Читать книгу Willi - Sabine Horn - Страница 3

Willi

Оглавление

Willi war gerade 8 Jahre alt als er vom Strohboden fiel. Das wäre an sich keine so schlimme Sache, er hätte sich normalerweise vielleicht ein Bein oder einen Arm gebrochen. Willi´s Pech war nur, sein Vater hatte am Tag zuvor das gesamte alte Stroh das unten im Gang lag entfernt und auf den Misthaufen gefahren. So kam es, dass Willi direkt auf den Beton aufschlug. Er spürte kurz einen Schmerz und dann wurde es dunkel um ihn herum. Der Arzt sagte seinen Eltern er habe nichts gespürt als er starb.

Willi fand sich im Schlafzimmer seiner Eltern wieder ohne zu wissen wie er dahin gekommen war. Seine Mutter lag im Bett und ihr Gesicht war rot und angeschwollen. Er ging an ihr Bett und berührte ihr Gesicht.

„Was ist mit dir Mam? Weinst du?“ Seine Mutter stöhnte leise auf und murmelte im Schlaf. „Willi, Willi mein Schatz wo bist du.“ „Hier bin ich doch Mam, direkt hier an deinem Bett.“ Seine Mutter reagierte nicht und Willi meinte sie schliefe tief und fest und könne ihn aus diesem Grund nicht hören.

Leise verließ er das Schlafzimmer seiner Eltern. Er ging die Treppe runter um seinen Vater zu suchen. Im Wohnzimmer brannte Licht und so ging er hinein. Sein Vater saß an dem großen Eichentisch und hatte ein Foto in der Hand.

„Dad was ist mit Mam, warum weint sie?“ Sein Vater sah auf das Bild und schluchzte leise. „Dad“, Willi sah seinen Vater an, warum antwortete er ihm nicht. Waren sie böse auf ihn weil er wieder auf dem Strohboden gespielt hatte? Willi ging um den Sessel herum auf dem sein Vater saß und stand nun genau vor ihm.

„Bist du böse mit mir?“ fragte er ihn. Aber auch jetzt reagierte sein Vater nicht. Er wollte gerade etwas sagen als seine Mutter den Raum betrat.

„Ich hatte eben das Gefühl Willi wäre hier gewesen, “ sagte sie. Sein Vater blickte auf und sagte „Komisch ich hatte genau das selbe Gefühl.“ Seine Mutter setzte sich auf das große Sofa und schlang die Arme um ihre Beine. „Er wird immer bei uns sein“, sagte sie und Tränen liefen über ihr Gesicht.

Willi sah sich erstaunt um, warum sahen sie den nicht, dass er genau neben ihnen stand, was war hier los. Als sein Blick auf den großen Spiegel über der Anrichte fiel sah er seine Mam auf dem Sofa und seinen Dad in dem Sessel daneben, was er aber nicht sah war er selber. Er konnte sich nirgends sehen. Was war das den jetzt, er bewegte seine Hand, wackelte mit dem Kopf, nichts. Er drehte sich um seine eigene Achse, nichts. Er machte den Mund auf und zu, nichts. Ich komme mir vor wie ein Geist, dachte er und dann merkte er wie alles Blut aus seinem Gesicht wich, ein Geist das kann doch nicht sein, wieso? Er überlegte was war zuletzt passiert, er war im Schlafzimmer seiner Mutter aufgewacht. Nein das konnte es nicht sein, vorher musste was passiert sein und dann fiel es ihm ein. Er war vom Strohboden gefallen und dann war alles dunkel. Aber das konnte doch unmöglich sein, daran starb man doch nicht, oder?

Willi sah sich im Zimmer um und da auf der Anrichte lagen eine Menge Karten. Seine Mutter legte zu Weihnachten und Ostern immer alle Karten die von Freunden und Verwandten kamen hierhin damit jeder sie lesen und ansehen konnte. Er ging näher und betrachtete die Karten. Sie hatten alle einen schwarzen oder grauen Rand. Solche Karten hatte er schon einmal gesehen, damals als sein Opa gestorben war und Mama so traurig war. Eine Karte war aufgeschlagen und Willi trat zögernd so nahe an die Anrichte bis er lesen konnte was auf ihr stand.

