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Einleitung

Bei der Lektüre des Beipackzettels von Medikamenten läuft uns Lesern nicht selten ein Schauer über den Rücken. Die Aufzählung der unerwünschten Wirkungen eines Medikaments erweckt manchmal den Eindruck, man solle schädliches Gift und keine heilende Medizin schlucken. Skeptiker nehmen dann unter Umständen die vom Arzt verordneten Präparate gar nicht erst ein, weil sie sich nicht vorstellen können, dass sie dies unbeschadet überstehen. Vornehmlich lindern Medikamente jedoch Beschwerden!

Wohlbefinden mit Medikamenten – geht das?

»Bis zu 25 000 Todesfälle durch Medikamente« lautete am 27.5.2010 eine Überschrift in der Süddeutschen Zeitung. Nicht nur Nebenwirkungen von Medikamenten wurden dafür verantwortlich gemacht, sondern auch Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Arzneistoffen. Genauere Zahlen gibt es dazu bis heute nicht. Daher sollte man bei schweren Nebenwirkungen immer sofort den behandelnden Arzt informieren und niemals versuchen, seine Beschwerden im Selbstversuch zu lindern!

Selbsthilfe ist nur bei leichten unerwünschten Wirkungen empfehlenswert! Aus diesem Grund werden Sie einige mögliche Nebenwirkungen in diesem Buch vermissen und stellenweise Warnhinweise erhalten, die Sie darüber informieren, welche Symptome keine leichte Nebenwirkung sind.

Nicht jeder leidet unter Nebenwirkungen von Medikamenten, weil Lebensstil, Ernährung, Krankheiten und Konstitution unterschiedliche Anfälligkeiten begünstigen können.

Richtet man die Aufmerksamkeit auf die Nebenwirkungen von Medikamenten, übersieht man allerdings allzu leicht, dass Arzneimittel in der Regel die Lebensqualität vieler Patienten erheblich verbessern und ihre Lebenserwartung teilweise deutlich verlängern. Für alle Skeptiker der Schulmedizin oder Anwender von Medikamenten gleich noch eine gute Nachricht: Nicht jeder leidet unter Nebenwirkungen, und nicht alle beschriebenen Nebenwirkungen treten bei ein und demselben Patienten auf!

Doch wie kommt es eigentlich, dass Nebenwirkungen von Medikamenten nicht alle Menschen betreffen, die sie einnehmen? Im Grunde verhält es sich mit Medikamenten nicht anders als mit vielen anderen Einflüssen im Leben: Jeder Mensch ist ein Unikat mit einzigartigen Stärken und Schwächen.

Beispiele hierfür gibt es viele: Während der eine unter der Kälte im Winter leidet, belastet den anderen die Hitze im Sommer. Was den einen ärgert, lässt den anderen völlig kalt. Ähnlich können auch Lebensstil und Ernährung das Wohlbefinden ganz unterschiedlich beeinflussen. Ist es vor diesem Hintergrund noch verwunderlich, dass verschiedene Menschen auf die Einnahme von Medikamenten unterschiedlich reagieren? Konstitution, Krankheiten, Lebensstil und Ernährung haben neben vielem anderen dazu beigetragen, dass sich individuelle Anfälligkeiten entwickelt haben, die sich nicht nur bei der Einnahme von Arzneimitteln zeigen.

Es ist jedoch möglich, die Auswirkungen der unerwünschten Wirkungen von Medikamenten zu lindern! Denn auch wenn es sich teilweise nur um sogenannte Befindlichkeitsstörungen handelt, so können sie die Lebensqualität doch spürbar beeinträchtigen. Um sie zu lindern, eignen sich vor allem Kräuter und naturheilkundliche Präparate in Verbindung mit einigen gezielten Änderungen der Lebensführung und der Ernährung. Wenn Sie Ihren Körper auf diese Weise unterstützen, leiden Sie wahrscheinlich seltener oder weniger ausgeprägt unter Nebenwirkungen. Nutzen Sie das Wissen der Alternativmedizin, damit Sie sich während Ihrer schulmedizinischen Behandlung besser fühlen!

Sie erhalten Medikamente aufgrund einer Erkrankung. Wenn Sie weitermachen wie bisher, wird sich nichts ändern. Werden Sie aktiv!

