Читать книгу Lehren kompakt II (E-Book) - Ruth Meyer - Страница 4
ОглавлениеDie Schul- und Unterrichtsforschung hat in den letzten Jahren eine Vielzahl von Erkenntnissen zu Bedingungen und Merkmalen eines guten Unterrichts hervorgebracht. Unterdessen liegt eine kaum mehr überblickbare Fülle von empirisch gestützten Erkenntnissen vor, die aufzeigen, welche Unterrichtsmerkmale einen positiven Effekt auf die fachlichen und überfachlichen Leistungen von Schülerinnen und Schülern ausüben. Als unbestritten gilt dabei, dass sich ein guter, lernwirksamer Unterricht durch einen hohen Anteil von Lernaktivitäten der Schülerinnen und Schüler auszeichnet und dass die Lehrperson diese Prozesse fachkundig begleiten muss.
Was mitunter zu wenig bedacht wird: Wenn diese Erkenntnisse die Unterrichtsgestaltung positiv beeinflussen sollen, müssen sie zunächst Eingang in das individuelle Denken und Handeln von Lehrpersonen finden. Dabei müssen mindestens zwei Anforderungen beachtet werden:
•Es braucht ein ganzheitliches und praktikables Unterrichtskonzept, das der Komplexität der Praxis gerecht wird. Dieses muss den aktuellen Stand des didaktischen und pädagogischen Wissens aufnehmen und verfügbar machen, gleichzeitig aber auch dort reflektierte Hilfestellungen anbieten, wo noch keine gesicherten Forschungsergebnisse vorliegen.
•Das neue Wissen zum Lehren und Lernen muss in das Erfahrungswissen der Lehrpersonen integriert werden können – andernfalls wird es in aktuellen Handlungssituationen nicht verfügbar sein. Mit anderen Worten: Das neue Wissen muss «anschlussfähig» sein; vor allem muss es auf den speziellen beruflichen Kontext und auf praxisorientierte Fragestellungen ausgerichtet sein.
Das vorliegende Buch von Ruth Meyer erfüllt diese Ansprüche in einer vorbildlichen Art und Weise: Es basiert auf einem Unterrichtsverständnis, das die Lernaktivitäten der Lernenden und die Lernbegleitung durch die Lehrpersonen ins Zentrum rückt. Dabei liegt eine umfassende Sichtweise zugrunde, die auch pädagogische Aspekte (Erziehungsaufgaben des Unterrichts) sowie die Voraussetzungen des Lehrens und Lernens in die Reflexion einbezieht. Gleichzeitig ist das Bemühen um Anschlussfähigkeit des pädagogischen und didaktischen Wissens durchwegs spürbar: Dies zeigt sich einerseits in einer gut verständlichen Sprache, anderseits aber auch in den vielen praxisbezogenen Beispielen sowie in der starken Akzentuierung auf die Praxisfrage «Wie macht man das?» (Methodenwissen, praxisbezogenes Know-how). Und was das besondere Verdienst dieses Werks ist: Die Überlegungen sind ausgerichtet auf das anspruchsvolle Praxisfeld der Lehr- und Lernarbeit mit Jugendlichen.
Ein Buch, das Mut macht, die eigene Praxis zu überdenken, und das dazu anregen kann, neue Formen des Lehrens und Lernens in der Bildungsarbeit mit Jugendlichen anzupacken und zu erproben.
Aarau, Januar 2011
Prof. Dr. Norbert Landwehr, Pädagogische Hochschule FHNW