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Kapitel 4 – zum Heulen

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Ich könnte heulen. Noch vor kurzem war ich noch so zuversichtlich, es ändert jedoch nichts daran dass ich mich heute elendst allein fühle.

Was würde ich darum geben jetzt in Richards Armen zu liegen. Wieso können wir beide unser Leben nicht einfach genießen und alles andere vergessen? Was schert mich die Zukunft solange ich in der Gegenwart glücklich bin? Es wäre für uns beide gut. Wieso kann er das nicht einsehen?



Er lässt nichts von sich hören, es hätte ihm ja ein Zacken aus der Krone brechen können!

Elender Feigling! Womit habe ich das nur verdient? Was habe ich getan?

Ich wünsche mir dass ich am nächsten Tag früh aufwache und alles ist nur ein böser Traum gewesen. Nichts von dem wäre geschehen und ich wäre wieder glücklich und strahlend.



Ich weiß genau er wird mich verletzten, immer und immer wieder. Gleichwohl kann ich es nicht erwarten ihn wiederzusehen. Es ist krank. Ich kriege ihn nicht aus meinem Kopf, so sehr ich mich auch anstrenge.


Ich muss offen mit ihm sprechen, ihn für mich gewinnen oder zum Teufel jagen.

So wie es ist kann es nicht mehr sein. Ich kann so nicht sein. Bin ich nicht schon verrückt genug? Ich brauche keine weiteren Neurosen.


Ich hänge an Dir, ich kann einfach nicht loslassen. Was mich an Dich kettet ist zu stark. Auch wenn ich mich fühle wie im tiefsten Kerker so will ich doch nirgends lieber sein als bei Dir. Was ist das nur für eine geheimnisvolle Macht, die mich in den höchsten Himmel erhebt und mich dann in die Verdammnis schleudert?



Sonntage sind so leer, ereignislos ohne ihn. Es könnten tausend Dinge um mich herum geschehen, ich empfinde das Leben als nicht mehr wirklich. Im Grunde ereignet sich eine Menge aber nichts was wirklich zählt, mich irgendwie berührt. Ich kratze nur an der Oberfläche und gehe nie wirklich in die Tiefe. Wäre dieser Tag und so viele vor ihm nie geschehen, ich hätte nichts vermisst.


Ich bin verspannt und müde. Stress im Job, nada im Privatleben. Wieder einmal denke ich es muss jetzt einfach was passieren, wieder mal rufe ich ihn an, will ein Treffen.


******************


Ich werde Richard wiedersehen! So aufgeregt und froh bin ich jetzt - wie ein Kind kurz vor der Bescherung an Weihnachten. Wenn er ins Zimmer tritt schlägt mein Herz doppelt so schnell, ich muss ihn immer ansehen, kann nicht mehr klar denken.

Er kam nicht und auch keine Nachricht von Richard. Wahrscheinlich hat er unsere Verabredung und mich wieder einmal ganz einfach vergessen.

Na ja, ich habe mich auch so amüsiert, bis auf die letzten anderthalb Stunden - da hatte ich statt des heißblütigen Mannes den langweiligen Michi an der Backe kleben. Er ist wie mein Schatten, wo ich hingehe ist er auch nicht weit.


****************


Die unerträgliche Schwere des Seins. Ich kann nicht aufgeben. Doch es scheint dass die Lust seinerseits schindet. Neulich saß ich zweieinhalb Stunden auf seiner Couch und räkelte mich lasziv, von Richard keine Reaktion. Wir sahen fern, lachten und schwiegen uns ansonsten an. Das Stadium der Freundschaft haben wir noch lange nicht wieder erreicht. Ich versuche ihm nicht auf die Nerven zu fallen aber ich langweile mich so noch zu Tode.


Er ist der einzige dessen Nähe ich immer ertragen kann, sogar wenn er mich anschweigt. Außerdem bringt es die ungemütliche Jahreszeit mit sich dass ich mich nach Zärtlichkeit und Zweisamkeit sehne. Er fehlt mir jede Stunde des Tages und der Nacht.



