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Das erste Haus
Was bin ich?
ОглавлениеWaren Sie schon einmal in einem Zoo oder einem Tierpark? Oder haben Sie einmal einen Tierfilm über eine Tierart gesehen, die Sie noch nicht kannten? Dann kennen Sie sicherlich die Phase des Staunens über ein Tier, das man zum ersten Mal sieht und zu begreifen sucht. Wir stehen am liebsten erst einmal nur da und schauen. Wie sieht das Tier aus? Was strahlt es aus? Wie begegnet es uns? Wozu lädt es uns ein?
Da gibt es Tiere, die uns Respekt einflößen oder sogar Angst. Gefährlich wirkende Artgenossen wie vor Kraft strotzende Tiger oder grimmig dreinschauende Grizzly-Bären. Bunte, schillernde Tiere wie den Tukan, der uns mit einem großen buntgefärbten Schnabel in Gelb, Grün, Rot und Braun fasziniert. Niedliche Tierchen, die zum Streicheln einladen, wie Rehe und Erdmännchen. Tiere, die uns durch ihr Geschick und Können bezaubern, wie Seelöwen, die das Wasserelement kunstvoll beherrschen, oder Affen, die scheinbar schwerelos durch die Luft fliegen. Tiere, die uns dazu einzuladen scheinen, sie zu streicheln, wie Schafe, Esel oder Lamas. Obwohl sich der Eindruck, den man auf den ersten Blick von einem Tier hat, zuweilen verändert, wenn man mehr über dieses Tier erfährt, bleibt doch immer etwas davon hängen. Wir lesen zwar, dass ein Malaienbär sich nur von wirbellosen Kleintieren, Nüssen und Früchten ernährt, aber so ganz verlieren wir unsere Scheu ihm gegenüber trotzdem nicht. Und auch wenn wir erfahren haben, dass Marder Raubtiere sind, behalten sie dennoch etwas von ihrer Niedlichkeit.
Genauso ist es mit unserem Aszendenten. Der Aszendent, das am Osthorizont aufsteigende Tierkreiszeichen, ist der Beginn des ersten Hauses. Wir sehen ihn vielleicht nicht unmittelbar, doch können wir ihn häufig intuitiv erspüren, wenn uns ein Mensch begegnet. Etwas an seiner Ausstrahlung verrät ihn. Es ist eine bestimmte Qualität der Begegnung, eine Einladung zu einer gewissen Art von Interaktion, die sich nicht immer direkt in Worte fassen, aber doch immer spüren lässt. Wenn Menschen zu uns in die astrologische Beratung kommen, beginnen wir gern mit dem Aszendenten. Wir beschreiben ihn als eine Art Mäntelchen, das uns eine gute Fee bei unserer Geburt ins Bettchen gelegt hat. Wir tragen diesen Mantel ein Leben lang und laufen mit ihm herum. Doch nicht immer passt er uns direkt wie angegossen. Meist sind die Ärmel noch etwas zu lang, der Schnitt noch nicht ganz an unsere Figur angepasst. Es ist unsere Aufgabe, in diesen Mantel im Laufe unseres Lebens mehr und mehr hineinzuwachsen, ihn irgendwann völlig auszufüllen und gar nicht mehr als Mantel zu empfinden. Am Ende soll er eigentlich so etwas sein wie unsere zweite Haut.
Mit unserem Aszendenten erhalten wir also so etwas wie eine Aufgabe zugeteilt, die sich durch folgende Aspekte bemerkbar macht:
• Andere nehmen uns in dieser Rolle wahr. Dies gilt insbesondere für Situationen, Menschen und Begegnungen, denen wir zum ersten Mal gegenüberstehen.
• Wir selbst erfahren im Laufe der Zeit, dass wir auf eine bestimmte Art und Weise nach außen wirken. Die Rolle, die wir spielen, die Maske, das »Tier«, das wir nach außen hin symbolisieren, haben Einfluss auf alle anderen Lebensbereiche. Ein Pinguin kann nun einmal nicht in der Wüste leben oder fliegen. Wir erfahren den Aszendenten als Begrenzung und Herausforderung.
