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Der hohle Bambus

Samarpan: Willkommen zum Satsang!

Diese Tage gemeinsamer Stille sind eine Gelegenheit, nichts zu tun. Den größten Teil unserer Zeit verbringen wir mit Sprechen. Wenn du dir selbst gestattest still zu sein, kannst du dich wirklich entspannen. Dann kannst du wirklich eine Pause von deiner normalen Routine machen.

Das erinnert mich an ein paar Geschichten, die Osho erzählt hat. Eine Geschichte handelt von einem Meister, der jeden Morgen einen Spaziergang machte. Einer seiner Schüler pflegte ihn zu begleiten. Als sein Freund darum bat, auch mitkommen zu dürfen, war der Meister unter der Bedingung einverstanden, dass nicht gesprochen werde. So gingen sie schweigend und kamen auf eine Anhöhe, als gerade die Sonne aufging. Es war überaus schön. Der Begleiter sagte: „Seht, wie wunderschön!“ Der Meister drehte sich zu ihm und sagte: „Glaubst du, ich könnte das nicht selbst sehen?“

Das war alles, was auf dem ganzen Ausflug gesprochen wurde. Als sie wieder zu Hause waren, wandte sich der Meister an seinen Schüler: „Du kannst morgen wieder mit mir kommen. Bring aber deinen Freund nicht mit, er redet zuviel!“

Wenn du in tiefer Stille bist, ist selbst ein einziges Wort zu viel. Es kann so heftig wirken wie ein Messerstich. Wenn dein Partner oder dein Freund in Stille ist und du sprichst, kann ihn das wirklich stören.

Ich erinnere mich an eine weitere Geschichte. Die Geschichte von einem Maler, der ein Meister war. Er war der größte Künstler im Reich. Der König bat ihn, ihm einen Bambus zu malen. Der Maler sagte: „Einverstanden, aber ich werde ein Jahr dafür brauchen.“ Der König wunderte sich, doch er willigte ein. Kurz darauf verschwand der große Meister und niemand wusste, wo er war. Er wurde im ganzen Königreich gesucht. Schließlich fand man ihn, als er mitten in einem Bambushain stand.

Er bewegte sich nicht, stand einfach nur da.

Des Königs Minister kam, um nachzuschauen. Er näherte sich ihm und sagte: „Sir, ist bei Ihnen alles in Ordnung?“, doch er erhielt keine Antwort.

Ein paar Monate später kam der Meister endlich zurück und malte in ganz kurzer Zeit das Bild des Bambus. Es war wunderschön. Er präsentierte das Bild dem König. Der König fragte: „Mich macht eine Sache neugierig: Wieso hast du um soviel Zeit gebeten? Für das Malen des Bildes hast du doch nur ein paar Stunden gebraucht. Warum hat es dann ein Jahr gedauert?“ Der Meister antwortete: „Eigentlich hätte es nicht so lange gedauert. Aber dein dummer Minister hat mich gestört, als ich dort im Hain stand und zum Bambus wurde. Dieser Idiot kam und fragte: ,Sir?’ Spricht man so mit einem Bambus?“

In diesen Tagen habt ihr die Möglichkeit, vollständig zu vergessen, wer ihr seid. Wir haben nicht genug Zeit ein Bambus zu werden, aber genug Zeit, um niemand zu werden. Sprich also mit niemandem. Du könntest etwas sehr Schönes zerstören. Hier im Satsang können wir uns in Stille mitteilen. Ich helfe euch in die Stille zu kommen.

In der Stille kommen sehr viele Dinge an die Oberfläche. Wenn da alte, verdrängte Gefühle sind, werden sie an die Oberfläche kommen. Auch alte Programme, die noch da sind, werden hochkommen. Das ist gut so, erlaube es.

Wenn wir zusammen kommen, können wir uns darüber austauschen. Dies ist die Zeit, darüber zu sprechen, was bei euch vor sich geht. Langweile deine Freunde nicht mit deinem Prozess, tu es hier! Hier langweilt es niemanden, weil wir hier in der Wahrheit bleiben.

Hier im Satsang ist die meiste Energie verfügbar. Seid nicht schüchtern euch mitzuteilen. Jeder schätzt es, weil wir alle durch die gleichen Prozesse gehen. Es gibt nur leichte Variationen. Oft kann ich beobachten, dass bei einem halben Dutzend Leuten alle Lichter angehen wie bei einem Weihnachtsbaum, weil sich bei ihnen das Gleiche abspielt. Wenn jemand sich mitteilen möchte, ist er willkommen!


