Читать книгу Der Weg vom Singenden zum Sänger - Sassy Bernert - Страница 7

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Brust-, Kopf- und Mittelregister

Brustregister – Vollstimmfunktion (Bruststimmanteil)

Die Vollstimmfunktion, also der brustlastige Anteil unserer Stimme ist, wenn man so will, der eine Teil von zwei Hauptteilen sowie eine Mischfunktion aus diesen beiden Teilen unserer Stimme. Das Brustregister (Brustresonanzraum + Vollstimmfunktion) gibt der Stimme die großen Basisanteile: Kraft, Fülle, Stabilität. Wenn die Stimme gesund und gut entwickelt ist beziehungsweise beim Sprechen günstig eingesetzt wird, bildet sie den warmen, runden voluminösen, härteren, geerdet klingenden, kernigen Anteil.

Man kann die Brustresonanz gut spüren, indem man einen stabilen Stand einnimmt, sich dabei wahlweise gegen eine Wand lehnt, guten Bodenkontakt hält sowie Kontakt zum unteren Rücken herstellt, die Handflächen leicht auf den Brustkorb drückt und ein kraftvolles, substanzreiches »Maaaaa« spricht. Spricht man den Brustresonanzraum an, hebt der Brustkorb sich ganz natürlich. Spüren Sie, wie Ihr Brustkorb sich als Konsequenz verstärkter Resonanz hebt, dann ist das gut, richtig und wichtig. Das Brustregister sollte im und für das Training separat geübt und eingesetzt werden können. Das reine isoliert eingesetzte Brustregister hat eine natürliche Grenze. Diese gilt es zu beachten. Tut man das nicht, riskiert man ernsthafte Stimmschäden.

Der angesprochene Resonanzraum des Brustregisters ist verstärkt der Brustraum. Es ist wichtig für uns zu wissen, welche Stimmlippenschwingung in welchem Resonanzraum stattfindet:

Brustregister

Register: Brustregister (Bruststimmanteile) Stimmlippenschwingung: Vollschwingung Resonanzraum: Brustraum (verstärkt) + Mundraum

Luftexit: verstärkt über Mund

Kopfregister

Register: Kopfregister (Kopfstimmanteile) Stimmlippenschwingung: Schwingung der Stimmlippenschleimhaut (Randkante) Resonanzraum: Nasenrachenresonanzraum Luftexit: verstärkt über Nase

Mittelregister

Mittleres Register (Mischung Brustregister und Kopfregister)

Resonanzraum: Brustraum + Mundraum (verstärkt) + Nasenrachenraum

Luftexit: verstärkt über Mund

Klangapparat

Das Mischverhältnis im Mittelregister variiert je nach Tonhöhe. Je tiefer der Ton ist, den wir im Mittelregister, also »gemischt« singen, desto größer sind die Brust- und Mundraumresonanzanteile im Verhältnis zu den ebenso beigemischten Nasenrachenraumresonanzanteilen. Je höher wir singen, desto mehr nasale Anteile sollte der Klang enthalten.

Anblaseapparat

Unsere Stimme klingt und fällt mit unserem Atemstrom. Je kraftvoller ausgebildet unsere Ausatmungsmuskulatur trainiert ist, desto besser ist es für unseren Klang und Gesang. Bei vielen Sängern lässt die Atemleistung zur Höhe hin nach. Achten Sie hier auf ausreichenden, angepassten und konstanten Atemstrom.

Stimme

Je tiefer die Töne, desto »dickmassiger« sind sie. Je höher wir singen, desto schlanker werden die Töne. Wie die Töne verändert sich auch die Stimmlippenschwingung (Vollschwingung und Randkantenschwingung).


► Tipp: »Nasal« bedeutet nicht »näseln«. Wenn Sie näseln, ist der gewünschte Nasenrachenresonanzraum etwas zu sehr beteiligt.

• Je tiefer die Töne, desto mehr Brust- und Mundraumresonanz

• Mittellage und Höhe = verstärkte Nasenrachenraumresonanz (Verbindung von Mundraum und Nasenrachenraum).

• Je höher wir singen, desto mehr Verbindung zur Nasenwurzel sollte aufgebaut werden. Achten Sie darauf, dass die Stimme nicht nach vorne gedrückt wird.

»Stimmsitz« bedeutet nicht, dass Ihre Stimme irgendwo im Körper festsitzt, sondern dass wir sie an einem Punkt verstärkt fokussieren, also die Luft dort verstärkt schwingen lassen.