• Wenn wir uns der Rolle, die wir spielen, des Mantels, den wir unweigerlich tragen, bewusst werden, können wir den Auftrag, der dahintersteht, schöpferisch mitgestalten. Je mehr wir uns mit diesem Mantel identifizieren und unsere Aufgabe annehmen, umso besser füllen wir unsere Rolle aus. Wir lernen die Welt durch eine bestimmte Art der Durchsetzung kennen.
Es gibt unzählige Überlebensstrategien im Tierreich. Schauen wir uns einige davon an: Elefanten haben ein Rudel- und Fluchtverhalten, wenn sie in bedrohliche Situationen geraten. Durch ihre massigen Körper und den Zusammenschluss der Gruppe wird ein möglicher Feind niedergerannt. Erdmännchen haben eine ausgeprägte Arbeitsteilung. Während die Gruppe frisst, und somit angreifbar wird, hält immer einer von den possierlichen Tierchen Wache. Geparden sind anderen Raubkatzen kräftemäßig unterlegen. Sie gleichen das jedoch durch ihre außergewöhnlich hohe Geschwindigkeit aus, die raschen Jagderfolg und schnelle Fluchtreflexe mit sich bringt. Sie sehen: Unser Aszendent ist auch gleichzeitig unsere Überlebensstrategie. Wenn wir ihm und seiner Eigenart folgen, werden wir nicht so schnell gefressen und erfahren größtmögliche Sicherheit in einer neuen, ungewöhnlichen und potentiell lebensbedrohlichen Situation.
In gewisser Weise leben wir unseren Aszendenten ganz instinktiv. Er dient uns zur Überlebenssicherung, zum Fortkommen, zur Begegnung mit anderen, zum Einstieg in das Menschsein überhaupt. Er ist so etwas wie das Eingangstor zur Inkarnation. Doch es gibt noch eine tiefere Bedeutungsebene dieser Grundenergie, die unser Leben prägt. Wir können das Leben aus einer ganz bestimmten Perspektive verstehen lernen, wenn wir uns auf die Herausforderungen, die der Aszendent uns stellt, näher einlassen. Wir erfahren dann, wie es wirklich ist, eine Katze oder ein Zebra zu sein. Wir lernen die damit verbundenen Talente kennen, die Lebensform, das Milieu, das uns guttut. Wenn wir uns auf unseren Aszendenten wirklich einlassen, brauchen wir ganz bestimmte Begegnungen, machen wir bestimmte Erfahrungen und nehmen eine bestimmte Rolle in der Welt ein.
Die Häuserverteilung in einem Horoskop ist nicht beliebig. Selbst die Freiheit, uns ein Häusersystem auszusuchen, sprengt nicht alle Grenzen. Bei einem Waage-Aszendenten kann Widder nicht im vierten Haus stehen oder am MC, dem Medium Coeli, der Himmelsmitte. Unser Aszendent ist also nicht beliebig und willkürlich, sondern eng mit dem übrigen Häusersystem verknüpft. Unser Aszendent bestimmt daher entscheidend darüber mit, wer oder was wir sind bzw. sein können.
