Читать книгу Guten Morgen, Leben! - Sandra König - Страница 7
ОглавлениеDER FRÜHE MORGEN
UND SEIN VERSPRECHEN AN DEN TAG
Nachteule oder Lerche – das ist natürlich immer die Frage. Aber macht es Sinn, seinen Tagesrhythmus zu überdenken? Ganz sicher.
Entweder man ist ein Morgenmensch oder eben nicht. Darüber gibt es unzählige Studien. Aber Frühaufsteher zu sein, hat viel für sich. Jeder kennt den Spruch: »Der frühe Vogel fängt den Wurm«, und auch: »Morgenstund’ hat Gold im Mund.« Leidenschaftliche Langschläfer denken sich an dieser Stelle: »Ja, eh.« – Frühaufsteher, so sagt man, sind erfolgreicher. Vielleicht, aber darum geht es mir gar nicht. Die Frage, die ich mir stelle, ist: Bin ich, wenn ich den Morgen für mich nutze, zufriedener und fokussierter? Fühle ich mich dann wohler? Von meiner Seite kommt dazu ein klares Ja! Und außerdem haben gerade die frühen Morgenstunden für mich einen ganz besonderen Zauber.
DIE WISSENSCHAFT DES FRÜHAUFSTEHENS
Unser Schlaf-Wach-Rhythmus wird vom Tageslicht beeinflusst. Gehen wir früh schlafen und stehen wir auch früh auf, sollten wir prinzipiell besser schlafen. Dafür sorgt das Zusammenspiel des Schlafhormons Melatonin und des Stresshormons Cortisol. Die sogenannte Zirbeldrüse in unserem Gehirn steuert unsere innere Uhr, reguliert den Schlaf und erhöht unsere Intuition. Diese kleine Drüse schüttet in der Nacht bzw. bei Dunkelheit vermehrt Melatonin aus. Mit Tagesanbruch sinkt der Melatoninspiegel, verbunden mit einem gleichzeitigen Anstieg des Cortisolspiegels. Cortisol ist ein Hormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Je nachdem wie lang die Tage sind, ob Sommer oder Winter, ist der Höhepunkt der natürlichen Cortisolproduktion etwa um 6.30 Uhr erreicht. Genau dann, wenn auch nur noch wenig Melatonin in unserem Blut vorhanden ist. Aus hormoneller Sicht ist das der Zeitpunkt, um durchzustarten. Nutzen wir dieses frühe Hoch für Bewegung und Meditation, können wir die Konzentration und Motivation für den ganzen Tag steigern.
FRÜHAUFSTEHEN ALS SCHLÜSSEL ZU MEINEM TAG. AUCH ZU DEINEM?
Mich hat das Wissen um die hormonellen Vorgänge in meinem Körper enorm erleichtert.
Mich hat das Wissen um die hormonellen Vorgänge in meinem Körper enorm erleichtert. Es bedeutet nämlich, dass ich im Prinzip alles in mir habe, um morgens richtig losstarten zu können. Ich muss es nur nutzen. Ich muss es sozusagen für mich »zähmen«, dann bekomme ich viel geschenkt: Zeit, um lang zu duschen zum Beispiel, Lieblingsmusik oder den Lieblingsradiosender zu hören und mich gemütlich anzuziehen. Zeit, um gut und ausreichend zu frühstücken, um meinem Stoffwechsel den Takt für den restlichen Tag vorzugeben. Zeit, um mit Optimismus und Dankbarkeit auf das zu schauen, was um mich ist. (Dankbarkeit hat übrigens eine ähnliche Wirkung wie die Einnahme von Antidepressiva – das nur nebenbei.) Zeit für den Partner und die Familie, dafür, mit dem Herzensmenschen und dem Nachwuchs zu frühstücken, sich über den anstehenden Tag auszutauschen. Zeit, dafür zu sorgen, dass die Kleinen auch mit richtig gepackter Schultasche losziehen. Und da gibt es sicher noch viel mehr. Noch Lust, die Schlummertaste zu drücken?
WIE WÄRE ES MIT EINEM SELBSTVERSUCH?
Du könntest das frühe Aufstehen ja mal ein paar Tage ausprobieren und schauen, ob sich etwas verändert, ob dir ein Leben im Einklang mit der Sonne – also aufzustehen, wenn es hell wird, und zur Ruhe zu kommen, wenn es dunkel wird – guttut. Aber ich halte es auch für wichtig, rücksichtsvoll mit dir zu sein. Wenn Frühaufstehen für dich der absolute Horror ist, dann quäle dich nicht. Wenn du den Morgen aber für dich als Ressource nutzen möchtest, musst du unter Umständen doch über deinen Schatten springen. Es ist gar nicht so schwer. Ich habe fünf ganz einfache Tipps für dich, wie du leichter aus den Federn kommst:
1. Gib der Snooze-Taste keine Chance!
Wenn du früh aufstehen möchtest, stellst du dir natürlich den Wecker. Der Haken an der Sache ist nur, dass er sich wahrscheinlich direkt neben deinem Bett und damit in Greifdistanz befindet. Sobald das nervige Ding morgens losgeht und deinen Schlaf abbrechen möchte, ist die Versuchung riesig, den Wecker einfach auszuschalten und weiterzudösen. Damit das nicht passiert, könntest du dein morgendliches Lärmgerät am Abend vorher auf die andere Seite des Zimmers stellen. Auf diese Weise bist du gezwungen aufzustehen, um den Weckton auszuschalten – und die Snooze-Taste hat keine Chance.
