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Erde 7.2.2209

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IBI-Hauptquartier, Langley 6:12 EZ

Matt betrat das Büro seines Teams und schaute sich um. Noch war keiner da. Ihr Büro war nicht sonderlich groß, der größte Teil wurde durch vier Schreibtische eingenommen. Auf jedem stand ein Computer mit Holomonitor. Zusätzlich lagen auf Ivorys Schreibtisch noch ein Laptop und ein Pad, während Michaels penibel aufgeräumt war. Nur James und Matts Schreibtisch waren ein absolutes Chaos. An einer Wand hing ein Holoschirm.

Matt setzte sich an seinen Schreibtisch und starrte auf den leeren Holoschirm. Kurze Zeit später betrat Michael den Raum.

„Morgen Boss. Gestern über den Fall nachgedacht?“, fragte er direkt.

„Morgen. Nicht wirklich. Ich hab nur die Mindmap erstellt. Alles dreht sich um die Akte“, antwortete Matt.

Michael setzte sich an den Schreibtisch, der Matt gegenüber stand.

„Ich werde dann mal den Admiral weichklopfen. Gestern war er nicht mehr zu erreichen“, sagte Michael. Er nahm das Telefon in die Hand und begann zu telefonieren. Offenbar war der Admiral nicht sehr erfreut über die Bitte, da Matt hören konnte, wie er hitzig antwortete, auch wenn er die Worte nicht verstand.

„Hören Sie, Sir. Ich weiß, dass das die höchste Geheimhaltungsstufe ist, aber einer ihrer Männer wurde ermordet und wir sind für den Fall zuständig. Außerdem haben wir ihn mit einer leeren Geheimakte gefunden. Wir müssen wissen, was der Inhalt war“, antwortete Michael ebenfalls hitzig.

Kurz war gar nichts zu hören, dann antwortete Baker.

„Danke, Sir! Sie haben uns gerade unsere Arbeit erleichtert“, sagte Michael und legte das Telefon auf. „Der Admiral schickt den kommandierenden Offizier des Toten vorbei. Trotzdem weiß er nicht, welche Akte verschwunden ist. Und es könnte bis zu vierzehn Tage dauern, herauszufinden, welche fehlt.“

„Na toll. Wir werden hier an jeder Ecke aufgehalten“, stöhnte Matt.

In dem Moment betrat James gemeinsam mit Ivory Kirk das Büro. Ivory war die Spezialistin des Teams. Es gab kaum ein Rechner, den sie nicht knacken konnte. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden.

„Morgen Boss“, grüßten beide.

„Morgen. Setzen, Lagebesprechung“, sagte Matt. Die beiden setzten sich an ihre Schreibtische. Matt schaltete den Holoschirm an. Er zeigte eine digitale Nachahmung der Mindmap, welche er gestern Abend erstellt hatte. Matt stand auf und ging zum Schirm.

„Gestern wurde ein toter Soldat auf dem Dach des Convention Center gefunden, erschossen mit einem Compoundbogen. Bei dem Soldaten wurde eine leere Akte mit der Geheimhaltungsstufe Top Secret gefunden. Außerdem war er wahrscheinlich auf Spice“, erklärte Matt die Lage. „Der Inhalt der Akte war wahrscheinlich das Mordmotiv, allerdings weiß das UNSC nicht, um welche Akte es sich handelt. Auch ist die Identität des Soldaten für uns nicht geklärt, bis dessen CO hier ist. Wir warten noch auf die Obduktion durch Tiberius und die abschließende toxikologische Untersuchung.“

Matt schaute in die Runde.

„Der Killer war wahrscheinlich Profi und angeheuert“, schlussfolgerte Ivory.

„Das habe ich mir auch schon gedacht. Und deswegen soll James die Datenbank nach Morden mit dieser Waffe durchsuchen. Das Labor wird versuchen, herauszufinden, wo der Pfeil herkommt. Sobald wir das Ergebnis haben, wird Ivory den Käufer identifizieren. Michael und ich werden uns mit dem CO unterhalten und den Militärflachpfeifen vom UNSC Druck machen bezüglich der Akte“, verteilte Matt die Aufgaben.

