Читать книгу Your Man - Sarah Glicker - Страница 7
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ОглавлениеBrad
Immer wieder schlage ich schon seit einer Stunde auf den Boxsack ein. Ich gebe zu, dass ich in den letzten Tagen nicht so eine Energie hatte, wie ich sie nun besitze. Um genau zu sein war das nicht mehr der Fall, seitdem ich dieses Gespräch mit dem Geschäftspartner meines Vaters geführt habe.
Die kurze Unterhaltung mit dieser Frau hat mir meine Energie jedoch wiedergegeben, worüber ich froh bin.
Noch immer kann ich seine Reaktion von Michael nicht nachvollziehen. Er hat sich ein spitzen Geschäft durch die Finger gehen lassen, nur weil sein Stolz und sein Ego zu groß sind. Aus Erfahrung weiß ich jedoch, dass es ihm egal ist, auch wenn ich zugeben muss, dass ich vorher noch nichts mit ihm zu tun hatte.
Dennoch waren mein Vater und Cody der Meinung, dass wir ihm noch etwas Zeit geben sollen, nachdem ich ihnen von dem niederschmetternden Ergebnis berichtet habe. Die beiden sind sich sicher, dass er es sich noch anders überlegen wird.
Ich habe keine Ahnung, wie sie auf diese Idee kommen. Ich bin mir jedoch sicher, dass ich diesen Vorschlag einem anderen unterbreitet hätte. Es gibt nämlich mehr als genug Männer da draußen, die sofort eingewilligt hätten. Sie hätten nicht einmal darüber nachgedacht. Und mit jedem einzelnen von ihnen haben wir bereits Geschäfte gemacht, bei denen wir eindeutig mehr verdient haben.
Die Worte der beiden haben nur dafür gesorgt, dass sich ein ungutes Gefühl in mir breit gemacht hat. Ich kann es nicht genau beschreiben oder einordnen, doch seit unserer Unterhaltung hält es sich hartnäckig. Vor allem auch deswegen, weil dieser Mann hinterlistig ist und man ihm nicht trauen kann.
„Da hat aber jemand gute Laune“, stellt Rachel fest und reißt mich so aus meinen Gedanken.
Ein letztes Mal schlage ich zu, ehe ich mich in ihre Richtung drehe. Gemeinsam mit Laura steht sie in der Tür zum Fitnessraum und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Es ist der gleiche Blick, mit dem meine Mutter auch immer meinen Vater und uns betrachtet, wenn sie etwas wittert.
„Woher willst du das wissen?“, frage ich die beiden dennoch, obwohl ich mir bereits denken kann, dass es aussichtslos ist.
„Wir sind nicht blind“, verkündet Laura, die sich nur schwer ein Grinsen verkneifen kann.
Mit diesen vier Worten beweist sie, dass sie nicht nur ihre Männer, meine Brüder, kennen, sondern auch mich. Bei diesem Punkt kann ich nicht sonderlich behaupten, dass er mir gefällt. Er sorgt nämlich dafür, dass ich in der Zukunft wahrscheinlich besser aufpassen muss.
Das ist der Moment, in dem ich versuche, so neutral wie möglich zu bleiben. Mir ist bewusst, dass ich wohl nur so eine winzige Chance habe, aus dieser Geschichte zu kommen.
Allerdings gelingt mir das nicht ansatzweise so gut, wie ich es gerne hätte. Zu meiner Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass ich vorher noch nie in dieser Situation war. Nicht einmal meine Mutter ist so ein Spürhund, wie die beiden es anscheinend sind.
Aus diesem Grund bin ich froh, dass mir das bei Geschäftstreffen eindeutig besser gelingt.
„Wer ist die glückliche?“, erkundigt sie sich nun und lässt mich keine Sekunde aus den Augen.
„In den letzten Wochen und Monaten habe ich gedacht, es wäre eure Aufgabe, meinen Brüdern auf die Nerven zu gehen“, kontere ich und erwidere ihren Blick.
„Solange du keine Freundin hast, werden wir das bei dir auch machen“, verkündet Rachel und grinst mich frech an. „Schließlich wollen wir ja nicht, dass du dich ungerecht behandelt fühlst. Schließlich muss ja jemand auf dich aufpassen.“
Mein Mund öffnet sich, da ich etwas darauf erwidern will. Doch bevor ich das machen kann, schließe ich den Mund wieder. Dabei würde ich ihnen gerne sagen, das sich keinen Babysitter brauche. Allerdings bin ich mir darüber bewusst, dass die beiden es nur gut meinen. Daher lenke ich die Unterhaltung ein wenig in eine andere Richtung.
