der oberste Kriegsherr des Volkes der grünen Göttin. Ich habe mein Leben in ihren Dienst gestellt, wie kaum ein anderer. Habe ich deshalb ein solches Geschenk von ihr bekommen? Ein Mann aus den Bergen musste kommen, um uns einen unvergleichlichen Schatz zu erschließen und ein Tal der grünen Göttin zurück zu geben, welches unsere Väter, deiner und meiner, an Sheehano verloren haben. Habe ich Grund sie zu kritisieren? Nein, ich glaube nicht. Sie hat mir viel gegeben und manches genommen, doch ich habe keinen Grund sie zu kritisieren. Doch im Gegensatz zu ihr bin ich ein Mensch und manchmal fühle ich mich eben ein wenig ungerecht behandelt. Doch das legt sich.“

Kazar sah den obersten Kriegsherr lange an, dann jedoch wollte er wissen:

„Du hast mich gerade überrascht. Auch ich kenne die Legenden des Volkes, doch ich habe nie gehört, dass sich auch um dieses Tal eine Legende rankt.“

„Es ist ausnahmsweise so wenig eine Legende, wie der Sieg deines Sohnes beim Bus-Ka-Shi eine Legende ist. Ich war dabei und musste versprechen niemals über das zu reden, was ich gesehen und erlebt habe. Jetzt aber, da sich alles so verändert hat und beinahe wieder so geworden ist, wie es einstmals war, sollte ich doch darüber reden. Komm setzen wir uns, dann erzähle ich eine Geschichte.“

Kazar winkte auch Joshara herbei und zu dritt setzen sie sich in die Mulde, die Misteeva einst geschaffen hatte, als sie hier nach Erzen grub. Sie fanden ohne viel Mühe unter den Büschen Totholz genug um ein kleines Feuer zu entfachen und es sich so ein wenig gemütlicher zu machen. Sie rollten sich ein paar Sitzsteine heran und dann hockten sie eine Weile nur da, hielten die Hände über die Flammen und schwiegen vor sich hin.

Es war angenehm, hier zu sitzen. So angenehm, dass man geneigt war, die Zeit zu vergessen, sie verstreichen zu lassen, so wie man sich feinen Sand durch die Finger rieseln lässt. Es gab für den Tag keinen Grund zur Eile und so entspannten sie sich einfach und warteten ab. Dann aber war der Zeitpunkt gekommen, Chamjak hatte seine Geschichte parat, sie wollte heraus und so begann er zu erzählen.

„Ihr spürt es selbst, dieses Tal gehorchte anderen Gesetzen als der Rest unseres Landes, nicht wahr?

Ihr spürt es und ich spüre es. Man meint die Zeit spielte keine Rolle und man könnte einfach für immer so sitzen und vor sich hin grübeln. Ich habe dies schon einmal erlebt und unsere Väter haben es ebenso empfunden. Damals war der Älteste der ersten Sippe mit seinen Söhnen zu Besuch bei der vierten Sippe, denn es galt ein paar dringende Anliegen zu besprechen. In Zeparana war ein ehrgeiziger junger Händler aufgetaucht, der neue und völlig andere Wege ging und oft unverständliche Ansichten besaß, was den Handel mit dem Volk anbelangte. Sein Name war Sabandin und er bereitete meinem Vater, der wie ich oberster Kriegsherr des Volkes war, großes Kopfzerbrechen. Der Händler war bei ihm gewesen und hatte ihm Vorschläge unterbreitet, die dazu führen mochten, die erste Sippe noch bedeutsamer zu machen und den obersten Kriegsherrn zu einer Art Herrscher zu erheben, wie es ihn auch in Zeparana und den anderen Städten gab.

Mein Vater war wie ich oder, besser gesagt, ich bin in vielen Dingen wie mein Vater. Strategisches Verständnis und Kriegstaktiken liegen den Männern unserer Familie im Blut, doch Intrigen, alles was mit Politik zu tun hat, entzieht sich unserem Geist sehr häufig. Deshalb war mein Vater an den Gänsesee geritten, um sich mit deinem Vater zu beraten.