Weihnachten steht vor der Tür, was ich mich wünsche dürfte klar sein. Ich greife nach jedem Strohhalm um mir diesen Wunsch zu erfüllen, selbst vor albernen Aberglauben schrecke ich nicht zurück.

Als ich am Christkindesmarkt an einem Brunnen mit einem Ring der angeblich Wünsche erfüllt wenn man ihn dreht vorbei kam nutzte ich die Gelegenheit selbstverständlich.



Ansonsten, wenn ich nicht gerade über Richard nachgrübele, genieße ich meine Unabhängigkeit. Es ist so schön tun und lassen zu können was ich will. Bei der Firmenweihnachtsfeier habe ich ein wenig über die Stränge geschlagen. So viel getanzt habe ich in meinem Leben nicht. Ich wusste gar nicht wie tanzwütig Alkohol die Männer macht. Auch der scharfe Marco wollte einen Treffer bei mir landen. Sein Pech dass ich nicht auf unbequemen Sex im Auto stehe.


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Heilig Abend, mein größtes Geschenk ist die Aussicht, Silvester mit Richard zu verbringen! Er hat versprochen mich anzurufen, hoffentlich tut er es wirklich. Es ist mein einziger Wunsch.



Drei Tage vor Jahresende hat er sich noch immer nicht gemeldet. Vielleicht doch, jedenfalls ist keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Wenn seine Pläne für Silvester noch nicht fest stehen bin ich damit natürlich auch auf Eis gelegt. Ich bin zuversichtlich, es wird schon werden. Mein Wille und Wunsch ist so groß, es muss ganz einfach klappen!

Wenn das neue Jahr eingeläutet wird werden meine Lippen auf seinen liegen. Das Motto für diese Nacht ist Sex, Drugs und Rock n´ Roll!



Meine Sehnsucht ist so groß und so ungestillt. Manchmal habe ich nur noch das Bedürfnis laut zu schreien: "He, was ist mit mir? Wann komm ich endlich dran?" Ja, es ist als würde man sich am Ende einer Schlange anstellen ohne eigentlich zu wissen wofür.



Endlich habe ich es geschafft, ich bin Silvester mit ihm und seinen Freunden verabredet. Trotzdem habe ich ein komisches Gefühl; als ob ein Schatten über uns schwebt. Es ist nur eine Ahnung aber irgendwie kann ich mich nicht ganz freuen.


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Es ist ein Mittwoch, der erste Tag im neuen Jahr.

Ein gewisser Katzenjammer hat mich ergriffen, ich wusste es ja schon vorher, irgendwas würde schief gehen. Die Silvesterfeier war dann auch nicht so verlaufen wie ich gehofft hatte. Zuerst war noch alles in Ordnung. Niemand auf der privaten Party hat daran gezweifelt dass wir als Paar dort waren. Dann wurde mein armer Liebling ein Opfer des Alkohol und des zu üppigen Essen. Dieses verflixte Gulasch hat mir selbst Übelkeit verursacht, verflucht seien alle privaten Partys!


Na jedenfalls wankten wir schon um drei Uhr nach Hause und alle Feierei war vergessen. Doch dann haben wir es uns doch zu zweit noch sehr nett gemacht, wenigstens eine kleine Weile. Es war schön ihn wieder so nah bei mir zu spüren. Sein Atem war wie ein Ruf nach mir. Sein sinnlicher Mund, der dunkle Schatten auf der Oberlippe. Ich war so gierig, hätte ihn am liebsten in mich aufgesaugt. Zum Schlafen musste ich jedoch in ein anderes Zimmer auswandern. Er wollte mich nicht länger in seinem Bett.

Wahrscheinlich war es auch besser so, Richard schnarcht fürchterlich! Also wenigstens ein paar Stunden haben wir unter demselben Dach genächtigt bevor er mich Mittag etwas abrupt nach Hause schickte. Wie gesagt, er hat den Kater und ich habe Katzenjammer.