Fragende: Ich möchte gerne etwas erzählen. Vor ungefähr einem dreiviertel Jahr hatte ich eine ziemlich heftige Konfrontation mit dem Tod. Ein Verrückter hatte auf mich eingestochen und mich dabei schwer verletzt. Das hat in meinem Leben ziemlich viel ausgelöst und verändert. Mir ist bewusst geworden, dass ich nicht ewig leben werde, jedenfalls nicht in diesem Körper.

Samarpan: Es ist erstaunlich, wie solch eine kleine Sache uns aufwecken kann.

F.: Ja, aufgerüttelt hat es mich. Du nennst das eine kleine Sache?

S.: Es ist wirklich eine kleine Sache. Sie erscheint nur groß, weil wir so sehr mit unserem Körper verhaftet sind. Wir glauben, dass es wichtig ist, ob dieser Körper stirbt oder nicht.

Es ist, als würde man einen richtig guten Roman genießen. Wir tun so, als würde es etwas ausmachen, ob der Held oder die Heldin getötet wird oder nicht. In Wirklichkeit stirbt niemand. Es spielt sich alles nur in der Phantasie des Schriftstellers ab.

So ist das auch in der Wirklichkeit. Diese Körper sind auch nur fiktiv, sie sind Requisiten in diesem Bühnenstück. (lacht)

F.: Ich habe das Gefühl, durch diese Erfahrung ist etwas wach geworden, was dies glauben kann. Mein Verstand ist aber auch noch da und hat jetzt Angst vor der Stille.

S.: Gut, lass uns hier einen Augenblick hinsehen. Schließe deine Augen und heiße die Angst willkommen. Das ist ein guter Punkt. Lasse die Angst kommen, lass sie dich umgeben. Entspanne dich in der Mitte dieser Angst. Was siehst du hier?

F.: Weite.

S.: Hat diese Weite irgendwo ein Ende? Besteht eine Trennung zwischen dir und der Weite?

F.: Da ist jetzt ein Druck im Kopf.

S.: Im Kopf, in unseren Gedanken, ist immer Trennung. Kannst du aber in dieser Weite jemanden finden?

F.: Nein.

S.: Ist da jemand, der sterben kann?

F.: Jetzt fühlt es sich nicht so an.

S.: Das ist großartig! Denn das ist genau das, was passiert.

Wenn wir in der Weite sind, gibt es kein Problem, da fehlt nichts. Dort gibt es keine Trennung, kein Ende, keinen Anfang. Gehen wir zurück in den Verstand, sind sofort Trennung, Probleme, Angst und Leiden wieder da. Das ist gut. Das ist, wie es ist. Jedes Mal, wenn du im Verstand bist, sind alle diese Dinge da. Sie erscheinen real. Sie wären keine gute Illusion, wenn sie nicht so wirklich erscheinen würden. Es scheint eine Rolle zu spielen, ob dieser Körper lebendig oder tot ist. Aber in dieser Weite, in diesem Raum ist keiner, der sterben könnte. Da ist niemand, der jemals geboren wurde. Je mehr Zeit wir in dieser Weite verbringen, umso mehr verliert die Illusion ihre Macht. Jedes Mal, wenn du im Verstand bist und Angst aufkommt, dann ruhe einfach in der Angst. Dann bist du im Frieden. Das ist deine wahre Natur. Ruhe einfach darin.

F.: Das hört sich verlockend an.

S.: Wir können uns nicht vorstellen, wie es ist, immer in diesem Frieden zu leben. Wenn du in dieser Weite bist, passiert dann überhaupt etwas? Was gibt es da, worüber man reden könnte?

Wenn du zurück in deinem Verstand bist, erscheint dir das wieder normal. So wie es immer war. Der einzige Unterschied ist, jetzt kannst du wählen. Jetzt bist du nicht mehr im Verstand gefangen.

Du kannst entspannen und in dieser Schönheit sein. Es wird immer tiefer und natürlicher für dich werden. Das ist es, was passiert. Wir finden unseren wirklichen Urgrund. Wir finden das, worauf wir uns vollkommen verlassen können.

Du hast herausgefunden, dass du dich auf deinen Körper nicht verlassen kannst. Wäre das Messer nur etwas mehr in die eine oder andere Richtung gegangen, dann wäre alles vorbei gewesen – der Körper ist nicht verlässlich! Aber Das, diese Weite ist verlässlich, darauf kannst du dich immer verlassen!

F.: Es ist schön, wenn du davon erzählst.

S.: Weil ich aus der Weite darüber spreche.

F.: Ich fühle es auch in meinem Körper. Etwas weitet sich…

S.: Ja, es entspannt.

F.: Ich komme jetzt wohl öfters.

S.: Ja. (Stille)

F.: Ich glaube, ich kann nicht aufstehen und gehen. Meine Beine fühlen sich so wackelig an.

S.: Ich kenne dieses Problem. (lacht)

F.: Danke.

Glücklich sein in jedem Moment

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