• Um unschöne Brüche zu vermeiden, also von der Tiefe bis in die Höhe gleichmäßig kraftvolle Töne produzieren zu können, müssen wir unseren Nasenresonanzraum auch schon in der Tiefe im Einsatz haben. Wie Sie das trainieren, erfahren Sie unter dem Punkt »Aktivierung der Nasenrachenresonanz«.

Anmerkung:

Für einen gesunden, ausgeschöpften, klangreichen Einsatz der Stimme, sollte der Nasenresonanzraum immer involviert sein.

Ein gemischter Klang gibt der Stimme Glanz, Brillanz, Balance und Gesundheit, nicht nur, aber insbesondere auch bei gesanglich hoher Belastung, wie es beispielsweise das Belting erfordert.

Entscheidet man sich für einen Mix (Mischung Brust- und Kopfregister), ist darauf zu achten, das Mischungsverhältnis im Pop- oder Rockgesang dominierend brustlastig zu halten. Auch im Musicalgesang ist das Mischverhältnis meist dominant brustlastig, je nachdem was erforderlich und erwünscht ist. Bei gesundem Belting sollte immer auch Kopfresonanz beteiligt sein.

Isolierte Bruststimmfunktion

Ein isoliertes Brustregister ist im Popgesang prinzipiell, je nach Song und dessen Voraussetzungen, möglich. Es führt aber, sofern die Passaggiostelle (Registerübergang Brustregister-Kopfregister) erreicht wird, häufig zu hörbaren Brüchen. Diese werden im Popgesang zum Teil gerne als Effekt genutzt. Genauso können die Sänger/innen dieses hörbare umswitchen der Stimme als störend empfinden. Dies ist insbesondere meist bei einem gänzlich untrainierten Kopfregister der Fall.

Das isolierte Üben der Bruststimmfunktion bis zum Passaggio (je nach Stimmfach) ist sinnvoll und wichtig, um diese Resonanzen zu aktivieren und aktiv zu halten.

Anmerkung:

Ein gesunder Einsatz der Sprechstimme ist anzustreben. Er bildet mitunter die Basis der gesund eingesetzten Singstimme. Durch natürlich aufkommende Emotionen, wie z. B. Freude, Kichern, Giggeln, Schäkern, Flirten, leichtes Entsetztsein, und deren natürliche Energie, switchen wir beim Sprechen häufig automatisch unbewusst in die Randstimmfunktion (Kopfstimmanteile), oder schalten diese dazu (Mittelstimmfunktion), ohne dass wir es merken beziehungsweise ohne es willentlich zu steuern.

In der Vollstimmfunktion (Vollschwingung) schwingen die Stimmlippen in ihrer vollen muskulären Länge als auch Tiefe, im Gegensatz zur Randstimmfunktion, bei der nur die Randkanten, die Schleimhaut die Stimmlippenränder miteinander schwingen.

Man kennt die Vollstimmfunktion unter anderem auch unter den Begriffen »Modalstimme« oder »Modalregister«, »Bruststimme« und »Brustregister«.

Singen wir ein separiertes Brustregister in der Vollstimmfunktion, ohne unseren Nasenrachenraum beteiligt zu haben, so ist das maximal und – vorausgesetzt, dass es sich gut für Sie anfühlt – bis zum Passaggio (Wechsel Mittelregister zum Kopfregister) hin gesund möglich. Sind wir beim Übergang angelangt, haben wir die Möglichkeit

a) in die Randstimmfunktion, in unser Kopfregister zu switchen. Der Nachteil ist, dass es verstärkt hörbar sein kann, in Form eines »Stimm-Flip«.

b) die Bruststimme weiter in die Höhe zu drücken, was aber definitiv keine Option ist.

c) zur Mischung von Kopf- und Brustregister, dem sogenannten »Mittelregister«, der klangreichsten Variante. Die Voraussetzung, um dieses Register einsetzen zu können, ist der Einbezug und die aktivierte Verbindung des Nasenrachenraumes und das damit verbundene Training der Randstimmfunktion (Kopfklang, Oberklang).


Kopfregister – Randstimmfunktion (Kopfstimmanteil)

Nasenrachenresonanzraum

Die Randstimmfunktion, also der kopflastige Anteil unserer Stimme ist, um im Bild zu bleiben, der andere Hauptteil unserer Stimme. Dieser Teil gibt der Stimme alles, was sie strahlend, brillant und scheinend macht. Die Randstimmfunktion verleiht der Stimme wunderschöne weiche, runde, warme und durchaus dunkel schimmernde und funkelnde Anteile. Dieser Teil der Stimme ist von beiden der dünnere, schlankere Anteil und der notwendige Faktor, um in die Höhe zu gelangen.