Sofort setzte James sich an den PC und durchsuchte die Datenbank. Ivory stand auf und ging in das forensische Labor im Keller. Matt und Michael gingen auf den Flur. Mehrere Agents gingen gerade dort entlang.

„Hat der Admiral gesagt, wann der Offizier kommt?“, fragte Matt.

„Nein, nur das er ihn bald schickt.“

„Gut, dann gehe ich zu Tiberius. Der sollte mittlerweile mit der Autopsie fertig sein.“

Matt ging den Flur runter zu den Aufzügen. Michael folgte ihm. Die beiden fuhren in den Keller und gingen einen kurzen Flur entlang. Die Gerichtsmedizin war eine große Halle, mehrere Obduktionstische standen in der Mitte. An der hinteren Wand waren die Kühlfächer. Alles war klinisch weiß gehalten und steril. Selbst das Licht sah steril aus. Auf dem ersten Tisch lag die Leiche des toten Soldaten. Sie war schon zugenäht. Tiberius stand mit seinem Assistenten daneben.

„Morgen Matt. Du bist garantiert wegen der Autopsie hier.“

„Das bin ich.“

Matt stellte sich an den Tisch und betrachtete das Gesicht des Soldaten. Er war ein junger Mann gewesen, vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt. Kurz wurde Matt von Mitleid ergriffen, er schob es aber schnell beiseite.

„Die Todesursache war eindeutig der Pfeil, er hat sein Herz komplett durchbohrt und aus der Brust wieder ausgetreten. Der Pfeil muss also mindestens mit einer Geschwindigkeit von 150 Metern pro Sekunde gehabt haben.“

Tiberius hob den linken Arm des Toten und zeigte auf das Handgelenk.

„Du hattest recht. Unser Toter hat Spice genommen und das nicht wenig. Ich habe etwa fünf Milligramm pro Liter Blut gefunden, was heißt, dass er außerordentlich high war. Und er hat es intravenös am Handgelenk genommen, was ich sehr verwunderlich finde. Dort wäre die Einstichstelle doch zuerst gefunden worden. Vielleicht wollte er sich aber auch ein Ende setzen und musste sich Mut spritzen.“

„Ich glaube eher, dass er etwas mit der Akte vorhatte. Vielleicht verkaufen“, meinte Matt.

„Was ich aber viel interessanter finde, ist das hier.“ Tiberius zeigte auf mehrere Blutergüsse an der Schläfe und im Bauchbereich.

„Die Blutergüsse deuten vermutlich auf einen Kampf hin, da ich auch leichte Abschürfungen an dem Handknöcheln gefunden habe. Die Blutergüsse könnten auch von einem Übungskampf stammen, allerdings hatte seine Gegner wahrscheinlich ein Hass auf ihn und der Aufseher auch.“

Michael starrte gebannt auf die Blutergüsse.

„Ich bezweifel, dass es ein Übungskampf war. Wahrscheinlich hat er sich mit jemandem geprügelt, oder hat etwas im Einsatz abbekommen“, sagte er.

„Denke ich auch“, stimmte Matt zu. „Sonst noch etwas?“

„Nein.“

„Wir werden dann jetzt gehen.“

Tiberius legte die Leiche mithilfe seines schweigsamen Assistenten auf eine Liege und brachte ihn in das Kühlfach. Matt drehte sich um und die beiden verließen die Forensik.

Auf dem Gang stieß Matt fast mit Ivory zusammen, welche gerade mit einem Pad in der Hand das Labor verlassen hatte.

„Oh, Entschuldigung. Ich hab dich nicht gesehen“, sagte Matt direkt. Die drei gingen zum Fahrstuhl.

„Macht nichts. Wir konnten bestimmen, woher der Pfeil stammt. Er wurde in einer kleinen Fabrik in Hartford, Connecticut hergestellt. Ich werde jetzt den Verkaufsweg zurückverfolgen, allerdings kann es sein, dass die Spur im Sande verläuft“, sagte Ivory.