Beratungen können sich lange hinziehen und langweilig werden, also lud dein Vater als Gastgeber am dritten Tag der Beratungen uns alle zu einer Jagd auf einen alten Bären ein, der sich zunehmend an den Kälbern der vierten Sippe vergriff. Wir zogen am frühen Morgen hinaus und fanden den Bär, wie er gerade im Begriff war, ein frisch gerissenes Stierkalb zu verspeisen. Es war ein sehr alter Bär und seine zahlreichen Narben bewiesen, er hatte schon viele Jagden überstanden. Er stammte auch nicht aus der Steppe, denn solche Bären gab es in der Steppe nicht. Er muss aus den Bergen herunter gekommen sein und wenn man ihm in die Augen sah, erkannte man, dass es sich um ein besonders tückisches Tier handelte. Es war also Vorsicht geboten, doch welcher Kentaur mag schon vorsichtig sein, wenn ihn die Jagdleidenschaft erfasst hat? Wir sind nun mal heißblütig, wir Männer vom Volk Kaana und die Söhne der ersten Sippe übertreffen darin die meisten anderen noch. Vielleicht müssen wir gerade deshalb auch einen besonders hohen Blutzoll entrichten. Mein ältester Bruder hatte den Bären aufgespürt und deshalb gebührte ihm auch das Recht der Tötung. Doch der Bär wollte noch lange nicht sterben, er wehrte sich und er wehrte sich mit Mitteln, die den Steppenreitern fremd waren.

Plötzlich stand er auf den Hinterbeinen, seine Arme weit ausgebreitet erwartete er den Angriff meines Bruders und als dieser seinen Hengst auf ihn zu jagte, legte der Bär den Kopf ein wenig in den Nacken und begann zu brüllen, wie man in der Steppe noch keinen Bären hatte brüllen hören. Sein Gebrüll ging durch Mark und Bein und der Hengst meines Bruders verweigerte den Angriff. Er blieb stehen, er stieg und bockte und dann geschah das schrecklichste, das einem Kentaur geschehen kann. Mein Bruder fiel vom Pferd und der Hengst rannte in panischem Entsetzen davon, während mein Bruder von einer lebenden Lawine aus Klauen und Zähnen, aus dickem Fell und harten Muskeln förmlich überrollt wurde. Die ganze Angelegenheit hatte kaum zehn Atemzüge gedauert, dann lag mein Bruder zu einem blutigen Bündel zerfetzt am Boden und rührte sich nicht mehr. Der Bär aber wandte sich ab, packte im Vorbeilaufen die Überreste des Stierkalbs und trug diese zwischen seinen Zähnen davon. Er verschwand auf einem schmalen Pfad, der durch dichtes Gestrüpp führte und schien wie ein Geist im Berg zu verschwinden.

Wir folgten ihm, denn keiner von uns glaubte an Geister und so kamen wir in dieses Tal. Wir standen am Eingang eines Urwaldes. Dichtes Unterholz wurde von riesigen Bäumen mit weit ausladendem Geäst überragt. Das Astwerk der Baumriesen bildete ein nahezu dichtes Kuppeldach über das ganze Tal hinweg und im Zwielicht unter dieser grünen Kuppel war der Bär verschwunden. Wir hörten ihn weit weg rumoren und mein Vater stand am Eingang des Tals und trauerte um seinen ersten Sohn. Er weinte nur blutige Tränen, ganz so, wie es sich für einen Krieger gehört. Sein Messer zerfetzte seine Unterarme und seine Brust und er schwor dem Bär Rache. Meine Brüder und ich weinten und schworen mit ihm.

Dein Vater war wie du Kazar, ein vernünftiger Mann. Er erklärte unserem Vater, dass es Unsinn wäre, sich an einem Bären, einem Tier rächen zu wollen. Der Bär hatte seiner Natur entsprechend gehandelt und keinerlei böse Absicht stand hinter seinem Tun. Mein Vater war lange Zeit nicht zu beschwichtigen, doch dann geschah etwas Seltsames.