Doch die Erfahrung zeigt, dass dies nicht immer ohne Hindernisse und Widerstände abläuft. Wir kennen genügend Menschen mit einem Löwe-Aszendenten, die fest davon überzeugt sind, das sie die einzigen unkreativen Menschen auf der ganzen Welt sind, genügend Waage-Aszendenten, für die das Thema Partnerschaft das schwierigste und belastendste in ihrem Leben ist, genügend Krebs-Aszendenten, die eine Krise kriegen, wenn sie nur an Familie denken. Es heißt also noch lange nicht, dass unser Aszendent ein Garant dafür ist, dass wir uns in der entsprechenden Tierkreisfärbung direkt unglaublich wohl in unserer Haut fühlen. Wir wollen einmal schauen, welche verschiedenen Lebensaufträge sich hinter den zwölf Tierkreiszeichen am Aszendenten verbergen können:
Widder am Aszendenten
Andere nehmen Sie als dynamisch wahr, als zielorientiert und impulsiv. Sie scheinen zu wissen, was Sie wollen. Sie selbst sehen das zuweilen ganz anders, fühlen sich vielleicht unsicher oder ängstlich, haben Ihre Reaktionen nicht so im Griff, wie es Ihnen lieb wäre, sind aufbrausend, wenn Sie lieber besonnen wären, zurückhaltend, wenn mutiges Durchgreifen anstünde. Ihre Lernaufgabe und Herausforderung bewegt sich zwischen Angst und Mut, Passivität und Aktivität, Selbstbestimmung und Fremdbestimmung.
Stier am Aszendenten
Andere nehmen Sie möglicherweise als wertebewusst, selbstbewusst und praktisch veranlagt wahr. Da ist auch viel Wahres dran, doch bekommt Ihre Außenwelt nicht immer mit, in welche Krisen Sie ein Ungleichgewicht zwischen Geben und Nehmen, der Verlust von Besitzständen oder auch ein innerer Wertewandel stürzen können. Ihre Lernaufgabe besteht vor allem darin, Ihr eigenes Wertesystem aufzustellen und sich gegenüber dem praktischen Leben auch dann noch gewappnet zu fühlen, wenn nicht alles nach Plan läuft.
Zwillinge am Aszendenten
»Ja, die kann reden! Ja, der hat wirklich Köpfchen!« So ähnlich mag man über Sie urteilen, mal wirkt es nach außen hin leichter, mal schwerer. Wie viel es Sie wirklich kostet, sich mit Intelligenz, Wissensdurst, sprachlichem Geschick und körperlicher Wendigkeit durchs Leben zu schlagen, wissen jedoch nur Sie selbst. Nicht jedem Zwillinge-AC wird das gewandte Reden und schnelle Denken in die Wiege gelegt. So manch einer muss hart dafür arbeiten. Doch am Ende winkt Ihnen der Lohn wahrer Flexibilität in Körper und Geist!
Krebs am Aszendenten
Ihre Eigenart soll zum Vorschein kommen, wenn Sie für Ihre Umwelt sichtbar werden. Ihr Auftreten darf eine ganz persönliche Note haben. Doch nicht immer fällt es Ihnen leicht, wirklich etwas von sich selbst zu offenbaren, und Ihre Ursprungsfamilie ist prägender für Ihre Art, auf das Leben zuzugehen, als Ihnen lieb ist. Und so führt Ihr Weg fast immer über eine Auseinandersetzung mit Ihrer Ursprungsfamilie und der Rolle, die Sie dort eingenommen haben, um am Ende endlich bei sich selbst anzukommen.
Löwe am Aszendenten
Nach außen setzen Sie sich durch, indem Sie keine Unterlegenheit oder gar Angst zeigen. Doch innerlich fühlen Sie sich zuweilen kleiner als klein. Das können Zweifel an der eigenen Kreativität, Identität und am Selbstbewusstsein sein. Ihre Heldenreise führt Sie durch Selbstzweifel und Versagensängste direkt auf den Thron innerer Authentizität und Einzigartigkeit. Sie sind jemand Besonderes, ob Sie es glauben oder nicht.
Jungfrau am Aszendenten
Ihre scharfe Beobachtungsgabe und Ihr kritischer Intellekt dienen Ihnen zur Überlebenssicherung. Doch zuweilen stehen Sie sich mit Ihren Sorgen und Ängsten selbst im Weg. Und so führt Ihr Lebensweg Sie durch allerlei unwegsames Gelände, das Ihre Stärken auf die Probe stellt: kluge Anpassung an die Gegebenheiten und wachsame Analyse der Bedingungen sowie Ihrer eigenen Motive.
