Читать книгу Mountainbike Fahrtechnik - Sascha Bamberg - Страница 10
Оглавление1.2Material
Auch auf die Kleinigkeiten kommt es an! Komfort und Fahrspaß können durch Anpassung gewisser Anbauteile maßgeblich gesteigert werden. Ebenso kann nur so ein Bike perfekt auf den Fahrer abgestimmt werden und somit Probleme oder sogar Schmerzen verhindert werden. Nicht jeder Fahrer ist gleich groß, gleich breit oder gleich sportlich. Deswegen sollten folgende Parts sorgfältig ausgewählt werden.
1.2.1Lenker
Lenker und Vorbau, in der Kombination auch als Cockpit bezeichnet, entscheiden maßgeblich über das Handling des Bikes und den Fahrkomfort. Höhe und Breite, so wie auch der Versatz des Lenkers durch den Vorbau nach vorne haben einen großen Einfluss auf die Gewichtsverteilung auf dem Bike.
Grundlegend kann man sagen, umso wilder die Disziplin, desto breiter und stabiler sollte auch der Lenker sein. Natürlich spielen auch persönliche Vorlieben und Körpergröße sowie Schulterbreite eine entscheidende Rolle. Über die sogenannten Spacer unter dem Vorbau oder dem Rise (Lenker-Erhöhung) des Lenkers kann die Lenkerhöhe individuell angepasst werden.
Folgende Lenkerbreiten können als
Ausgangsbasis genutzt werden:
Cross-Country / Marathon-Bike: 700–740 mm
All-Mountain- / Enduro-Bike: 720–780 mm
Downhill-Bike: 760 mm aufwärts
Dirt-Bike: 700–780 mm
1.2.2Vorbau
Die Vorbaulänge bestimmt die Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterrad. Mit den Jahren sind die Rahmen länger und die Vorbauten somit kürzer geworden. Dies sorgt für mehr Laufruhe und Agilität im Gelände. Wenn man das Gefühl von zu viel Druck auf dem Vorderrad hat, sollte die Vorbaulänge verkürzt oder der Lenker erhöht werden, bekommt man hingegen nicht genug Druck auf das Vorderrad, sollte der Vorbau verlängert oder die Lenkerhöhe reduziert werden.
Als Anhaltspunkt gilt hier, je härter die Disziplin, desto kürzer der Vorbau. Die Vorbauhöhe kann, solange der Gabelschaft nicht zu sehr gekürzt wurde, über die Anzahl Spacer unter dem Vorbau sehr gut angepasst werden.
Folgende Vorbaulängen dienen als Basis:
Cross-Country / Marathon-Bike: 50–70 mm
All-Mountain / Enduro-Bike: 40–60 mm
Downhill-Bike / Dirt-Bike: 35–50 mm
1.2.3Griffe
Ebenso macht der Einsatz von angepassten Griffen sehr viel Sinn. Verschiedenste Griffformen verbessern ebenso wie Lenker und Vorbau die Position auf dem Bike und erhöhen somit Komfort, Kontrolle und Steuerfreudigkeit.
Anatomische Griffformen und ausgefeilte Gummimischungen absorbieren Schläge und reduzieren eine Überanstrengung der Unterarme, den sogenannten Arm-Pump.
Spezielle Enduro-Griffe drehen, um die richtige Oberkörper-/Unterarmhaltung zu unterstützen und somit die Kontrolle zu erhöhen, das Handgelenk und schieben somit die Ellenbogen weiter nach außen.
Downhill-Griffe kommen mit einer rutschhemmenden Oberseite, einer verzahnten Unterseite zur Grip-Steigerung und einer Gummimischung mit möglichst stabiler Rebound-Dämpfung.
Im Touring- und Komfort-Bereich eignen sich Griffe mit einem Handgelenk stützenden Flügel. Diese erhöhen den Komfort, minimieren die Last auf die Handgelenke und empfehlen sich aus diesem Grund für den Langstreckenbereich. Für den Gravity-Einsatz sind sie eher ungeeignet.
1.2.4Bremsen
Je härter der Einsatzzweck, desto stärker sollte auch die Bremse zugreifen können.