Es war, als würde es ein wenig heller unter den Bäumen, ein grünes Leuchten tauchte auf und dann erschien unter den Bäumen eine wunderschöne, nackte Frau mit grüner Haut und eigenartigen roten Mälern. Die grüne Göttin erschien uns und bestätigte die Worte deines Vaters. Sie sagte, dass der Bär zu ihren Kindern gehöre wie alles, was in der Steppe lebt und wir sollten und zurück ziehen um ihn in Ruhe und Anstand sein Leben beenden zu lassen, denn lange hatte er auf Grund seines Alters nicht mehr zu leben.

Noch während sie sprach tauchte ein weiteres Wesen auf. Ein Mann in der Kleidung der Iboa, der Sheenlandratten und er mischte sich sofort in das Gespräch ein, belächelte meinen Vater, nannte ihn einen Feigling und einen Schwächling und meinte, wenn ein Kentaur erst einmal auf seine Rache verzichtete, wäre das Ende Kaanas nicht mehr weit.

Wir wussten nicht, wer dieser Mann war bis die Grüne ihn bei seinem Namen nannte. Sheehano war es selbst, der Herr des Sheenlands und jeder Mann bei klarem Verstand hätte gewusst, wohin dessen Einflüsterungen führen würden. Mein Vater war aber nicht bei klarem Verstand. Er beschloss seine Rache zu vollziehen und als sich ihm sein Freund und Ratgeber in den Weg stellte, erschlug er ihn hinterrücks. Dann zündete er das Buschwerk an und wenig später brannte der ganze Wald, aus dem grünen Tal wurde an einem einzigen Tag ein Sheenland, ein Teil des Reiches Sheehanos. Die grüne Göttin aber verschwand und bis zum letzten Sommer hat niemand aus der ersten Sippe sie jemals wieder gesehen.

Der vierten Sippe erzählte mein Vater, dass der Sippenälteste ebenfalls den Bären zum Opfer gefallen und mit dem Tier verbrannt war. Niemand außer seinen Söhnen konnte das Gegenteil beweisen. Die vierte Sippe benannte deinen Onkel Dohal als Sippenältesten und dieser gab sein Amt einige Jahre später an deinen Bruder Joshra ab.

Nun wisst ihr, wie dieses Tal zu einer Sheenland wurde und du, Kazar weißt nun, weshalb ich oft nicht auf deiner Seite stand. Ich dachte stets an das Ereignis in diesem Tal und ich fürchtete mich vor dem Tag, an dem die Wahrheit vielleicht ohne mein Zutun ans Tageslicht käme. Deshalb habe ich immer versucht, die vierte Sippe auszulöschen, denn einer Blutrache deinerseits hätte ich nichts entgegen zu setzen gehabt.“

Es herrschte Ruhe. Nur das Knistern der Flammen unterbrach die Stille und ab und zu das Geräusch eines kleinen Tiers im Unterholz. Dann setzte sich Joshara ein wenig auf und wollte von Chamjak wissen:

„Hast du noch eine genaue Erinnerung an den Bären? Hatte er irgendwelche Besonderheiten?“

„Er bestand eigentlich nur aus Besonderheiten. Weshalb fragst du mich das?“

„Gleich. Doch zuerst versuche ich dir den Bären zu beschreiben und du sagst mir ob alles stimmt, was ich sage.

Er war groß und sein eigentlich braunes Fell war am Bauch und unter den Vorderbeinen so hell, dass es beinahe gelb wirkte. An seiner rechten Hinterpranke fehlten zwei Krallen und der linke Eckzahn im Oberkiefer war abgebrochen. Seine Augen waren nicht schwarz und gelb, wie bei anderen Bären, sondern weiß mit roten Pupillen. Stimmt das?“

Chamjak starrte Joshara an und fragte:

„Hast du nun, neben deinen zahlreichen anderen Fähigkeiten auch noch die eines Sehers in dir entdeckt? Du warst nicht hier, wie kannst du wissen, wie der Bär aussah?“

