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2.1 DIE REGELN UND ALLES, WAS DAZUGEHÖRT

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Die international gültigen Handballregeln werden von der IHF, der Internationalen Handballföderation, sprich dem Weltverband, vorgegeben. Dieser hat eine Regelkommission eingerichtet, die sich mit dem Thema Regelwerk auseinandersetzt. Die Regeln sind auf der Internetseite der IHF (ihf.info) und auch auf der des Deutschen Handballbundes (dhb.de) nachzulesen. Dort finden sich die internationalen Handballregeln auch mit DHB-Zusatzbestimmungen.

Die aktuellen Regeln sind seit dem 1. Juli 2016 gültig und wurden seinerzeit von der Regelkommission der IHF angepasst. Sie beziehen sich auf das Verhalten aller an einer Partie beteiligten Personen (Spieler, Offizielle, Zeitnehmer und Sekretär sowie Schiedsrichter) während des Spiels (dazu zählen auch die Pausen) auf dem Spielfeld und die technischen Grundvoraussetzungen zum Durchführen eines Spiels.

Das heute allgemein gültige Regelwerk besteht aus insgesamt 18 Regeln. Dazu gibt es die sogenannten IHF-Handzeichen, Erläuterungen zu den Regeln, ein Auswechselraumreglement; Richtlinien und Interpretationen sowie Richtlinien für Spielfläche und Tore. Ergänzt werden diese Regeln durch nationale Satzungen und Ordnungen, die den Spielbetrieb regeln.

Fangen wir mit den ganz einfachen Dingen an: Beim Handball spielen zwei Teams gegeneinander. Dabei stehen sich jeweils sieben Spieler auf dem Feld gegenüber. Je ein Torwart und je sechs Feldspieler. Hinzu kommen bis zu neun Auswechselspieler (je nach Verband und Wettbewerb). Gespielt wird 2 x 30 Minuten (in der Jugend gibt es kürzere Spielzeiten) und das Ziel des Spiels ist es: ein Tor mehr zu werfen als der Gegner. Dabei wird der Ball – wie der Name der Sportart schon sagt – mit der Hand gespielt, er wird geworfen. Mit dem Ball in der Hand darf ein Spieler maximal drei Schritte machen, bevor ein Abspiel oder Torwurf erfolgen muss. Ausnahme: Wenn der Spieler den Ball dribbelt, also prellt, darf er sich beliebig lange mit dem Spielgerät in alle Richtungen bewegen. Die Mannschaft, die nach 60 Minuten die meisten Treffer erzielt hat, gewinnt. Es gibt im Handball auch ein Unentschieden (je nach Wettbewerb auch Verlängerung und Siebenmeterwerfen, um eine Entscheidung herbeizuführen).

Das Spielfeld im Handball ist 40 x 20 Meter. 40 Meter lang und 20 Meter breit. Handballer sprechen auch gerne von den „40 x 20 Metern, die die Welt bedeuten“. Es gibt eine Mittellinie. Dort erfolgt der Anwurf zu Spielbeginn und am Anfang der zweiten Halbzeit, sowie nach jedem Tor. Die Mannschaft, die ein Tor kassiert, muss vor dem nächsten Angriff an bzw. hinter der Mittellinie stehen, ein Spieler muss mit einem Fuß die Mittellinie berühren (mit dem anderen darf er diese nicht überschreiten) und wirft quasi mit dem ersten Abspiel den nächsten Angriff an.

Vor den beiden Toren, die je zwei Meter hoch und drei Meter breit sind, gibt es den Torraum. Dieser ist durch einen Halbkreis, den Sechs-Meter-Kreis mit einer durchgezogenen Linie, gekennzeichnet. Den Innenraum darf nur der Torwart betreten. Steht ein Abwehrspieler bei einer Abwehraktion darin, kann es Siebenmeter, also Strafwurf für den Gegner, geben. Es wird abgepfiffen, wenn sich der Abwehrspieler mit dem Betreten des Torraums einen Vorteil verschafft. Foult er dabei auch noch seinen Gegner, bekommt dieser einen Siebenmeter.

Tritt umgekehrt der Angreifer beim Torwurf über die Linie, wird seine Aktion abgepfiffen und es ist vom Übertritt die Rede. Der Ball darf durch den Torraum gespielt werden und ein Angreifer darf auch hineinspringen, der Ball muss für ein reguläres Tor allerdings seine Hand vor der Landung verlassen. Dies ist sicherlich einer der umstrittensten Punkte im Handball. Im Profibereich ist das Spiel mittlerweile derart schnell, dass es kaum noch auszumachen ist, ob ein Spieler beim Torwurf noch in der Luft schwebt oder schon wieder gelandet ist. Dies wird nur selten von den Schiedsrichtern geahndet. Häufiger hingegen wird bei Kreisläufern oder Außenspielern der Übertritt abgepfiffen, wenn sie zum Sprung ansetzen.

Ein zweiter Halbkreis ist bei neun Metern Torentfernung angebracht und durch eine gestrichelte Linie markiert. Von dort werden Freiwürfe ausgeführt. Außerdem gibt es den Siebenmeterpunkt bzw. die -linie. Von dort werden Strafwürfe ausgeführt. Im Torraum befindet sich vier Meter vor dem Tor eine Torwartgrenzlinie. Bis hierhin darf der Keeper beim Strafwurf herauskommen.

