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Die Hochzeit 1

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An einem Samstagnachmittag stand Anna Svärd auf der Veranda des Schulzenhofes und sah einem Schlitten entgegen, der in langsamer Fahrt durch die Allee daherkam. Es war Winter und bitterkalt, aber sie fühlte die Kälte nicht. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und ihre Wangen glühten. Sie wußte, wer in dem Schlitten saß – er, dem sie mit den Zugvögeln Grüße geschickt hatte.

Anna Svärd befand sich nun schon vier Monate zur Ausbildung auf dem Schulzenhof, und sie war da in einer richtigen Schule gewesen. Frau Ryen hatte sie gelehrt, darauf Achtung zu geben, wie sie selbst ging und stand, wie sie aß und trank, wie sie sprach und antwortete, wie sie grüßte und sich verabschiedete, wie sie lachte und hustete, wie sie nieste und gähnte und noch tausend andere Dinge. Niemand hätte verlangen können, daß aus Anna Svärd in so kurzer Zeit eine richtige Dame geworden wäre, aber Anna hatte doch gelernt, Unterschiede zu sehen. Wenn sie jetzt nach Medstuby hineinkam, merkte sie, daß es in der Kammer ihrer Mutter nach dem Stall und der Scheune roch, daß Jobs-Erik den Tabakssaft auf den Zimmerboden spuckte, sie hörte, daß ihr Bruder bei jedem Wort fluchte und daß der Werktagspelz ihrer Mutter vor Schmutz starrte. So etwas war ihr früher nie aufgefallen; jetzt verursachte es ihr ein gewisses Unbehagen.

Vor allem aber war sie sich ihrer eigenen Fehler und Mängel bewußt geworden, und als sie jetzt den Schlitten mit ihrem Bräutigam daherfahren sah, war es nicht lauter Freude, die sie fühlte, denn möglicherweise gefiel sie ihm gar nicht mehr, wenn er sie zwischen gebildeten Leuten sah. Schultheißens hatten zwei Töchter – nun ja, diese hatten allerdings Stubsnasen und ganz helles Flachshaar; aber wie konnten sie sich bewegen! Welch leichten Gang hatten sie, und wie schön klang es, wenn sie redeten! Und wie zierlich waren sie gekleidet! Wenn Anna doch nur die Mittel gehabt hätte, sich auch städtische Kleider anzuschaffen! Aber zu ihrem großen Kummer trug sie immer noch ihre Volkstracht. Eine Pfarrfrau in Wärmland konnte doch nicht so bunt wie ein Grünspecht herumgehen!

Außerdem wußte sie gar nicht recht, warum der Bräutigam kam, und das beunruhigte sie auch. Vielleicht kam er geradezu hergereist, um die Verlobung aufzulösen.

Gleich nach Weihnachten hatte er zwar die nötigen Papiere geschickt, damit sie in der Kirche aufgeboten werden konnten. Und die Leute sagten, wenn ein Paar in der Kirche dreimal aufgeboten worden sei, dann sei es so gut wie verheiratet. Aber auch das gab ihr keine Sicherheit.

Alle Leute in Medstuby hatten sich über das Aufgebot gefreut. Jobs-Erik zum Beispiel hatte nicht so recht an die Hochzeit glauben wollen. Aber am dritten Sonntag hatte der Oheim feierlich erklärt, er werde ihr die Hochzeit ausrichten. Ein dreitägiges Fest sollte es werden, wie man noch nie eines gesehen habe, mit Speisen und Getränken in Hülle und Fülle, mit Spielleuten und Tanz und Scherz und Kurzweil bis tief in die Nacht hinein. Denn wenn seine Nichte eine so gute Heirat mache, müsse die Hochzeit auch danach sein. Eine der Schultheißentöchter hatte in Annas Namen an den Bräutigam geschrieben und ihm Jobs-Eriks Versprechen mitgeteilt; aber merkwürdigerweise war auf diesen Brief nur die Antwort eingelaufen, daß er Anna selbst besuchen werde. Hatte er vielleicht seine Verlobung bereut, als er erfuhr, daß man schon von der Hochzeit redete? Oder was sollte dieser Besuch bedeuten? Nein, Anna kam nicht zu einer richtigen Lösung dieser Fragen, denn der Schlitten hatte jetzt den Hügel hinter sich und fuhr in den Hof herein. Nun würde sie ihn also wiedersehen, und das war herrlich! Wie es nun gehen mochte, schön und gut war es, daß sie ihn wiedersah.