„Such trotzdem. Wir können jede Spur gebrauchen.“

„Mach ich.“

Der Fahrstuhl öffnete sich und sie stiegen ein. Matt drückte den Knopf für das Erdgeschoss

„Wieso das Erdgeschoss?“, fragte Ivory überrascht. „Unser Büro ist im ersten.“

„Ich weiß. Ich will unseren Besucher empfangen.“

Der Fahrstuhl hielt und Matt stieg mit Michael aus. Eine große Empfangshalle lag vor ihnen. Geschäftig liefen Agents durch die Halle. Zwei Wachmänner standen vor dem Eingang. In den Boden war das Zeichen des IBI eingelassen worden, die Erde, um welche sich die Worte Protect und Serve rankten. Auf dem äußeren Kreis um die Erde standen die Worte International Bureau of Investigation.

Matt ließ sein Blick durch die Halle schweifen, bis er einen Militär in Zivilkleidung entdeckte. Der Mann war farbig und etwa zwei Meter groß. Er stand mit dem Rücken zu ihnen, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Eine Kappe bedeckte sein Kopf. Matt fiel auf, dass der Mann ungewöhnlich muskulös war, selbst für den Soldaten einer Spezialeinheit. Er tippte auf einen Klon. Matt ging zu ihm und räusperte sich.

Überrascht drehte der Soldat sich um. Matt fiel sofort der Bart an dem Kinn des Soldaten auf.

„Entschuldigen Sie, ich bin Special Agent Matteo Credo und das ist Special Agent Michael Gordon“, sagte Matt und zeigte auf sich und Michael.

„Oh, ich glaube auch“, antwortete der Soldat.

„Sehr witzig“, meinte Matt. „Diesen Witz muss ich mir jedes Mal anhören. Wer sind Sie, wenn ich fragen dürfte.“

Matt war der Kerl jetzt schon unsympathisch.

„Lieutnant Commander Jacob Cabot, CO des toten Soldaten. Haben Sie irgendwo einen abhörsicheren Raum für die Unterhaltung?“

Matt kam der Name bekannt vor, er wusste aber nicht, woher.

„Ja, folgen Sie uns bitte.“

Michael ging voran zu den Konferenzräumen. Sie kamen durch einen langen Gang, der zu einer unscheinbaren Tür führte. Michael öffnete sie. Dahinter lag ein großer Raum, in dessen Mitte ein großer Tisch stand. Holoschirme bedeckten die Wände. Die drei setzten sich an das hintere Ende des Tisches.

„Dann schießen Sie mal los, dieser Raum ist absolut sicher“, sagte Matt.

„Wird hier aufgezeichnet?“, fragte Jacob.

„Ja, verlangen die Vorschriften“, antwortete Michael.

„Dann müsst ihr kurz eure Vorschriften missachten oder ich sage nichts.“

Matt dachte kurz nach. Captain Msubarra würde ihn zwar zur Schnecke machen, aber er stimmte zu. „Aufzeichnung pausieren. Autorisierung Matteo Credo, Alpha-Charlie-Zulu“, befahl er.

Aufzeichnung pausiert, blinkte auf dem größten Bildschirm auf.

„Okay, alles was ich jetzt sagen werde, wird diese Wände niemals verlassen. Falls noch weitere Personen in die Ermittlung involviert sind, sollten Sie sie holen“, sagte Jacob.

Matt kam das ganze ein wenig komisch vor, aber er stand auf und verließ den Raum. Draußen funkte er Ivory und James an: „Könntet ihr beide bitte mal in den Konferenzraum kommen“, sagte Matt.

„Alles klar“, antworteten die beiden.

Zwei Minuten später saß das ganze Team im Konferenzraum. Jacob saß am Kopf des Tisches und begann noch einmal: „Alles, was ich jetzt sagen werde, wird diese Wände niemals verlassen. Ihr müsst mir euer Wort geben, dass ihr Schweigen werdet, auch eurem Captain gegenüber. Die nachfolgenden Informationen unterliegen der höchsten Geheimhaltungsstufe, offiziell gibt es sie gar nicht.“

„Ich denke, ich kann für das ganze Team sprechen, dass wir schweigen werden“, sagte Matt und blickte in die Runde. Alle nickten zustimmend.

„Okay. Euer Toter war Sergeant Laurence Headburns, Teil der Delta Force, A-Schwadron.“

Jetzt machte die Geheimhaltung für Matt Sinn. Die Delta Force war seit jeher die geheimste Truppe des Militärs, seit dem Dritten Weltkrieg hatte sich das nur verstärkt.

