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Kapitel 2

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Freitag, 16 September 2011

Die letzten drei Wochen waren gewissermaßen schön und ruhig, beide waren glücklich darüber, sich wieder zu haben. Doch Lina bemerkte, dass Pete sich jeden Freitag etwas anspannte. Immer kurz bevor sie nach oben ging, um mit Zoe zu telefonieren, ließ er bissige Worte fallen oder war schlechter Laune. Sie verstand einfach nicht, warum er so eifersüchtig auf ihre große Schwester war.

Auf dem Heimweg von der Arbeit machte sich Lina schon Gedanken, wie es wohl heute sein würde, wenn sie nach dem Abendessen nach oben ginge, um mit Zoe zu telefonieren. Denn wenn Pete wieder böse und eifersüchtig wurde, musste Lina ein ernsthaftes Wort mit ihm reden, weil es so nicht weitergehen konnte. Dann hätte sich an ihrer Beziehung gar nichts geändert und Pete hätte noch immer einen bösen Tick auf Zoe. Sowas wollte Lina nun von Anfang an nicht durchgehen lassen. Sie fuhr das Auto in die Garage und ging hinein.

„Hallo Schatz, ich bin zuhause!“

„Ich bin im Wohnzimmer.“ Es hörte sich an, als hätte Pete beste Laune, und das machte Lina fröhlich. Sie ging zu ihm ins Wohnzimmer und sah ihn am Fernseher hantieren.

„Na, was machst du denn hier?“, fragte sie. Er kam hinterm Fernseher hervor und lächelte Lina an.

„Ich glaube, wir hatten einen Stromausfall und nun funktioniert nichts mehr. Das heißt, ich konnte uns leider auch nichts kochen, denn die Küchengeräte sind auch ohne Strom“, erklärte er ihr und fuhr fort.

„Was hältst du davon, wenn wir in ein schickes Restaurant fahren?“, fragte er grinsend und Lina wirkte traurig.

„Hm, das passt mir aber jetzt gar nicht, Zoe wird sich wundern, warum ich sie nicht anrufe“, sagte sie leise und Pete wusste sofort, womit er antworten musste.

„Dann schreib ihr doch eine SMS, dass wir einen Stromausfall hatten und du dich morgen oder so bei ihr meldest“, gab er ihr als Antwort und Lina nickte schwach.

„Okay.“ Sie setzte sich auf die Couch, nahm das Handy aus ihrer Tasche und schrieb Zoe eine Nachricht.

Hallo Schwesterherz!

Es tut mir leid, dass ich dich heute nicht anrufen kann, aber wir hatten einen Stromausfall. Ich hoffe, es geht euch gut und bei dir passt alles? Ich werde mich morgen Abend um dieselbe Zeit per Skype bei dir melden. Okay?

Denk an dich, fühl dich gedrückt!

Hab dich lieb, Kuss Lina

Als sie die Nachricht verschickt hatte kam Pete zu ihr und setzte sich neben sie auf die Couch.

„Ist doch nicht so schlimm, wenn du sie morgen anrufst, oder? Bis dorthin funktioniert sicher wieder alles“, sagte er, legte den Arm um sie und küsste sie auf die Stirn.

„Ja, ist gut. Ich werde mich schnell umziehen und dann können wir Essen fahren.“ Lina stand auf und ging nach oben ins Schlafzimmer.

Als sie sich umgezogen hatte, begab sie sich noch kurz ins Badezimmer um sich frisch zu machen und nachzuschminken. Da sah sie, als sie den Schalter betätigte, dass hier oben das Licht schon funktionierte und das kam ihr etwas merkwürdig vor. Doch darum wollte sie sich jetzt keine Gedanken mehr machen, sondern lieber so schnell wie möglich etwas zu essen bekommen.

Das Stromproblem hatte Zeit bis morgen. Einige Minuten später saßen die zwei im Auto und machten sich auf den Weg zum Restaurant.

**

Der Abend gestern in dem chinesischen Restaurant war sehr romantisch und unterhaltsam. Pete war dermaßen gut gelaunt, dass es Lina irgendwie seltsam vorkam, doch sie wollte den tollen Abend genießen und nicht nachfragen.

Heute Morgen, als Lina aufstand, ging sie in die Küche um sich frischen Kaffee zu machen, da fiel ihr wieder ein, dass die Geräte nicht funktionierten. Deshalb ging sie zum Stromzählerkasten um nachzusehen, ob sie was entdecken konnte.

Und siehe da: Es waren die Stecker rausgezogen und der Strom abgeschaltet worden, nur der im Badezimmer nicht.