Für ein Cross-Country oder Marathonbike reicht in der Regel eine 2-Kolbenbremse mit 160er Scheiben aus.
Für ein All-Mountain oder Enduro-Bike empfehlen sich schon 4-Kolbenbremsen und größere Scheiben mit einem Durchmesser von mindestens 180 mm.
Das Downhill-Bike sollte definitiv mit 4 Kolben und 200er Scheiben ausgestattet werden. Das Dirt-Bike kommt in der Regel mit einer Hinterradbremse aus, da hier nur am Ende der Line oder im Notfall gebremst werden muss.
1.2.5Sattelstütze (Standard, Teleskop innen, Teleskop außen)
Bis vor ein paar Jahren gab es noch keine hydraulischen Sattelstützen. Vor jeder Abfahrt und vor jedem Aufstieg musste die Stütze versenkt und wieder herausgezogen werden. Man hatte lediglich die Wahl zwischen verschiedenen Materialien wie Aluminium oder Carbon. Heutzutage hat man eine große Auswahl an verstellbaren Sattelstützen in fast allen Durchmessern und Längen. Ein weiterer wichtiger Faktor ist hier die Zugverlegung. Unterschieden wird hier zwischen extern (außerhalb des Rahmens) oder intern (der Zug führt durch den Rahmen). Diese verstellbaren Stützen erhöhen den Fahrspaß ungemein. Ohne von dem Rad zu steigen wechselt man die Sattelhöhe zwischen Downhill- und Uphill-Position. Systeme mit einem Standard-Schaltzug sind am wartungsfreundlichsten, hier kann jeder ohne spezielle Flüssigkeiten und Entlüftungskit die Leitung wechseln und die Stütze wieder intakt setzen.
1.2.6Sattel (CC, AM, EN, DH)
Der Sattel bestimmt maßgeblich über den Sitzkomfort und die Beinfreiheit während der Abfahrt. Je nach Disziplin werden ganz verschiedene Anforderungen an das Bike-Sofa gestellt.
Ein Cross-Country- oder Marathonsattel sorgt auch auf langen Strecken für eine gesunde Sitzposition. Im Vordergrund steht hier das Sitzen und nicht die Freiheit während der Abfahrt.
Für den All-Mountain- oder Enduro-Bereich gilt, der Sattel soll für Anstiege bequem sein, während der Abfahrt aber kein Hindernis darstellen. Aus diesem Grund werden die Sattel-Kanten abgerundet, sodass der Sattel bei der Abfahrt nicht negativ auffällt.
Während der All-Mountain-Sattel zur Komfort-Steigerung noch etwas mehr Sattel-Polster besitzt, ist der Enduro-Sattel noch etwas sportlicher und dadurch auch leichter.
Ein Downhill- oder Dirt-Sattel hingegen dient weniger zum Sitzen als zum Steuern des Rades. Somit werden diese Sättel eher klein und unauffällig gestaltet, um definitiv während der Abfahrt nicht zu stören. Die Kanten werden mit mehr Sattel-Polster versehen, um eventuelle Schläge besser abfedern zu können.
1.2.7Schaltung (1 Kettenblatt, mehrere Kettenblätter)
Früher hat man für Bikes, mit denen sowohl bergauf wie auch bergab gefahren wurde, aufgrund der Kassetten mit wenig Bandbreite, vorne 2–3 Kettenblätter benötigt. Heute gibt es Kassetten mit wesentlich größeren Bandbreiten, sodass es sich empfiehlt, vorne nur ein Kettenblatt zu fahren. So wird sichergestellt, dass die Kette besser geführt wird und somit nicht abspringt. Spezielle narrow-wide Kettenblätter sichern zusätzlich den Halt der Kette auf dem Kettenblatt. Schaltwerke mit integrierten Kupplungen kontrollieren den Losbrechmoment und stabilisieren somit die Kette während der ruppigen Abfahrt.
1.2.8Kettenführung (Enduro, Downhill)
Für den Enduro- oder Downhill-Bereich empfiehlt sich zusätzlich zur Schaltung eine Kettenführung, die das Abspringen der Kette gar unmöglich macht! Zusätzlich hilft ein Bashguard, der meistens integriert ist, um das Tretlager und den Rahmen vor Einschlägen von unten zu schützen. Hier unterscheidet man zwischen Führungen oberhalb des Kettenblattes für 1-fach Schaltungen, unterhalb des Kettenblattes für 2/3-fach Schaltungen oder einer Kombination aus beidem für den richtig harten Einsatz.