„Wir waren auf der Jagd nach einem Terroristen namens Murdock.“

Jacob holte ein Pad heraus und legte es in die Mitte des Tisches. Es zeigte einen jungen Arcarianer mit roter Bemalung. Seine Schnauze stand leicht offen und entblößte die scharfen Reißzähne. Seine Knochenauswüchse am Kopf waren spitzgepfeilt und sahen aus wie Hörner. Insgesamt hatte er etwas sehr Raubtierhaftes, wie jeder Arcarianer.

„Er steht im Verdacht, mehrere Anschläge auf der Erde zu planen und verbreitet im Internet Hetzvideos gegen die Menschheit. Wir hätten den Kerl fast auf Karandum geschnappt. Headburns hatte dabei eine große Rolle gespielt, denn er hatte seinen Aufenthaltsort herausgefunden. Leider ist uns der Dreckskerl dabei entwischt. Wahrscheinlich hat sich Murdock Headburns entledigt, da er ihm zu gefährlich wurde.“

„Das heißt, wir arbeiten gerade an einem Anti-Terror Fall?“, fragte James.

„Sehr wahrscheinlich“, sagte Jacob.

„Das gibt dem Fall eine interessante Wendung“, meinte Matt. „Wir haben noch ein paar Fragen. Wussten Sie, dass Headburns Drogen nimmt?“

Entsetzen war auf Jacobs Gesicht zu sehen.

„Das kann ich nicht glauben. Headburns war einer meiner besten Männer. Der nimmt keine Drogen.“

„Die toxikologische Untersuchung sagt aber etwas anderes. Wir haben eine hohe Dosis Spice in seinem Blut gefunden, eine Droge, die das Schmerzempfinden betäubt und die Wahrnehmung schärft.“

„Oh Scheiße, Headburns du Idiot!“, rief Jacob und stand abrupt auf. „Das würde erklären, wieso er selbst nach dem Splittertreffer weiterrannte.“

„Splittertreffer? Was für ein Splittertreffer?“, fragte Michael.

„Bei unserem Einsatz auf Karandum schlug eine Splittergranate vor ihm ein. Mehrere Splitter trafen ihm vorrangig an Kopf und Bauch. Zu

seinem Glück hatte er eine Schutzrüstung an. Jeder normale Soldat wäre vor Schmerz liegen geblieben, aber Headburns stand wieder auf und rannte weiter. Ich hatte mir keine Gedanken deswegen gemacht.“

Michael schien zu derselben Erkenntnis zu kommen, wie Matt.

„Kann es sein, dass er versucht hat, die Splitter mit der Hand abzufangen? Wir haben Abschürfungen an seinen Handknöcheln gefunden“, fragte er.

„Nein, die Abschürfungen stammen von einem Faustkampf mit einem der Terroristen.“

Matt überlegte kurz, ob es noch etwas gab, was er fragen könnte. Da fiel ihm die Akte ein. Er holte ein Pad aus seiner Jackentaschen und rief das Bild der Akte auf. Dann zeigte er sie Jacob.

„Dies wurde bei Headburns gefunden. Es war leer. Wissen Sie, was er mit einer Akte wollte?“

Jacob überlegte kurz. „Sie wollen Headburns ernsthaft Landesverrat unterstellen?“, fragte er mehr überrascht als wütend. „Auch wenn er Drogen genommen hat, die Menschheit hat er sicher nicht verraten.“

„Wir unterstellen ihm nichts. Sie unterstellen ihm gerade Verrat. Trotzdem, wissen Sie, was das für eine Akte ist und was er damit wollen könnte?“

„Keine Ahnung. Alle Akten sehen gleich aus, nur eine kleine Nummer auf der Innenseite lässt auf den Inhalt schließen. Und was er damit vorgehabt haben könnte? Ebenfalls keine Ahnung.“

Matt steckte das Pad wieder ein und stand auf.

„Danke für Ihre Zeit, Commander. Wenn wir Fragen oder eine Spur haben, melden wir uns bei Ihnen.“

„Danke, ich muss zurück zu meiner Einheit. Wenn wir Murdock haben, erfahrt ihr es als Zweite.“

Und wer als Erster?, fragte Matt sich.

Jacob verließ schnellen Schrittes den Konferenzraum. Matt schaute ihm kurz hinterher, dann wandte er sich seinem Team zu.

