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Lebenskompetenzen: Soft Skills
ОглавлениеSoft Skills werden diejenigen Kompetenzen genannt, die eng mit der Persönlichkeit eines Menschen verbunden sind und seine Identität prägen. Sie können als Schmiermittel oder Katalysatoren in Gesellschaft, Beruf und Familie verstanden werden, mit deren Hilfe die fachlichen Kompetenzen effektiv und konstruktiv genutzt werden können. Dank Soft Skills sind Menschen in der Lage, konstruktiv mit komplexen, uneindeutigen und wenig strukturierten Herausforderungen im beruflichen und persönlichen Alltag umzugehen.
Im Buch Soft Skills fördern (Meyer 2011) wird eine Fülle von Soft Skills anhand von beobachtbarem Verhalten beschrieben. Unterschieden werden die folgenden sechs Soft-Skills-Bereiche:
•Entwicklungskompetenz (Lernbereitschaft, Reflexionsfähigkeit, Entwicklungsbedarf feststellen, Entwicklung planen, Entwicklungserfolg überprüfen);
•emotionale Kompetenz (Selbsterkenntnis, Selbstdisziplin, Selbstständigkeit, Engagement, Empathie);
•Wirkungskompetenz (Echtheit, auftreten, präsentieren, sich durchsetzen, Zivilcourage);
•kommunikative Kompetenz (Kommunikation verstehen, zuhören, Dialoge führen, verhandeln, schwierige Gesprächssituationen meistern);
•Beziehungskompetenz (Beziehung gestalten, Konflikte bewältigen, andere in ihrer Veränderung unterstützen, erziehen, führen);
•Gruppenkompetenz (Gruppendynamik verstehen, zur Gruppe dazugehören, eine gemeinsame Arbeit bewältigen, Gruppen leiten, kritische Gruppensituationen meistern).
Immer, wenn im vorliegenden Buch bestimmte Soft Skills benannt werden, handelt es sich um diese im Buch Soft Skills fördern beschriebenen Kompetenzen.
Es ist wohl unbestritten, dass eine Persönlichkeit mit gut ausgebildeten Soft Skills deutlich akzeptierter, erfolgreicher und angenehmer im Umgang ist als ihr Gegenteil. Soft Skills sind nicht an bestimmtes Fachwissen oder an spezifische Berufe gebunden, auch weniger gebildete Menschen können weit entwickelte Soft Skills haben.
In diesem Buch wird synonym zum Begriff «Soft Skills» auch der Begriff «Lebenskompetenzen» verwendet, weil er zum Ausdruck bringt, dass diese Kompetenzen wesentlich zu einem befriedigenden Leben beitragen. Auch die WHO verwendet den Begriff «Lebenskompetenzen». Sie definierte 1994 zehn Kernkompetenzen, die es im Rahmen der Lebenskompetenzförderung zu vermitteln gilt. Dazu gehören die Selbstwahrnehmung, die Empathie, das kreative Denken, das kritische Denken, die Entscheidungsfähigkeit, die Problemlösefertigkeit, die kommunikative Kompetenz, die Beziehungsfertigkeiten, die Gefühlsbewältigung sowie die Stressbewältigung (WHO 1994).
Jeder Mensch hat ein eigenes Kompetenzprofil mit unterschiedlich starken Ausprägungen in den verschiedenen Kompetenzbereichen. Bildlich gesprochen, bringt jeder Mensch ein Bouquet an Lebenskompetenzen mit.
Abb. 3: Die verschiedenen Soft Skills (Blumen) fügen sich zur Persönlichkeit zusammen
Die einzelnen Soft Skills hängen nur bedingt voneinander ab und stehen in keinem direkten Zusammenhang mit Fachkompetenzen. Es ist sehr gut möglich, dass jemand sehr viel von einem Fachgebiet versteht und gleichzeitig eine unfähige Führungsperson, ein unzuverlässiger Freund oder eine überbehütende Mutter ist. Jede Person hat ihre individuellen Stärken und Schwächen.
Im Lauf der Zeit können sich diese verändern. In gewissen Lebenssituationen geschieht das von selbst, außerordentliche Umstände oder wichtige Bezugspersonen lösen eine Entwicklung aus. Manchmal wird eine Entwicklung in einem Soft Skill auch bewusst angestrebt.
Mitmenschen übernehmen dabei eine wichtige Rolle. Lehrpersonen beeinflussen die persönliche Entwicklung von Menschen, auch wenn sie hauptsächlich fachliche Kompetenzen unterrichten. Andere Lehrpersonen schulen Soft Skills explizit. Zum Beispiel für berufliche Tätigkeiten, bei denen Soft Skills zu den Kernkompetenzen gehören, wie Pflege, Betreuung, Beratung, Erziehung, Lehren und Führen. Und in vielen Beratungs- und Coaching-Angeboten stehen die Soft Skills im Mittelpunkt. Sogar im Lebensalltag mit nahestehenden Personen wird die Entwicklung der andern maßgeblich beeinflusst, wenn auch häufig nicht reflektiert.
Oft fehlt den Personen, die einen Entwicklungsprozess reflektiert und gezielt anstoßen und begleiten wollen, das notwendige Wissen dazu.
Wer Entwicklungsprozesse bei anderen begleitet, muss selbst kompetent sein!
In den nächsten drei Kapiteln wird deshalb aufgezeigt, wie Lernbegleiter/-innen konkret vorgehen können, wenn sie bei ihren Lernenden oder zu fördernden Personen Soft Skills gezielt und reflektiert planen, erweitern und überprüfen wollen.