Eine weitere wichtige Begrenzung ist der Auswechselraum, der sich neben der Außenlinie, an der Mittellinie befindet (je 4,5 Meter links und rechts davon). In diesem Raum müssen die Wechsel der Spieler stattfinden. Passiert das nicht, ist von einem Wechselfehler die Rede und die Mannschaft, der dieser unterlaufen ist, wird mit einer Zwei-Minuten-Strafe belegt. Der Spieler, der fehlerhaft gewechselt hat, wird mit der Strafe belegt.

Im Gegensatz zum Fußball darf beim Handball ständig hin und her gewechselt werden. Es gibt viele Spieler, die auf die Abwehrarbeit oder umgekehrt den Angriff spezialisiert sind. Die Abwehr-/Angriffsspezialisten wechseln jedes Mal, wenn ihr Team von der Abwehr in den Angriff schaltet (oder umgekehrt) und führen somit den sogenannten Spezialistenwechsel durch.

Auf Höhe der Mittellinie sitzt stets das sogenannte Kampfgericht, welches (je nach Alters-, Spielklasse und Wettbewerb) mindestens aus einem Zeitnehmer und einem Sekretär besteht. Im Profibereich kommen noch technische Delegierte hinzu. Die Aufgaben des Kampfgerichts sind in den Regeln klar definiert. Das Kampfgericht ist u. a. für die Spielzeit verantwortlich, unterstützt die Schiedsrichter von außerhalb des Platzes, bedient die Hallenuhr und die Anzeigetafel, signalisiert die Auszeiten der Mannschaften, achtet auf korrekte Auswechslungen. Es kann die Unparteiischen zudem über etwa Gemecker auf der Bank informieren, woraufhin die Referees Strafen (Gelbe Karten oder Zeitstrafen) gegen diese aussprechen können. Kommt es zu einer Zeitstrafe gegen die Bank, muss ein beliebiger Spieler vom Feld genommen werden und diese Strafe absitzen.

Apropos Schiedsrichter: Beim Handball gibt es zwei, also ein Gespann. In Ausnahmefällen (Erkrankung, Verletzung) kann ein Spiel auch von nur einem Referee geleitet werden und zudem ist im Jugend- sowie im unteren Amateurbereich oftmals nur ein Schiedsrichter im Einsatz (dies regeln die jeweiligen Verbände in ihren Durchführungsbestimmungen). Ab einer gewissen Spielklasse (Bezirks-, spätestens Landesebene) ist in einigen Bundesländern stets ein Gespann im Einsatz.

Einer der beiden Schiedsrichter bewegt sich im Feld, er ist der Feldschiedsrichter und der andere, in dem Moment Torschiedsrichter genannt, steht links oder rechts (schräg seinem Schiedsrichterkollegen gegenüber) neben dem Tor. Sie stehen diagonal versetzt und beobachten ihre zugeordneten Sektoren. Dadurch, dass sich die Teams stets zwischen dem Gespann aufhalten, lassen sich die jeweiligen Angriffs- und Abwehraktionen immer aus zwei Blickwinkeln betrachten.

Der Torschiedsrichter hat zudem die besondere Aufgabe, zu schauen, ob ein Ball tatsächlich im Tor ist oder nicht. Zudem beobachtet er den Kreisläufer intensiv. Nach einem Tor bzw. einem Wechsel der angreifenden Mannschaft wechseln die Unparteiischen automatisch ihre Aufgabe: Der Torschiedsrichter wird zum Feldschiedsrichter und umgekehrt.

Um immer wieder andere Blickwinkel auf das Geschehen zu bekommen, wechseln die Schiedsrichter zudem einige Male während der Partie die Seite (diagonal versetzt), in dem Fall ist vom kurzen Wechsel die Rede. Außerdem sollten sie nach jeder progressiven Entscheidung den sogenannten langen Wechsel vollziehen, um ein anderes Team vor sich haben.

Wenn beide Schiedsrichter gleichzeitig pfeifen und ein und dieselbe Situation unterschiedlich ahnden, ist stets die härtere Strafe durchzusetzen (Beispiel: es wird Freiwurf und Siebenmeter gepfiffen, so ist Siebenmeter durchzuführen). Pfeifen sie in ein und derselben Situation etwas Unterschiedliches (Abwurf, Einwurf), müssen sich die Unparteiischen nach einer Rücksprache einigen.

Der Job des Schiedsrichters ist wie im Fußball auch im Handball kein einfacher. Er ist statistisch sogar deutlich anspruchsvoller, da Handballschiedsrichter bis zu 10-mal mehr Entscheidungen in einem Spiel treffen müssen, als ihre Fußballkollegen. Vielen gelten Handballschiedsrichter als die mit am meisten beanspruchten Regelhüter im Sport. Es gibt in Handballkreisen den Spruch, wonach Schiedsrichter eine gute Leistung gezeigt haben, wenn sie ein Spiel „unauffällig geleitet“ haben.

Es liegt in der Natur der Sache, dass dies nicht immer der Fall ist, womit ein großer Kritikpunkt im Handball angesprochen ist. Es kann (und wird) durch die Schiedsrichter oft zu viel Einfluss genommen. Mit einem einzigen Pfiff kann ein ganzes Spiel – wenn auch ungewollt – gekippt werden. Und das, obwohl eine Mannschaft möglicherweise die gesamte Spielzeit lang klar besser war und immer vorne lag. Dies ist jedoch nicht nur ein Problem der Unparteiischen, sondern des Handballs. Durch seine Regeln und sein Tempo gibt es, wie erwähnt, viel mehr Situationen, die ein Schiedsrichter zu bewerten hat. Dementsprechend gibt es viel mehr Pfiffe.