2. Lass den Tag rein!
Jeder von uns ist schon mal abends eingeschlafen und hat vergessen, die Jalousien runterzuziehen. Wie wäre es, wenn du absichtlich »vergisst«? Lass die Vorhänge offen, die Jalousien oben. Wenn du geweckt wirst, weil dein Zimmer bereits hell ist, ist Weiterschlafen gar nicht mehr so einfach. Den gleichen Effekt erzielst du, unabhängig vom Sonnenstand, wenn du die Zimmerfenster offen lässt. Wenn deine Umwelt erwacht, wirst auch du munter – egal ob dich Vogelgezwitscher oder der Berufsverkehr in der Stadt weckt.
3. Schreib dir einen Schummelzettel!
Nimm dir fünf Minuten Zeit und erstelle eine Liste mit allen Vorteilen, die du dadurch hast, dass du früher in den Tag startest. Notiere dir jede Kleinigkeit! Du wirst überrascht sein, wie lang die Liste ist. Gehe sie eine Woche lang täglich durch, wahrscheinlich fallen dir immer neue Dinge ein. Dadurch kann sich dein Wunsch nach frühem Aufstehen in deinem Unterbewusstsein verankern.
Listen sind genial! Sie helfen, den Überblick zu bewahren und sie motivieren. Schreibe alle Vorteile nieder, die dir ein früher Start in den Tag bringt.
4. Mach den Morgen harmlos!
Das frühe Aufstehen ist manchmal deshalb so schwer, weil du keine Lust auf das ganze Prozedere am Morgen hast. Deshalb könntest du am Abend, bevor du schlafen gehst, schon einige Schritte für den nächsten Morgen vorbereiten: die Wäsche rauslegen, den Frühstückstisch decken, das Bad vorbereiten oder die Yogamatte ausrollen. Nimm dir schon am Vorabend Arbeit für den kommenden Morgen ab. Dadurch wirkt der Aufstehprozess harmloser und einfacher.
5. Und jetzt: Alles Routinesache!
Wenn deine ersten Schritte am Morgen schon feststehen, bevor du dein gemütliches Bett in die große unsichere Welt verlässt, wird das Aufstehen garantiert einfacher. So bist du vor Überraschungen gefeit (Morgenmuffel hassen unvorhergesehene Dinge unmittelbar nach dem Aufstehen!), und schon ist es da – dein festes Morgenritual als perfekte Basis für einen ruhigen, sicheren Start in den Tag.
»LAUFE NICHT DER VERGANGENHEIT NACH, VERLIERE DICH NICHT IN DER ZUKUNFT. DIE VERGANGENHEIT IST NICHT MEHR. DIE ZUKUNFT IST NOCH NICHT GEKOMMEN. DAS LEBEN IST HIER UND JETZT.«
LAOTSE
ZUR MORGENSHOW-MODERATORIN GEBOREN
Seit 2007 ist es mein Beruf – nein, meine Berufung – Österreich im Radio in den Tag zu begleiten. Ein Job, der mir auf den Leib geschneidert ist, denn ich gestehe: Ich war schon immer eine Frühaufsteherin. Schon als kleines Mädchen habe ich mich in den Ferien vor allen anderen aus dem Bett geschlichen, um ja nichts vom Tag zu verpassen. Sobald die Sonne durch den Vorhang geblitzt hat, war es für mich eine Qual, liegen bleiben zu müssen. Was könnte ich nicht schon alles erleben? Und dieses wunderbare Gefühl, dass jeden Morgen ein noch unbeschriebenes Kapitel meines Lebens vor mir liegt, habe ich noch immer.
Was gestern war, ist vorbei, heute ist jetzt und neu und bietet so viele Möglichkeiten. Jeder von uns erlebt Zeiten, die von Sorgen und Ängsten geprägt sind, von Verlusten und Krisen. Aber sich die Decke über den Kopf zu ziehen und einfach liegen zu bleiben, ist in den seltensten Fällen ein Lösungsansatz, der uns dauerhaft weiterbringt. Wie heißt dieser Spruch noch mal? »Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen.« Na gut, wirst du dir jetzt vielleicht denken, eine Frau mit Traumjob und zwei gesunden Kindern hat leicht reden. – Ich bin aber nicht nur die Frau mit dem Traumjob. Ich bin auch noch das kleine Mädchen, das mit zehn Jahren ihren geliebten Vater verloren hat. Herzinfarkt, ganz plötzlich. Ein Verlust, der für mich und mein Leben prägend war. Wenn das Leben schon in jungen Jahren von heute auf morgen vorbei sein kann, worauf soll ich dann warten? Warum kann ich nicht einfach loslegen? Warum soll ich nicht probieren, meine Leidenschaften und Hobbys zu meinem Job zu machen? Warum soll ich der Vergangenheit nachhängen, wo die Sonne doch jeden Tag neu aufgeht?
Ich habe schon als kleines Mädchen für mich entschieden, lächelnd nach vorne zu blicken – ganz sicher auch, weil mich der Blick zurück traurig gemacht hat. Aber auch, weil mein Vater garantiert nicht gewollt hätte, dass ich verzweifle. Er hätte sich gewünscht, dass seine kleine Tochter fröhlich die Welt erobert und ihre Träume verwirklicht. Ich bin mir da absolut sicher. Gemeinsam haben wir morgens immer Radio gehört, gefrühstückt und unsere Tage geplant. Jetzt bin ich die, die aus dem Radio spricht, die informiert, die zu motivieren versucht und hoffentlich ein Lächeln in das Gesicht der Hörer zaubert. Die Liebe meines Vaters zur Musik und zum Radio hat sich auf mich übertragen und ist zu meinem Beruf geworden. Ein Beruf, der mir Freude bereitet und mit dem ich Freude bereiten kann. Jeden Morgen.