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Recht im Leben der Kirche – eine Erfahrungstatsache
ОглавлениеVorschriften
Wo man geht und steht, ständig stößt man in der katholischen Kirche auf irgendwelche Vorschriften – so empfinden es zumindest viele ChristInnen. Und viele davon wirken auf sie kleinlich, unverständlich und/oder hinderlich für das Leben aus dem Glauben. Zu denken ist hier z.B. an die Vorgaben für die Predigt von Laien, den Einsatz von Mädchen als Ministrantinnen, die Feier von ökumenischen Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen, den Kommunionempfang von „wiederverheirateten Geschiedenen“, die Lebensführung von Klerikern, die Gestaltung von Diözesansynoden, die Verpflichtung zum „Treueeid“. Dass daher solche Vorschriften oft nicht eingehalten werden, verwundert nur wenige. Dagegen löst die Tatsache, dass diese Verstöße gegen die gesetzte Ordnung weitgehend ungeahndet bleiben, sehr wohl immer wieder Erstaunen aus. Wie können erst strenge Regelungen erlassen und nicht selten mit schweren Strafandrohungen versehen werden, wenn dann ihre Übertretungen doch gänzlich folgenlos bleiben? Will man das Recht nicht konsequent durchsetzen? Kann man es nicht? Oder muss man es gar nicht? Werden die Rechtsbestimmungen aus Überzeugung missachtet? Deren Existenz als unwichtig abgetan? Oder lediglich aus Unwissenheit heraus nicht befolgt? Was davon ist mit dem Wesen, mit dem Sinn und Zweck von (kirchlichem) Recht vereinbar? Und wo ist der Punkt erreicht, an dem (kirchliches) Recht ad absurdum geführt wird, weil es nicht mehr Schutz und Sicherheit gewährt, sondern genau dem Gegenteil, nämlich der Willkür und Macht des bzw. der Stärkeren Vorschub leistet?
Verstöße – ungeahndet
Die Beantwortung dieser Fragen hängt von einem Bündel von Voraussetzungen und Vorentscheidungen ab, die in diesem Buch aufgezeigt, in ihren Konsequenzen bedacht und an konkreten Beispielen verdeutlicht werden.