„James, hast du ähnliche Fälle gefunden?“, fragte er.

„Ja, aber wir sollten das oben besprechen“, sagte er.

„Wenn du meinst.“

Die vier verließen ebenfalls den Konferenzraum und gingen in ihr Büro. Dort versammelten sie sich um den großen Holoschirm.

„Also, es gab vier ähnliche Fälle, bei denen Menschen mit einem Compoundbogen ermordet wurden.“

James blendete Bilder der Opfer und Pfeile ein.

„Die Pfeile wiesen jedes Mal diese seltsamen Löcher auf, durch die ein Pfeifen erzeugt wurde. Verdächtig wurde in jedem Fall Haythem Loyd, konnte aber nie gefasst werden.“

Das Bild eines Italieners erschien. Er war etwa Ende dreißig und hatte schulterlanges, schwarzes Haar.

„Ich habe schon eine Fahndung nach ihm herausgegeben.“

„Danke. Ivory, was hast du?“

„Der Pfeil stammt aus einer kleinen Fabrik in Hartford, Connecticut. Ich habe den Verkauf von einem dutzend solcher Pfeiler bis zu diesem Mann zurückverfolgen können.“

Ein jung aussehender Afrikaner erschien neben dem Bild von Haythem.

„Aboyeye Mbeke. Er ist kein unbeschriebenes Blatt. Waffenhandel in zwanzig Fällen, Drogenschmuggel in mindestens vierundachtzig und mehrfache schwere Körperverletzung. Den Kerl suchen wir seit zehn Jahren. Das UNMIA geht davon aus, der er die Terroristen vor dem Dritten Weltkrieg mit schwerem Gerät beliefert hat, er wird also auch noch wegen Menschenrechtsverletzungen, Kriegstreiberei, Hochverrats, Terrorismus und Unterstützung von Terrorismus gesucht. “

„Der sieht aus, als wäre er zwanzig oder einundzwanzig“, warf Michael. „Dann muss er ja schon mit acht oder neun Waffen geschmuggelt haben.“

„Früh übt sich“, meinte James.

„Lasst euch nicht täuschen. Der Mann hat mehrere OPs hinter sich. Wahrscheinlich ist er zwischen fünfzig und fünfundfünfzig Jahren alt.“

„Moment. Nur wahrscheinlich?“, fragte Matt.

„Viel ist nicht über ihn bekannt. Er ist ein Phantom. Unwahrscheinlich, dass wir ihn finden werden.“

„Achso, versuch trotzdem dein Bestes. Eine Frage noch. Haben die Überwachungskameras irgendwelche verdächtigen Personen gefilmt?“

„Nein, wahrscheinlich ist der Schütze durch einen Seiteneingang rein und ist den Kameras ausgewichen“, antwortete Ivory.

„Gut. Michael du suchst nach dem Aufenthaltsort von Haythem. James, du kommst mit mir. Wir

werden mal dem UNSC und Baker in Atlas-City ein Besuch abstatten.“

„Alles klar“, sagte James erfreut. Er nahm sein Rucksack und setzte ihn sich auf. Michael und Ivory setzten sich an ihre Schreibtische und begannen mit der Recherche.

Gemeinsam verließen Matt und James das Gebäude und gingen zu Matts Wagen. James setzte sich auf den Beifahrersitz, während Matt auf dem Fahrersitz Platz nahm. Mit einem Brüllen sprang das Auto an und fuhr los.

Matt bog vom Parkplatz ab und fuhr zu einem Raumhafen in Washington. Kurz nachdem sie Langley verlassen hatten, schaltete Matt seine Musik an: Lucifer von XOV.

„So alte Lieder hörst du?“, fragte James verwundert.

„Natürlich. Du etwa nicht?“

„Nein, ich bevorzuge Hannah Dougman.“

„Bitte. Komm mir nicht mit solch modernen Quatsch. Die klingt schrecklich.“

„Du hast doch keine Ahnung“, lachte James.