„Ihr seid nur deswegen gekommen?“
Ich lasse keinen Zweifel daran, das sich ihnen kein Wort glaube. Nacheinander betrachte ich sie aufmerksam.
„Nein, wir wollten zu Truly und sind gerade vorbeigekommen. Es ist also eher ein Zufall, dass wir auf dich aufmerksam geworden sind.“
Laura zuckt mit den Schultern und beide beginnen zu lachen.
Ich gebe zu, dass die Frauen meiner Brüder eindeutig frischen Wind ins Haus gebracht haben. Vor allem aber sagen sie jedem ihre Meinung ins Gesicht und ich gebe zu, dass mir das gefällt. Auch vor dem Hintergrund, weil ich sie von Anfang an hier erlebt habe. Da waren sie noch schüchtern. Laura war neu im Land, während Rachel wenigstens den Vorteil hatte, dass sie uns bereits kannte.
„Wer auch immer sie ist, du solltest sie nicht gehen lassen“, stellt Rachel nun fest und dreht sich herum, um zu verschwinden.
Laura zwinkert mir ein letztes Mal zu, bevor sie ebenfalls geht.
Einen Moment sehe ich den beiden nach, bevor ich kopfschüttelnd weiter trainiere.
Ich hatte schon einige Dates. Daher kann man nicht behaupten, dass ich nun nervös bin. Doch irgendwie kommt es mir so vor, als wäre es dieses Mal anders. Dabei kann ich es nicht genau beschreiben. Doch das Gefühl hält sich hartnäckig.
Die Adresse, die sie mir gegeben hat, befindet sich auf der anderen Seite der Stadt, ebenfalls in einer guten Wohngegend. Ich bin ein paar Mal hindurchgefahren, allerdings habe ich noch keine Frau getroffen, die dort wohnt.
Die Häuser sind zwar nicht ganz so riesig, wie es in unserer Straße der Fall ist, doch das ändert nichts daran, dass man auf den ersten Blick erkennt, dass hier eindeutig nur Ärzte und Anwälte leben. Die Leute sind erfolgreich und verdienen mehr als genug Geld.
Es dauert nicht lange, bis ich das Haus gefunden habe, welches ich suche.
Es ist komplett in weiß gehalten. Die Fenster im Erdgeschoss sind riesig, sodass ich davon ausgehe, dass sie bis zur Decke reichen. Ich kenne mich mit Blumen und Pflanzen nicht aus, doch diese sehen so aus, als wären sie nicht günstig gewesen. Kunstvolle Verschnörkelungen zieren die Fassade.
Dieses Haus sticht aus der Menge heraus, sodass ich mir sicher bin, dass ihre Eltern gut in ihrem Geschäft sind. Was auch immer sie machen.
Langsam fahre ich in die Einfahrt, die in einem Halbkreis angelegt ist, und bleibe schließlich direkt vor der Eingangstür stehen, die ebenfalls schneeweiß ist. Schnell steige ich aus und gehe auf den Eingang zu.
Ich habe die Tür jedoch noch nicht einmal erreicht, da geht sie bereits auf und Natalie erscheint auf der Bildfläche.
Mit einem glücklichen Lächeln auf dem Gesicht begrüßt sie mich. Ohne ein Wort von mir zu geben, lehne ich mich ein Stück nach vorne, sobald ich vor ihr stehen geblieben bin, und drücke ihr einen Kuss auf die Wange.
Im ersten Moment sieht sie mich überrascht an, doch schnell hat sie sich wieder gefangen. Allerdings ändert das nichts daran, dass sie ein wenig rot im Gesicht wird.
„Du siehst gut aus“, stelle ich fest und setze damit noch einen obendrauf.
Langsam lasse ich meinen Blick über ihren Körper wandern. Dabei nehme ich jedes Detail in mir auf.
Ihr schwarzes Kleid passt perfekt zu ihren ebenfalls schwarzen Pumps und umspielt ihre Figur. Es zeigt nicht zu viel, überlässt aber auch nichts der Fantasie. Ihre Haare hat sie sich zu einem lockeren und gleichzeitig verspielten Zopf nach hinten gebunden.