Gesundheit ist kein statischer Zustand. Gesundheit und Krankheit verhalten sich vielmehr wie zwei entgegensetzte Pole zueinander – mit fließendem Übergang vom einen zum anderen Extrem. Schulmedizin und Naturheilkunde können gemeinsam manchmal stärker sein als jede Disziplin für sich allein. Davon profitieren Sie als Patient, indem Ihr Wohlbefinden mit Medikamenten zunimmt.

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung

Unser Wohlbefinden ist ein Balanceakt – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Alles, was wir tun oder unterlassen, kann erwünschte wie unerwünschte Wirkungen haben. Jede Tätigkeit bis hin zum Nichtstun hinterlässt Spuren. Schläft man aus, fühlt man sich meist erholt, manchmal aber auch gerädert. Treibt man Sport, hat man im Anschluss vielleicht erst einmal einen klaren Kopf, doch am nächsten Tag folgt bei dem einen oder anderen ein unangenehmer Muskelkater. Ähnlich verhält es sich mit der Nahrungsaufnahme. Lebensmittel sättigen nicht nur, sie können auch Auswirkungen haben, die mal mehr, mal weniger angenehm sind.

Es ist also kein Wunder, dass dies auch auf Medikamente zutrifft. Im Unterschied zu Produzenten von Nahrungsmitteln oder den Betreibern von Fitnessstudios müssen die Hersteller von Arzneimitteln allerdings die bekannten Nebenwirkungen im Beipackzettel angeben. Allerdings treten manche unerwünschte Wirkungen bei vielen mit einem Medikament behandelten Menschen auf, während andere nur bei wenigen beobachtet werden. Deshalb wird ihre Häufigkeit im Beipackzettel kategorisiert:

Sehr häufig: Mehr als zehn Prozent der behandelten Patienten leiden unter den beschriebenen Beschwerden; d. h. mindestens einer von zehn Anwendern.

Häufig: Weniger als zehn Prozent, aber mehr als ein Prozent der behandelten Patienten leiden unter den deklarierten Symptomen; d. h. einer bis zehn von 100 Anwendern.

Gelegentlich: 1–0,1 Prozent der behandelten Patienten leiden unter den erwähnten Beschwerden; d. h. einer bis zehn von 1000 Anwendern.

Selten: 0,1–0,01 Prozent der behandelten Patienten sind von den aufgeführten Symptomen betroffen; d. h. einer bis zehn von 10 000 Anwendern.

Sehr selten: Weniger 0,01 Prozent der behandelten Patienten erleiden die geschilderten Beschwerden; d. h. weniger als einer von 10 000 Anwendern.

Die moderne Wissenschaft bemüht sich sehr erfolgreich darum, immer besser zu verstehen, welche Abläufe an einem Krankheitsgeschehen beteiligt sind. Sie untersucht minutiös, wie die vielen Zahnräder im Getriebe des menschlichen Organismus beim Gesunden ineinandergreifen. Die erwünschte Wirkung von Arzneimitteln resultiert zum Teil daraus, dass Medikamente bestimmte Vorgänge im Körper unterdrücken. Diese Prozesse werden gezielt gedrosselt, um den Schaden zu minimieren, den ein aus dem Ruder laufendes, krank machendes Geschehen nach sich zieht. Andere Arzneimittel ersetzen fehlende Stoffe, um einen Mangel auszugleichen. Darüber hinaus gibt es Wirkstoffe, die geschwächte Vorgänge wieder in Schwung bringen. Der Nutzen eines Medikaments besteht also im Grunde darin, Krankheitsprozesse gezielt zu manipulieren bzw. zu regulieren.

Arzneistoffe regulieren Krankheitsprozesse, beeinflussen dadurch aber manchmal auch erwünschte Abläufe in anderen Bereichen des Körpers und verursachen so Nebenwirkungen.

Leider hat dies nebenbei auch Auswirkungen auf durchaus erwünschte Abläufe in anderen Bereichen des Körpers, weil die Zahnräder in dem fein abgestimmten Getriebe des Menschen nicht nur mit einem Rädchen in Verbindung stehen. Diese Nebenwirkungen sind also eine logische Konsequenz der Wirkung. Einige Nebenwirkungen sind aber auch unspezifischer Natur und eher Folge individueller Anfälligkeiten. Zudem hängt das Ausmaß der unerwünschten Wirkungen auch von der Dosierung, der Darreichungsform und der Anwendungsdauer eines Medikaments ab.

