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Kapitel 2

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Das junge Einhorn trabte durch die Stadt, flankiert von den beiden Freundinnen. Wochenlang hatte es darauf gehofft, dass sein Horn wieder nachwachsen würde. Monatelang. Doch nichts war geschehen. Nun war es zum ersten Mal nach dem Unfall wieder aus dem Haus gegangen. Spring Rain und Glitter Drops hatten es dazu ermuntert, ihm versichert, dass alles gut gehen würde. Trotzdem war es nervös. Und wenn es im Spiegel auf den Stumpf seines Horns starrte, musste es immer weinen.

Nun hatte es einen Hut tief ins Gesicht gezogen und keinem Pony schien etwas aufzufallen. Es winkte den Ponys in der Markthalle zu und die winkten zurück. Sie trafen auf ihre Freundin Moonglow, die gerade Tulpen im Garten vor der Kunstgalerie einpflanzte.

„Dein Hut ist ja zauberhaft!“, rief Moonglow. „Was für hübsche Blumen!“

„Ich danke dir, Moonglow“, sagte das junge Einhorn im Vorübergehen.

„Na, siehste“, sagte Glitter Drops. „So schlimm ist es doch gar nicht.“

Das junge Einhorn nickte. „Ihr hattet Recht. Es tut gut, mal wieder unter Ponys zu kommen.”

Sie liefen weiter bis zur Lichtung im Wald und dort holte Spring Rain wieder den Ball aus der Satteltasche. Es waren kaum andere Ponys da. „Sollen wir es noch einmal versuchen?“, fragte sie. „Kann ja nicht schaden.“

Das junge Einhorn verstand erst nicht, wovon sie redete. Doch dann ließ Spring Rain den Ball erneut einige Zentimeter über der Erde schweben.

„Ach nee, lieber nicht …“, sagte das junge Einhorn. „Seit dem Unfall habe ich mein Horn nicht mehr benutzt. Ich weiß nicht einmal, ob es noch magische Kräfte besitzt.“

„Du bist das mutigste Einhorn weit und breit“, sagte Glitter Drops. „Ich erzähle immer allen, dass du dich vor nichts und niemand, vor keinem Pony und keiner Kreatur fürchtest. Du kannst alles schaffen, was du dir vornimmst.“

Das junge Einhorn schaute auf die Stadt in der Ferne. Sie waren nun allein. Vielleicht sollte sie es wirklich noch einmal versuchen. Konnte ja nicht schaden. Seit ihr Horn abgebrochen war, hatte sie nichts mehr gewagt.

„Bist du bereit?“, fragte Spring Rain und legte den Ball ab.

Das junge Einhorn nickte und nahm den Hut ab. Glitter Drops und Spring Rain trabten vor ihm her, weiter in die Lichtung hinein. Das junge Einhorn konzentrierte all seine Zauberkraft auf sein beschädigtes Horn, um damit den Ball zum Schweben zu bringen. Das Horn sprühte ein paar Funken. Es wartete, bis es mehr Funken sprühte.

Seine Kräfte wuchsen, das spürte es deutlich. Und auf einmal schoss ein unglaublich gleißender Lichtstrahl aus seinem beschädigten Horn. Glühend heiß und vernichtend, alles, was er erfasste, wurde sofort zu Staub und Asche. Alle Bäume in der ersten Reihe waren dem heißen Glutstrahl zum Opfer gefallen!

„Hey, Vorsicht!“, schrie Glitter Drops, als das junge Einhorn auf sie zurannte und versuchte, seine Kräfte wieder unter Kontrolle zu bringen. Es stolperte und versengte versehentlich das Gras, weil es den Kopf gesenkt hatte.

Als sein Horn endlich aufhörte, zu strahlen und zu sprühen, stand es keuchend und verdattert da. Spring Rain lag am Boden mit einer Beule am Kopf. Glitter Drops hatte sich hinter einem Baum versteckt. Das junge Einhorn reichte Spring Rain einen Huf, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Doch die Freundin wich zurück und starrte es ängstlich an.

„Ich hab das nicht gewollt“, sagte das junge Einhorn. „Keine Ahnung, wie das passieren konnte.“

Spring Rain rappelte sich alleine hoch, klopfte sich den Dreck vom Fell und lächelte ihre Freundin unsicher an. „Schon okay. War wohl ein Versehen.“

Glitter Drops kam auch aus ihrem Versteck, doch das junge Einhorn merkte, dass ihre Freundinnen plötzlich Abstand hielten. Argwöhnisch schauten sie auf ihren Hornstumpf. Es schien, als hätten sie Angst vor ihr. „Alles in Ordnung?“, fragte Glitter Drops Spring Rain. „Du bist ziemlich böse hingefallen.“

„Alles gut, glaube ich … war halt eine ziemlich furchteinflößende Veranstaltung, das eben“, antwortete Spring Rain.

„Es tut mir sehr leid“, sagte das junge Einhorn. „Irgendwas stimmt nicht mit meinem Horn … Es funktioniert nicht mehr richtig.“

„Schon okay“, sagte Spring Rain erneut, wirkte aber ein bisschen traurig. „Am besten, wir gehen jetzt alle nach Hause.“

Glitter Drops und Spring Rain machten kehrt in Richtung Stadt, und dem jungen Einhorn blieb nichts anderes übrig, als ihnen hinterherzutraben. Es spürte, dass Spring Rain Angst hatte, und fühlte sich irgendwie schuldig deshalb. Ihr Horn war abgebrochen, ihre Magie war dahin und etwas hatte sich zwischen sie und die Freundinnen geschoben. Nach den Vorfällen in der Höhle war alles schiefgelaufen.

Das junge Einhorn trottete neben seinen Freundinnen her, den Hut wieder tief ins Gesicht gezogen. Glitter Drops und Spring Rain schwiegen auf dem Heimweg. Die Gedanken im Kopf des jungen Einhorns überschlugen sich. Würde es je seine magische Kräfte zurückerlangen? Wie konnte es das Vertrauen seiner Freundinnen zurückgewinnen? Und wie konnte es hier weiterleben, wenn ihm kein Pony mehr traute und es sich derart unwohl unter den anderen fühlte?

My Little Pony - Sturm auf Canterlot - das Prequel zum Film

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