Waage am Aszendenten
Ihr Aufgabenfeld lautet: Begegnung und Kontakt, partnerschaftliches Verhalten. Ihrer Durchsetzung stehen dabei verschiedene Wege offen. Der Weg der Konfrontation ebenso wie der der Anpassung. Die Lösung liegt – wie sollte es anders sein – in der goldenen Mitte. Und sowohl vom einen wie auch vom anderen Ende des Verhaltens kann der Weg dorthin ganz schön lang sein. Doch wie keinen anderen erwartet Sie am Ende des Regenbogens das Versprechen auf Harmonie und Gleichgewicht.
Skorpion am Aszendenten
Abhängigkeit bzw. Unabhängigkeit in der Interaktion mit anderen Menschen sind wichtige Hinweise für Sie. Wenn Sie glauben, dass Sie zur Sicherung Ihres Überlebens auf andere angewiesen sind, liegen Sie ebenso falsch als würden Sie glauben, dass Sie niemandem etwas von sich preisgeben dürften, weil Ihr Vertrauen doch immer missbraucht wird. Ihr Weg zum Glück führt über einen ausgeprägten Instinkt für Vertrauenswürdigkeit und das richtige Maß an Abhängigkeit von anderen Menschen.
Schütze am Aszendenten
Andere nehmen Sie häufig als optimistisch und dem Leben positiv zugewandt wahr. Dabei müssen Sie sich Ihr Vertrauen in die Welt und den Sinn im Leben auch immer wieder neu erwerben. Neue Horizonte zu entdecken und über die Begrenztheit Ihrer Herkunft hinauszuwachsen, ist für Sie ein absolutes Muss. Sie brauchen es wie andere die Luft zum Atmen. Lassen Sie sich nicht daran hindern, sich dieses Recht zu nehmen.
Steinbock am Aszendenten
Ihre Umwelt traut Ihnen oft mehr zu als Sie sich selbst, denn Sie wirken auf viele Menschen kompetent und man nimmt sie ernst, in dem, was Sie tun. Genau das ist Ihnen auch ein wichtiges Anliegen. Für Ihr Gefühl, sich durchsetzen zu können, ist es wichtig, dass Sie etwas leisten, Erfolg haben und Kompetenz ausstrahlen. Sie wollen nicht einfach nur gemocht, sondern vor allem auch geschätzt und geachtet werden. Und niemand hat dazu größere Chancen als Sie!
Wassermann am Aszendenten
Ihnen wird oft die Rolle der/des etwas »Anderen« zugeschrieben. Sie ragen heraus, fallen auf oder ecken an, weil es Ihre Aufgabe ist, sich im Leben nicht jedem Rudel anzuschließen. Sie müssen für Ihre Bedürfnisse sorgen, indem Sie sich die richtige Gemeinschaft wählen, zu der Sie gehören, indem Sie die Werte vertreten, die Ihnen wichtig sind, und sich mit den Gedanken und Konzepten beschäftigen, hinter denen Sie wirklich stehen können. Dann warten als Lohn die Befriedigung echter Individualität und die passende Verbindung mit einem größeren Ganzen auf Sie.
Fische am Aszendenten
Nicht immer nimmt Ihre Umwelt Sie so wahr, wie Sie meinen. Etwas an Ihnen lädt dazu ein, Sie zu einer Projektionsfläche für Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte zu machen. Und so besteht Ihre Aufgabe auch weniger darin, ein eindeutig umrissenes klares Profil zu gewinnen, als vielmehr, sich selbst und anderen Welten zu eröffnen, die nicht jedem so ohne Weiteres offen stehen. Welten voller Phantasie, Träume, Spiritualität und Ganzheitlichkeit. Wenn Sie Ihre zweite Haut zu tragen lernen, sind Sie eine Inspiration für alle Menschen, die ihrer eigenen Intuition und Innenwelt noch nicht so recht trauen.