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5.Dezember

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Am nächsten Tag hatte ich Kopfschmerzen. Das kam sicher von der kalten Luft. Obwohl die Schmerzen heftig waren, hatte sich der Ausflug dennoch absolut gelohnt und ich bereute es kein bisschen. Ich würde es auch wieder machen, so lange ich dabei Zeit mit Jannik verbringen konnte. Ich stand auf und nahm eine Tablette, die meine Kopfschmerzen in den Griff bekommen sollte. Zumindest so weit, dass ich an diesem Tag noch einigermaßen etwas unternehmen konnte und nicht im Bett liegen bleiben musste, weil ich mich vor Schmerzen nicht bewegen konnte. Der Kaffee, den ich mir noch kochen wollte, würde mir garantiert auch noch ein wenig helfen. Langsam stand ich auf, um meinen Kreislauf in aller Ruhe auf Hochtouren zu bringen. Ich dachte schon, ich würde sofort in Ohnmacht kippen, doch das passierte glücklicherweise nicht. Es drehte sich nur für einen kurzen Moment. Besonders in meinem Kopf. Ich ging in die Küche und kochte mir erst einmal einen Kaffee. Dazu aß ich nur eine Knäckebrotscheibe, die meine Mutter von ihrem letzten Heimatbesuch aus Schweden mitgebracht hatte. Mehr bekam ich heute nicht runter.

Ich setzte mich an den Küchentisch und knabberte am Knäckebrot herum, da kam meine Mutter in die Küche, warf einen Blick auf mein mageres Frühstück und sah mich besorgt an.

„Schatz? Geht es dir nicht gut?“, hakte sie nach.

„Ich habe nur ein bisschen Kopfschmerzen, aber sonst geht es mir super“, antwortete ich und fügte noch hinzu: „Ich brauche nur ein wenig Kaffee und Knäckebrot, dann ist das bestimmt heute Nachmittag wieder weg“, erklärte ich.

„Dann bin ich ja erleichtert. Falls es doch nicht besser werden sollte, ich habe noch Tabletten gegen Kopfschmerzen oder du versuchst es mit Japanöl“, sagte meine Mutter und kochte sich einen Kaffee. Meine Mutter sah, wie ich die schwarze Flüssigkeit, die von der Kaffeemaschine in die Tasse lief, anstarrte. Nachdem sie sich ihren Kaffee gekocht hatte, machte sie mir auch einen.

Meine Mutter setzte sich daraufhin zu mir an den Küchentisch. Der Duft von Kaffee kroch mir, ohne dass ich mich dagegen wehren konnte, in die Nase. Jetzt bekam ich noch mehr Lust auf dieses Getränk.

„Bist du heute wieder mit Jannik verabredet?“

Ich nickte. Auf reden hatte ich gerade überhaupt keine Lust.

„Meinst du das geht mit deinen Kopfschmerzen?“, hakte sie nach. Ich nickte erneut einfach nur.

„Leg dich noch eine Weile hin, bevor ihr euch trefft. Falls du einen Wunsch haben solltest, dann sag mir bitte Bescheid.“ Sie stand auf und ließ mich alleine. Ich aß meine Knäckebrotscheibe auf, trank meinen Kaffee aus und legte mich, wie meine Mutter es mir vorgeschlagen hatte, wieder ins Bett und schlief sofort ein.

Als ich wieder aufwachte, war es schon 14:00 Uhr. Ich setzte mich auf und wollte ins Badezimmer, da erschrak ich, weil Jannik auf meinem Schreibtischstuhl saß und mich breit angrinste.

„Na? Endlich wach, Sleeping Beauty?“, fragte er mich.

„Es ist Samstag und ich fühle mich einfach nicht so gut“, antwortete ich und wollte mich gerade wieder umdrehen, doch Jannik setzte sich zu mir auf das Bett.

„Kann ich dir vielleicht etwas Gutes tun? Einen Tee kochen zum Beispiel?“, wollte Jannik wissen. Ich schüttelte den Kopf.

„Soll ich lieber wieder gehen?“ Wieder schüttelte ich den Kopf. Ich wollte nicht, dass er ging, sondern dass er bei mir lieb. Seine Anwesenheit half mir, mich besser zu fühlen.

„Ich versuche mich jetzt etwas aufzuraffen. Vielleicht geht es mir gleich etwas besser. Sobald ich beschäftigt bin und Ablenkung habe“, schlug ich vor. „Aber ich will nicht, dass du jetzt gehst. Gib mir bitte nur noch ein paar Minuten“, fügte ich hinzu.

Jannik nickte und blieb auf dem Bett sitzen, während ich von meinem Bett aufstand. Ich hätte mich vielleicht doch lieber wieder hinlegen sollen, denn mir tat der Kopf jetzt noch mehr weh. Ich stand von meinem Bett auf und kramte in meinem Schrank nach etwas zum Anziehen.

„Ich gehe schnell ins Badezimmer.“ Jannik nickte mir zu und ich verließ mein Schlafzimmer.

Im Bad schlug ich mir eine Handvoll Wasser ins Gesicht. Das half zwar nicht gegen meine Kopfschmerzen, aber ich fühlte mich zumindest schon einmal etwas besser als vorher. Ich zog mich um und ging wieder zurück zu Jannik, der in meinem Zimmer auf mich wartete.

„Bist du dir wirklich sicher, dass du das heute schaffst?“, wollte Jannik sicher gehen.

