Читать книгу Your Man - Sarah Glicker - Страница 4
Epilog
ОглавлениеBrad
Wieso ausgerechnet ich mich gemeldet habe, dieses Gespräch zu führen?
Ich weiß es nicht, wirklich!
Dabei hat mir mein Gefühl von Anfang an gesagt, dass es nichts bringen wird. Und darauf kann ich mich verlassen! Es passiert wirklich nur sehr selten, dass mein Gefühl mich täuscht.
Wahrscheinlich habe ich es allerdings deswegen gemacht, weil einer es musste und meine Brüder schon genug um die Ohren haben. Ich wollte ihnen das nicht auch noch aufhalsen.
Doch das ändert nichts daran, dass ich in den letzten Minuten gemerkt habe, dass ich gegen eine Wand gesprochen habe. Wahrscheinlich hätte die mir noch eher geantwortet, als es Michael Russel nun macht.
Während ich ihm den Vorschlag unterbreitet habe, hat er auf mich hat er den Eindruck gemacht, als würde es ihn überhaupt nicht interessieren, was ich zu sagen habe. Sein Gesichtsausdruck war so ausdruckslos, wie es nur hätte sein können. Außerdem ist sein Blick immer wieder zu seiner Uhr gewandert, als könnte er es überhaupt nicht erwarten, dass er endlich verschwinden kann.
All das hat dafür gesorgt, dass mein Gefühl sich noch verstärkt hat und ich eigentlich sofort hätte gehen können. Man kann auch sagen, dass ich hier in der letzten halben Stunde nur meine Zeit verschwendet habe.
Nun sitze ich vor ihm, während er über den Vorschlag meines Vaters nachdenkt. Das heißt, er sieht so aus, als würde er das machen. Ich bin mir jedoch sicher, dass er sich schon eine Meinung gebildet hat. Und die wird wahrscheinlich nicht so aussehen, dass wir dieses Geschäft gemeinsam machen werden.
„Ich gebe zu, dass es sich gut anhört“, beginnt er schließlich.
Mehr braucht er nicht zu sagen damit ich weiß, dass das nichts wird. Aber wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich nichts anderes erwartet habe, schließlich hat er vorhin schon nicht den Eindruck gemacht, als würde es ihn interessieren. Daher bin ich auch nicht zu enttäuscht und schaffe es, dieses Gefühl für mich zu behalten.
In der Vergangenheit hatte ich nicht sehr oft mit ihm zu tun. Meistens haben mein Vater oder Cody mit ihm gesprochen. Ich bin ihm immer ein wenig aus dem Weg gegangen, da ich auch irgendwie keine Lust hatte, mich näher mit ihm zu beschäftigen.
Doch ich bin ihm oft genug über den Weg gelaufen, dass ich weiß, dass dieser Mann seinen eigenen Kopf hat und er nur Geschäfte zu seinen Gunsten macht. Er geht keine Deals ein, bei denen er nicht eindeutig als der Gewinner hervorgeht.
Und das ist etwas, was es sehr schwer für jeden macht. Schließlich ist man gezwungen, seinen Standpunkt zu akzeptieren, wenn man darauf angewiesen ist. Allerdings ist es auch schon oft genug vorgekommen, dass ihm dadurch ein hoher Gewinn verloren gegangen ist. Schließlich ist nicht jeder immer auf ihn angewiesen, sondern sucht sich einfach einen anderen Partner.
Und zu letzteren gehört eindeutig mein Vater.
Allerdings kennen die beiden sich schon so lange, dass mein Vater erst ihn fragen wollte. Auch, wenn ich das nicht unbedingt nachvollziehen kann.
Ruhig bleibe ich sitzen und warte darauf, dass er weiterspricht.
„Aber ich werde mich nicht darauf einlassen.“
Auch, wenn ich mir genau das bereits gedacht habe, sorgt seine Antwort dafür, dass sich Enttäuschung in mir breitmacht.
Die Zeit hätte ich anders besser verbringen können, denke ich niedergeschlagen.
„Darf ich den Grund erfahren?“, frage ich ihn trotzdem.
Aus seinen alten, aber dennoch aufmerksamen Augen sieht er mich an. Ohne, dass er die Gesichtsmuskeln verzieht, lachen sie mich aus und fragen mich, ob ich diese Frage gerade wirklich gestellt habe. Doch das habe ich. Vor allem deswegen, weil ich einen Punkt brauche, um dieses Gespräch weiterzuführen, auch wenn ich das eigentlich überhaupt nicht will.