„Danke, ich war mir nicht sicher, was ich anziehen sollte. Aber ich denke, dass ich es so ganz gut getroffen habe.“
Ein wenig nachdenklich betrachtet sie mich, sodass ich mir ein leises Lachen nicht verkneifen kann. Nach unserer kurzen Unterhaltung heute Vormittag, hatte ich nicht den Eindruck, als wäre sie schüchtern. Und auch jetzt kommt es mir nicht so vor. Zumindest nicht komplett. Doch sie hat eindeutig auch keine große Klappe, was ich aber genieße.
„Wollen wir uns auf den Weg machen?“
„Gerne.“
Mehr sagt sie nicht, sondern greift nach ihrer Tasche und tritt hinaus, um die Tür hinter sich zu schließen. Nachdem ich die Autotür hinter ihr geschlossen habe, setze ich mich wieder hinter das Steuer.
„Also“, beginnt sie, sobald ich angefahren bin. „Wohin entführst du mich?“
Einen Moment sehe ich sie mit einem Schmunzeln an. Ich spüre, dass sie ungeduldig ist. Und ich gebe zu, dass mich das freut.
„Ich dachte mir, wir fahren zum Strand“, verkünde ich, als ich finde, dass ich sie lange genug hingehalten habe.
„Das hört sich gut an.“
Natalie dreht sich in meine Richtung, sodass sie mich ansehen kann. Einige Sekunden schweigt sie. Ich habe keine Ahnung, was ihr gerade durch den Kopf geht. Ich ziehe es jedoch vor, ihr Zeit zu geben.
„Du hast mir noch gar nicht gesagt, was du beruflich machst“, bricht sie nun ihr Schweigen. „Nur, dass du in der Firma deiner Familie arbeitest. Aber was macht ihr genau? Ich weiß, ich bin furchtbar neugierig.“
Mir ist bewusst, dass sie sich nur unterhalten und mehr über mich erfahren will und sich deswegen darüber informiert, beziehungsweise mich ausfragt. Dennoch ist es kein Thema, über das ich mich unterhalten will. Und das vor allem aus dem Grund, weil ich keine Ahnung habe, was ich gerade darauf von mir geben soll. Unter anderem auch deswegen, weil es nicht leicht ist, das einer außenstehenden Person zu erklären.
Unsere Geschäfte sind kompliziert und definitiv nicht ungefährlich. Daher ist es besser, wenn so wenig wie möglich darüber Bescheid wissen.
„Meine Familie hat in vielen Bereichen ihre Hände drin“, gebe ich als nur von mir und zucke mit den Schultern. Gleichzeitig hoffe ich, dass sie es einfach so stehen lässt.
Irgendwann werde ich ihr vielleicht die Wahrheit sagen, doch das hier ist definitiv nicht der geeignete Zeitpunkt dafür.
Neugierig betrachtet sie mich einige Sekunden.
„Also ungefähr so wie mein Vater. Manchmal glaube ich, dass er selber nicht mehr weiß, was er eigentlich alles macht“, gibt sie lachend zurück. „Auf jeden Fall habe ich keine Ahnung.“
Da ich die Befürchtung habe, dass sie weiter nachfragt, gehe ich nicht näher darauf ein. Stattdessen fahre ich zum Strand, wo ich einen freien Parkplatz suche. Dabei muss ich aber zugeben, dass sie mein Interesse geweckt hat.
Nachdem ich den Wagen abgeschlossen habe, gehen wir gemeinsam den Weg hinunter, bis wir das Wasser erreicht haben. Hand in Hand laufen wir durch den Sand, wobei Natalie ihre Schuhe auszieht, damit sie diese nicht verliert. Dabei unterhalten wir uns über alles Mögliche. Natalie berichtet mir, wie ihr Tag auf dem College war und ich erzähle ihr mehr über meine Familie.
Neugierig hört sie mir zu und stellt dabei viele Fragen, vor allem, was Rachel und Laura angeht.
„Hast du keine Geschwister?“, frage ich sie nun.
„Ich hatte einen Bruder“, murmelt sie vor sich hin.
