Читать книгу Second Chance For Love - Sarah Glicker - Страница 6

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„Wo fahren wir hin?“, erkundigt sich Lindsay, nachdem ich angefahren bin.

Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, dass sie sich neugierig in dem Wagen umsieht und dabei anscheinend feststellt, dass es das gleiche Auto ist, was ich vor zwei Jahren schon hatte. Allerdings habe ich es in der letzten Zeit fertig gemacht.

Die Trennung von Lindsay hatte dafür gesorgt, dass in den letzten Jahren nicht immer alles so verlief, wie ich es gerne gehabt hätte. Daher kann man sagen, dass ich mit der Aufbereitung meines Autos den ersten Schritt gegangen bin.

„Es ist schon ein paar Jahre her, seitdem ich das letzte Mal in Las Vegas war, deswegen musste ich erst meine Eltern fragen. Ich hoffe, ich finde das Restaurant auf Anhieb“, antworte ich schließlich nach einigen Sekunden.

„Deine Eltern wohnen noch hier?“

An ihrer Stimme höre ich, dass sie nicht nur Smalltalk machen will, sondern ehrliches Interesse daran hat.

„Ich glaube, sie werden in den nächsten Jahren ebenfalls die Stadt verlassen. Sobald meine Schwester diesen Schleimer geheiratet hat, hält sie hier auch nichts mehr.“

Da jede Faser meines Körpers auf Lindsay ausgerichtet ist, erkenne ich genau, dass sie zusammenzuckt. Mir ist bewusst, dass sie etwas mit ihm hatte, bevor er sich für meine Schwester entschieden hat. Mike hat mich seit meinem Weggang immer über alles auf dem Laufenden gehalten, was Lindsay angeht. Doch selbst wenn die Beziehung zwischen den beiden nicht in die Brüche gegangen wäre, hätte das meinen Entschluss nicht geändert.

Lindsay gehört zu mir und das werde ich jedem beweisen.

„Aber über Cole brauche ich dir ja nichts zu erzählen. Du kennst ihn ja zur Genüge“, fahre ich fort, da ich ihr so zeigen will, dass ich die Geschichte kenne.

Kurz sehe ich zu ihr hinüber. Ihr Mund öffnet sich, als meine Aussage bei ihr angekommen ist, doch schnell schließt sie ihn wieder. Einige Sekunden ist es ruhig zwischen uns.

„Du weißt, dass wir zusammen waren?“, murmelt sie schließlich, als würde sie nicht genau wissen, ob sie diese Frage stellen kann.

„Sicher“, antworte ich, als wäre es das Normalste auf der Welt. „Wie lange ging eure Beziehung?“

Ich versuche so gleichgültig wie möglich zu klingen. Sie muss nicht unbedingt wissen, dass ich alles weiß. Zumindest jetzt noch nicht. Ich bin kein Stalker, wollte aber sichergehen, dass es ihr gut geht. Als ich davon erfahren habe, wäre ich am liebsten hergefahren, um ihm die Hölle heißzumachen. Davon konnte Mike mich allerdings gerade noch abhalten. Unter anderem auch deswegen, weil ich Lindsay damit wahrscheinlich keinen Gefallen getan hätte.

„Ach? Das weißt du nicht?“

„Mike hat es nicht so mit Zahlen“, erkläre ich und hoffe, dass ich damit nicht zu viel gesagt habe.

„Etwas über ein Jahr“, flüstert sie sofort und zeigt mir so einerseits, dass sie gar nicht so genau hingehört hat und andererseits, dass sie sich nicht darüber unterhalten will.

Um sie wieder aufzumuntern, greife ich über die Mittelkonsole und nehme ihre Hand sanft in meine.

Ich spüre das vertraute Gefühl zwischen uns, welches mir mal wieder beweist, dass ich mich für den richtigen Weg entschieden habe. Schweigend fahre ich weiter, bis ich unser Ziel erreicht habe.

Es dauert ein wenig, bis ich einen freien Parkplatz gefunden habe. Doch dann steige ich aus, umrunde das Auto und öffne ihre Tür. Langsam legt sie ihre Hand in meine, während sie aussteigt. Automatisch verschränke ich meine Finger mit ihren.

Ich kann nicht verhindern, dass sich Hoffnung in mir breit macht. Hoffnung, dass wir das hier wirklich schaffen können. Die gleiche Hoffnung ist es, die ich auch kurz in ihren Augen sehe. Doch schnell verdrängt sie das Gefühl und konzentriert sich stattdessen wieder auf mich.

Aus diesem Grund stelle ich mich so dicht vor sie, dass meine Brust bei jedem Atemzug ihre berührt. Dann lehne ich mich ein Stück nach vorne.

„Vergiss den Idioten“, raune ich ihr zu.

Auf ihrem Körper bildet sich eine Gänsehaut, welche mir ein zufriedenes Lächeln entlockt.