Unerlässlich ist die Beteiligung des Nasenresonanzraumes für alle diejenigen, die Gesang ökonomisch, gesund und wohlklingend bis ins hohe Alter ausführen möchten. Der angesprochene Resonanzraum ist hier der Nasenrachenresonanzraum. Zu diesem gelangen wir recht einfach, wenn wir von unserem vorhandenen Druck ablassen, also dem kraftvollen Hochdrücken, und vorerst Abschied nehmen von dem »fetten« Klang wie in der Tiefe, denn nun gehen wir in die Höhe und unsere Töne werden generell schlanker, in einem zudem schlankeren Stimmmodus. Hier schwingt nur noch die Randkante der Stimmlippenschleimhaut. Hierbei handelt es sich um die Feinansprache der Stimmbänder und, wie der Name schon sagt, um etwas sehr Feines. Die Kraft der Brustresonanz kommt später dazu, aus dem Körper, durch den korrekt angepassten Atemstrom und die optimierten Abläufe, die gekonnt eingesetzter Gesang erfordert.

Hier liegt für manch Sänger oder Sängerin die erste Schwierigkeit. Das Ohr täuscht uns oftmals, wenn wir gutes »Belting« hören, also einen sehr kraftvollen, aber gesunden Einsatz der Pop-, Rock- oder Musicalstimme. Belting ist körperlich gesehen durchaus anstrengend, nehmen Sie jedoch Abschied von der Vorstellung, »einfach die Bruststimme soweit es geht hochzudrücken«.

Probieren, üben und trainieren Sie Ihr körperunterstütztes Kopfregister mit der notwendigen Leichtigkeit.

Das Brustbein (Sternum), die untere Rückenmuskulatur sowie die Zwischenrippenmuskeln lassen im Passaggio nur wenig Luft/Atemdruck durch den Kehlkopf strömen. Jedes »Klebegefühl« oder »Druckgefühl« im Hals bedeutet, dass etwas nicht korrekt ausgeführt wird bzw. dass der Körper noch nicht ökonomisch arbeiten kann. Es bedeutet, dass Sie noch nicht im Nasenrachenraum angekommen sind, sondern einfach nur gegen die Wand drücken, die Mund und Rachen nach oben hin trennt und nach hinten hin öffnet. Durch Druck verschließt sich durch den ansteigenden Kehlkopf der Rachenraum und somit die wichtigen Resonanzräume. Unabhängig davon, ob Sie »gewaltvoll« oder »leicht« drücken: Drücken Sie gegen die Tür, kommen Sie nicht durch. Ziehen Sie hingegen diese Tür auf, funktioniert es. (Das Ziehen bezieht sich in diesem Fall auf die Metapher und nicht auf den Gesang.)

Wir müssen also lernen, wie wir durch die Tür kommen. Das geht in diesem Fall mit Gefühl, spielerischem Ausprobieren oder dem klassischen Vor- und Nachmachen rascher, als Sie annehmen.

Tipp:Probieren Sie's mal mit Gemütlichkeit und Genuss. Stellen Sie sich vor, Sie sprechen mit einem kleinen, gerade frisch auf die Welt gekommenen Baby oder liebevoll mit einem Tier.

Auch Tierklänge finden im Gesang und in der Stimmtherapie häufigen Einsatz. Durch das spielerische Nachahmen von Tiergeräuschen können wir oft unmittelbar in den korrekten Stimmmodus gelangen. Stellen Sie sich beispielsweise einen dunklen Eulenklang vor. Ahmen Sie den runden, strahlenden, weichen und brillanten klaren Sound nach (leicht, hoch, aber nicht zu hoch).

Fliegen Sie dabei nicht weg, denn Sie benötigen guten Bodenkontakt dabei, weich federnde Knie und Ihr Kopf (Nacken) muss in unangestrengter Position verbleiben:

»Hu-huuuuuuuuuuuuuuuuuuu – gu-guuuuuuuuuuuuuuuuuuu …«

Tipp:Für einen weichen Stimmeinsatz addieren Sie einfach ein »H« vor dem Vokal. Üben Sie dies erst mit einem hörbaren »H« und lassen Sie es dann im Anschluss unhörbar werden.