Weitere Herausforderungen: Es gibt im Handball keine Profischiedsrichter, viele von ihnen haben keine aktive Erfahrung als Spieler (zumindest nicht im Profibereich) und die Bezahlung ist gering (wie in allen Bereichen im Handball sprechen wir auch bei den Schiedsrichterhonoraren von einem Bruchteil der Gelder, wie sie im Fußball bekannt sind).

Hin und wieder wird der Begriff des „Heimschiedsrichters“ verwendet (meist im Profibereich), der besagt, dass die gastgebende Mannschaft in brenzligen Situationen mit einigen Pfiffen bevorteilt wird, weil Schiedsrichter sich z. B. nicht trauen, vor der Kulisse der Gastgeber gegen sie zu pfeifen.

In früheren Jahren war es nahezu an der Tagesordnung, dass im Spitzenhandball davon gesprochen wurde, dass Schiedsrichter bestochen worden sind. Es gibt viele mythische Geschichten, die davon erzählen, dass eine Mannschaft zur Pause mit einem hohen Vorsprung vorne lag, am Ende dennoch verlor, weil sie verpfiffen wurde. Vor allem bei Spielen im Ostblock soll das Westteams in den 1970er-, 1980er- und auch noch 1990er-Jahren regelmäßig widerfahren sein.

Bewiesen wurde natürlich nie etwas, auch nicht 2009, als der größte Skandal im deutschen Handball, vielleicht sogar weltweit, ans Tageslicht kam: Im Champions-League-Finale von 2007 soll der THW Kiel, genauer der damalige Trainer Zvonimir „Noka“ Serdarušić und der Manager Uwe Schwenker, die Schiedsrichter bestochen haben. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

Bereits zwei Jahre zuvor, 2005, war in Deutschland ein Wettverbot für die Unparteiischen in den Bundesligen verhängt worden. Dies mussten alle Schiedsrichter unterschreiben. Der Grund: Der Wettskandal im Fußball um Schiedsrichter Robert Hoyzer. Seit 2008 gilt das Wettverbot in ganz Deutschland für alle Handballreferees, also auch für Tanja Schilha und Maike Merz. Die beiden Schwestern vom Bodensee bildeten in 2019 das beste deutsche Gespann. Die Eliteschiedsrichterinnen haben bereits in der Männer-Bundesliga gepfiffen und waren für die Frauen-WM im Dezember 2019 in Japan nominiert.

Bei den Herren bilden aktuell Lars Geipel und Marcus Helbig sowie Robert Schulze und Tobias Tönnies die führenden nationalen Gespanne. Beide Duos waren bei der EM Anfang 2020 im Einsatz. Während Schulze/Tönnies 2018/19 in der Bundesliga zu den Schiedsrichtern der Saison gewählt wurden, durften Geipel/Helbig 2019 zum zweiten Mal in ihrer Karriere (nach 2017) das Endspiel in der Champions League leiten.

Zu ihren berühmtesten Vorgängern gehören u. a. Manfred Bülow/Wilfried Lübker sowie Bernd und Reiner Methe, die 2011 bei einem Autounfall verstarben, und ohne Zweifel Manfred Prause, der einst an der Seite von Erhard Hoffmann agierte.

Prause wird auf der Internetseite des DHB als „Legende“ betitelt. Gemeinsam waren sie EHF- und IHF-Schiedsrichter, pfiffen bei sämtlichen internationalen Endrunden, darunter auch Olympischen Spielen. Prause wurde später Schiedsrichterchef der EHF und IHF. Er war zudem in der IHF-Regelkommission tätig. „Ich bin so etwas wie der Vater der Schnellen Mitte“, sagte er am 10. September 2019 anlässlich seines 80. Geburtstages (DHB, 2019). Zudem war er mitverantwortlich für die Einführung des siebten Feldspielers.

„Manfred Prause ist einer der verdientesten Schiedsrichter und Funktionäre aller Zeiten aus Deutschland“, so DHB-Präsident Andreas Michelmann (DHB, 2019).

Um überhaupt Handballschiedsrichter werden zu können, gilt es, einen praktischen und einen theoretischen Test zu bestehen. Während in der Theorie Regelfragen zu beantworten sind, wird in der Praxis auch die körperliche Verfassung überprüft.

Zur Standardausrüstung eines Unparteiischen gehört bei einem Spiel neben der Schiedsrichterbekleidung eine Pfeife, eine Uhr, eine Wählmarke (für die Seitenwahl), die Gelbe, Rote und Blaue Karte sowie eine Abstreichkarte (und Stift), auf der Tore, Strafen etc. notiert werden.

Was für die Schiedsrichter die Pfeife ist, ist für die Spieler der Ball. Ohne ihn geht es nicht. Einen Handball gibt es in vier verschiedenen Größen: Mini; I, II und III.

Minibälle sind für Kinder unter acht Jahren und haben keine offizielle Größe oder Gewicht. Inoffiziell haben sie einen Umfang von 48 Zentimetern. Die weiteren Größen sind (aufsteigend) in den unterschiedlichen Jugendklassen, für Frauen und Männer, vorgesehen.

Beim Handball wird klassisch mit Harz gespielt. Durch das Harz klebt der Ball quasi an der Hand, kann beispielsweise mit einer Hand gefangen werden, Spieler mit kleinen Händen können größere Bälle dadurch festhalten und vor allem lassen sich dank des Harzes diverse Würfe und Tricks mit dem Ball ausführen. Harz wird auch Backe, Patte oder Klister genannt und als Haftmittel bezeichnet.