„Ja. Heute habe ich nicht so viel geplant“, antwortete ich. „Das geht schon.“

„Ich will nur nicht, dass es dir später noch schlechter geht.“

„Schlechter als es mir jetzt schon geht, kann es ja kaum noch werden“, log ich.

„Dann bin ich mal gespannt, was wir heute Schönes zusammen unternehmen werden. Wenn du es aber doch nicht aushältst, mache ich mich sofort wieder auf den Weg nach Hause.“

Energisch schüttelte ich den Kopf. „Du bleibst hier! Nur damit das klar ist“, widersprach ich ihm.

„Ist ja schon gut. Ich bleibe hier. Also? Was machen wir jetzt?“

„Wir tun etwas Gutes. Hast du schon mal etwas von dem Projekt Weihnachten im Schuhkarton gehört?“

Jannik zuckte nur mit den Schultern. „Bestimmt irgendwann schon mal. In der Schule oder so.“

„Da werden Konservendosen, Kleidung oder Kuscheltiere in Schuhkartons gepackt und in arme Länder geschickt. Das ist eine Aktion für den guten Zweck. Ich habe auch schon ein paar Sachen zusammen gepackt, die ich vor ein paar Tagen extra dafür besorgt habe. Die Menschen in ärmeren Ländern brauchen diese Dinge dringend und ich will ihnen etwas Gutes tun“, berichtete ich. Ich suchte nach dem Karton, in den ich alles gepackt hatte.

„Die Kartons werden in der Schule zusammen gepackt, damit jede Person sowohl Kleidung als auch Lebensmittel bekommt. Ich habe uns eingetragen, dort ein bisschen auszuhelfen“, fuhr ich meine Ausführung fort.

„Ich bin auf jeden Fall dabei. Jeden Tag eine gute Tat… und das vor Weihnachten.“ Jannik grinste.

„Wir sollten uns dann aber wohl langsam mal auf den Weg machen.“ Er nickte mir bestätigend zu und wir machten uns gemeinsam auf den Weg. Erst zur Stadtbahn, mit der Stadtbahn zum Neumarkt und von dort zu Fuß zur Schule.

Es war wie jedes Jahr viel zu tun und somit würden die freiwilligen Helfer sich sicher auch über die Unterstützung von Jannik und mir freuen. Ein junges Mädchen, vermutlich gerade einmal zwei Jahre älter als wir, wies uns ein und erklärte, was wir zu tun hatten. In einen Karton kamen, vier Konservendosen, zwei Kleidungsstücke und jeweils ein Kuscheltier. Danach reichten wir diese weiter, wo die Pakete zugeklebt wurden. An einer weiteren Stelle wurden diese dann gestapelt.

Da ich beschäftigt war, hatte ich meine Schmerzen schon fast wieder vergessen. Ich hielt es sechs Stunden aus, bis sich mein Kopf dann doch irgendwann meldete. Zwischendurch musste ich mich ein paarmal für wenige Sekunden hinsetzen, damit ich nicht umkippte. Ich hoffte, dass es niemand mitbekam, denn immerhin wollte ich ja auch etwas Gutes tun.

Irgendwann jedoch wand sich Jannik an mich und sagte ganz ernst: „Mina. Es wird Zeit, dass du nach Hause gehst und dich ausruhst. Du siehst gerade wirklich nicht gut aus und ich habe schon bemerkt, dass du richtig Schmerzen hast.“

„Aber… es ist doch noch so viel zu tun“, widersprach ich.

„Das schaffen die anderen bestimmt auch ohne uns. Wir haben ja schon eine Menge getan“, erklärte er und ich wusste, dass er Recht hatte, daher gab ich kurz darauf nach.

„Na gut“, sagte ich daher und ließ es zu, dass Jannik uns abmeldete.

„Komm, wir gehen jetzt.“ Ich nickte und verabschiedete mich noch kurz bei den freiwilligen Helfern, bevor ich das Schulgebäude verließ. Es war draußen dunkel geworden und es war auch richtig kalt. Ich zitterte, obwohl ich mich eigentlich dick genug angezogen hatte.

„Ich bringe dich noch schnell nach Hause, damit ich weiß, dass du gut angekommen bist. Danach lasse ich dich alleine, damit du schnell wieder fit bist und mich mit deinen ganzen Ideen überraschen kannst“, erklärte er. Ich nickte ihm bestätigend zu. Zu mehr war ich gerade nicht in der Lage, denn sonst hätte er gemerkt, dass ich kurz vorm Erfrieren war.

Wir liefen zum Neumarkt und fuhren von dort aus mit der 18 zum Klettenbergpark. Jannik wich mir nicht von der Seite und schien wirklich besorgt zu sein.

„Den Rest schaffe ich aber alleine“, sagte ich, als wir vor der Haustür standen.

„Trink noch einen Tee, nimm eine Tablette und leg dich dann sofort ins Bett, damit du morgen wieder fit bist und mich mit Weihnachtssachen quälen kannst“, schlug Jannik grinsend vor.

Mein bester Freund umarmte mich schnell und machte sich dann auf den Weg nach Hause. Nachdem ich das Haus betreten hatte, tat ich sofort, was Jannik mir vorgeschlagen hatte: ich kochte mir einen Tee und trank ihn aus. Danach nahm ich eine Kopfschmerztablette, kuschelte mich in meine Bettdecke ein und war innerhalb von wenigen Minuten eingeschlafen.

Die schönen Seiten des Winters

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