Unser tief empfundenes Beileid

Zum Tode ihres Sohnes Willi

Von Familie Lukas

Wie zum Tode Willis, er war doch hier. Er war doch nicht tot. Aber warum konnte ihn dann niemand sehen? Willi sah seine Eltern an und sah ihren Kummer und ihre Trauer und da wusste er es. Er war tot.

An diesem Abend beschloss er seine Eltern nie alleine zu lassen. Sie waren so traurig und sie brauchten ihn.

Von nun an kam er regelmäßig nachts in ihr Schlafzimmer, streichelte seiner Mutter über die Wange und erzählte ihnen was er so erlebt hatte. Natürlich war das nicht viel, was erlebte man schon so als Geist. Aber er hatte schon aus Versehen den Milchmann erschreckt. Als der Morgens die Milch vom Vorabend abholte und Willi um die Ecke der Scheune kam rannte er direkt durch den Milchmann durch. Diesem wurde augenblicklich heiß und kalt auf einmal und er erzählte überall herum ihm wäre ein Geist begegnet. Natürlich lachten die Leute ihn aus, aber er blieb von da an vorsichtig und wenn er denn Hof von Willis Eltern betrat betete er stets leise vor sich hin.

Willi erzählte seinen Eltern nachts eine Menge und diese wachten morgens manchmal auf und konnten sich erinnern dass Willi da gewesen war. Sein Vater meinte das wäre völlig normal, dass sie von ihm träumten und das wäre ja auch schön so.

Eines Nacht hatte eine Kuh starke Schmerzen und Muhte laut vor sich hin. Sein Vater hörte die Kuh nicht da er eine Schlaftablette genommen hatte. Willi bemerkte die kranke Kuh und ging zu seinen Eltern. Er zerrte an seinem Vater, rüttelte ihn und rief nach ihm. Endlich wachte der auf. Er war zwar stark benommen aber jetzt hörte er die Kuh. Eiligst ging er zu ihr und nachdem er den Tierarzt geholt hatte konnte der Kuh geholfen werden. Zu seiner Frau sagte er danach: „der Willi hat mich geholt. Er war da und Bescheid gesagt wegen der Kuh.“ Seine Mutter lächelte und sagte nur: „ja, ja der Willi war da.“

So gingen die Jahre ins Land und als sein Vater älter wurde und ihm die Arbeit schwer fiel kam Willi auch am Tag um seinem Vater zu helfen. So schob Willi den schweren Milchwagen oder er faste die Forke beim Heu stapeln mit an. Sein Vater sagte immer zu seiner Mutter: „ich glaube der Willi hat wieder mit angepackt.“ Ja seine Eltern lächelten in solchen Situationen immer und darüber freute Willi sich.

Als es nun an der Zeit war, dass auch seine Eltern starben war Willi nicht traurig. Er wusste doch es würde ihnen nicht schlecht gehen, da wo sie jetzt hingingen. Einen Augenblick überlegte er ob er mitgehen solle aber dann entschloss Willi sich noch eine Weile auf der Welt zu bleiben. Er hatte ja noch kaum gelebt und als Geist verging die Zeit ohnehin viel schneller da er die meiste Zeit verschlief.

Es wurde ruhig auf dem Hof nur zweimal kam ein Mann in dunklem Anzug. Er sah sich alles an und murmelte etwas dass wie blöde Bruchbude klang. Willi fand das ziemlich unverschämt und so freute er sich als der Mann mit beiden Füßen in einer schlammigen Pfütze versank. Seine Schuhe sahen danach aus wie für die Müllkippe gemacht. „Schlammfuß, Schlammfuß“, sang Willi, „Blöder, blöder Schlammfuß.“

Ab und zu kamen ein paar Kinder und Willi spielte mit ihnen. Wenn die Kinder Fußball spielten fing er den Ball mit dem Fuß auf und kickte ihn in eine andere Richtung. Die Kinder waren dann zwar immer erstaunt aber da der Hof sehr uneben war meinten sie es müsse wohl an dem Pflaster liegen. Wenn sie Verstecken spielten hielt Willi sich die Augen zu und suchte anschließend mit und beim Springen vom Heuboden in eine riesige Strohdime sprang er immer als erster. Es war eine total lustige Zeit und so vergaß er den Kummer darüber, dass seine Eltern nicht mehr hier waren.

Willi

Подняться наверх