Sie war empört und wütend. Als sie alles wieder eingesteckt und den Strom eingeschalten hatte, machte sie sich wieder auf den Weg in die Küche.

Alle möglichen Gedanken schwirrten in ihrem hübschen Kopf herum, und als sie in der Küche stand, sprach sie mit sich selbst.

„Ich verstehe es nicht, ist Pete denn wirklich in der Lage, das getan zu haben, nur damit ich nicht mit Zoe telefonieren kann?“ Sie nahm ihren Kaffee und ging raus auf die Terrasse um etwas Sonne zu tanken, da hörte sie auch schon Pete die Stufen runterkommen.

Pete war auf den Weg in die Küche und als er ein paar Minuten später wieder raus kam, tat er ganz überrascht.

„Guten Morgen Liebling. Na, ist der Strom endlich wieder da?“, fragte er vorsichtig und sah Lina in die Augen, als diese den Kopf hob. Er merkte, dass sie innerlich kochte.

„Sag mal, willst du mich für dumm verkaufen?“, schrie sie ihn an.

„Die Stecker waren rausgezogen und der Strom abgestellt. Wir hatten keinen Stromausfall. Warum? Warum hast du das getan?“, fragte sie ihn und er wurde unruhig.

„Was? Wie kommst du dazu, mich zu beschuldigen? Ich war das nicht“, versuchte er zu erklären, doch das ging nach hinten los. Nun wurde Lina richtig wütend.

„Ja, genau. Es kommen ja irgendwelche Leute in mein Haus und stecken einfach den Strom aus. Du wolltest einfach nicht, dass ich mit Zoe telefoniere, weil deine kranke Eifersucht wieder über dich gekommen ist. Ich kann und werde das nie verstehen“, konterte sie auf seine Aussage und wollte hinein gehen, doch er hielt sie am Arm fest.

„Okay, ja, ich war es. Aber ich hab das doch nur getan, damit wir einmal einen Freitag gemeinsam verbringen können. Oder willst du sagen, dass das Essen beim Chinesen nicht schön war“, wollte er versuchen, sich heraus zu reden, aber leider funktionierte das nicht.

„Sicher war es schön. Aber wir hätten das auch nach dem Telefonat mit Zoe machen können, denn die paar Minuten hätten dich schon nicht umgebracht“, sagte sie und sprach gleich weiter.

„Weißt du was, ich will dich heute nicht mehr sehen. Geh mir aus den Augen. Ich muss mir überlegen, ob ich das möchte, immer deine ständige Eifersucht meiner Schwester gegenüber, das kann ich echt nicht abhaben. Nun sind wir seit einem Monat zusammen und du hast dich Zoe gegenüber überhaupt nicht geändert, so will ich nicht weiter machen. Da ist es besser für mich, wenn wir getrennte Wege gehen“, erklärte sie ihm und ging hinein. Pete stand regungslos da und war total entsetzt darüber, dass Lina wieder mal nur hinter ihrer Schwester stand.

Er ging ihr nach und schrie:

„Wenn das so ist, dass es immer nur um Zoe geht, wie schon damals, dann ist es besser, ich packe meine Sachen und verschwinde. Denn ich will dich nicht mit deiner Schwester teilen müssen, die sowieso auf der anderen Seite der Erde wohnt. Aber eines verspreche ich dir: Das wirst du bereuen, das bekommst du bald zu spüren“, sagte er in einem scharfen Ton und Lina lief es kalt über den Rücken. Er ging an ihr vorbei und rannte sie fast nieder.

Als sie die Schlafzimmertür ins Schloss fallen hörte, atmete sie tief durch und machte den Fernseher an, um sich etwas abzulenken. Pete war eben so in Rage gewesen, dass es ihr ein klein wenig Angst bereitete. Es dauerte auch nicht lange, schon kam er die Treppen herunter gelaufen und sah ihr böse in die Augen.

„Nun ja, es sollte anscheinend nicht sein, dass wir gemeinsam glücklich werden. Sag deiner Schwester einen herzlichen Dank dafür und meine restlichen Sachen lass ich in den nächsten Tagen abholen“, sagte er zum Abschluss und verließ das Haus.

Lina saß wie angewurzelt da und konnte nicht glauben, was soeben abgelaufen ist.

Sie begann heftig zu schluchzen und konnte es nicht fassen. Lina lag minutenlang oder eher stundenlang auf dem Sofa und weinte, bis sie durch ein Klingeln an der Tür erschrak.

Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und bemühte sich um Fassung. Als sie die Tür öffnete sah sie ihre Mutter dort stehen, die natürlich sofort bemerkte, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmte.

„Hallo meine Liebe, sag mal, wie siehst du denn aus?“, fragte sie besorgt und Lina begann sofort zu weinen.