Dank der modernen Kettentechnologie reicht meistens eine Führung oberhalb des Kettenblattes aus.
Bei Schaltungssystemen mit 2 Kettenblättern sitzt oberhalb der Umwerfer, so dass sich eine zusätzliche Führung nur unterhalb des Kettenblattes umsetzen lässt.
Für den Downhill-Einsatz empfiehlt sich eine Kettenführung, welche die Kette oberhalb und unterhalb des Kettenblattes führt.
1.2.9Federgabel
Mit den verschiedenen Disziplinen ist auch die Vielfalt an Gabeln und Dämpfern gewachsen. Für jeden Einsatzbereich gibt es die passende Gabel.
Leichte Gabeln mit wenig Federweg um die 100 mm für den Cross-Country- und Marathon-Einsatz. Das Gleiche in stabil, dafür etwas schwerer für den Dirt- und Street-Einsatz.
All-Mountain-Bikes oder Enduro-Bikes kommen mit einer satten Portion mehr Federweg um die Ecke, 140–170 mm und stabilere Rohre sind hier an der Tagesordnung.
Downhill-Gabeln, sogenannte Doppelbrücken-Gabeln, erkennt man an den langen Standrohren, den zwei Gabelbrücken, und der massiven Bauweise.
1.2.10Dämpfer
Den größten Unterschied macht aber das Federungssystem. Aus Sicht des Gewichtes verbaut man mittlerweile fast nur noch Luftfederelemente statt Federn aus Stahl oder Titan. Auch wenn die Stahl- oder Titan-Federn immer noch ein besseres Ansprechverhalten realisieren, stehen ihnen die Luftfederelemente nicht mehr viel nach. Viele Hersteller bieten Systeme, die das Wippen beim Pedalieren unterdrücken oder blockierbare Dämpfungselemente, welche eine verlustfreie Kraftübertragung ermöglichen. Zusätzlich gibt es absenkbare Gabeln, welche die Geometrie des Bikes zum Bergauffahren optimieren.
1.2.11Pedale Flat oder Klick (Flat + Klick)
Bei der Entscheidung zwischen Flatpedals (Plattformpedalen) und Klickpedals spalten sich die Geister. Während Klick-Pedale einen runderen Tritt ermöglichen und das Abrutschen der Füße vom Pedal verhindern, bietet das Flatpedal einige Freiheiten. Mit dem Flatpedal kann man, falls mal etwas Unvorhersehbares passiert, problemlos die Füße vom Pedal nehmen. Auch in der Kurve kann man den inneren Fuß zur Stabilisierung vom Pedal nehmen. Dirtfahrer können natürlich mit Klickpedals so wenig anfangen, wie Cross-Country oder Marathonfahrer mit Flatpedals. Bei allen anderen Disziplinen entscheiden persönliche Vorlieben. Zum Üben von Fahrtechniken empfehlen sich Flatpedals.
1.2.12Reifen (CC, EN, DH, Dirt)
Reifen stellen den Kontakt zwischen Bike und Untergrund her, und entscheiden somit maßgeblich über den Grip des Bikes. Natürlich gibt es auch hier für jedes Wetter und jeden Einsatzzweck das passende Material. Angefangen mit leichten Dirt- oder Cross-Country-Reifen über Enduro-Reifen mit mehr Stabilität und Stollen, bis hin zu dicken Downhill-Reifen bietet der Markt alle Optionen. Auch passend zum Wetter gibt es verschiedenste Reifen. Zum Beispiel für schlechtes Wetter gibt es Regenreifen, welche sich mit ihren langen Stollen optimal in den Boden bohren, ohne viel Schlamm zwischen den Stollen anzusammeln. Für harten und trockenen Untergrund gibt es Semi-Slicks, die in der Mitte kaum Profil besitzen um den Rollwiderstand zu minimieren, lediglich außen befinden sich richtige Stollen, die für den nötigen Grip in der Kurve sorgen.