Viele Patienten verfügen über ausreichende Reserven und werden daher nicht oder nur wenig durch die Einnahme von Medikamenten beeinträchtigt. Sie profitieren vor allem vom Nutzen des Medikaments. Andere dagegen sind aufgrund von individuellen Schwächen besonders anfällig für Nebenwirkungen.

Zögern Sie nicht, bei Unklarheiten nachzufragen.

Einige Patienten beobachten sich wiederum argwöhnisch, wenn sie ein Medikament eingenommen haben, und warten förmlich darauf, dass ihre Beschwerden abgelöst werden durch all das, was der Beipackzettel an »Alternativen« zu bieten hat. Statt sich zu freuen, dass es ihnen besser geht, leiden sie unter den beschriebenen Nebenwirkungen einfach nur deshalb, weil sie darüber gelesen haben. Fachleute bezeichnen dieses Phänomen als »Nocebo-Effekt«.

Lesen Sie den Beipackzettel, informieren Sie sich, aber fürchten Sie sich nicht vor den möglichen Risiken! Diejenigen Patienten, die ein erhöhtes Risiko für Komplikationen haben, bekommen die entsprechenden Medikamente normalerweise nicht verordnet! Informieren Sie Ihren Arzt deshalb vollständig über Ihre Beschwerden, damit er für Sie geeignete Arzneistoffe auswählen kann. Sprechen Sie außerdem über Ihre Ängste und eventuelle Vorerfahrungen mit anderen Medikamenten, damit er auch diese bei seinen Verordnungen berücksichtigen kann.

So nehmen Sie Medikamente richtig ein

Lesen Sie den Beipackzettel immer genau durch. Sie finden dort wichtige Hinweise zur Einnahme Ihres Medikaments sowie Informationen zu Nahrungsmitteln, die Sie im Zusammenhang mit der Einnahme des Arzneistoffs meiden sollten. Zögern Sie bei Unklarheiten nicht, bei Ihrem Arzt oder Apotheker nachzufragen. So können Sie einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung von Nebenwirkungen leisten.

Medikamente und Mahlzeiten – das sollten Sie beachten

Wann Sie Ihr Medikament am besten nehmen, können Sie im Beipackzettel nachlesen. Dabei gilt für Arzneimittel, die Sie schlucken müssen:

Halten Sie bei Unklarheiten oder Nebenwirkungen immer Rücksprache mit Ihrem Arzt.

Sollen Sie Ihr Medikament nüchtern einnehmen, dann bedeutet dies, dass Sie es ein bis zwei Stunden vor oder zwei bis drei Stunden nach dem Essen nehmen sollen, damit der Magen leer ist, wenn Sie das Medikament schlucken.

Wenn Sie Medikamente vor dem Essen nehmen sollen, bedeutet dies, dass Sie diese mindestens 30 Minuten – in Einzelfällen auch ein bis zwei Stunden – vor einer Mahlzeit einnehmen sollen, damit der Magen leer ist und die Aufnahme des Wirkstoffs im Magen-Darm-Trakt durch die Nahrung nicht behindert wird.

Medikamente, die Sie zum Essen nehmen sollen, können Sie direkt davor, während der Mahlzeit oder direkt im Anschluss nehmen.

Wenn Sie ein Medikament nach dem Essen einnehmen sollen, dann bedeutet dies, dass Sie mindestens zwei Stunden warten sollten, bis Sie es nehmen. Milch- und Vollkornprodukte sollten Sie in der Regel frühestens zwei Stunden nach einer Medikamenteneinnahme zu sich nehmen.

Hinweise speziell für Senioren

Zwei Medikamentenlisten befassen sich ausschließlich mit Arzneistoffen, die für Senioren geeignet bzw. nicht geeignet sind: Die »FORTA-Liste« klassifiziert Pharmaka nach Alterstauglichkeit. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt der Medizinischen Fakultäten der Universitäten Heidelberg und Mannheim (www.umm.uni-heidelberg.de/ag/forta/). In dieser Liste finden Sie diejenigen Arzneistoffe, die für Senioren in der Regel unbedenklich sind, sofern keine individuellen Gegenanzeigen vorliegen.

