Читать книгу My Little Pony - Sturm auf Canterlot - das Prequel zum Film - Sadie Chesterfield - Страница 5

Kapitel 1

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Das junge Einhorn trabte mit ihren besten Freundinnen durch den Wald. Auch Glitter Drops und Spring Rain waren Einhörner, und das Trio probierte gern gemeinsam seine magischen Kräfte aus. Jeden Morgen gingen die drei dazu in die nahegelegenen Berge oder den Wald am Stadtrand, und manchmal spielten sie dann zur Entspannung noch Ball.

„Da oben liegt es“, sagte das junge Einhorn, als sie auf die Lichtung traten. Es blinzelte gen Himmel.

Canterlot thronte majestätisch über ihnen. Die Hauptstadt Equestrias lag im Gebirge und konnte so schon von Weitem gesehen werden. Die drei Freundinnen waren noch nie dort gewesen, hatten aber unendlich viele Geschichten über Canterlot gehört. Dass die Stadt voller Elfenbeintürme war, mit Wasserfällen und glänzenden Kuppeln überall und traumhaften Ausblicken aufs ganze Land. Vor allem war es der Wohnsitz von zwei oder drei Prinzessinnen, die sich dort regelmäßig in einem Schloss trafen.

Die drei waren zu Alihörnern geworden – Einhörnern mit prächtigen Schwingen. Prinzessin Celestia lenkte die Sonne und Prinzessin Luna den Mond. Prinzessin Cadance war die Regentin des Kristall-Königreichs. In ihrer Jugend war sie bei Prinzessin Celestia in die Schule gegangen.

„Meinst du, wir werden es je dahin schaffen?“, fragte Spring Rain.

„Aber sicher“, sagte das junge Einhorn. „Und wer weiß …“

Glitter Drops lächelte: „… vielleicht wird ja eine von uns auch mal Prinzessin.“

„Aber zuerst müssen wir in Celestias Schule für hochbegabte Einhörner aufgenommen werden“, sagte das junge Einhorn. „Dort lernen nur die Talentiertesten, ihre Zauberkräfte zu bündeln und auf das Wesentliche zu konzentrieren. Eines Tages werden wir dort aufgenommen. Das weiß ich.“

Das junge Einhorn gab es nicht einmal seinen besten Freundinnen gegenüber zu, dass es eigentlich ständig an Prinzessin Celestias Schule dachte. Es träumte davon, in Canterlot zur Schule zu gehen und zu lernen, wie es seine Magie entwickeln und zum Funkeln und Sprühen bringen konnte. Es würde Prinzessin Celestias emsigste Schülerin werden und alles tun, damit Celestia stolz auf es sein konnte. Manchmal stellte es sich sogar vor, ein Alihorn zu werden. Würden ihm dann auch prachtvolle Schwingen wachsen? Würde es je so mächtig werden?

Jedes Frühjahr fanden Aufnahmeprüfungen statt. Das junge Einhorn hoffte, es würde die Prüfungen bestehen, wenn die Zeit reif war. Es wollte so bald wie möglich auf diese Schule wechseln. Es war so schwer abzuwarten, wenn ein Wunsch sich so tief im Herzen eingenistet hatte.

„Wollen wir mit dem Üben anfangen?”, sagte es zu Glitter Drops und Spring Rain. „Wir lassen zuerst den Ball schweben.“

Glitter Drops’ Horn sprühte nun Funken und glühte. Sie holte den Ball aus der Satteltasche und ließ ihn mit ihrer Magie in den Wald hineinschweben. Das Einhorn rannte dem Ball im Zickzack zwischen den Bäumen hinterher. Es sah ihn vor sich in der Luft leuchten. Wie ein Flummi, den andere Ponys zum Spielen benutzten, nur dass er besondere Eigenschaften hatte. Wenn es nämlich seine Zauberkräfte bündelte, konnte es ihn mit einer wundervoll weiß schimmernden Aura zum Schweben und Leuchten bringen. Dann sah er aus wie der Mond.

„Ich krieg ihn einfach nicht!“, rief Glitter Drops. Sie rannte zwar, so schnell sie konnte, doch der Ball war immer einen Tick schneller. Lachend lief sie hinterher und genoss den Wind, der dabei durch ihre Mähne wehte.

Spring Rain überholte das junge Einhorn pfeilschnell, raste dem Ball durchs Dickicht nach, doch dann stolperte sie und fiel hin. Sie war ein bisschen unkonzentriert gewesen, aber das war nicht die Ursache. Es war einfach total schwer, sich gleichzeitig auf ihre Zauberkräfte und den Ball zu konzentrieren und dabei auch noch schnell wie der Wind zu sein.

Nun galoppierte das dritte Einhorn an den beiden Freundinnen vorbei. Vor ihm schwebte der Ball. Es hatte ihn schon fast. Noch ein bisschen Tempo und …

„Wo ist er denn plötzlich?!“, rief Spring Rain hinter ihm. „Er ist verschwunden!“

Das junge Einhorn bremste scharf vor dem Eingang einer Höhle. Der Ball war dort hineingeschwebt. Es konnte ihn in der Dunkelheit noch leuchten sehen, allerdings wurde es schwächer. Irgendwo in den Tiefen der Gebirgshöhle war er.

