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Mittwoch, 10. April 2013 – Freundinnen
ОглавлениеDani lacht sich halb tot, als ich ihr die Geschichte von dem Perversen und der Trillerpfeife erzähle. Sie deutet an wie der Typ sich mit einer Hand das Ohr hält und mit der anderen seinen Schwanz.
Sie lacht und lacht. Ich finde es nicht ganz so witzig.
Da ich noch fahren muss hat sie die Flasche Rotwein fast allein getrunken. Deswegen wahrscheinlich. Sie wird immer etwas schrill wenn sie zu viel gebechert hat.
Trotzdem tut es gut mit Dani zu reden. Sie hört mir zu, egal wie lächerlich diese Geschichte mit dem seltsamen Anruf klingt der mich so erschreckt hat. Und es ist immer lustig mit ihr. Zehn Minuten mit meiner besten Freundin vertreiben alle trüben Gedanken.
Danis Wohnung ist ein bisschen wie ihre Bewohnerin. Hübsch zu Recht gemacht. Etwas zu laut, warm und leicht chaotisch. Ich fühle mich rundum wohl auf dem roten Riesensofa. Am liebsten würde ich jetzt einfach hier liegenbleiben. Aber Roland wartet auf mich und früh aufstehen muss ich auch. Ich habe immer noch „Frühschicht“. Außerdem möchte ich doch auch mit meinem Mann noch ein paar Worte wechseln. Vielleicht wenigstens noch kuscheln.
Also wuchte ich mich hoch und sage zu Dani dass ich jetzt leider fahren muss. Sie ist enttäuscht aber versteht meine Entscheidung. Auch wenn sie sich nie einem so bürgerlichen Leben unterordnen würde. Sie hat nie verstanden warum ich Roland geheiratet habe.
Mir zuliebe war sie zwar Trauzeugin aber einverstanden war sie nicht damit. Für sie ist und bleibt Roland ein blasierter Spießer.
Meine beste Freundin jobbt in einem Schnellrestaurant und geht nebenbei noch putzen. Keine besonders anspruchsvolle Arbeit, aber ihr reicht es zum Leben und sie fühlt sich gut dabei weil sie unabhängig ist. Sie empfindet sich zumindest frei bei diesen Jobs.
Keine große Verpflichtung. Wenn es ihr nicht mehr gefällt sucht sie sich eben eine andere Stelle.
Sie möchte auch nie mit einem Mann zusammen leben. „Wozu die ganze Kuh kaufen wenn man nur ab und zu mal ein Glas Milch will?“ Das ist ihr Spruch zu Beziehungen.
Dani geht mit mir runter zum Auto. Sie trägt diese furchtbare abgetragene schweinchenrosa Jacke. Abends ist es doch noch ziemlich kühl.
Ich knöpfe meinen dunkelblauen Kurzmantel zu.
„Wir müssen mal wieder einen Einkaufsbummel machen. Es wird Zeit für was Neues!“
Ich kann dieses alte Teil nicht mehr an ihr sehen. Der Winterschlussverkauf ist zwar lange vorbei aber vielleicht finden wir ja trotzdem noch ein paar Schnäppchen. Wenigstens eine schicke neue Jacke für Dani. Ich werde sie ihr schenken.
„Ja klar. Vielleicht am Samstag? Ruf mich an.“
Sie umarmt mich. „Und ruf auch an wenn sonst was ist, hörst du?“
„Ja, mach ich. Bis bald!“
Ich steige ein und starte den Wagen. Dani winkt noch mal und geht dann zurück ins Haus.
Wir sind gleichaltrig. In den letzten Jahren aber haben wir uns doch sehr unterschiedlich entwickelt.
Ich liebe Dani. Ohne sie wäre ich vielleicht nicht mehr am leben.
Für mich ist sie aber immer noch das junge Mädchen von damals. Erwachsen ist sie in meinen Augen nie geworden. Ich schon, manchmal bedauere ich das.