„Ich habe überhaupt nicht an ihn gedacht“, kontert sie, worüber ich froh bin. Allerdings erwidere ich nichts dazu, sondern lege meinen Arm um sie und drücke sie so fest an meine Seite. Dann setze ich mich in Bewegung und führe sie in das Restaurant.

„Meine Mutter meint, dass es hier das beste Steak in der ganzen Stadt gibt. Sollte es also nicht schmecken, bin ich nicht schuld daran.“

Ich zwinkere ihr zu und rücke ihr den Stuhl zurecht, nachdem der Kellner uns an unseren Tisch gebracht hat.

Kurz sehe ich mich um und erkenne dabei, dass alles an den Wilden Westen erinnert. An den Wänden hängen sogar alte Bilder aus dieser Zeit. Als ich wieder zu Lindsay schaue, erkenne ich, dass sie mich nicht aus den Augen lässt.

„Hast du jedes Mädchen, mit dem zu zusammen warst, zum Essen ausgeführt?“, fragt sie mich herausfordernd.

„Nach dir war ich mit keiner Frau mehr zusammen. Das war mein Ernst.“

Ich sehe, dass meine Antwort sie überrascht. Sie betrachtet mich genau, als würde sie es noch immer nicht glauben können. Wenigstens vor mir selber muss ich zugeben, dass es nicht so ist, als hätte ich keine Gelegenheiten gehabt, eine feste Beziehung einzugehen. Doch ich wollte es nicht. Mein Herz gehört dieser Frau, auch wenn das vielleicht kitschig klingt.

„Was kann ich Ihnen bringen?“, erkundigt sich eine Kellnerin und unterbricht so die Ruhe, die sich zwischen uns ausgebreitet hat.

„Ich nehme ein Wasser“, murmelt Lindsay, da sie noch immer mit ihren Gedanken woanders ist.

„Das gleiche, außerdem zweimal das Steakmenü.“

Sie nickt und verschwindet dann genauso schnell, wie sie aufgetaucht ist.

„Es ist wunderbar, dass du dich wieder besser mit deinen Eltern verstehst“, verkündet Lindsay nun.

„Das finde ich auch. Wäre ich hiergeblieben, wäre es wohl nicht so gekommen.“

„Wie läuft es denn in Fresno?“

„Das Studium ist einfach und macht Spaß.“ Ich zucke mit den Schultern. „Und wie läuft es bei dir?“

„Ich studiere Informatik. Eigentlich wollte ich gar nicht aufs College gehen, aber mein Vater und meine Stiefmutter haben mich so lange bearbeitet, bis ich zugestimmt habe. Deswegen wohne ich auch noch bei ihnen.“

„Wieso wolltest du denn nicht?“

„Ich hätte lieber eine Ausbildung gemacht, damit ich Geld verdienen kann. Ich will die Welt sehen, da ist es nicht sehr hilfreich, wenn man studiert.“

Sie sieht mich so an, als würde sie nicht wissen, wie ich darauf reagiere. Doch ich freue mich.

„Das wolltest du damals schon. Hast du mittlerweile mal etwas von deiner leiblichen Mutter gehört?“

Merklich zuckt sie zusammen.

„Wir wissen nicht, wo sie ist, oder ob sie eine neue Familie hat. Aber das ist mir auch egal. Dad ist glücklich in seiner zweiten Ehe. Marianne ist wie eine echte Mutter für mich. Sie hat so viel von meinem Leben mitbekommen, dass ich sie schon seit Jahren als Mutter ansehe. Und genauso hat sie Mike und mich auch von Anfang an behandelt.“

„Ich erinnere mich noch sehr gut an ihre Pfannkuchen.“

Ich wackle mit den Augenbrauen, sodass sie lachen muss. Jedes Mal sind wir alle über ihre Pfannkuchen hergefallen.

Den Rest der Wartezeit ziehe ich es vor, über Themen zu sprechen, die nichts mit unserer Vergangenheit zu tun haben. Ich erzähle ihr von Fresno und hoffe, dass ich damit ihre Neugierde wecken kann.

„Ich hoffe, dass es dir schmeckt“, verkünde ich, als die dampfenden Teller vor uns stehen.

Vorsichtig nimmt sie einen Bissen, nickt dann jedoch begeistert.

„Deine Mutter hat einen guten Geschmack.“

Während des Essens schweigen wir. Allerdings brauchen wir uns auch nicht unterhalten, um zu wissen, was in dem Kopf des anderen vor sich geht.

Ich bin mir sicher, dass Lindsay sich fragt, ob sie das Risiko eingehen soll. Und ja, es ist ein Risiko. Allerdings werde ich ihr zeigen, dass sie sich keine Sorgen machen muss. Und genau das werde ich ihr auch beweisen.

„Wollen wir ein wenig spazieren gehen?“, frage ich sie, nachdem wir das Restaurant zwei Stunden später wieder verlassen haben.

Mir gefällt der Gedanke nicht, dass der Abend schon vorbei ist.

„Sicher“, antwortet sie sofort.