Den Rest der Fahrt redeten sie über Musik und welche besser sei; modern oder alt. Sie schafften es nicht, sich zu einigen. Nach etwa einer Viertelstunde kamen sie an dem kleinen Raumhafen, oder besser Flughafen an. Matt parkte den Wagen und die beiden stiegen aus. Der Flughafen war ein kleines Gebäude mit einer Glasfront. Die beiden betraten das Gebäude. Im Innern war einiges los. Menschen und Aliens kamen und gingen zu den Gates, andere warteten. Matt ging zu einem Ticketschalter und kaufte zwei Tickets nach Atlas-City. Der Flug würde in zwanzig Minuten gehen. Matt ging zu James zurück.

„In zwanzig Minuten geht unser Flug. Besser wir suchen uns einen gemütlichen Platz.“

Die beiden gingen in die Wartehalle und setzten sich auf eine Bank. Der große Holoschirm vor ihnen zeigte die Abflugzeiten an. Matt schaute kurz auf den Schirm, dann holte er sein Handy raus. Er guckte das Ergebnis vom Spiel von gestern Abend nach. Bisher hatte er noch keine Zeit gehabt. Nach kurzer Ladezeit wurde das Ergebniss angezeigt: 27:26 für die Seahawks. Matt musste sich zusammenreißen, um nicht vor Freude loszuschreien.

„Yes, Super Bowl!“, sagte er leise. Zum ersten Mal nach drei Jahren waren die Seahawks wieder im Super Bowl.

„Wer ist drin?“, fragte James überrascht.

„Die Seahawks.“

„Du bist Seahhawksfan?“, fragte er ungläubig.„Aber natürlich.“

„Cool. Ich nicht.“

„Von wem bist du Fan?“

„Niemandem.“

„Na toll. Ein Amerikaner, der kein Football mag“, meinte Matt ironisch.

„Jaja, das kriege ich ständig zu hören“, antwortete James achselzuckend. James wandte sich seinem eigenen Handy zu und beendete damit das Gespräch.

Zwanzig Minuten später bestiegen die beiden ein großräumiges Shuttle und setzten sich auf ihre Plätze. Dann hoben sie ab und ließen Washington hinter sich.

Der Pilot begann nach zwei Stunden mit dem Sinkflug. Unter ihnen tauchte eine riesige künstliche Insel auf. Darauf war eine riesige Stadt von der Größe New Yorks. Viele kleinere Inseln umgaben die Hauptinsel. James starrte gebannt nach draußen. Er hatte noch nie Atlas-City gesehen. Zwischen den Wolkenkratzern konnte man immer mal wieder ein Blick auf das Regierungsgebäude werfen. Es war ein gewaltiges Bauwerk mit einer riesigen Kuppel über dem Sitzungssaal. Nach einigen Minuten Sinkflug landete das Shuttle auf dem größten Raumhafen außerhalb der Stadt. Der Raumhafen lag auf der drittgrößten Insel der Gruppe.

Matt und James verließen das Shuttle über die Gangway und gingen zu der Sicherheit. Die Beamten dort waren total überrascht, zwei IBI-Agenten zu sehen. Zwei Männer führten Matt und James in einen kleinen Besprechungsraum.

„Wie können wir helfen, Sir?“, fragte einer der beiden in dem kleinen Raum.

„Wir benötigen ein Fahrzeug rüber zum UNSC“, sagte Matt.

„Zum UNSC?“, wiederholte der Mann.

„Sind Sie ein Papagei? Natürlich zum UNSC“, antwortete Matt mit aggressivem Unterton.

„Okay, schon klar. Wir werden ihnen ein Skycar zur Verfügung stellen“, sagte der Beamte eingeschüchtert.

„Danke“, sagte Matt erleichtert.

„Das Skycar wird am Frachttor auf Sie warten.“

Matt verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. Schnell folgte James ihm. Zielstrebig verließ Matt die riesige Halle auf das Rollfeld und ging zum Frachttor. Gerade fuhren zwei LKW mit großen Containern auf das Gelände. Scheinbar kamen sie aus der Stadt, wo die Frachtshuttles nicht landen konnten.

