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2 Kapitel

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»Mann, das darf doch nicht wahr sein«, rief der Fette dreißigjährige Mann in einem modischen orangefarbenen Skidress. Er sprang auf und beugte sich weit über die Brüstung der kleinen hölzernen Veranda. Er schaute durch sein Fernglas zum See hinunter.

Was liegt an, George?«, erkundigte sich ein zweiter Mann, der in einem Liegestuhl auf der Veranda lag und sich sonnte. Er war fünfundvierzig Jahre alt, schlank und durchtrainiert. Er trug einen Armani-Anzug und sah darin aus wie ein Aasfresser.

»Da hat gerade einer unseren Schneemann gerammt! Ist denn das zu fassen. Ausgerechnet unseren!« Georges Aufregung steigerte sich noch. Sein rotes rundes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.

»Was?« Der Mann sprang aus dem Liegestuhl und riss George das Fernglas aus den Händen. Er presste die Lippen fest aufeinander.

»Wir müssen sofort 'runter, Albert«, schrie George.

»Frisst du die scheiß Sonnencreme, oder schmierst du dir das ins Hirn?«, fragte Albert und setzte das Glas auf dem Verandageländer ab. »Wir dürfen uns, da unten nicht blicken lassen, George.«

»Nur ein Zufall? Was machen wir jetzt?«

»Lass mich nachdenken. Die beiden Idioten werden bestimmt die Bullen anrufen.«

»Verdammte Senioren!« George zündete sich einen Joint an. »Wenn du das Skimobil nimmst, bist du in ein paar Minuten unten.«

»Wir haben Befehl, uns nicht wegzurühren.« Albert blieb bei seinen Bedenken.

»Jetzt herrscht Notstand«, meinte George bestimmt. »Ich nehme es auf meine Kappe, Albert, zisch nach unten. Sieh, was da läuft.« Der fette George nahm wieder das Fernglas hoch und beobachtete das Ufer des kleinen, Sees. Nach wenigen Sekunden nickte er seinem Partner Albert zu.

»Schwirr ab, wenn wir nichts tun, werden wir Ärger bekommen.« Er fuhr sich mit dem Zeigefinger über die Kehle. »Richtige Probleme!«

»Und die Befehle, was soll ich tun?« Albert wusste es ganz sicher, doch er wollte noch die letzte Bestätigung seines Partners George abwarten.

Der Fette grinste vielsagend, sagte aber kein Wort.

»Komm mit«, forderte Albert ihn auf.

»Ich bleibe hier oben. Beeil dich, bevor die da unten verschwinden!«

Albert hatte sich entschieden. Er lief in das kleine Holzhaus, kramte dort in seinem Gepäck herum und ging dann nach draußen. Wenig später erschien er vor der fast ebenerdigen Veranda und donnerte auf Skiern hinab, zuvor nickte er George knapp zu und verschwand.

George beobachtete seinen Kumpel durch das Fernglas, wechselte dann den Blickpunkt und konzentrierte sich auf die beiden Alten. Sie waren inzwischen deutlicher zu erkennen, hatten sich den Schnee von ihrer Kleidung geklopft und sahen recht unterschiedlich aus. Eine Frau mit Mumiengesicht, die von einem Asiaten begleitet wurde. Ein komisches Paar, irgendetwas war da faul. Er grinste und war beunruhigt, was hatten die Chinesen mit der Sache zu tun und das alte Mumiengesicht kam ihm bekannt vor. Egal diese Idioten konnte für Albert nur eine Minute Arbeit bedeuten. Albert brauchte nur zu handeln. George ging in das kleine Ferienhaus zurück und langte nach dem Telefonapparat. Es wurde höchste Zeit, den Boss zu informieren. Anschließend wollte er sich dann auf den Weg machen, um Albert bei der Beseitigung zweier Leichen zu helfen. Im Schnee begraben.


Lady Athena Churchill stand zwischen den Trümmern des Motorschlittens und schaute auf die Reste des Schneeberges, den sie über den Haufen gefahren hatte. Sie war beeindruckt, dass überlebt zu haben. »Nun sagen Sie schon endlich etwas«, forderte sie ihren Sekretär auf, der die Reste des Schneegebildes mit der Spitze seines Regenschirms untersuchte. »Hatten Sie damit gerechnet?«

»Diese Frage, Misses Churchill, kann ich bejahen ich habe damit gerechnet, dass Sie mit dem Motorschlitten einen Unfall bauen, genauso wie mit dem Rollce Royce ihres Gatten. Aber eine Leiche im Schnee, nein.«

Liens Worte entsprachen den Tatsachen. Inmitten des Schneeberges lag ein Mann, der völlig Straßenkleidung trug. Er mochte vielleicht dreißig Jahre alt sein, war schlank und etwas über mittelgroß. Verletzungen ließen sich nicht übersehen, sein Hals war durchgeschnitten und sein Bauch war aufgeschlitzt, die gefrorenen Eingeweide hingen heraus und sein Kopf lag neben ihm.

»Wie lange mag die Leiche bereits im Schnee gewesen sein?«, fragte Athena nicht sonderlich schockiert. Sie war in einem teuren Internat erzogen worden, wo man niemals Gefühlsregungen zeigte. Selbst das Bombardement Londons, nahm man dort mit stoischer Ruhe auf. »Ich glaube, Mr. Lien, ich könnte jetzt einen Drink vertragen, es ist etwas zugig.«

Lien griff in die linke' Innentasche seines schwarzen Mantels und holte eine, flache Flasche hervor. Lien servierte, selbst gebrannten Kräuterschnaps, den die Lady kippte wie ein Seemann, seine Portion Rum vor dem Orkan.