Am selben Abend, gegen 18 Uhr.

Inzwischen habe ich gleich zwei Männer glücklich gemacht.

Nein nicht so, also bitte!

Der eine war der kleine Michi, ich hatte ein schlechtes Gewissen - eigentlich hätte ich ja auf seiner Party sein sollen statt bei der Feier mit Richard. Als Ausgleich ging ich eine Partie Billard mit ihm spielen. Das machte ihn froh und er verzieh mir.


Der andere Mann war Flori der mal wieder etwas weiblichen Zuspruch brauchte. Seine Traumfrau interessiert sich nicht im Geringsten für ihn.

Ich flirte ganz gerne mit ihm, er ist ein lieber Kerl (also ungefährlich) und er nimmt mich nicht so ernst wie Michi. Er weiß dass es nur Spaß ist. Jetzt, da ich mein Gewissen beruhigt habe fühle ich mich besser und gehe aus. Katzenjammer ade, willkommen neues Jahr!



Ich liebe ihn so sehr. Vor Schmerz ihn vielleicht zu verlieren bin ich schon ganz wahnsinnig. Ich kann fühlen wie er sich weiter und weiter weg von mir bewegt. Wie in einem Film; er geht der untergehenden Sonne entgegen und ich muss zurückbleiben. Diese Melodie aus Casablanca "A kiss is just an kiss" hämmert in meinem Kopf.

Ich spüre wie er mich aus seinem Leben streichen will und ich kann nichts dagegen tun. Es ist ja nur so ein Gefühl aber ein verdammt schlechtes!



Wir sahen uns immerhin, zwei Tage hintereinander sogar. Aber es war so wie es mir schon vorher schien, er entgleitet mir. Er rückt immer weiter von mir ab, sieht mich kaum noch an.


Du gehörst mir, nur mir allein. Du weiß es noch nicht aber es ist so, Du gehörst mir!


Kein Schwein ruft mich an, keine Sau interessiert sich für mich...


Ich widerstehe erfolgreich der Versuchung ihn anzurufen sobald ich aus dem Büro komme. Dafür heule ich eine Viertelstunde und dann geht es mir besser.

So schnell lasse ich mich nicht unterkriegen. Das Spiel ist noch nicht vorbei!



Ich fühle mich komisch, ausgebrannt. Langweile mich entsetzlich, bin erschöpft ohne wirklich was getan zu haben. Irgendwann werde ich auf diesem Sofa fest wachsen!


Vor zwei Wochen habe ich ihn zum letzten Mal gesehen, ich vermisse ihn schrecklich aber es ist nicht mehr so schwer zu ertragen. Bis jetzt habe ich alles gut überstanden. Gerne würde ich mal wieder eine Nacht mit ihm verbringen, nur um zu sehen wie ich reagiere, und er.



Draußen an der frischen Luft kann ich am besten nachdenken. Ich sage immer: "der Wind pustet das Gehirn frei". Stimmt auch, wenn mir die Decke auf den Kopf fällt reicht es oft zehn Minuten durch die kalte Luft zu laufen und schon fühle ich mich nicht mehr so niedergeschlagen. Allerdings laufen mir immer noch Tränen übers Gesicht wenn ich einen Liebesfilm schaue. Es tut mir so weh glückliche Menschen zu sehen. Paare die eine Chance haben.


Ich bin entnervt, will mit ihm ausgehen. Stattdessen gehe ich dann mit Andy der mich aufheitert. Aber die Zeit in der ich vergessen kann ist immer nur kurz.


****************

Endlich mal wieder ein Sonntag an dem ich glücklich bin, den ganzen Nachmittag waren Richard und ich zusammen. Endlich redeten wir wieder miteinander. Die alte Vertrautheit ist wieder da.


Er erzählt mir von seiner Arbeit, übers Motorrad, über sein neues Haus (er hat geerbt und wird dorthin ziehen). Er zeigte mir wo er in Zukunft leben wird. Es gefällt mir, sehr sogar, vielleicht werden wir eines Tages dort gemeinsam wohnen.