Nach einem Handballspiel lässt sich dies nicht einfach von den Händen abwaschen, sondern beispielsweise durch Hautlotionen ablösen. Zum Säubern der Bälle gibt es spezielle Maschinen, wobei wir bei dem wesentlichsten Punkt der Kritiker von Harz sind: die Verschmutzung der Hallen, in denen gespielt wird. Im Profibereich ist dies zu vernachlässigen, im Amateurvor allem Jugend-Handball jedoch nicht. Hier gibt es nur in seltenen Fällen reine Handballhallen und wenn andere Sportler in einer Halle, in der Harz verwendet wurde, aktiv sind, besteht u. a. ein erhöhtes Verletzungsrisiko, weil man hängen bleiben kann. In einigen Hallen bzw. bei einigen Vereinen gibt es daher ein Harzverbot.

Handballer im Erwachsenenalter sind es kaum noch gewohnt, ohne Harz zu spielen. Es sei denn, sie kommen aus Hessen. In Deutschland ist der Hessische Handball-Verband der einzige, der ein Harzverbot durchgesetzt hat. Dies führt zwar zu sauberen Hallen, aber ist ein klarer Nachteil, vor allem für Jugendliche, was das Erlernen von Würfen, wie beispielsweise dem Dreher, ist.

Seit einigen Jahren wird viel im Bereich Bälle und Harz experimentiert. So gibt es mittlerweile nicht mehr nur den klassischen Harztopf, mit dem nach wie vor am häufigsten verwendeten Naturharz. Es gibt Sprays, selbstklebende Bälle und gerade für Jugendliche wurden spezielle Spielgeräte entwickelt, die weicher sind, ohne dabei an Sprungeigenschaft einzubüßen, aber dennoch idealer für Kinderhände geeignet sind – auch ohne Harz. Diese Bälle haben eine Art klebende, haftende Oberfläche.

Außerdem war das Thema Harzverbot auch im Profibereich schon auf dem Tisch. Der Präsident des Handball-Weltverbandes IHF, Hassan Moustafa, hatte im Sommer 2016 nach den bereits erwähnten Regeländerungen angekündigt, dass kein Harz mehr bei Handballspielen verwendet werden sollte – weltweit. „Ich denke, in einem Jahr sind wir so weit, Harz komplett verbieten zu können“, sagte Moustafa damals der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten (Sport1, 2016).

Der Grund: Das chemische Produkt Harz sei gesundheitsgefährdend und verschmutze die Böden in den Sporthallen. Die IHF hatte seinerzeit bereits einen Hersteller beauftragt, einen speziellen Ball, mit besonderen Hafteigenschaften, der Harz überflüssig macht, zu produzieren. „Bisher wurde knapp eine Million Euro in das Projekt gesteckt, die Arbeit ist zu 80 % erledigt“, so Moustafa (Sport1, 2016).

Mit seiner Idee stieß er auf wenig Begeisterung, vor allem nicht bei den Athleten, die das Vorhaben durch die Bank weg kritisierten. Bereits wenige Monate später ruderte der Ägypter Moustafa zurück: „Die Einführung eines selbstklebenden Balles und das damit verbundene Harzverbot ist lediglich eine Idee“, sagte er im Interview mit Sky. Er verwies auf eine Testphase 2017, an deren Ende die Meinung „aller Beteiligten, vor allem die der Spieler“, eingeholt werden sollte. „Sollten alle zu der Überzeugung kommen, dass das Harz unverzichtbar ist, dann werden wir an den bestehenden Regeln auch nichts ändern.“ Bis heute ist nichts geändert worden und wird es wohl auch nicht. Handball ohne Harz wäre wie Weihnachten ohne Weihnachtsbraten oder wie Heiner Brand ohne Schnauzbart, um im Thema zu bleiben.

Kommen wir vom Ball zur Spieldauer. Diese beträgt im Handball für alle Mannschaften mit Spielern ab 16 Jahren und älter zweimal 30 Minuten. Die Pause dauert je nach Wettbewerb 10 oder 15 Minuten.

Im Jugendbereich wird kürzer gespielt und zwar wie folgt:

Zweimal 25 Minuten bei einem Alter von 13 bis 16 Jahren (C-Jugend und B-Jugend).

Zweimal 20 Minuten bei einem Alter von 8 bis 12 Jahren (E-Jugend und D-Jugend).

Der DHB hat diese Vorgaben in Altersklassen (A- bis E-Jugend) umgesetzt. Bei Turnieren werden teilweise kürzere Spielzeiten angesetzt.

Bei Spielen, bei denen eine Entscheidung herbeigeführt werden muss (z. B. Turniere oder K.-o.-Spiele), gibt es bei Unentschieden maximal zwei Verlängerungen von jeweils zweimal fünf Minuten mit einer Minute Pause. Ist auch dann noch keine Entscheidung gefallen, wird diese mit einem Siebenmeterwerfen herbeigeführt.

Beim Handball pfeifen nicht die Schiedsrichter zur Pause oder das Spiel ab, dies macht das Kampfgericht über ein akustisches Signal. Es gibt keine Nachspielzeit, allerdings können bzw. müssen Frei- und Strafwürfe nach Ablauf der regulären Spielzeit noch ausgeführt werden. Wenn ein Ball im regulären Spiel bereits geworfen wurde, bevor das Schlusssignal ertönt ist, der Ball aber erst nach der Sirene im Tor landet, zählt dies nicht.