Von einer Sekunde auf die andere macht sie den Eindruck auf mich, als wäre sie traurig. Sie scheint sich in ihrer eigenen Welt zu befinden. Doch ich kann es nicht genau einordnen. Bevor ich allerdings weiter fragen kann, fährt sie fort.
„Er ist vor ungefähr einem Jahr bei einem Unfall gestorben. Er ist bei rot über eine Ampel mit dem Motorrad gefahren. Ich habe keine Ahnung, wieso er das getan hat. Ich kann es nicht einmal ansatzweise sagen. Der LKW konnte nicht mehr ausweichen und hat ihn erwischt. Er war auf der Stelle tot.“
Einige Sekunden sieht sie an mir vorbei. Ich spüre, dass sie sich in ihren eigenen Gedanken befindet und gebe ihr die Zeit, die sie gerade braucht, um sich wieder zu fangen.
Schließlich konzentriert sie sich jedoch wieder auf mich.
„Vor allem für meinen Vater war es hart. Mein Bruder sollte irgendwann die Firmen übernehmen. Ich hingegen war nur froh, dass er nicht noch leiden musste.“
Sie zuckt mit den Schultern. Auf diese Weise will sie mir zeigen, dass sie sich damit abgefunden hat, was passiert ist. Doch der verlorene Blick spricht eine andere Sprache.
In mir macht sich die Vermutung breit, dass sie ihm nahestand. In diesem Fall ist so ein Unfall noch schwieriger zu verkraften.
Daher ziehe ich sie an mich, schließe sie fest in meine Arme und drücke ihr einen Kuss auf die Haare.
Einige Minuten bleiben wir so stehen. Keiner von uns sagt ein Wort. Als ich meinen Blick jedoch auf unsere Umgebung richte, erkenne ich in einiger Entfernung ein kleines Restaurant.
„Ich glaube, wir sollten etwas essen“, verkünde ich. Auf diese Weise versuche ich sie abzulenken und hoffe, dass sie mir diese Chance gibt.
Einen Moment scheint sie darüber nachzudenken, doch schließlich nickt sie und lässt sich von mir führen.
In den letzten Stunden sind wir uns eindeutig näher gekommen. Das kann man nicht von der Hand abweisen. Nicht nur, dass sie mir von dem Tod ihres Bruders erzählt hat, sondern auch körperlich. Während des Essens konnten wir kaum die Hände voneinander lassen.
Aber mir kam es so vor, als würde sie meine Berührungen und Zuwendungen eindeutig genießen. Daher habe ich auch keinen Grund gesehen, wieso ich damit hätte aufhören sollen. Hätte sie mir allerdings andere Signale gesendet, hätte ich das sofort gemacht.
Als wir mitten in der Nacht wieder vor dem Haus ihrer Eltern stehen bleiben, muss ich zugeben, dass es mir ein wenig schwerfällt, mich von ihr zu trennen. Ich will mehr Zeit mit ihr verbringen, sie besser kennenlernen. Ich will die Chance haben zu erfahren, wieso ich mich bei ihr so fühle.
„Sehen wir uns bald wieder?“, fragt sie mich, nachdem sie sich zu mir gedreht hat.
„Das hoffe ich doch“, entgegne ich schnell und ohne zu Zögern, da es die Wahrheit ist.
Ohne darüber nachzudenken, ob ich damit nun doch irgendeine Grenze überschreite, lehne ich mich zu ihr, nehme ihr Gesicht in meine Hände und küsse sie leidenschaftlich.
Im ersten Moment spannt sie sich an. Doch genauso schnell erwidert sie den Kuss.
Ich lasse meine Zunge in ihren Mund gleiten und spiele mit ihrer. Dieser Kuss dauert lange, doch ich genieße jede einzelne Sekunde davon.
Auf diese Weise gebe ich ihr zu verstehen, dass ich sie nicht einfach gehen lassen werde. Nein, irgendetwas ist da zwischen uns. Das habe ich heute Vormittag schon eindeutig gemerkt. Und jetzt will ich auch wissen, was das ist.
Mit einem sanften Lächeln im Gesicht sieht sie mich an und lässt ihre Stirn gegen meine sinken.
„Gute Nacht“, flüstert Natalie und steigt aus, bevor ich noch etwas erwidern kann.
Ich sehe ihr nach, bis sie im Inneren des Hauses verschwunden ist. Erst dann mache ich mich auf den Heimweg.