Es war wirklich sehr schön und diesmal haben wir uns mit einer losen Verabredung für die nächsten Tage verabschiedet. Selbst wenn es nicht klappt, wenigstens will er es, er will mich wieder sehen. Ich schwebe auf Wolken, vielleicht wird jetzt alles gut?



Die Zeiten ändern sich. Eigentlich dachte ich das Happy End würde jetzt endlich kommen. Da sieht man mal wieder, meistens kommt es anders als man denkt. Es passierte nichts was nicht schon vorher mal vorgefallen wäre. Nur so viel, es ist der Valentinstag und ich sitze allein zu Hause. Mein Kopf dröhnt und ich bin total mies drauf.




Wieder vergingen Tage und Wochen, manchmal ging es mir gut, manchmal schlecht. Je nachdem ob Richard gut zu mir war oder eben nicht.

Ich bin so abhängig von ihm.

Ein ganzer Nachmittag mit ihm ist so himmlisch. Ich habe immer das Bedürfnis ihn zu küssen und niemals wieder los zulassen.

Der herrliche Sonnenschein und er so nah bei mir, das Leben könnte nicht besser sein. Ich liebe ihn, noch immer, noch mehr.

Ich habe nur Augen für Richard. Wenn seine Knie mich bei „öffentlichen“ Treffen berühren reicht das völlig um mich in Ekstase zu versetzen und mir schlaflose Nächte zu bereiten.



Sonntag, der 7. März.

Es gibt für mich nichts Erotischeres als den Klang einer BMW oder Harley. Das Aufbrüllen bevor man die Kraft der Maschine dann ganz spürt. Mein Leben in seiner Hand. Ich liebe es absolut mit Richard Motorrad zu fahren. Dann sind wir eins.



Mein Leben ist voller Irrwege und voller sexueller Verwirrung. Während der Woche "füssle" ich mit dem scharfen Marco (der Typ, der mich bei der Firmen-Weihnachtsfeier flach legen wollte).

An den Wochenenden machen mir Andy und Mark Avancen. Wobei das mit Mark neu ist. Ich bin mir nicht sicher was ich davon halten soll. Mark gehört zum Dunstkreis der Band. Er nähert sich jedenfalls sehr eindeutig, bleibt jedoch ansonsten unverbindlich. Was auch ganz gut ist denn dieser sehr große, füllige Mensch ist nun mal nicht mein Typ.

Dicke Männer rufen keinerlei erotische Spannung in mir hervor. Ich mag seine Intelligenz und seinen Humor, ich flirte auch gern mit ihm aber das war´s dann auch schon. Ich fahre nur auf Richard ab, den einen einzigen, meinen "Mr. Right".


Wissen Sie was "füsseln" ist? Heimlich den anderen am Fuß reiben, mit ihm spielen, hinauf gleiten. Es sagt "ich bin scharf auf Dich aber keiner soll´s mitkriegen". Das ist das neueste Spiel das Männer bei mir anwenden. Es gefällt mir, ich wünschte nur, Richard wäre es.



Ich bin leicht verwirrt als ich um 3.15 Uhr morgens nach Hause komme.

Mark scheint es tatsächlich ernst zu meinen, ich bin beunruhigt. Habe ich da was nicht mitgekriegt?

Um 4 Uhr Früh weiß ich es genau. Er meint es ernst! Das Telefonat mit Mark hat es mir bestätigt. Ich werde ihn gehörig ausbremsen müssen wenn ich ihn das nächste Mal treffe.



Richard fliegt in Urlaub, schon wieder! Und natürlich ohne mich. Ich selber reise am Samstag nach Zypern. In zehn Tagen werde ich ihn (vielleicht) wiedersehen.

Ich werde ihn vermissen. Bin gespannt ob ich wieder nur Tag und Nacht an ihn denken kann. Jetzt schon mache ich Pläne für unser Wiedersehen, das ist mein einziges Ziel – unser nächstes Treffen.