Während des laufenden Spiels können die Schiedsrichter die Zeit anhalten lassen, indem sie auf Time-out entscheiden. Dies geschieht im eigenen Ermessen.

Neben dem Time-out gibt es noch das sogenannte Time-Time-out (TTO), auch als Auszeit bekannt.

Jede Mannschaft kann während der regulären Spielzeit zwei bzw. drei Auszeiten nehmen (je nach Verband). Dies gilt aber erst seit der Saison 2012/13, davor hatte jedes Team nur zwei Auszeiten (eine pro Halbzeit, was einige Regionalverbände nach wie vor so handhaben). In Wettbewerben mit drei Auszeiten sind maximal zwei Auszeiten pro Halbzeit zulässig und in den letzten fünf Minuten einer Partie darf nur eine Auszeit pro Mannschaft genommen werden. Gibt es insgesamt nur zwei Auszeiten, gilt die Regel, dass nur eine pro Halbzeit genommen werden darf.

Auszeiten können nur von der ballbesitzenden Mannschaft in Anspruch genommen werden. Dazu muss der Trainer die Grüne Karte (mit einem „T“ und im Profibereich zusätzlich mit den Zahlen „1“ bis „3“ versehen) beim Kampfgericht abgeben. Von hier aus wird die Auszeit signalisiert, sprich, wie beim Spielende, sind es nicht die Schiedsrichter, die zur Auszeit pfeifen. Zuletzt wurde auch mit sogenannten Auszeit-Buttons experimentiert, aber diese haben sich noch nicht durchgesetzt. Eine Auszeit dauert 60 Sekunden und die Spielzeit wird währenddessen logischerweise angehalten.

Eine Auszeit wird genommen, um der eigenen Mannschaft taktische Anweisungen zu geben oder aber auch um den Spielfluss des Gegners, wenn dieser beispielsweise gerade eine besonders gute Phase im Spiel hat, zu unterbrechen.

Auch wenn die Entstehung des modernen Handballs nicht endgültig zu klären ist (siehe Kap. 1), so steht fest: Der Däne Holger Louise Nielsen publizierte 1906 in dem Buch Vejledning i håndbold (Gebrauchsanweisung Handball) die ersten offiziellen Regeln des Handballs.

Nielsens Regeln sahen ein Spiel 11 gegen 11 auf einem Feld von 45 x 30 Meter vor. Es gab eine Art Abseitslinie, einen Straf- bzw. Torraum, der von den Spielern mit Ball nicht betreten werden durfte. Foulspiel wurde ähnlich sanktioniert wie heute und als Foul galt Beinstellen, Treten, Schlagen und Stoßen, Rempeln von hinten sowie das Ziehen an der Kleidung. Der Ballführende durfte jedoch umklammert und ihm der Ball aus den Händen geschlagen oder gerissen werden.

Gespielt, also geworfen wurde auf ein 2 x 3 Meter großes Tor – ebenfalls wie heute. Das absichtliche Spielen des Balls mit dem Fuß oder dem Bein war untersagt. Es gab Freiwürfe und Strafwürfe, die direkt auf das Tor ausgeführt wurden.

Beim Hazena wurde sieben gegen sieben gespielt. Die Spielzeit betrug zweimal 25 Minuten und das Feld war bei diesem Spiel 48 x 32 Meter groß. Zudem waren die Tore mit 2,4 Meter Höhe und 2 Meter Breite anders geschnitten. Es wurde wie beim Fußball eingeworfen und es gab bereits die Drei-Schritte-Regelung, sprich: Wer den Ball hatte, durfte nur drei Schritte gehen. Zudem hatte ein Spieler in Ballbesitz drei Sekunden lang Zeit, bevor der Ball abgespielt werden musste.

„Hazena, dessen Regeln 1905 von dem Smichower Reallehrer Vaclav Karas entscheidend weiterentwickelt und schließlich 1909 in Prag veröffentlicht wurden, gehörte in den 1920er-Jahren zu den beliebtesten Sportarten in der Tschechoslowakei“ (Eggers, 2014, S. 18).

Nachdem Heiser (siehe Kap. 1) in Deutschland 1917 die Regeln für das Frauen-Handballspiel, damals noch als Torball bekannt, eingeführt hatte, nahm Schelenz in 1919 die ersten wesentlichen Änderungen vor.

„Zunächst vergrößerte Schelenz das Spielfeld auf 100 x 60 Meter, was in etwa den Fußballfeldmaßen entsprach, und auch das Tor auf 2,10 x 5 Meter (wenig später noch einmal auf die Fußballtormaße 2,44 x 7,32 Meter). Der 16,5 Meter große Strafraum war wie die 11-Meter-Strafstoßmarke ebenso dem Fußball entnommen […]. Auch der Einwurf wurde aus dem Fußball kopiert, genauso wie das Losen, welche Partei beginnen sollte. Schelenz führte eine feste Abseitslinie ein, die die Spieler nicht übertreten durften, bevor der Ball nicht in diese Zone gespielt worden war. Dauer des Spiels: zweimal 30 Minuten. Wurfgerät war ein Fußball. Vor allem aber übernahm Schelenz nun aus den älteren Torballspielen die Drei-Schritt-Regel, die das Spiel sehr viel dynamischer machte: […] Das sorgte dafür, dass aus der weichen Heiser-Variante nun ein ‚Kampfspiel‘ wurde, das es in dieser Hinsicht mit dem Fußball aufnehmen konnte. Der Feldhandball, wie er danach über Jahrzehnte hinweg gespielt wurde, war geboren“ (Eggers, 2014, S. 28/29).