In der »Priscus-Liste« werden dagegen diejenigen Wirkstoffe aufgeführt, die Senioren nicht einnehmen sollten (www.priscus.net), weil sie beispielsweise häufiger von unerwünschten Wirkungen betroffen sind. Partner des Forschungsverbunds »Priscus« sind die Lehrstühle der Universitäten in Bielefeld, Bochum, Hannover, Münster und Witten/Herdecke. Im Internet bietet die Deutsche Seniorenliga e. V. auf der Webseite http://medikamente-im-alter.de ausführliche Erläuterungen zu diesem Thema. Gleichen Sie die von Ihnen eingenommenen Medikamente mit diesen Listen ab, und sprechen Sie bei Fragen mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Unerwünschte Wirkungen von Medikamenten, die für Sie nicht geeignet sind, sollten Sie nicht selbst behandeln!


Schlucken Sie Tabletten, Kapseln oder Dragees mit aufrechtem Oberkörper immer mit einem Glas Leitungswasser – nie mit einem alkoholischen Getränk, mit Milch, Tee, Kaffee oder Fruchtsaft, es sei denn, Ihr Arzt hat Sie ausdrücklich dazu aufgefordert. Diese Getränke können die Wirksamkeit vieler Arzneistoffe oder deren Aufnahme aus dem Darm ebenso verändern wie Mineralwasser. Das gilt auch für einzunehmende Säfte oder Tropfen. Warten Sie daher je nach Wirkstoff und Getränk 30 Minuten bis zwei Stunden nach der Einnahme eines Medikaments, bis Sie diese zu sich nehmen, oder verzichten Sie im Einzelfall ganz darauf.

Beachten Sie die Hinweise zu möglichen Wechselwirkungen zwischen Lebensmitteln und Medikamenten (→ Seite 155 ff.).

Der richtige Einnahmerhythmus

Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Medikamente in gleichmäßigen Abständen einnehmen. Wenn Sie diese

einmal täglich einnehmen, sollten Sie etwa einen 24-Stunden-Abstand einhalten,

zweimal täglich einnehmen, sollten Sie einen 12-Stunden-Abstand einhalten,

dreimal täglich einnehmen, sollten Sie einen 8-Stunden-Abstand einhalten,

viermal täglich einnehmen, sollten Sie idealerweise einen 6-Stunden-Abstand einhalten.

Sie verhindern so starke Schwankungen der Wirkstoffkonzentration im Blut. Durch zu kurze Zeitabstände kann die Wirkstoffkonzentration vorübergehend zu hoch sein, wodurch das Risiko für Nebenwirkungen ansteigt. Sind die Abstände zu lang, wird die erwünschte Wirkung unterbrochen.

Arzneimittelwechselwirkungen

Je größer die Zahl der verschiedenen Wirkstoffe ist, die Sie einnehmen, desto größer ist auch das Risiko von Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Stoffen – und natürlich auch mit Nahrungsmitteln, Kräutern oder Nahrungsergänzungsmitteln. Wirkungen können sich dann unter Umständen gegenseitig aufheben oder verstärken. Leider können sich auch unerwünschte Wirkungen gegenseitig verstärken.

Informieren Sie daher jeden Arzt und Heilpraktiker, den Sie aufsuchen, über alle Medikamente, die Sie einnehmen! Außerdem sollten Sie beim Erwerb von rezeptfreien Wirkstoffen, von Nahrungsergänzungsmitteln oder Kräutern den Apotheker über Ihre Medikamente in Kenntnis setzen, damit Sie ein Präparat erhalten, das in Ihrem Fall geeignet ist. Legen Sie einen Medikamentenpass mit allen Arzneistoffen, Kräutern und Nahrungsergänzungsmitteln an, den Sie immer mit sich führen, dann vergessen Sie keinen Wirkstoff bei Ihrem Arzt zu erwähnen.

Beachten Sie ferner alle diesbezüglichen Hinweise im Beipackzettel, und meiden Sie alle dort erwähnten Nahrungsmittel, Kräuter oder andere Präparate!


Nebenwirkungen natürlich behandeln

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