Ich reise gern. Als Kind habe ich praktisch alle Ferien bei den Großeltern in Fuerteventura verbracht. Das war auch toll, natürlich. Aber es hat bei mir die Lust geweckt auch den Rest der Welt kennenzulernen. Als dann Großmutter krank wurde musste ich deswegen auch kein schlechtes Gewissen haben. Ich habe gehört wie meine Mutter zu Papa gesagt hat „Es ist zu viel für sie. Du weiß wie sie ist, wir dürfen nicht im Hotel wohnen und sie will jeden Tag für uns alle kochen. Mama schafft das nicht mehr. Es ist besser wenn wir vorerst die Besuche auf Fuerte einstellen.“ So war es sozusagen von „oben“ beschlossen dass ich auch andere Urlaubsziele wählen konnte. Nur immer allein fahren wollte ich eigentlich nicht.


**********************


Der Regen hat mir die Laune gründlich verhagelt. Solches Pech mit dem Wetter hatte ich noch nie im Urlaub. Nicht nur dass Richard mir fehlt wie verrückt und ich türkische Papagalli loswerden muss, zu allem Überfluss ist es auch noch nass und kalt.


Ich bin kurz davor durchzudrehen! Dann wird es tatsächlich etwas besser, zumindest endlich Sonne und blauer Himmel. Ansonsten ist Nord-Zypern nicht besonders beeindruckend für mich. Zu viel Militär, zu wenig echte Sehenswürdigkeiten. Ich habe noch nie besonders viel übrig gehabt für Kirchen und Museen.


Darf ich ihnen einen guten Rat geben? Seien Sie als allein reisende Frau niemals besonders freundlich zum Hotelpersonal! Die Zyprioten selbst sind ja ziemlich zurückhaltend aber diese verdammten türkischen Gastarbeiter sind genauso aufdringlich wie die Italiener, Franzosen oder Spanier. Sie lächeln sie einmal an und werden sie nicht mehr los. Speziell dem Hotelpersonal (hier ein Kellner) können Sie nicht entrinnen!

Wenn einem ständig ein miserabel englisch sprechender Typ an der Backe klebt ist das kein großes Vergnügen! Besonders wenn derjenige noch nicht einmal gut aussieht und trotzdem denkt ich müsste ganz verrückt nach ihm sein.


Zum Glück esse ich meistens nicht besonders lange und lege auf Einrichtungen wie Hotel-Diskos keinen großen Wert. Ich denke immerzu an zu Hause.

An alles mögliche, an die Arbeit, besonders natürlich an "meine" Männer. Meinen Schatz, Richard. Es wäre so schön mit ihm gemeinsam Urlaub zu machen. Fürs erste würde mir ein Wochenende völlig genügen. Einfach mal ausprobieren wie wir uns vertragen.



Dann ist da noch Mark, aus dem werde ich nicht schlau. Bisher hat er kein übermäßiges Interesse für mich an den Tag gelegt. Warum jetzt plötzlich? Einem guten Flirt bin ich ja noch nie aus dem Weg gegangen, aber mehr ist nicht drin. Ich weiß nicht was er eigentlich von mir will (das heißt, natürlich weiß ich was er will, ich weiß nur nicht wieso auf einmal).

Da ist da auch noch der kleine Michi (den ich so nenne weil er mir wie ein kleiner Junge vorkommt). Er sieht mich immer an wie ein Kind sein Lieblingsspielzeug. Er tut mir von Herzen leid. Es ändert jedoch nichts an meinen Gefühlen, ich liebe nur Richard.


Der vierte Mann in meinem Leben ist Marco, der ist zwar sehr süß aber beileibe kein kleiner Junge, der weiß genau wo es langgeht! Wir sehen uns fünf Mal die Woche am Frühstücks- und Mittagstisch in der Firma. In der Kanzlei ist es üblich dass die Pausen zusammen verbracht werden.