Ich nehme ihre Hand in meine und verschränke erneut meine Finger mit ihren. Ein wenig kommt es mir vor, als wären wir nicht getrennt gewesen, als hätte es die letzten zwei Jahre nicht gegeben. Und wenn ich ihren Blick richtig deute, geht es ihr auch so.

Gemeinsam gehen wir zum Strip. Um diese Uhrzeit werden dort zahlreiche Shows aufgeführt, an denen ich jedoch kein Interesse habe. Meine volle Aufmerksamkeit liegt auf der wunderschönen Frau, mit der ich unterwegs bin.

„Komm, lass uns reingehen“, fordere ich sie auf, nachdem wir eine Weile vor dem kleinen Eiffelturm standen, der sich vor einem Hotel befindet.

Ich warte nicht darauf, was sie antwortet. Stattdessen lege ich meinen Arm um ihre Hüfte und führe sie in das Innere.

Hier drin herrscht reges Treiben. Überall stehen kleine und große Gruppen, die sich angeregt unterhalten. Es ist ein typisches Hotel mit einem angeschlossenen Casino, wie man sie massenhaft in Las Vegas findet. Alle sind darauf ausgelegt, möglichst viele Menschen jeden Tag in ihr Inneres zu locken.

In diesem hier gibt es eine kleine Stadt und einen Kanal, was an Venedig erinnern soll.

„Setz dich dorthin“, flüstere ich in ihr Ohr und zeige auf einen kleinen Tisch, der in unserer Nähe steht. „Ich bin gleich wieder da.“

Bevor sie noch etwas sagen kann, verschwinde ich in einer der Eisdielen, die sich in den künstlichen Häusern befinden. Da ich nicht der einzige bin, dauert es ein wenig, bis ich endlich zwei Eiswaffeln in den Händen halte.

„Was würde wohl deine Schwester dazu sagen, wenn sie wüsste, dass du den Abend mit mir verbringst?“, fragt sie mich, nachdem ich ihr eine überreicht habe.

Heather war noch nie ein leichtes Thema und ich bin mir auch sicher, dass sich das niemals ändern wird. Es ist schon so lange her, dass ich eine vernünftige Unterhaltung mit ihr geführt habe, dass ich mich nicht einmal daran erinnern kann.

Falls das überhaupt jemals der Fall war.

Diesen Gedanken behalte ich allerdings für mich. Jetzt würde es uns keinen Schritt weiterbringen.

„Das ist mir egal. Sie wusste auch damals nichts von uns und wenn es nach mir geht, werde ich es auch dieses Mal vor ihr verheimlichen.“

Es ist total kindisch, das ist mir bewusst. Allerdings ist es meine Aufgabe Lindsay zu beschützen. Und ich habe genau das vor. Auch wenn es vor meiner eigenen Schwester ist.

„Dieses Mal?“

Ihre Stimme ist ein wenig zu hoch und zeigt mir, dass sie damit eindeutig nicht gerechnet hat.

„Weißt du noch, was ich dir damals gesagt habe?“

Ich merke, dass sie eindeutig nicht weiß, was sie sagen soll. Und das ist etwas, was mir zeigt, dass die Worte noch in ihrem Gedächtnis sind.

„Das war mein Ernst. Auf diese Chance habe ich gewartet. Noch einmal werde ich dich nicht gehen lassen.“

Ihr Mund hat sich ein Stück geöffnet, als meine Worte bei ihr ankommen. Doch davon lasse ich mich nicht aus der Ruhe bringen.

„Ich habe es jeden einzelnen Tag bereut, dass ich dich habe gehen lassen. Das wird mir kein zweites Mal passieren.“

Sie nickt, als wäre sie überhaupt nicht in der Lage, etwas anderes zu machen. In diesem Moment reicht mir das aber. Mir ist schließlich klar, dass sie eine Weile braucht, bis sie es verdaut hat. Schließlich habe ich ihr gerade eine ziemlich klare Ansage gemacht.

„Ich sollte dich nun nach Hause bringen“, raune ich mit gefährlicher Stimme, nachdem ich einen prüfenden Blick auf die Uhr geworfen habe. Dabei lasse ich jedoch keinen Zweifel daran, dass ich es eigentlich nicht will.

Nachdem ich sie auf die Beine gezogen habe, drücke ich meine Lippen auf ihre. Wie von alleine legen sich ihre Hände auf meine Brust, sodass ich von einer Ruhe erfasst werde, die ich seit unserer Trennung nicht mehr gespürt habe.

Langsam bringe ich ein wenig Abstand zwischen uns und sehe sie an.

„Das wollte ich schon machen, als du heute Morgen in mich hineingelaufen bist.“

Beinahe krampfhaft versuche ich ein kleines Grinsen für mich zu behalten. Allerdings fällt mir das schwer.

Zärtlich legt sie ihre Hand an meine Wange und streicht über meinen Bartansatz.

„Danke“, flüstert sie so leise, dass ich sie kaum verstehen kann.

„Wofür?“

„Für alles.“

Second Chance For Love

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