»Der Mann ist natürlich ermordet worden«, stellte die Sechzigjährige dann fest. »Hätte man ihn denn sonst in einer Schneewehe vergraben und ihm die Kehle durchgeschnitten und ausgeweidet?«

»Ich kann mich Ihrer Sichtweise nur anschließen, Selbstmord scheidet wohl aus.«

»Und was machen wir jetzt weiter?« Lady Athena Churchill baute sich neben der Leiche auf und beugte sich über sie. »Wann mag der Mann umgebracht worden sein?«

»Die Kälte und sein Zustand dürfte genaue Schlüsse vorerst nicht zulassen nach dem Ausweiden kühlen Körper sehr schnell ab. Eis wirkt unfreiwillig als Konservator, was der oder die Mörder wahrscheinlich mit einkalkuliert haben. Ich denke wir sollten Scotland Yard nicht ins Handwerk pfuschen.«

»Sie sollten die Taschen des Toten untersuchen, Mr. Lien.«

»Ich möchte nicht direkt widersprechen«, erwiderte Lien. »Mylady sollten aber den Skifahrer beachten, der sich sehr schnell nähert und so etwas wie ein Gewehr bei sich führt.«

»Wo?« Sie wirkte so, als erhoffte sie sich eine Zerstreuung. Sie wandte sich um und suchte das Wäldchen oberhalb des Seeufers ab.

»Der Mann ist hinter einem Baum in Deckung gegangen.«

Auch der Sekretär ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, er verarbeitete nervenberuhigende Kräuter für seinen Schnaps, die in den meisten Ländern illegal waren.

»Wir sollten in Deckung gehen.«

Sekunden später war ein Knall zu vernehmen, gleichzeitig zischte dicht vor Ladys Füßen ein Geschoss auf das Eis, prallte ab und jaulte als Querschläger weiter in die winterliche Landschaft hinein und blieb in der Rinde eines Baumes Stecken. Lien erwies sich als äußerst schnell. Er stieß Mylady unsanft in Deckung und sprang über sie. Sie schnaufte gereizt auf und kroch auf allen vieren hinter einen Schneehügel, der ganz in ihrer Nähe stand. Lien zog seine Pistole Kaliber 7,65 heraus und montierte den Laser Markierer an den Lauf. Lien wartete nur darauf, dass der Schütze sich zeigte. Der zeigte sich nicht, aber er schoss erneut. Diesmal hatte er es auf Lien abgesehen, das Geschoss schlug sehr nah ein.

»Hoffentlich tun Sie endlich etwas, Mr. Lien«, ließ Lady Churchill sich vernehmen. »Legen sie ihn um, ich bezahle ihnen schließlich einen Haufen Geld, damit genau so etwas nicht passiert!«

»Sie bezahlen mir keinen Haufen Geld, bedauerlicherweise. Und ich bin Sekretär keineswegs so etwas wie ihr chinesischer James Bond. Aber ich werde mich bemühen, Mylady«, antwortete der Sekretär und überlegte, wie er den Schützen, aus seiner Deckung hervortreiben konnte. Die strategischen Vorteile waren auf der Seite des Mannes oben zwischen den Bäumen mit seinem Gewehr gute Sicht hatte. Mit Störungen war ebenfalls nicht zu rechnen die Schotten waren geborene Jäger die alles, was flog, mit Schrot in eine Wolke aus Federn verwandelten. Es war nicht ungewöhnlich, das aus dem Wald Schüsse klangen. Lien konnte nicht warten, wenn der Killer nicht ganz verblödet war, würde er nicht aus seiner Deckung hervorkommen und nur auf die Gelegenheit warten.

»Würde Mylady jetzt die Zeit haben und die Polizei anrufen? Jetzt ist ein sehr guter Zeitpunkt dazu!«

»Nein«, flüsterte Athena mit betrübter Stimme: »Es geht nicht ich habe das verdammte Handy im Haus vergessen.«

Lien war ein Mann, der in Jahrzehnten im Militärischen Abschirmdienst einiges an Wissen aufgeschnappt hatte. Er trank den Flachmann leer und füllte sie mit Streichholzköpfen und pinkelte hinein.

»Das vernebelt ihm die Sicht. Der Attentäter wird davon ausgehen, dass wir die Position ändern werden. Das Gegenteil dürfte ihn verunsichern.«

Der Schütze oben im Wäldchen reagierte wütend. Er feuerte Schuss auf Schuss ab, doch sie waren ungenau. Der Verbrecher verließ sich nur noch auf sein Glück und hoffte auf einen Zufallstreffer. Der vom Geheimdienst auf eine Sekretärsschule in Brompton gesendete Lien, die Geheimdienst Strategie der tausendarmige Krake umschlingt, seinen Feind, die davon ausging, dass Sekretäre in englischen Gentlemen Diensten irgendwann, bessere Informationen bekamen als sonst wo. Als die Strategie Anfang der 70 Jahre in die Tat umgesetzt wurde, brachte sie weit bessere Resultate als erwartet bis jetzt hatten ungefähr 20 Geheimdienstler Zugang zu topsecret Informationen. Lien griff nach seiner chinesischen sehr leisen Pistole, der rote Laserpunkt strich an den Bäumen vorbei. In den Händen eines Majors des Militärischenabschirm und Aufklärungsdienstes war die Waffe imponierend.

Lady Churchill macht Urlaub

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