Die sexuelle Spannung zwischen uns kann man fast sehen. Wir "füsseln" wie schon erwähnt und warten auf eine Gelegenheit. Soll heißen, er wartet. Ob ich der Versuchung eines Tages nachgeben werde ist eine andere Frage. Vielleicht, kommt auf die Umstände an, schon möglich. Wenn Richard so distanziert bleibt...

Außer diesen Vieren gibt es noch diverse andere Männer, mit denen ich mehr oder weniger flirte, beziehungsweise die mehr oder weniger auf mich scharf sind.


Sie sehen also - das Leben einer alleinstehenden Frau mit einem großen Herzen ist gar nicht so einfach. Wenn Sie jetzt denken dass meine große Liebe zu Richard und die Eskapaden mit anderen Männern sich widersprechen sind Sie im Irrtum. Das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun.



Hätte ich mit Richard eine feste Beziehung würde ich andere Männer gar nicht ansehen. Aber so wie es ist baut er Wünsche in mir auf die ich irgendwie raus lassen muss. Liebe und Sex werden also zu verschiedenen Dingen. Obwohl ich diese Elemente nie vorher getrennt habe. Vor Richard hatte ich allerdings auch immer eine feste Bindung. Also eine Partnerschaft die diesen Namen auch verdient...


Für Männer ist das übrigens ganz normal, für sie sind Liebe und Sex IMMER zwei verschiedene Dinge. Wenn eine Frau aber so denkt kommen sie damit nicht zurecht.



Verlieren Sie sich auch so gerne in Tagträumen? Ich liebe es. Es gelingt mir nicht immer aber manchmal - so wie an diesem Tag, während einer monotonen Busfahrt - finde ich leicht in eine andere, bessere Welt.

Draußen eintönige Landschaft dazu das gleichmäßige Brummen des Motors. Ich versinke völlig in meine Traumwelt. Ich bin gedanklich in Amerika, natürlich mit Richard. Alle Einzelheiten dieses wundervollen Urlaubs treten vor meinem geistigen Auge hervor. Jeder Satz, jedes Wort, jede Reaktion der Umgebung. So klar als würde es wirklich passieren. Solche Träume machen mich glücklich, sie geben mir Hoffnung.


Apropos Hoffnung, den aufdringlichen Kellner bin ich hoffentlich los.

Mit kühler Ignoranz und geschickter Taktik (Merke: der Wolf greift nie die ganze Herde an, immer nur ein einzelnes Tier!) bin ich ihm wohl entkommen.



Als ich heute von meiner Inseltour zurückkam sah ich direkt vor meinem inneren Auge wie Richard gerade in Glasgow (was für eine Idee um diese Zeit nach Schottland zu fliegen) in sein Flugzeug nach Hause stieg. Ich muss ihn zu Hause fragen ob er tatsächlich um diese Zeit heim geflogen ist. Das wäre dann aber etwas mehr als Intuition! Es würde beweisen wie fest das Band doch zwischen uns ist.



Es erschreckt mich ein wenig wie klar und deutlich ich mir jede Situation mit Richard vorstellen kann. Es gibt wirklich nichts was ich gedanklich nicht mit ihm durchleben kann. Und ich rede hier nicht von Sex sondern vom Alltagsleben. Ohne ihn kann ich mir mein Leben dagegen gar nicht mehr vorstellen.

Ich kann mich wirklich nicht erinnern mich einem Menschen jemals so nahe und verbunden gefühlt zu haben. Abgesehen von meinem Vater vielleicht aber das ist ja normal. Den kenne ich immerhin schon mein ganzes Leben. Aber sonst war ich niemals jemand so nahe, wenigstens von meiner Seite aus.



Zu Hause ist Karfreitag, hier im türkischen Teil von Zypern interessiert das natürlich niemanden, mich eigentlich auch nicht. Wettermäßig ist dies der beste Tag. Sonne satt und wenigstens für ein paar Stunden windstill, also auch warm. Ich habe mir sogar auf der Sonnenterrasse Urlaubsbräune geholt. Ich will ja nicht käsebleich (danke Papa dass du mir deine blasse Haut vererbt hast) aus dem Urlaub zurückkommen.


