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Dienstag, 9. April 2013 – Anrufe
Оглавление16.05 Uhr.
Das Festnetztelefon läutet. Wie immer zucke ich erschrocken zusammen. Unsere mündliche Kommunikation mit der Außenwelt findet fast ausschließlich mit den Handys statt. Den Telefonanschluss haben wir eigentlich nur wegen der Internetleitung. Anrufe sind eher selten, höchstens mal Rolands Mutter.
Ich bin allein.
Diese Woche fange ich schon um 7.00 Uhr Morgens im Supermarkt an und bin daher nachmittags schon zu Hause. Ich bereite ein schönes Abendessen vor. Gerade bin ich beim Fleisch schneiden und würzen. Mein Mann hat sich mal wieder ein herzhaftes Gulasch gewünscht.
Das schrille Klingeln hört nicht auf, also gehe ich ran. Im Display steht „unbekannter Anrufer“.
„Buchholz“. Es ist still in der Leitung.
„Hallo?“ Immer noch nichts. Ich will schon wieder auflegen, als doch jemand antwortet.
„Hallo Tessa! Bist du allein zu Hause?“ Eine kalte glatte Stimme, unnatürlich. Mir stellen sich die Nackenhaare auf.
„Wer sind Sie? Was wollen Sie?“ Ich ärgere mich dass ich so klein und ängstlich klinge.
Ein Lachen dröhnt aus dem Hörer. „Ich kriege dich! Schon bald gehörst du mir! Ich kriege dich!“
Ein Verrückter! Ich drücke den „Auflegen“-Knopf am Telefon.
Nachher wurmt es mich dass ich diesem Blödmann nicht die Meinung gesagt habe.
Als ich noch allein gewohnt habe hat mich auch öfter so ein Perverser angerufen und mir Schweinereien ins Ohr gestöhnt. Nach dem dritten Anruf habe ich mir eine Trillerpfeife neben das Telefon gelegt. Ich kichere bei der Erinnerung wie ich diesem Typen einen Hörsturz verpasst habe. Dieser Schweinehund hat sich danach nie wieder gemeldet.
Ich überlege. Habe ich diese Pfeife noch? Kann nichts schaden mich vorzubereiten. Vielleicht probiert er es ja noch mal.
Ich unterbreche meine Kochvorbereitungen und begebe mich auf die Suche nach meiner „Waffe“. Doch umsonst. Ist wohl beim Umzug verloren gegangen. Ich muss daran denken dass ich mir bei Gelegenheit eine neue besorge.
Wer konnte das gewesen sein? Die Stimme war total unwirklich, verzerrt. Immerhin hatte der Anrufer ja auch meinen Vornamen gekannt. Im Telefonbuch steht definitiv nur Rolands Name. Es konnte also weder ein Fremder gewesen sein, noch jemand der sich verwählt hat.
Was wollte er damit sagen „Ich kriege dich!“? Ich habe keine Feinde, soweit ich weiß.
Als Roland nach Hause kommt erzähle ich ihm von dem seltsamen Anruf. Er ist jedoch so gestresst dass er mir gar nicht richtig zuhört. In letzter Zeit ist er sowieso ziemlich unaufmerksam.
Das liebevoll geschmorte Gulasch und die Nudeln dazu schlingt er nur, mehr oder weniger stumm, hinunter. Kein Wort ob es ihm schmeckt. Kein Dank für meine Mühe. Ich gehe ja schließlich auch den ganzen Tag arbeiten!
Den Salat hat er gar nicht angerührt. Ich bin angesäuert. Auch das fällt ihm nicht auf.
Nach dem Essen geht er sich umziehen. Freizeitlook.
Kurz angebunden teilt er mir mit dass er seinen Studienfreund besucht. Er bräuchte jetzt etwas Zeit um abzuschalten.
Na toll!