Читать книгу Eiskalte Wut - Samantha Prentiss - Страница 9
ОглавлениеKapitel 6
»Miss Clairé Beauvais?«, fragte Choungs in perfektem Englisch, wenngleich ihn seine asiatische Stimmhöhe als Ausländer brandmarkte. »Mein Name ist Min-Ho.«
Den Zunamen blieb er einfach schuldig, aber den brauchte er ihr auch nicht zu nennen. Es gab nicht allzu viele Asiaten mit diesem Vornamen in London, die gerade dann anriefen, wenn man darauf wartete. »Min-Ho«, wiederholte Clairé. Sie tat als suche sie den Namen einzuordnen, während ihr etwas über die Wirbelsäule zu krabbeln schien. »Was kann ich für Sie tun?«
»Wir kennen uns noch nicht«, kam er ihr helfend entgegen. »Ich bin Ausländer.«
»Ihr Name klingt koreanisch oder vielleicht chinesisch.«
»Da liegen Sie richtig, Miss Beauvais.«
»Sind Sie geschäftlich in London?«
»Auch das ist richtig«, kam es lächelnd durch die Leitung.
»Und Sie fühlen sich einsam, nicht wahr?«
»Sehr einsam. Ich dachte, Sie könnten mir ein wenig von Ihrer kostbaren Zeit schenken.«
»In der Regel schenken die Ärmsten am liebsten«, stellte Clairé ironisch fest. »Ich verschenke durchaus keine Zeit?«
»Nun ja, das sollten Sie natürlich nicht wörtlich nehmen. Ich kann bezahlen, was immer Sie verlangen.«
»Dann sollten wir das direkt klären. Denn ich bin mir nicht sicher, ob Sie meinen Stundensatz von zehntausend Pfund kennen.«
»Davon habe ich gehört und ist kein Problem. Ich zahle bar.«
»Wann möchten Sie kommen?«, fragte Clairé darauf mit vibrierenden Nerven. Vor ihrem geistigen Auge erschien das Bild des Nordkoreaners. Sie schauderte. Ihre Gedanken drehten sich um das Fläschchen, das sie von Edwards bekommen hatte. Sie hörte ihn noch sagen, wie gefährlich dieser Killer sei und musste an ihren Auftrag denken.
»Wann darf ich kommen?«, erkundigte sich Choung zurückfragend.
»Darf ich erfahren, wer Ihnen meine Nummer gegeben hat?«
»Ein Freund«, antwortete Choung ausweichend.
»Aha, … ein Freund also. Und Sie möchten …«
»Müssen wir das denn im Detail am Telefon besprechen, Miss Beauvais?«
»Aber nein.«
»Wann darf ich also kommen?«, setzte Min-Ho Choung noch einmal an.
Clairé stellte fest, dass sein Englisch beinahe Oxford-Qualität aufwies. Nur an wenigen Stellen kam der Koreaner durch. »Passt es Ihnen in einer Stunde?«, fragte sie. »Ich möchte mich zuvor noch ein wenig für Sie zurechtmachen.«
»Ich werde pünktlich sein.«
Sie nannte ihm ihre genaue Anschrift, dann beendete sie schnell den Anruf. In einer Stunde werde ich also dem Mann gegenüberstehen, dem der Ruf einer kaltschnäuzigen Bestie vorausgeht: Min-Ho Choung, schoss es ihr durch den Kopf.
***