1943 gab Schelenz seine Regeln letztmals heraus. Was den Hallenhandball angeht, so entwickelte er sich in den 1940er- und 1950er-Jahren in Deutschland im Schatten des Feldhandballs. In der Halle wurde zwar nur mit sieben Spielern auf einem kleineren Feld agiert, aber erst 1956 gab es die ersten Regeländerungen, die tatsächlich ein anderes Spiel in der Halle ermöglichten. Zunächst wurde die Dreiteilung des Feldes aufgehoben und zwei Jahre später durfte zwar durchgehend geprellt, aber nur noch drei Schritte mit dem Ball in der Hand gelaufen werden. 1965 wurde der Freiwurf ohne Anpfiff eingeführt und im selben Jahr war letztmalig von den „Internationalen Feld- und Hallenhandballregeln“ die Rede.

Deutschland war in Sachen Weiterentwicklung des Hallenhandballs aber vor allem vom damaligen Branchenführer Schweden abgehängt worden. Durch diverse Neuerungen entwickelten die Skandinavier auch die Taktik des Spiels weiter und erfanden so den Kreisläufer.

Wenn heute über Handball gesprochen wird, ist selbstverständlich das Spiel in der Halle gemeint. Das ist seit Mitte der 1970er-Jahre so und wenn einmal auf Feldhandball verwiesen wird, so wird das explizit getan. Seit 1978 werden nur noch die Regeln für Hallenhandball erneuert bzw. überarbeitet.

Im Laufe der Jahre hat es etliche Regeländerungen im Handball gegeben. Diese sollen an dieser Stelle nicht allesamt erwähnt werden. Zum einen würde es den Rahmen sprengen und zum anderen tun sie nichts mehr zur Sache, da sie schließlich einst geändert wurden. Lediglich einige der wichtigsten Neuerungen seien hier vorgestellt, weil sie extreme Auswirkungen auf die Statik des gesamten Handballspiels hatten.

Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre hatte Handball ein Problem: Der Sport war zu brutal. 1981 setzte der Weltverband IHF die umfassendsten Regeländerungen seit fast einem Jahrzehnt um. Spielverzögerungen wurden mit Freiwurf bestraft, Einwurf wurde fortan einhändig ausgeführt und das Festmachen des Gegners, sprich das Klammern bzw. Festhalten eines Kontrahenten, wurde von nun an progressiv bestraft. Nach der Ermahnung folgte die Gelbe Karte, schließlich die Hinausstellung. Außerdem konnten alle Frei- und Anwürfe direkt ins Tor geworfen werden. All das führte zu einem faireren und flüssigeren Spiel.

Knapp zwei Jahrzehnte später führte eine weitere Regeländerung zu der wohl wesentlichsten Veränderungen des modernen Handballs. Es entstand die Schnelle Mitte, die den Handball revolutionierte.

Die Schnelle Mitte fand ihren Ursprung in einer Regeländerung von 1997 sowie, noch entscheidender, in einer Überarbeitung von 2001. Hier die entsprechenden Punkte aus dem Regelwerk im Wortlaut.

Regelwerk vom 1. August 1997, Regel 10:

„10:3 Der Anwurf ist nach Anpfiff in beliebiger Richtung, von der Mitte des Spielfeldes aus, innerhalb von drei Sekunden auszuführen. Der Anwurf-Ausführende muß mit einem Fuß auf der Mittellinie stehen, bis der Ball die Hand verlassen hat.

Spieler der angreifenden Mannschaft dürfen die Mittellinie vor der Ausführung nicht überschreiten.

Überschreitet ein Mitspieler nach dem Anpfiff die Mittellinie, bevor der Ball die Hand des Werfers verlassen hat, ist auf Freiwurf für die abwehrende Mannschaft zu entscheiden“ (DHB, 2016).

Die Regelerweiterung von 2001 besagt zu Regel 10:3 Folgendes:

„10:3 Der Anwurf ist innerhalb drei Sekunden nach Anpfiff von der Mitte der Spielfläche aus (mit 1,5 m Toleranz nach beiden Seiten) in beliebiger Richtung auszuführen. Der Anwurfausführende muss mit einem Fuß die Mittellinie berühren, bis der Ball seine Hand verlassen hat.

Die Mitspieler des Werfers dürfen die Mittellinie nicht vor dem Anpfiff überqueren.“

In den Erläuterungen heißt es dazu:

„Als Leitsatz für die Auslegung von Regel 10:3 sollten die Schiedsrichter das Ziel berücksichtigen, die Mannschaften zur schnellen Ausführung des Anwurfs zu ermutigen. Dies bedeutet, dass die Schiedsrichter nicht übertrieben genau sein sollten und nicht nach Möglichkeiten suchen sollten, eine Mannschaft, die eine schnelle Wurfausführung versucht, zurückzupfeifen oder zu bestrafen. […] Der Feldschiedsrichter sollte bereit sein, umgehend zu pfeifen, wenn der Werfer die korrekte Position erreicht […]. Die Schiedsrichter müssen zudem berücksichtigen, dass die Mitspieler des Werfers die Mittellinie überqueren dürfen, sobald der Pfiff erfolgt ist. (Dies ist eine Ausnahme von der Grundregel bei der Ausführung von formellen Würfen.)

