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Kapitel 3

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Viele Monde vergingen. Das junge Einhorn verbrachte die meiste Zeit zu Hause, las viel und backte, machte tausend Dinge, um sich nicht daran zu erinnern, dass es einst so wunderbare Magie besessen hatte. Glitter Drops und Spring Rain besuchten es zwar ab und zu, aber sie fragten nie mehr, ob es sie begleiten wollte, um seine Magie auf der Lichtung auszuprobieren. Auch sein abgebrochenes Horn war nie wieder Thema gewesen. Alle taten so, als hätten die Vorfälle in der Höhle und danach nie stattgefunden.

Als die Freundinnen eines Morgens unangekündigt an seine Tür klopften, schöpfte es deshalb neue Hoffnung. Vielleicht fürchteten sie sich nun nicht mehr vor ihm.

Freudig riss es die Tür auf.

„Wo gehen wir hin?“ Es hatte den Hut schon aufgesetzt. Es war ewig her, seit es die Freundinnen zuletzt gesehen hatte. Es vermisste sie sehr, vermisste die fröhlichen Zeiten, die sie gemeinsam verbracht hatten. Selbst wenn sie es jetzt nur abholen wollten auf einen Apfelsaft in einem Lokal, würde es sich darüber freuen. Es würde das Wort „Magie“ nicht in den Mund nehmen und die Lichtung und das, was dort geschehen war, nicht erwähnen.

„Hallo … aaalso …“, sagte Glitter Drops gedehnt und sah etwas bedröppelt drein, „wir würden gern mit dir reden.“

„Klar, worüber denn?“, fragte das junge Einhorn.

„Also, wir haben die Aufnahmeprüfung für Prinzessin Celestias Schule für hochbegabte Einhörner geschafft“, sagte Spring Rain. „Das wollten wir dir sagen, bevor du es von jemand anderem erfährst.“

Das junge Einhorn versuchte, den Stich, den es im Herzen verspürte, zu überspielen, doch ihm stiegen Tränen in die Augen. Nachdem sein Horn abgebrochen war, hatte es den Traum, auf Celestias Schule zu gehen, begraben. Es hatte zwar anfangs gehofft, dass sein Horn nachwachsen und es damit seine Magie zurückerlangen würde. Doch als dies nicht geschehen war, hatte es seine Träume verdrängt und vergessen. Es vermied sogar, auf den Berg zu schauen, auf dem Canterlot thronte. Es schmerzte zu sehr, diese funkelnde Stadt dort oben in luftiger Höhe zu sehen und sich an die damit verbundenen Zukunftshoffnungen zu erinnern.

„Ich wusste gar nicht, dass der Termin schon war“, sagte es. „Ich hab einfach nicht mehr dran gedacht, seit …“

„Das wissen wir doch“, sagt Glitter Drops. „Aber wir wissen auch, dass dein Horn bald nachwachsen wird. Es wird nicht mehr lang dauern, wirst sehen. Wir wollten eben die Prüfung so schnell wie möglich ablegen, noch in diesem Mond. Das neue Schuljahr fängt ja im Herbst schon an.“

„Ihr werdet also nach Canterlot gehen?“, sagte das junge Einhorn mit zitternder Stimme.

„Sieht ganz so aus“, sagte Spring Rain. „Aber nächstes Jahr kommst du nach. Dann sind wir alle wieder zusammen. Und Freundinnen bleiben wir sowieso.“

„Na klar“, sagte das junge Einhorn. „Wir bleiben Freundinnen. Ich freu mich echt für euch.“

Es rang sich ein Lächeln ab, obwohl es tief verletzt war. Glitter Drops und Spring Rain wirkten erleichtert darüber, wie es die Botschaft aufnahm. Sie verabschiedeten sich und verabredeten sich für den nächsten Tag. Das junge Einhorn wünschte ihnen noch mal alles Gute. Dann schloss es die Tür hinter ihnen und weinte herzzerreißend.

***

Später nahm es einen Umhang von der Garderobe und starrte auf die Tasche, die es gepackt hatte. Dann warf es sich die Tasche auf den Rücken. Es hatte keine andere Wahl. Wenn es hierblieb, würden die anderen es immer wie eine Aussätzige behandeln. Als das Einhorn ohne Horn. Als Einhorn, mit dessen Horn etwas nicht stimmte. Als Einhorn, dem die Magie abhandengekommen war. Als Einhorn, das von allen guten Freundinnen verlassen war. Was wäre das für ein Leben?

Das junge Einhorn trat aus dem Haus, zog die Kapuze des Umhangs über sein Horn, sah noch einmal auf seine Hütte zurück und sagte leise Lebwohl. Es würde für immer verschwinden. Es gab andere Orte, an denen es leben konnte, bei anderen Ponys, die es so nahmen, wie es war. Es konnte nicht weiterhin so tun, als wäre alles in Ordnung hier. Als wäre es glücklich hier. In dieser Stadt fühlte es sich nicht mehr zu Hause.

Auf seiner Reise durch die Nacht dachte es noch einmal an alles, was schiefgelaufen war. Es war immer die Mutigste von allen gewesen, auch an dem Tag im Wald. Es hatte sich sofort bereit erklärt, in die Höhle hineinzugehen, um den Ball zu holen, damit seine Freundinnen es nicht tun mussten. Es hatte Glitter Drops und Spring Rain rechtzeitig gewarnt vor dem Bären in der Höhle, damit sie sich in Sicherheit bringen konnten und unverletzt blieben. Es hatte stets das Richtige getan.

Und was war der Dank? Was bekam es dafür, eine solch gute Freundin zu sein?

Einen Hühnerschiss. Nichts. Darüber dachte es nach, während die Lichter der Stadt in der Ferne verblassten. Ich hab dort nichts mehr verloren.

My Little Pony - Sturm auf Canterlot - das Prequel zum Film

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