Читать книгу Mensch Marie - Sandra Borchert - Страница 5
Uni, Freunde und die üblichen Probleme
ОглавлениеDer Tagesablauf war plötzlich nicht mehr der gleiche. Ich ging zwar immer noch bis 15 Uhr zur Uni, aber danach ging es öfter mal ins Kino oder in die Bars und nicht selten kamen wir mitten in der Nacht total besoffen nach Hause. Der nächste Tag war dann natürlich die Hölle. Und genau an so einem Tag lernte ich einen unheimlich süßen Typen kennen. Ich ging wie immer in die Boulangerie „Chez Pierre“ um Frühstück zu kaufen, da ich es wie immer nicht geschafft hatte zu frühstücken. Er saß neben mir am Tresen und trank einen Café au lait während ich auf mein belegtes Baguette wartete. Er sah richtig toll von der Seite aus. Er hatte dunkle Haare, grüne Augen und ein wunderschönes Gesicht. Ich war ziemlich in Eile und deshalb habe ich auf mehr nicht geachtet, er sollte allerdings schon eine bleibende Erinnerung an mich erhalten, denn als ich nach meiner Bestellung griff, stieß ich ihn versehentlich so an, dass er seinen Kaffee über seinen Anzug schüttete. Ich hätte mich ja gerne noch entschuldigt, aber als er mich so ansah brachte ich kein Wort heraus und stotterte nur irgend etwas. Fluchtartig und mit hochrotem Kopf verließ ich die Boulangerie. Auf der Straße stieß ich einen leisen Schrei aus, weil ich mich so über mich ärgerte. Der Tag war versaut und dabei schien doch die Sonne so schön und der Himmel war schön blau. Viel zu blau für den März. Total gefrustet stieg ich in die Metro und fuhr weiter zur Uni! Dort warteten schon meine drei besten Freunde Therese, Erique und Kathrine auf mich. Wir unternahmen immer viel miteinander. Sie versuchten stets mich zu verkuppeln, aber das klappte natürlich nie. Wie sollte es auch! Therese versuchte stets mir einen Millionär zu angeln, Enrique zog immer nur Sozialpädagogikstudenten an Land und Katherine schleppte stets verheiratete Typen an. Alle drei waren jedoch mehr oder weniger glücklich vergeben.
Aus Frust wollten sie mich nun an den Mann bringen. Das war jedoch einfacher gesagt als getan! Was Männer anging war ich schon immer ein Spätzünder. Oder jedenfalls weniger interessiert als andere. Früher hat sich auch nie wirklich ein Typ für mich interessiert und wenn das jetzt einer tut, dann werde ich rot wie eine Tomate und rede kompletten Unsinn. Das geschah leider sehr häufig! In der Uni liefen auch ganz süße Typen rum. Mein großer Schwarm hieß Henri. Leider war er ein eiskaltes Arschloch, aber dafür ein verdammt süßes. Seine Eltern waren in der Computerbranche und schwerreich! Also lief er natürlich auch nur in Armani rum und sprach ziemlich geschwollen. Aber dieser Anblick entschuldigte alles. Ich hatte mal wieder eine Vorlesung in Rechnungswesen. Dieses Fach war mehr als langweilig, also zog ich es vor darüber nachzudenken wie wohl mein Hochzeitskleid und Henris und meine Kinder aussehen werden, bis die Pausenklingel mich aus meinen Träumen riss. Langsam packte ich meine Sachen zusammen, dabei sah ich verstohlen zu IHM hinüber und tatsächlich trafen sich unsere Blicke. Für eine Sekunde war es mir, dass er mir zublinzelte.
Er hatte mich also bemerkt. Nur wie sah ich heute nur aus? Schlabberpulli und Jeans. Was sollte er nur von mir denken. Es musste sofort Plan 1 in Kraft treten. Schoppen gehen mit Mitbewohnerin. Brauchte dringend Typenberatung und sexy Klamotten. War gar nicht so einfach scharfe Sachen in Größe 42 zu bekommen. Entschied mich dann für sexy Rock und scharfer Bluse aus schwarzem Satin dazu noch lange Stiefel und sexy Strümpfe. Dann ging ich noch zum Frisör. Muße unbedingt meine Frisur überdenken. Die blonden Haare mussten unbedingt mal in Form gebracht und gebändigt werden. Vermutlich war tägliches waschen und über Kopf föhnen auf Dauer nicht die beste Lösung. Es musste was ganz neues er, also ließ ich mir Locken drehen. Dann kaufte ich noch Make-uup und eine neue Zahncreme, die die Zähne besonders weiß erscheinen ließ. Aber irgend etwas fehlte noch.
Genau, ich ging musste dringend ein Paar Kilos loswerden. Die ewigen Chips und das ungesunde Essen hinterließen irgendwann ihre Spuren. Aber wollte ich das wirklich alles aufgeben für Möhren und Sport? Nein, aber ich musste. Aber zuerst mussten natürlich die Reste im Kühlschrank beseitigt werden, und so machten Denise und ich erst mal einen richtigen Fressabend. Wir vertilgten wirklich alles, schauten uns dabei unter Tränen alle Teile von „Dornenvögel“ an und stellten uns Richard Chamberlain als Vater unserer Kinder vor. Nach zwei Flaschen Wein beschlossen wir ihm einen Brief zu schreiben und ihn zu besuchen. Eine Antwort auf diesen Brief kam jedoch bis heute noch nicht und was drin stand weiß ich leider nicht mehr so genau. Vielleicht ist das auch besser so. Und falls er gerade dieses Buch liest, es tut uns furchtbar leid.