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Kapitel 3

Der Pausenraum befand sich auf der anderen Seite des Gebäudes neben dem Sekretariatsbereich für das Team, das für ›J. Culpeppers‹ wohlwollenderen Kunden arbeitete. Der Raum war groß und luxuriös, mit einem kleinen Küchenbereich. Er bot herrlich bequeme Sitzgelegenheiten und einen spektakulären Blick über London. Er gehörte zu den Annehmlichkeiten, die es mit sich brachte, für ein Unternehmen wie Culpepper zu arbeiten – schien manchmal aber auch ein grausames Verspotten zu sein, da Vanessa und ihre Kolleginnen den Raum aufgrund ihrer übermäßigen Arbeitsbelastung nur in geringen Maß nutzen konnten.

Als Vanessa an der verdunkelten Rezeption vorbeischritt, bemerkte sie zu ihrer Überraschung, dass das Licht im Aufenthaltsraum bereits eingeschaltet war, und sie vernahm von innen eine leise melodische Stimme. Neugierig schob sie ihren Kopf durch den Türspalt, in der stillen Hoffnung, dass sich dort nicht einer der Partner aufhielt, der noch so spät arbeitete. Zu ihrer Erleichterung war es eine der anderen Sekretärinnen – ein Mädchen namens Eileen, das sie kaum kannte.

Eileen Emsworth war schon bei ihrer Anstellung in der Firma gewesen, die schon gefühlte tausend Jahre zurücklag. Vanessa erinnerte sich an sie von ihren Orientierungstagen. Sie war ein ruhiges, mausartiges Mädchen, intelligent und fähig, aber eines, das kaum ein Wort mit ihr oder den anderen Kolleginnen wechselte. Sie war ungefähr im gleichen Alter, aber blond und nicht brünett wie sie selbst und nur minimal kleiner. Wie sie und jede andere Sekretärin im achtunddreißigsten Stock hielt auch Eileen sich an die Bekleidungsvorschrift.

Schau an, noch ein Opfer von Tatumns nächtlicher Arbeitswut, dachte Vanessa bei sich, als sie den Aufenthaltsraum betrat.

Eileen bemerkte Vanessa nicht. Sie wippte leicht mit den Hüften, während sie mit einem Löffel müßig auf die Arbeitsplatte klopfte und Musik über ihr Smartphone und kabellose Kopfhörer streamte, derweil die Kaffeemaschine im Hintergrund vor sich hin gluckste.

Um auf sich aufmerksam zu machen, räusperte sich Vanessa kurz, gefolgt vom einem freundlichen »Hi«, damit das Mädchen nicht erschreckte. »Eileen, nicht wahr?«

Mit einem schockierten Ausdruck auf ihrem hübschen Gesicht wirbelte Eileen herum und eine gewisse Röte erreichte ihre Wangen. Sie blinzelte und zog sich die Hörer aus den Ohren.

»Ich wollte dich nicht erschrecken!«, lächelte Vanessa sie an. »Lässt dich Tatumn auch noch so spät arbeiten?«

Eileen verdrehte die Augen und nickte. »Oh ja, tut sie«, seufzte sie, nachdem sie sich vom ersten Schreck erholt hatte. »Du bist Vanessa, … weiß ich.« Sie grinste und deutete auf die Kaffeemaschine. »Brauchst du auch einen Muntermacher?«

»Deswegen bin ich hergekommen«, stöhnte Vanessa. »So langsam frage ich mich, wofür ich überhaupt noch eine Wohnung habe und Miete zahle.«

Eileen lächelte sie an. »Wenn du wüsstest, wie gut ich das nachvollziehen kann …« Sie zeigte auf eine Sitzgruppe. »Setz‘ dich. Ich bring‘ dir gleich Kaffee.« Dabei schaute sie auf den Kaffeepott in Vanessas Hand. »Ist das deine?«

Vanessa folgte ihrem Blick und grinste, wegen des Aufdrucks: ›The world’s best secretary‹. »Yep! … Ein Geschenk meiner Mutter.«

»Das ist ja seltsam«, schmunzelte Eileen und zeigte ihr ihren Kaffeepott – mit dem Schriftzug: ›Best secretary ever‹, »denn meine Mutter hat mir versichert, dass ich die beste von allen sei.«

Vanessa musste unwillkürlich lachen und Eileen stimmte mit ein, während sie sich um den Kaffee kümmerte. Dann setzten sich beide auf die bequemen Sofas inmitten des Raumes.

Eileen seufzte und lehnte sich entspannt zurück. »Was für eine Wahnsinnswoche«, sagte sie und schaute durch das große Panoramafenster.

Weit unter ihnen ging die nächtliche Metropole ihren Geschäften nach. Wie Ameisen wuselten dort die Menschen herum, um ins Theater oder Restaurant zu gehen, derweil sich lange Autoschlangen bildeten, mit denen, die sich endlich nach einem langen Tag auf ihr Zuhause freuten. Es war ein faszinierendes Schauspiel mit einer beruhigenden Ausstrahlung.