„Weil der Bär kein Bär war. Ihr seid Hiron begegnet. Der Herr des Gebirges nimmt manchmal die Gestalt eines Bären an, wenn er seine Kinder strafen will oder einfach nur Unfug im Kopf hat. Ihr seid an diesem Tag drei Göttern begegnet und ich frage mich, was sie hier zusammen geführt haben mag. Hiron, Sheehano und die Grüne…. Seltsam.“

Chamjak war verwirrt, dann sah er Kazar an und fragte vorsichtig:

„Wirst du der ersten Sippe die Blutrache verkünden?“

„Nein oberster Kriegsherr, das habe ich nicht vor. Dein Vater ist den Einflüsterungen eines Gottes oder eines mächtigen Geistwesens erlegen, nachdem sein ältester Sohn offenbar von einem anderen Geistwesen getötet worden war.

Dieses Schicksal hätte jeden von uns ereilen können.

Nein, ich werde keine Blutrache verlangen. Alles soll zwischen und bleiben wie es war. Doch ich erwarte dennoch eine kleine Wiedergutmachung von dir. Ich verlange, dass du deine Zusage bezüglich deines Rücktritts als oberster Kriegsherr erneuerst und beim Thing im nächsten Sommer offiziell verkündest. Und ich verlange, dass du einen Eid leistest, der mir deine volle Unterstützung zusichert, wenn ich deine Nachfolge als oberster Kriegsherr antreten will und werde. Darauf gib mir dein Wort und deine Hand. Mehr verlange ich nicht.“

Der beim Thing geschlossene Pakt wurde erneuert und durch einen Handschlag besiegelt.

Die drei Männer verließen das Tal zu Fuß, sie führten ihre Pferde an der Hand und als sie aus der engen Schlucht in den Wald und auf die kleine Ebene kamen, die zum Gänsesee führte, stellten sie fest, dass es Morgen war. Ein anderer Morgen, als der an welchem sie in das Tal hinein geritten waren. Sie trafen auf Joel und einen Trupp Krieger der vierten Sippe und nun erst erfuhren sie, dass man sie seit dem gestrigen Nachmittag verzweifelt suchte. Es war, als wären sie von der Erde verschlungen worden, denn nirgendwo konnte man die kleinste Spur von ihnen entdecken.

„Wir haben die Kangals und die Leoparden auf eure Spuren gesetzt und auch die Sheehanoa haben ihr Glück versucht, alles ohne Erfolg. Wo wart ihr?“

Kazar zuckte die Schultern und meinte, im Tal der Götter verlief die Zeit manchmal ein wenig anders, als an anderen Orten. Sie alle drei behielten für sich, was sie getan und was ihnen geschehen war. Es war nicht von Bedeutung, doch sie achteten zukünftig sorgfältig darauf, dass keiner der Ältesten mit einem anderen zusammen ins Tal der Götter ging, eine Pause einlegte und ins Reden kam.

Die Götter hatten versucht, sie zu manipulieren und Unruhe unter das Volk zu bringen, daran bestand kein Zweifel.

Nachdem die ersten fünf Sippen mit den Ausrüstungen aus Stahl versorgt worden waren, überließen Kazar und Chamjak die weitere Betreuung und Überwachung der Ausrüstung den Brüdern Chamjaks. Kazar aber bereitete einen langen und schnellen Ritt zu der Stelle, wo der Sistral in den Maron mündet vor, denn dort wollte er sich mit Saigoro am Anfang des dritten Monats nach Mittwinter treffen. Joshara und Joel sollten ihn dabei begleiten, Mizar würde die Funktionen des Sippenältesten übernehmen. Auch Chamjak war längst mit seinen übrigen Männern zu den eigenen Weiden zurückgekehrt. Nur seine Brüder Terjak, Burjak und Wishak waren im Tal der Götter zurück geblieben und überwachten die Ausgabe von immer weiteren Rüstungen und Waffen aus dem offenbar unerschöpflichen Schatz der Könige.

Kaana

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