Die Regeländerung von 2001 ermöglichte das Angriffsspiel nach einem Gegentor bereits mit hohem Tempo der beim Anpfiff vorstoßenden Spieler zu eröffnen. Zum einen sorgte die Einführung einer Toleranz beim Anwurfort dafür, das Zusammenspiel von Torwart und Anwurfausführendem zu beschleunigen. Zum anderen wurde das Stehen auf der Mittellinie durch das bloße Berühren selbiger ersetzt, was eine fließende Angriffsbewegung für den Ausführenden ermöglichte. Zusätzlich ist die Schnelle Mitte gegen Stören durch Blocken oder Abfangen geschützt. Das Stören des Anwurfs hat eine Zeitstrafe zur Folge“ (Wikipedia, 2019).

Schnelle Mitte ist zu einem festen Begriff im Handball geworden und sie ist vor allem mit einem Namen verbunden: TBV Lemgo. In der Saison 2002/2003 perfektionierten die Lemgoer unter Trainer Volker Mudrow und mit Spielern wie Daniel Stephan, Markus Baur, Christian Schwarzer, Volker Zerbe, Christian Ramota und Florian Kehrmann die Schnelle Mitte und wurden deutscher Meister. Obwohl die Möglichkeit zur Schnellen Mitte bereits durch eine Regeländerung im Jahr 1997 möglich war, fand sie erst einige Jahre später ernsthaft Anwendung. Auch weil 2001 eine weitere Regelmodifizierung dazu beitrug, vor allem aber, weil es einige Zeit dauerte, sie auf höchstem Niveau in Perfektion umzusetzen.

Der THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt und der SC Magdeburg probierten sich daran, doch erst der TBV Lemgo, seinerzeit auch als TBV Deutschland bekannt (weil die halbe deutsche Nationalmannschaft dort auflief), konnte dieses rasante Tempospiel installieren. Danach ging die Entwicklung bei nahezu allen anderen Mannschaften jedoch genauso schnell, wie der TBV seine Angriffe vortrug.

Worum geht es: Bei der Schnellen Mitte geht es darum, nach einem Gegentor derart schnell in den eigenen Angriff und zum Torerfolg zu kommen, dass der Gegner völlig überrumpelt wird. Der Trick dabei ist es, den eigenen Angriff so schnell einzuleiten, dass die gegnerische Mannschaft noch nicht wieder ihre Abwehrformation eingenommen hat. Der TBV setzte das seinerzeit in aller Konsequenz um und überrannte die Gegner förmlich. Der Überraschungseffekt zu Saisonbeginn war bei allen anderen Teams enorm und hielt die gesamte Hinrunde. Lemgo legte einen Startrekord von 34:0 Punkten hin. Erst am 18. Spieltag, also zum Beginn der Rückserie, bezwang der SC Magdeburg den TBV mit 43:30. Am Saisonende wurde Lemgo mit nur drei Niederlagen und deutlichem Vorsprung Meister vor Flensburg und Magdeburg.

Das Spiel des TBV sah damals folgendermaßen aus: Während die Gegner aufs Tor der Lemgoer warfen, rannte Kreisläufer Schwarzer bereits mit aller Macht in Richtung Mittellinie. Hier bekam er den Ball der eigenen Torleute, eröffnete das Spiel im Bruchteil einer Sekunde und bediente die herangesprinteten Teamkollegen. Meist bekam Stephan den ersten Ball, ging selbst aufs Tor oder fand Baur bzw. Kehrmann, die meist frei und erfolgreich abschließen konnten. Durch dieses blitzartige Umschalten nahm der TBV vielen Kontrahenten auch die Möglichkeit, ihren (oder gar ihre) Abwehrspezialisten einzuwechseln. Für diesen Spezialistenwechsel blieb schlichtweg keine Zeit mehr.

Im Laufe der Jahre gehörte die Schnelle Mitte zum Standardprogramm eigentlich jeder Profimannschaft und irgendwann setzte die umgekehrte Wirkung ein. Da der ganz große Überraschungseffekt nicht mehr gegeben war, bestand auch kein Bedarf mehr, die Schnelle Mitte mit jener Konsequenz zu spielen, wie damals der TBV Lemgo. Der heutige moderne Handball ist in sich derart schnell und hier und da wird auch noch die Schnelle Mitte ausgeführt, aber mittlerweile ist selbst für Spezialistenwechsel wieder Zeit.

Die Prognose, dass es irgendwann nur noch die sogenannten kompletten Handballer, sprich Akteure, die gleich gut in der Abwehr und im Angriff sind, gibt, traf nicht ein. Spieler wie Andy Schmid oder Mikkel Hansen, reine Angriffskoryphäen oder Didier Dinart und Tobias Karlsson, reine Defensivkünstler sind der gegenteilige Beweis.

Die jüngsten Regeländerungen im internationalen Handball traten am 1. Juli 2016 in Kraft und brachten u. a. folgende Änderungen mit sich: sieben Feldspieler, eine beschränkte Anzahl Pässe bei Warnzeichen für passives Spiel, ein Medical-Time-out nach Verletzungen und eine Blaue Karte.

1. Torwart als Feldspieler: Der Torhüter darf für einen siebten Feldspieler ausgewechselt werden. Neu ist, dass der Feldspieler kein Leibchen mehr tragen muss. Die Feldspieler dürfen aber nicht den eigenen Torraum betreten, sondern ein Feldspieler muss wieder gegen den Torhüter ausgetauscht werden.