Ich wünsche mir nur ich wäre schon wieder bei Richard. Eine Nacht mit ihm würde mir mehr Entspannung bringen als der ganze Urlaub. Ein Kuss und ich werde Dienstag garantiert gut gelaunt ins Büro gehen.

Ich freue mich so auf ihn und traue mich gleichzeitig nicht so recht mich zu freuen. Die Enttäuschung wenn es nicht läuft wie gewünscht ist dann doppelt so groß.


Auch auf die Gefahr hin dass ich mich wiederhole, leicht habe ich es nicht gerade. Mist, verdammter!



Zu Hause.

Erst leichte Depression dann ganz gute Laune. Eine Folge der völligen Übernächtigung, ich habe es auf maximal vier Stunden Schlaf gebracht. Ich habe Richard noch nicht gesehen nur mit ihm telefoniert. Mit jedem Wort liebe ich ihn mehr. Ich sehne mich so danach bald in seinen Armen zu liegen.


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Ich habe die Begrüßung total versaut. Da stand er, natürlich unangemeldet und viel früher als üblich vor meiner Tür. Ich musste mir erst mal die Haare fertig föhnen und konnte mich vor lauter Verwirrung nicht auf den lange einstudierten Empfang konzentrieren.


Es war trotzdem wahnsinnig schön den ganzen Abend so nah bei ihm zu sein. Ich habe ihn berührt so oft es ging, so als müsste ich mir selbst beweisen dass er wirklich real ist.



Es gehört zu meinen günstigeren Eigenschaften jede Information die Richard betrifft wie ein Schwamm aufzusaugen. Meine Augen und Ohren sind überall. So weiß ich natürlich auch welche Musik er gerade gern hört. Am Samstag spielt eine von diesen Bands ganz in unserer Nähe, eventuell wird er mit mir hin gehen. Oh lieber Gott, mach dass er es tut!


Ich werde ihn morgen im Büro anrufen (auch diese Nummer verdanke ich meiner Aufmerksamkeit) und hören wie die Chancen stehen. Ein Konzert wäre ideal, da ist anfassen unvermeidlich! Oder seh ich das falsch?



Das Leben ist nicht fair. Er will einfach nichts mit mir unternehmen. Dabei bin ich das Beste was ihm je passiert ist!


Mensch Junge, mach die Augen auf! Das Glück steht direkt vor Dir. Greif zu!

Zwei Uhr früh.

Nichts Neues. Ich war mit vier Männern aus, drei davon sind in mich verliebt oder zumindest scharf auf mich. Nett wie?

Nur der Mann der als einziger den Vulkan in mir zum Ausbruch bringt will nicht mit mir zusammen sein.

Finden Sie das Fair? Ich finde es ganz und gar nicht in Ordnung.


Ein wenig Spielerei ist ja ganz nett, aber ich will auch mal richtig zur Sache kommen. Dazu brauche ich einen Mann den ich nicht nur kurzzeitig sexy finden kann. Ich brauche Richard, nur ihn, den einzigen.



Es ist ein Sonntag im April 1997.

An meinen Händen hängt noch sein Geruch. Ich liebe es ihn zu reizen, zu fühlen, zu schmecken. Ihm ganz langsam das Hemd auszuziehen. Es ist so toll in seinen Armen zu liegen, seine Kraft zu spüren. Am allerliebsten wühle ich in seinen dunkelblonden Haaren, das macht mich so richtig an.


Wenn er auch mich als ganze Persönlichkeit nicht liebt, meinen Körper jedenfalls liebt er. Wenn ich nur nah genug an ihn herankomme kann er mir nicht widerstehen. Nur schade dass wir zu wenig Zeit hatten um es richtig krachen zu lassen. Immerhin, meine Initiative hat sich doch gelohnt, jetzt heißt es auch weiterhin: Angriff und los!



Richard und ich haben ein Rendezvous, Spätvorstellung im Kino, mal sehen was ich daraus machen kann. Ich bin heiß, schön, begehrenswert und Richard gehört mir!