„Ich korrigiere mich. Auf den ersten Blick ist alles super. Auf den zweiten ist er allerdings nicht ganz fair.“
„Fair?“
Ich weiß genau, wovon er spricht. Doch ich ziehe es vor so zu tun, als hätte ich keine Ahnung. In der Vergangenheit habe ich die Erfahrung gemacht, dass mein Gegenüber so am besten seinen Standpunkt erklären kann.
„Er bekommt mehr als ich und das scheint mir nicht fair zu sein“, erklärt er nun. „Partner sollten immer mindestens gleich viel bekommen.“
Mir liegen die Worte auf der Zunge, dass er in der Vergangenheit sich auch noch nie dafür interessiert hat. Allerdings schaffe ich es, sie für mich zu behalten, bevor sie mir über die Lippen kommen.
„Wir tragen das größere Risiko“, erinnere ich ihn.
Ich bin mir sicher, dass ich das nicht muss, schließlich weiß er es genau. Der Unterschied ist nur, dass es ihm egal ist. Allerdings habe ich mir das schon in dem Moment gedacht, in dem mein Vater mir von diesem Plan berichtet hat. Und das wiederum habe ich auch meinem Vater mitgeteilt.
Sogar Cody wusste es.
Allerdings wollte unser Vater nichts davon hören. Er hat mir nur aufgetragen, dass ich einfach mit dieser Idee herfahren soll.
„Größeres Risiko!“, winkt er ab und zeigt mir so, was er davon hält.
In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken, während ich überlege, wie ich darauf am besten reagieren soll. Ich bin noch nie an einen so sturen alten Sack geraten, wie bei ihm. Ich bin mir sicher, dass seine Frau und seine Tochter es nicht immer einfach mit ihm haben.
Doch das ist eindeutig nicht mein Problem.
In dem Moment, in dem ich den Mund öffnen will, um noch etwas zu erwidern, steht er auf.
„Sollte dein Vater es sich anders überlegen, kann er sich gerne bei mir melden“, verkündet er mit einer gewissen Genugtuung in der Stimme.
„Sind Sie sich sicher, dass Sie keine Fragen mehr haben?“, frage ich ihn, wobei ich die Überraschung erfolgreich für mich behalte.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich solche Gespräche führe. Allerdings ist es das erste Mal, dass mir ein so unfreundlicher Mensch in die Quere kommt.
Ich würde gerne wissen, wieso mein Vater in der Vergangenheit immer wieder Geschäfte mit ihm gemacht hat. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich ihn schon lange zum Teufel geschickt. Doch es ist nicht mein Problem.
„Das bin ich“, erklärt er.
In der nächsten Sekunde gibt er zwei seiner Männer ein Zeichen, die sich daraufhin neben ihn stellen und ihre Waffen ziehen. Noch im selben Augenblick machen meine dies ebenfalls.
Wenn er meint, dass er hier und jetzt eine Schießerei anfangen muss, kann er das gerne machen. Allerdings weiß ich, dass meine Männer besser ausgebildet sind als seine. Daher stehen seine Chancen sehr schlecht.
„Mein Junge, du hast noch viel zu lernen“, erklärt Michael nun.
„Erstens bin ich nicht Ihr Junge. Zweitens bin ich sehr gut in meinem Job. Der besteht allerdings nicht darin, dass ich potenzielle Geschäftspartner überreden werde. Jeder sollte für sich entscheiden, ob er dabei ist, oder nicht.“
Ich zucke mit den Schultern und werfe ihm einen gleichgültigen Blick zu. Auf diese Weise zeige ich ihm, dass seine Antwort mich kaltlässt. Und ich weiß, dass ihn das am meisten stört.
Einige Sekunden sieht er mich nachdenklich an, ehe er fortfährt.
„Dein Vater wäre sicherlich nicht erfreut darüber, wenn er wüsste, wie du dich einem alten Freund gegenüber verhältst.“
„Wenn er wüsste, was besagter Freund mit mir spricht, wäre es ihm egal.“
Während ich rede, lasse ich ihn nicht aus den Augen. Bei Männern wie ihm weiß man nie, was sie als Nächstes machen werden.
Doch er lacht nur, dreht sich dann um und setzt sich in seinen Wagen.
Mein Gefühl sagt mir, dass das noch lange nicht vorbei ist. Keine Ahnung, woher ich diese Gewissheit nehme, doch sie ist da und lässt sich auch nicht zur Seite schieben.
Dabei wünsche ich mir, dass ich mich irre.