Die beiden gingen an den LKW vorbei durch das Tor. Ein kleines schwarz weißes Skycar mit Blaulicht stand am Seitenrand. Matt stieg auf der Fahrerseite ein, James auf der Beifahrerseite. Leise sprang der Elektromotor an. Matt startete die Antigravlifte und der Wagen begann zu schweben. Langsam flog der Wagen los und reihte sich in den Strom von anderen Wagen auf der Hauptstraße ein. Matt schaltete das Blaulicht ein und trat auf das Gas. Die Wagen wichen zur Seite aus, als Matt angeschossen kam. Unter ihnen schoß die Asphaltstraße hin, während sie etwa vierzig Meter über ihr flogen. Nach ein paar Kilometern bog Matt nach links ab und hielt auf eine Brücke zu. Kurz vor der Brücke schwebte Matt zu Boden. Ein großes Tor versperrte den Weg. Zwei voll ausgerüstete Soldaten verließen ein kleines Wachhäuschen und kamen auf den Wagen zu.

„Ausweise bitte und den Kofferraum öffnen“, sagte der rechte Soldat. Matt und James holten ihre Ausweise raus und zeigten sie vor.

„Das IBI besucht uns? Wie selten. Würden Sie trotzdem bitte den Kofferraum öffnen.“

Matt öffnete den Kofferraum. Langsam ging die Klappe hoch. Der linke Soldat ging hinter den Wagen und schaute in den Kofferraum. Er nickte, dann startete er eine kleine Scandrohne. Sie flog um den Wagen herum und scannte ihn dabei auf Bomben oder große Waffen.

„Nichts gefunden“, sagte der linke Soldat.

„Alles klar, Sie dürfen weiterfahren.“

Das Tor öffnete sich und Matt fuhr los. Diesmal schwebten sie nur etwa einen halben Meter über dem Boden. Nach kurzer Zeit kamen sie an einem großen Panzertor an. Langsam öffnete es sich. Dahinter lag ein riesiger Fahrzeughangar. Parkplätze für Zivilfahrzeuge befanden sich links vom Panzertor. Dahinter waren Stellplätze für Trucks, Humvees, LAVs und Panzer. Matt parkte den Wagen und stieg aus. Er war überwältigt von der schieren Größe des Hangars. Wie viel das wohl gekostet hat. Und der Steuerzahler musste den Scheiß bezahlen.

Ein kleiner Trupp Soldaten kam auf sie zu. An der Spitze war ein Admiral in weißer Paradeuniform, mehrere Orden zierten seine Brust. Es war ein älterer Mann mit grauem Haar. Er blieb vor Matt stehen.

„Sie sind Special Agent Matteo Credo, richtig?“, fragte der Admiral.

„Ja, der bin ich. Sie sind dann Admiral Baker?“, antwortete Matt.

„Ja, ich dachte, Sie wären zu zweit? Haben Sie ihren anderen Agent ins Wasser geworfen?“, fragte Baker.

Erst jetzt fiel Matt auf, dass James fehlte. Matt schaute sich um und entdeckte James bei einem LAV. Matt winkte ihn zu sich. Sofort lief James zu der kleinen Gruppe.

„Entschuldigung Boss. Ich habe nicht gesehen, dass wir empfangen werden“, sagte James schuldbewusst.

„Beim nächsten Mal einfach gucken.“ Matt hatte das Gefühl, viel zu nachsichtig mit James zu sein.

„Ihr beide seid bestimmt wegen der Akte hier?“, fragte der Admiral.

„Stimmt. Haben Sie schon herausgefunden, welche fehlt?“

„Ja, ich zeige sie Ihnen.“

Baker führte die beiden durch mehrere Gänge in einen Serverraum. Zu Matts Überraschung standen mehrere altmodische Aktenschränke mit Papierakten am hinteren Ende des Raumes. Sie gingen zu den Schränken. Die Soldatengruppe blieb vor dem Raum stehen.

„Alles, was sie jetzt sehen, steht unter höchster Geheimhaltungsstufe. Sie wissen, dass alles in diesem Raum bleibt und nur das, was für die Ermittlung benötigt wird, an den Rest eures Teams weitergegeben werden darf“, klärte Baker sie auf.

„Schon klar“, antwortete James.

Baker zog einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und öffnete eine Schublade des Aktenschrankes.

„Dies sind alle Akten bezüglich Terrorverdächtigen oder Terroristen. Murdocks Akte war auch hier. Bis sie gestern verschwand“, sagte Baker.

„Wer hat alle Zugriff auf die Akten?“, fragte Matt.

„Der gesamte Admiralsstab, die Einheitenführer, und alle Mitarbeiter der Geheimdienste mit einer Freigabestufe sieben“, zählte Baker auf.