2. Verletzter Spieler: Ein verletzter Spieler muss das Spielfeld verlassen, nachdem er auf dem Spielfeld medizinisch behandelt wurde, und darf es erst wieder betreten, wenn seine Mannschaft drei Angriffe abgeschlossen hat. (Ausnahmen: Der Spieler verletzt sich bei einer gegnerischen Aktion, die progressiv bestraft wird, oder der Torhüter wird von einem Wurf am Kopf getroffen.).

3. Passives Spiel: Nach der Anzeige des Vorwarnzeichens hat die vorgewarnte Mannschaft insgesamt sechs Pässe zur Verfügung, um auf das Tor zu werfen.

4. Blaue Karte: Die Schiedsrichter haben zusätzlich zur Gelben und Roten auch eine Blaue Karte zur Verfügung, um bei einer Disqualifikation eines Spielers für mehr Klarheit zu sorgen. Wenn die Schiedsrichter die Blaue Karte zeigen, wird ein schriftlicher Bericht in den Spielbericht aufgenommen und die Disziplinarkommission ist für weitere Maßnahmen verantwortlich.

Das Spiel 7:6 hielten einige für eine ähnliche revolutionäre Maßnahme wie einst die Schnelle Mitte. Doch die Meinungen gehen dazu weit auseinander und bisher ist eine Revolution des Handballs ausgeblieben.

Es gibt einige Befürworter, die aber gefühlt in der Unterzahl sind. Während Dänemarks Weltmeistercoach Nikolaj Jacobsen das 7:6-Spiel mit seinem Nationalteam nahezu perfektioniert hat, würde Maik Machulla, zweifacher Meistertrainer der SG Flensburg-Handewitt, die Regel am liebsten wieder abschaffen. Während die Fürsprecher die taktischen Möglichkeiten loben, sind die Gegner und Traditionalisten überhaupt nicht angetan. Das Spiel ohne Torwart und in ständiger Überzahl bzw. Unterzahl missfällt ihnen, weil es dem Handball seinen grundlegenden Charakter nimmt. Für den Zuschauer, der kein Handballexperte ist, wirkt es zuweilen konfus. Ständig wird der Torwart ausgewechselt, es gibt viele Torwürfe auf ein verwaistes Tor, das ohnehin schnelle Handballspiel wirkt gestresst.

Im Jahr 2018 hat die IHF neue Richtlinien herausgegeben, die die Regeländerungen von 2016 in einigen Punkten überholt haben und zudem auf das neueste Thema im Handball eingehen: den Videobeweis.

Es heißt in den Richtlinien, die der DHB übersetzt hat, da noch keine deutsche Fassung von der IHF vorliegt:

„Neue Richtlinie

Verwendung des Videobeweises

In Bezug auf die Entscheidung Tor/kein Tor, die nach dem Einsatz der Video-Beweis-Technologie getroffen wird, gibt es eine verlängerte Frist, bis wann das Tor zurückgenommen werden kann. Was gemäß Regel 9:2 bis zum nächsten Anwurf erfolgen muss, verlängert sich bis zum nächsten Wechsel des Ballbesitzes“ (DHB, 2019).

In Deutschland wurde der Videobeweis bislang beim DHB-Pokal Final Four der Männer in Hamburg getestet. Es ist klar geregelt, wann der Videobeweis, den nur die Schiedsrichter beantragen und anschauen können, zum Einsatz kommt:

1. Verdacht auf ernsthafte und unfaire Aktionen außerhalb des Sichtfeldes der Schiedsrichter und ohne Bezug zur Spielhandlung oder zum Ball.

2. Im Falle einer Disqualifikation zur Überprüfung, dass der richtige (fehlbare) Spieler disqualifiziert wurde.

3. Im Falle einer Konfrontation von zwei oder mehr Spielern (Rudelbildung).

4. Im Falle eines Zweifels der Schiedsrichter, ob eine Disqualifikation nach Regel 8:5 oder 8:6 auszusprechen ist (Rote oder Blaue Karte).

5. Bei Zweifeln der Schiedsrichter im Falle von Spielhandlungen in den letzten 30 Sekunden, die gegebenenfalls nach den Regeln 8:10c oder 8:10d zu bewerten sind.

6. Bei Zweifeln der Schiedsrichter im Falle von Spielhandlungen in den letzten 30 Sekunden, wenn die angreifende Mannschaft ohne Torwart spielt und den Ball verliert (beispielsweise bezüglich der Entscheidung, ob auf Siebenmeter entschieden werden muss).

7. Tor oder kein Tor: Entscheidung, ob der Ball die Linie komplett überquert hat.

Die EHF setzt beim Final Four der Champions League sowie bei ihren Europameisterschaften auf das sogenannte Instant Replay, welches den Schiedsrichtern erlauben soll, strittige Szenen nach Ansicht von Videobildern zu bewerten.

Bei der IHF vertrauen sie wiederum auf das Video Proof System, das von einem anderen Anbieter zur Verfügung gestellt wird. Zweiter wichtiger Unterschied: Während bei der EHF nur die Schiedsrichter Zugriff haben, sind es bei der IHF auch die Delegierten. Das System kam u. a. bei der Herren-WM 2019 in Deutschland und Dänemark zum Einsatz.

Apropos Dänemark, hier wurde zur Saison 2019/2020 ein Pilotprojekt und das Challenge System eingeführt. Dieses System sollte den Trainern die Möglichkeit geben, Entscheidungen der Schiedsrichter durch TV-Bilder überprüfen zu lassen. Es war eine Weltpremiere im Vereinshandball, kam jedoch zu chaotischen Szenen in mehreren Partien und nach nicht einmal einem Monat wurde das System vorübergehend wieder abgeschafft.

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