Vanessa liebte die Aussicht von hier oben.

Eileen holte tief Luft, schlüpfte aus ihren Pumps und streckte ihre von Nylon umhüllten Zehen.

»Stimmt. Meine war auch nicht besser.« Vanessa tat es ihr gleich. Sie empfand es als ein wunderbares Gefühl, die Schuhe zumindest vorübergehend auszuziehen und spürte, wie sie ganz langsam wieder in ihre natürliche Form zurückkehrten und die Freiheit, die nur blanke Füße vermitteln konnte.

»Und ich hab‘ das Gefühl, dass es überhaupt nicht weniger wird … eher mehr«, stellte Eileen mit einem weiteren Seufzer fest. »Immer wenn ich denke, ich hab‘ einen von diesen verfluchten Stapeln abgearbeitet, knallt mir Tatumn einen neuen auf den Tisch … Als ob sie austesten will, wie weit meine Leistungsbereitschaft geht.«

Vanessa nickte. Sie wusste genau, was ihre Kollegin meinte. Allerdings war sie davon ausgegangen, dass sie von ihr selbst immer mehr als von den anderen Mädchen erwartete und es als gutes Zeichen dafür verstanden, dass sie in ihr Potenzial sah. Sie schaute sich im Raum um. Auf einem niedrigen Couchtisch gegenüber stand ein Laptop – einer der geleasten üblichen ›ThinkPads‹ von ›Lenovo‹ in der Firma, also nichts Besonderes. »Sieht so aus, als wären wir nicht die Einzigen, die um diese Zeit noch arbeiten«, stellte sie dabei fest.

Eileen drehte sich um und folgte ihrem Blick. »Hmmm, … ich frage mich, wem der gehört?« Sie runzelte die Stirn. »Außer dir jetzt, wüsste ich nicht, dass überhaupt noch jemand hier ist.«

»Vielleicht wurde er ja auch nur vergessen?«

»Möglich«, nickte Eileen. »Aber schon komisch. Die IT’ler mögen es ganz und gar nicht, wenn Computer unbeaufsichtigt bleiben.« Sie schob sich auf ihrem Platz ein wenig nach vorne. Ihre Neugierde schien geweckt worden zu sein.

Vanessa sah sich um, aber in all den Büros um sie herum war es vollkommen still und dunkel. »Echt seltsam«, murmelte sie und überlegte: »Wem der wohl gehört?«

Eileen nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und fixierte sie mit einem schelmischen Grinsen. »Es gibt nur einen Weg, es herauszufinden«, murmelte sie und schob sich von der Couch.

»Warte! … Denkst du …?« Plötzlich empfand Vanessa eine unerklärliche Angst, die sie sich nicht erklären konnte.

»Entspann dich«, reagierte Eileen mit einer abweisenden Geste, derweil sie barfuß zum Laptop hinüber huschte. »Ich will nur schnell herausfinden, wem das Ding gehört.« Sie hielt inne, wandte sich ihr zu und zwinkerte. »Vielleicht können wir uns einen Spaß erlauben und was in ihrem Facebook posten?«

Sie lächelten beide.

Eileen schob sich beiläufig eine Haarsträhne hinters Ohr zurück, während sie sich vor den verlassenen Laptop setzte und schlug die Beine übereinander. Dann fasste sie sich mit den Händen ans Knie und beugte sich vor, um einen Blick auf den Computerbildschirm zu werfen.

Vanessa wartete geduldig. Sie war sich sicher, dass in jeder Sekunde jemand in den Aufenthaltsraum kommen würde, um sich des Laptops anzunehmen.

Plötzlich weiteten sich Eileens leuchtend blaue Augen. Ungläubig öffnete sie den Mund. »Oh, mein Gott! … Ich fass‘ es nicht!«

»Was ist denn?«, blinzelte Vanessa.

Ihre Kollegin verstummte. Sie beugte sich weiter vor und betrachtete aufmerksam den Bildschirm. Erst nach einigen Sekunden ließ sie ihre Finger auf die Tastatur fallen und fing klickend an zu tippen. Ihre Wangen färbten sich blassrosa, als ihre Hände arbeiteten.

Vanessa seufzte. Sie kämpfte mit der nervösen Paranoia, die sie gepackt hatte und nicht loswerden konnte. Aus einem plötzlichen Impuls heraus, stand sie nun auch auf und huschte durch den Raum, um sich Eileen anzuschließen.

»Das musst du unbedingt sehen, Vanessa«, keuchte Eileen.

»Was?! Zeig‘ mal!«, murmelte Vanessa, als sie bei ihr ankam und wandte sich dem Laptop zu, Eileen eine Hand auf die Schulter legend. Entfernt bemerkte sie, dass sie den gleichmäßigen, schnellen Herzschlag ihrer Kollegin unter dem dünnen Material deren Satinbluse fühlen konnte – und sie fragte sich unwillkürlich, was sie so in Aufregung versetzt haben könnte. Doch dann sah sie es mit eigenen Augen. »Oh, … woooow!«

***

Vanessa - Heiße Nylonspiele

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