„Das grenzt die Verdächtigen ein. Hätte Headburns die Akte nehmen können?“

„Nein, er hatte keine Freigabe.“

„Ist es denkbar, dass Commander Cabot sie ihm gegeben hat?“

„Hören Sie. Jacob ist mein bester Mann. Er hat mehr Leben im dritten Weltkrieg gerettet, als sie jemals werden. Er würde niemals die Menschheit verraten!“, brauste Baker auf.

„War nur eine Vermutung“, versuchte Matt, ihn zu beschwichtigen. „Haben Sie denn eine Liste aller Mitarbeiter mit Zugriff auf die Akten?“

„Tut mir leid, aber das ist eine interne Angelegenheit. Sollten wir etwas Relevantes finden, werdet ihr sofort informiert. Noch Fragen?“

Matt musste seine plötzlich aufkeimende Wut niederkämpfen. Sie wurden schon wieder behindert.

„Nein“, sagte er mit Groll im Unterton.

„Gut, ich muss zu einer wichtigen Besprechung. Sie finden bestimmt alleine raus. Immer der grünen Linie folgen.“

Baker verließ hastig den Raum. Matt und James verließen ihn ebenfalls. Als die beiden außerhalb der Hörweite der Soldaten vor dem Eingang waren, fing James mit einer Vermutung an: „Die scheinen diesen Cabot hier ziemlich in den

Himmel zu loben. Was, wenn er diesen Schutz ausnutzt und geheime Daten verkauft?“

„Das glaube ich eher weniger. Auch wenn ich nichts für das Militär übrig habe, kenne ich Cabot. Als Baker erwähnte, dass der Mann ein Kriegsheld ist, erinnerte ich mich“, sagte Matt.

„Und, wer ist er?“

„Schon einmal vom dunklen Sturm gehört?“

„Ja, er hat doch die SF-1 aus einem Hinterhalt gerettet.“

„Genau der ist Cabot. Durch diese Aktion und der Evakuierung einer ganzen Stadt wurde er quasi zur Legende. Auch wenn ich gehört habe, dass man ihn besser nicht so nennt.“

„Oh. Das heißt, wir arbeiten mit einer Legende zusammen?“

„Ich würde ihn nicht Legende nennen, aber ja.“

„Cool!“ James schien Jacob zu bewundern. Matt hat nichts für ihn übrig.

Die beiden gingen zu ihrem Wagen und verließen die Basis. Die Fahrt durch die Stadt über schwiegen sie. Matt brütete darüber, weshalb Baker sich geweigert hatte, ihnen die Liste zu geben. Bei denen ist doch gewaltig was faul.

Am Raumhafen gaben sie den Wagen zurück und bestiegen das Shuttle. Matt war immer noch in Gedanken und verpasste die Landung in Washington komplett. Erst als James in antippte, schreckte er hoch und merkte, wo sie waren. „Sorry, war in Gedanken“, sagte Matt.

„Worüber hast du nachgedacht?“

„Wieso das UNSC uns nicht die Liste geben will.“

„Ist doch klar. Sie wollen die Identitäten der Personen geheim halten. Ich bezweifle sogar, dass wir überhaupt erfahren werden, wer die undichte Stelle war.“

„Da kannst du sogar recht haben.“

Sie verließen das Gebäude und gingen zum Parkplatz. Plötzlich klingelte Matts Handy. Er holte es raus und nahm den Anruf an. Ein Hologramm von Ivory erschien vor ihm. James stellte sich sofort neben ihn.

„Wir haben den Attentäter ausfindig gemacht. Er war auf mehreren Überwachungsvideos zu sehen.“

„Okay, wo wohnt er?“

„2025 Martin Luther King Jr Ave, ein Einsatzkommando ist schon unterwegs.“

„Sind schon unterwegs.“

Matt sprang in das Auto. James stieg auch ein. Sofort raste Matt los und schaltete sein Blaulicht und Sirene ein.

„Wo hast du eigentlich fahren gelernt?“, fragte James, als Matt um eine Kurve ballerte.

„Auf einem leeren Parkplatz“, meinte Matt schulterzuckend.

„Sehr witzig.“ James hielt sich krampfhaft fest.

Tod eines Soldaten

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