Beispiel:

In the end … (H)in the (h)end …

Am Rand der Welt … (H)am Rand der Welt …

Wir stellen also fest: Im Hals darf nichts drücken, halten, kleben oder gar schmerzen. Sind Sie im »richtigen Raum«, fühlt es sich von Anfang an leicht an. Möchten Sie Ihren Kopfklang trainieren, »findet der Unterricht in diesem Raum statt«. Es ist möglich, allein über den Klang und die Vorstellung des Klangs die beiden Räume zu wechseln.

Isolierte Kopfstimmfunktion

Auch das Kopfregister sollte separat geübt und eingesetzt werden.

Aktivierung der Nasenrachenresonanz

Legen Sie Ihre Zunge in »N-Position« und belassen Sie sie dort. Die Lippen sind dabei ganz leicht und locker geöffnet. Atmen Sie nun Luft nur durch Ihre Nase aus und auch wieder ein, um ein Gefühl dafür zu bekommen, und lösen Sie danach die Zunge. Wiederholen Sie dies einige Male.

Legen Sie nun die Zunge wieder in die »N-Position« und achten Sie darauf, dass der Luftansatz für das Ausatmen (in diesem Fall auf einem stimmlosen »N«) einen Impuls vom Unterbauch bekommt, und halten Sie diese Verbindung während des Ausatmens aufrecht.

Die Verbindung muss flexibel dem Atem (Ausatmung) folgen. Der Bauch arbeitet sich als Konsequenz der Ausatmung nach innen. Dann lassen Sie die Luft, nun durch den geöffneten Mund, kommen (Abspannen = Lösen der Verbindung).

Führen Sie das Ganze einige Male konzentriert aus und legen dann eine Pause ein.

Hat das gut funktioniert, atmen Sie erneut erst Luft durch die Nase aus und hängen der Luft dann ein weiches, genüssliches, stimmhaftes »N« an. Wichtig: Der Atemstrom darf zwischen der Luft und dem folgenden Stimmeinsatz nicht unterbrochen werden. Nun sind Sie im richtigen Raum, nämlich im Nasenresonanzraum.

Wenn das gut klappt, hängen Sie dem »N« die Vokale »U« – »O« – »A« – »E« – »I« an.

Führen Sie dieselbe Übung mit »NG« durch. Hierbei liegt die Zungenspitze an den unteren Schneidezähnen an. Hängen Sie auch hier im Anschluss die Vokale »U« – »O« – »A« – »E« – »I« an. Achten Sie darauf, dass »NG« nicht zu einem einfachen »N« wird. Sprechen Sie z. B. das Wort »Gang«, oder »langen« und spüren Sie die Position der Zunge bei »NG« (Wölbung der hinteren Zunge nach oben).

Tipp: Es kommt darauf an, wie Sie die Übungen ausführen. Viel hilft nicht viel, wenn Sie nicht bei der Sache sind oder Ihr Augenmerk dabei nicht auf die wesentlichen Dinge gerichtet ist.

Ist Ihre Nasenrachen-Resonanz aktiv, versuchen Sie als Nächstes erst stimmlos ein »W« auszublasen und lassen Sie dann weich, durch einen Impuls im Unterbauch und Ihrer Vorstellung des Klangs, vorab ein stimmhaftes »W« (klingt wie »F«) einfließen.

Brustregister und Kopfregister isoliert trainieren

Wenn wir die Register separat üben, sollten wir Folgendes beachten: Das Brustregister aktivieren und trainieren wir separat, indem wir es bis zu unserem höchsten natürlichen Brustton singen.

Das Kopfregister aktivieren und trainieren wir separat, indem wir es so weit es geht nach unten singen, ohne dabei in das Brustregister zu verfallen.

Ein weiteres Register wäre beispielsweise noch das »Pfeifregister« (Frauen), welches bei den Männern das »Falsett« (Fistelstimme) darstellt.


Dreieck mit Spitze nach unten: Ausatmungsmuskulatur vorne. Zwischenrippenmuskulatur und Zwerchfell gehen exspiratorisch nach außen. Verbindung zum unteren Bauch, welcher sich als Konsequenz der Ausatmung nach innen arbeitet. Der Brustkorb hebt sich. Die untere Rückenmuskulatur dehnt sich aus.

Grüner Kreis: Klangapparat

Gelber Kreis: Anblaseapparat

Dreieck mit Spitze nach oben: obere Resonanzräume von der Oberlippe aufwärts. Je höher wir Singen, desto schlanker werden die Töne und desto weiter gehen die Töne in Richtung Top-Spitze. Anstatt nach oben, können hohe Töne beispielsweise auch in die Weite gedacht werden.

Der Weg vom Singenden zum Sänger

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