Читать книгу Koalamond - Sabine Korsukéwitz - Страница 6

Оглавление

4.

1793. Die zierliche schwarze Frau kletterte von den Felsen ins Flussbett und stocherte mit ihrem Grabstock in der noch weichen Erde. Die Regenzeit war erst kurze Zeit vorbei und die Chancen gut, im Schlamm essbare Tiere zu finden, die sich vor der hereinbrechenden Hitze und der Trockenheit eingegraben hatten, vielleicht einen Fisch, der vom sich zurückziehenden Wasser abgeschnitten worden war. Sie summte fröhlich vor sich hin und dachte an das Korroborree, der Tanz der für den Abend geplant war, als etwas Glänzendes ihren Blick anzog.

Zuerst dachte sie, es seien Fischschuppen, die einen Sonnenstrahl eingefangen hatten, lief hin und bückte sich danach. Ihre Zunge fuhr über die Lippen in Erwartung eines leckeren Weißfisches. Aber es war nur ein Stein, einer von diesen gelben Steinen, die zu nichts zu gebrauchen waren. Ärgerlich warf sie ihn fort. Sie waren zu weich, um Werkzeug daraus zu machen, und für Schmuck nicht schön genug. Sie zog glattgeschliffene, durchscheinende Kiesel mit leuchtenden Farben vor oder Ketten aus getrockneten Beeren; solche Beeren ließen sich leicht und schnell auf geflochtenen Haaren aufziehen, und sie hatten die Farben von allem, was gut war: die Farben von Essen und die Farben der heiligen roten Felsen und die Farbe der Menschen ihres Clans.

Ihr Gesicht hellte sich auf, als sie einige Kakadufedern fand. Sie sammelte sie sorgfältig auf und steckte sie in ihr Haar. Jetzt war sie wunderschön. Alle Männer würden ihr nachsehen, und der Mann, dem sie versprochen war, würde stolz auf sie sein. Er würde es ihr nicht sagen, aber sie würde es wissen, an der Art, wie er verstohlen zu ihr hinschaute, wenn er mit den anderen Männern tanzte.

Ja, er war ein guter und freundlicher Mann, hatte er ihr nicht erst vor kurzem die seltenen und begehrten Honigwaben der wilden Bienen gebracht, obwohl er selber allzu gern Süßes aß. Bald würde die Zeit kommen und sie würde ihm gern folgen. Voller Vorfreude machte sie ein paar Tanzschritte im Sand.

Aber sie musste weitersuchen, um etwas Gutes zum Fest beizusteuern. Damit würde sie beweisen, dass sie etwas wert war, dass sie für eine Familie sorgen konnte. Die Männer gingen auf die Jagd, die Frauen wussten, wo in der Erde etwas Leckeres zu finden war. Sie kannten die Bäume und Sträucher, und die Gräser mit den süßesten Samen.

Jetzt fiel es ihr ein. Sie würde zu dem kleinen Teich gehen und ein paar Lilienwurzeln ausgraben, vielleicht eine Schildkröte fangen Sie drehte sich um und wollte die Böschung wieder hinaufklettern - hier gab es heute nichts für sie - aber dann überlegte sie es sich, ging zurück, hob den gelben Stein auf und steckte ihn in ihre Basttasche.

Heute Abend würde sie auch die Frauen vom Gapirri-clan treffen. Sie erzählten seltsame Geschichten, die Verwandten von der Küste, behaupteten, es gäbe dort Menschen mit weißer Haut. Sie bauten angeblich riesige Hütten aus Stein und hatten Tiere in ihren Camps, die nicht richtig waren. Es musste wohl wahr sein, denn einige vom Gapirri-clan hatten Decken aus einem Material, daß man nie zuvor gesehen oder gefühlt hatte. Angeblich konnte man so etwas von den Fremden gegen die gelben Steine eintauschen. So waren sie doch zu etwas nütze.

“Hee, hee!” sie lachte laut auf. Die mussten sehr dumm sein, diese Geistermenschen.

Koalamond

Подняться наверх