„Mama, es ist vorbei. Pete und ich, wir haben uns heute getrennt“, gab sie ihrer Mutter zur Antwort, die sie sofort in die Arme nahm und die Tür hinter sich schloss.

„Komm, jetzt machen wir uns einen starken Kaffee und setzen uns raus auf die Terrasse“, meinte sie liebevoll zu ihrer Tochter.

Sie gingen in die Küche und machten sich einen Kaffee, danach gingen sie hinaus. Sophie strich Lina über die Wange.

„Na, dann erzähl mal, warum es denn so weit gekommen ist, dass ihr euch nach so kurzer Zeit wieder getrennt habt“, sagte sie und Lina seufzte.

„Also, Pete hat immer noch das gleiche Problem, wie schon vorher in unserer Beziehung. Du weißt doch, dass ich freitagabends immer mit Zoe skype und telefoniere. Ja, das passte ihm ganz und gar nicht, denn er war immer eifersüchtig und meckerte herum. Gestern ist es so weit eskaliert, dass Pete, bevor ich von der Arbeit nach Hause kam, den Strom abstellte und behauptete, wir hätten Stromausfall. Heute Morgen, als ich in die Küche ging und Kaffee machen wollte, ging ich zum Stromkasten und bemerkte, dass er alles ausgesteckt hatte“, erklärte sie ihrer Mutter, die fassungslos da saß. Lina sprach weiter.

„Dann konfrontierte ich ihn damit und er gab es zu, es wäre doch nicht so schlimm, einmal nicht mit Zoe zu telefonieren, denn er möchte mich nicht mit ihr teilen müssen. Das war dann der Grund, weshalb ich zu ihm sagte, er soll verschwinden und mir ja nicht mehr unter die Augen treten“, sagte sie und begann zu weinen.

Sophie nahm Lina in die Arme und versuchte, ihr gut zuzusprechen.

„Schatz, dann ist es aber gut so, diesen Entschluss gefasst zu haben, denn er hatte ja immer schon versucht, einen Keil zwischen dich und deine Schwester zu treiben. Wenn er irgendwen liebt, dann möchte er diese Person ganz für sich alleine haben, sowas funktioniert aber nicht“, sagte sie feinfühlig und drückte Lina ganz fest.

„Ich weiß Mama, darum ist es auch gut so. Aber weißt du, was schlimm ist? Weil ja das noch nicht genug gewesen wäre, drohte er mir.“ Sophie war entsetzt darüber und fragte nun genauer nach.

„Wie meinst du das, er drohte dir?“, fragte sie.

„Als er mir erklärte, mich nicht teilen zu wollen, sagte er noch darauf, dass er mir verspricht, dass ich diese Entscheidung bald bereue und das natürlich auch bald zu spüren bekomme“, erzählte sie traurig.

„Ach, das sagte er sicher nur wegen der ganzen Wut im Bauch. Natürlich tat ihm das auch weh, weil er dich ja sehr liebt. Doch man kann keinen Menschen an jemanden ketten und von ihm verlangen, sich von der Familie fern zu halten“, versuchte sie ihrer Tochter sachte zu erklären, die nur schwach nickte.

Sie sprachen noch längere Zeit über das Thema bis Lina einfiel, dass sie ja noch mit Zoe telefonieren wollte.

„Mama, ich telefoniere heute noch mit Zoe, willst du dabei sein?“, fragte sie Sophie, die sie glücklich anstrahlte.

„Das würde mich sehr freuen.“ Nun holte Lina ihren Laptop raus und startete Skype.

Doch vorher bat sie ihre Mutter noch, Zoe nichts von der Trennung zu erzählen, denn das wollte sie persönlich machen.

**


Gestern Abend war Lina froh darüber gewesen, dass ihre Mutter bei ihr war und sie gemeinsam mit Zoe telefonierten. Denn so kam sie, wenn auch nur für kurze Zeit, auf andere Gedanken.

Doch heute an diesem verregneten Sonntag wusste sie nicht so recht, was sie mit ihrer freien Zeit anfangen sollte und so beschloss sie, Petes Sachen in Kisten zu packen.

Als Lina damit fertig war brachte sie die ganzen Kisten in die Garage und hoffte nur, dass er bald kommen würde, um sie abzuholen.

Denn dann konnte sie mit allem endgültig abschließen. Aber jetzt wollte sie sich ihre Reitklamotten anziehen und zu Jims Ranch fahren, um ihre Lipizzaner mal wieder richtig zu verwöhnen. Danach plante sie noch einen schönen langen Ausritt.

**


Der Weg nach Gawler

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