Sex ist doch die beste Nebenbeschäftigung von der Welt. Es macht mich ruhig und gelassen. Trotzdem aktiver. Der Winterschlaf ist endgültig vorbei, ein wundervoll heißer Sommer steht mir bevor.


Diese Momente der intensiven Zärtlichkeit am Morgen werde ich nie vergessen. Er hielt mich so fest und streichelte mich so sanft. Es war als würde er sagen "ich liebe dich".


Eine Stunde später war die Vertrautheit schon weggewischt, aber diese Minuten sind für immer in meinem Herzen bewahrt. Die Nacht war Leidenschaft, der Tag Liebe. Es war absolut traumhaft in seinen Armen einzuschlafen und aufzuwachen. Wir gehören zusammen und ich denke er fängt an mich ein kleines bisschen zu lieben.


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Ich habe fürchterlich schlechte Laune. Richard ist nicht da, ich kann nicht mit ihm sprechen, ihn nicht berühren und ich vergehe fast vor Sehnsucht.

Meinen Ärger darüber habe ich an dem kleinen Michi ausgelassen.

Er geht mir einfach fürchterlich auf die Nerven. Er liebt mich mit einer Unerschütterlichkeit, die schon fast beängstigend ist. Meine Dankbarkeit besteht aus Ignoranz. Es ist das gleiche wie meine Beziehung zu Richard. Dem gehe ich manchmal auch auf die Nerven aber ich lasse nicht locker. Deshalb dürfte ich Michi eigentlich gar nicht böse sein. Er tut ja nichts anderes als ich selbst auch.


Mein Anrufbeantworter blinkt unaufhörlich, es ist aber keine Nachricht drauf. Ich wünsche mir sehnlichst Richard hätte versucht mich zu erreichen. Ich wünschte ich wäre ihm nicht gleichgültig.


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Ich arbeite wie verrückt aber es läuft nicht so gut in meinem Job. Das verstärkt meinen Frust natürlich.

Im Übrigen habe ich erfahren wer dauernd versucht hat mich anzurufen, es war der kleine Michi. Nachdem ich ihm gegenüber so garstig gewesen bin hat er Angst gehabt ich wäre ernsthaft sauer und wollte gut Wetter machen.



Ich bete dass Richard dieses Wochenende für mich Zeit haben möge. Ich muss unbedingt weniger Zeit mit Michi verbringen sonst raste ich noch aus. Er langweilt mich zu Tode.


Kein Wort, keine Nachricht von Richard obwohl er es mir versprochen hat bei unserer letzten Begegnung. Ich verbrenne, verglühe, löse mich in Rauch auf.

Am nächsten Tag beginnen zehn arbeitsfreie Tage. Wenn ich ohne ihn sein muss werde ich sterben.


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Ich warte, warte, warte so auf Dich! Du fehlst mir. Ich denke immer nur an Dich. Ich möchte Dir so viel sagen, Dich so viel fragen. Schenk mir dein Lächeln, deine Liebe, einen Kinobesuch, ein Wochenende, einen Urlaub, ein Leben!



Träume ich? Eben hat sich alles erfüllt was ich mir gewünscht habe, einfach so, ohne Kampf.

Ich war gerade dabei völlig verzweifelt wegzudösen, Hoffnung im einem Traum zu finden, als er mich anrief.


Er will mich mit auf eine Motorradtour mitnehmen! Ja, ja, ja! Vier Tage! Er und ich (und ein paar andere aber die zählen nicht). Ich bin so happy, ich könnte die ganze Welt umarmen!


Ich fragte nicht einmal wohin wir fahren werden. Nicht einmal den Hauch eines Wimpernschlages habe ich gezögert. Solange er da ist wird alles andere völlig egal. Das ist mit Abstand das spontanste und aufregendste was ich in meinem Leben je getan habe.

In ein paar Stunden schon geht es los. Ich bin der glücklichste Mensch auf Erden!

Der Schrei des Phönix

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