„Oje …“ sagte Glitter Drops, die nun hinter ihm zum Stehen gekommen war. Sie spähte in die Dunkelheit. Aber alles war schwarz, sie konnte nichts erkennen. „Und wer holt ihn da jetzt raus?“

Glitter Drops und Spring Rain blickten ihre Freundin an. Das violette Einhorn war zwar die Jüngste, aber auch die Mutigste von ihnen. Sie war es, die sich im Verlassenen Froschsumpf der Hydra gestellt hatte, und sie war es, die den Weg aus dem Everfree Forest ganz allein zurückgefunden hatte. Immer wenn etwas gruselig war, schoben die Freundinnen das junge Einhorn vor. Auch jetzt blickten sie es erwartungsvoll an.

„Also gut. Ich mach’s. Bin gleich wieder da“, sagte das junge Einhorn. Dann wagte es sich in die Höhle, um der immer schwächer werdenden Leuchtspur des Balls zu folgen.

Im Inneren konnte es kaum etwas erkennen. Der Ball schwebte etwas entfernt von ihm in der Luft und verschwand hinter einer Biegung. Auch der Untergrund, auf dem es lief, war schwer erkennbar. Es stolperte über einen Stein und schlug hart auf dem Boden auf. Nachdem es sich wieder aufgerappelt hatte, rieb es sich die schmerzende Schulter.

„Doch nicht ganz so einfach …“, murmelte es vor sich hin. Es bewegte sich nun vorsichtiger voran. „Noch ein bisschen weiter…”

Es kam dem schwebenden Ball wieder näher. Und als es schließlich um eine Ecke bog, war die Höhle plötzlich hell erleuchtet. Alles war deutlich zu erkennen.

Es schien, als hätte hier ein Wesen gehaust. Essensreste lagen herum und ein gemütliches Bett stand in einer Nische. Das Einhorn griff nach dem Ball und klemmte ihn unter seine Vorderachsel. Als es sich zum Gehen wandte, bäumte sich ein Kleiner Bär vor ihm auf.

Es war völlig überrumpelt. Das Gebrüll des Bären war ohrenbetäubend. Das Einhorn duckte sich unter seiner Vordertatze weg und versuchte zu entkommen. Doch der Bär jagte ihm hinterher. Nach wenigen Schritten hatte er es in den Tatzen. Er schleuderte es durch die Höhle und es schlug mit dem Kopf gegen die Wand.

So schnell es ihm möglich war, rappelte es sich wieder hoch, doch ihm war klar, dass der Bär ihm auf den Fersen blieb. Als es schon fast am Höhlenausgang war, erblickte es Glitter Drops und Spring Rain, die dort auf das Einhorn gewartet hatten. Beide starrten in die Höhle hinein und versuchten zu begreifen, was da in der Dunkelheit geschah.

„Macht, dass ihr wegkommt!“, schrie das junge Einhorn. „Da drin haust ein Bär!“

Spring Rain und Glitter Drops machten auf den Hufen kehrt und rannten davon. Das junge Einhorn folgte ihnen und war erleichtert, dass es aus der Höhle hinausgelangt war. Auf halber Strecke verlor es den Ball, aber das war im Augenblick seine geringste Sorge. Es musste schauen, dass es dem Bären so schnell wie möglich entwischte.

Erst als es den Wald hinter sich gelassen hatte, hielt es inne. Glitter Drops und Spring Rain warteten dort schon auf einer Wiese. Es blickte sich noch einmal um, um sicherzugehen, dass der Bär ihm nicht mehr folgte. Sie waren ja ganz allein hier, ganz ohne Schutz. Doch weit und breit war kein Bär mehr zu sehen.

„Ich war tief drin in der Höhle“, sagte das junge Einhorn. „Den Ball hab ich auch gefunden, aber dann stand plötzlich dieser fürchterliche Kleine Bär vor mir. Er hat mich verfolgt, dann bin ich gestürzt und …“

Glitter Drops und Spring Rain starrten es an. Mit weit aufgerissenen Augen und todernster Miene. Als würden sie eines schrecklichen Anblicks gewahr. Das junge Einhorn sah an sich herunter auf seine Hufe. Alles schien soweit in Ordnung bei ihm. Es sah über seine Schulter zu seiner Mähne und dem Schweif. Alles noch da. Kein Grund also, so zu starren.

„Alles in Ordnung, ich bin unverletzt“, sagte es dann. „Bis auf ein paar Kratzer …“

„Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll …“, murmelte Glitter Drops mit wässrigen Augen. „Es geht um dein Horn.“

Das junge Einhorn tastete auf seiner Stirn herum. Sein Horn war …nur noch ein kleiner Stumpf mit scharfen Zacken. Die Hälfte war abgebrochen. Tränen schossen ihm in die Augen.

Neiiiiin!“, rief es und schüttelte den Kopf. „Das darf nicht wahr sein! Was taugt ein Einhorn denn ohne Horn?!“

„Wie furchtbar, es tut mir so leid für dich“, sagte Glitter Drops und nahm es in den Arm.

„Das wird schon wieder“, sagte Spring Rain und legte ebenfalls ein Vorderbein um die Freundin, der die Tränen über die Wangen kullerten.

Sie hatte ihr Horn verloren. Ihr einziges. Ihre ganze Magie war dahin. Wie sollte das je wieder ‚werden’?!!

My Little Pony - Sturm auf Canterlot - das Prequel zum Film

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