Als er aus dem Schlitten stieg, stand nicht nur Anna Svärd auf der Hausstaffel, nein, auch der Schultheiß und die Frau Schultheiß hatten sich auf den Stufen aufgestellt, um den Gast zu begrüßen. Nun trat er zu ihr, schlang die Arme um sie und wollte sie küssen. Aber sie wurde ganz verlegen und entzog sich dem Kuß. Sie konnte sich doch nicht von ihm küssen lassen, wenn die andern dabei waren und zusahen! Im nächsten Augenblick fiel ihr allerdings ein, wie es bei den Herrschaften Brauch und Schick war: Da küßte man sich in Gegenwart anderer, und nun ärgerte sie sich über sich selbst, weil sie sich dumm benommen hatte.

Sobald Karl Artur sich seines Pelzmantels entledigt hatte, gingen alle miteinander ins Eßzimmer, wo der Kaffeetisch mit den feinsten Tassen des Hauses und mit vielen leckeren Kuchen gedeckt war. Anna bekam ihren Platz neben ihrem Bräutigam. Sie hatte ja jetzt schon jeden Tag mit der Schultheißenfamilie Kaffee getrunken und wußte also, wie sie sich zu benehmen hatte. Aber einmal ums andere vergaß sie das Gelernte. Ohne daran zu denken, goß sie ihre Tasse so voll, daß der Kaffee überfloß, und ihr Stück Zucker steckte sie in den Mund und schlürfte den Kaffee hindurch. Sie benahm sich, wie wenn sie mit Mutter Svärd und Ris-Ingeborg Kaffee tränke, und plötzlich warf ihr die Frau Schultheiß einen Blick zu, worüber sie sich an dem Kaffee fast verschluckte.

Wieder ärgerte sie sich über sich selbst, tröstete sich aber damit, daß dies nichts zu sagen habe. Immerhin stand doch nicht alles so, wie es sollte, das fühlte sie wohl. Ihr Bräutigam war nicht so gegen sie wie bei ihrem letzten Beisammensein. Ach, er war sicherlich nur gekommen, um die Verlobung aufzuheben!

Während man Kaffee trank, hörte Anna eifrig zu, und sie erkannte wohl, wie gebildet und ausgesucht er sich mit der Schultheißenfamilie unterhielt. Wie leicht und gewandt wurden von beiden Seiten liebenswürdige Dinge gesagt! Karl Artur dankte der Familie für alles, was sie in diesen vier Monaten an seiner Braut getan habe, und Frau Ryen erwiderte, er sei ihnen durchaus keinen Dank schuldig; im Gegenteil, eher müßte sie sich bedanken, denn Anna sei sehr tüchtig und habe sich im Haushalt außerordentlich nützlich erwiesen.

Alle miteinander, sowohl die Frau Schultheiß als auch der Herr Schultheiß mitsamt den Töchtern, sahen, seit der Bräutigam angekommen war, viel freundlicher aus und sprachen mit sanfteren Stimmen. Sie hatten wohl nicht erwartet, daß er so war, wie er sich jetzt zeigte. Vielleicht hatten sie sich eingebildet, er sei bucklig oder einäugig. Sicherlich hatten sie geglaubt, er müsse irgendeinen Fehler haben, wenn er ein armes Dalmädchen heiraten wolle.

Und das konnte Anna ihnen wohl verzeihen, denn auch sie hatte nicht mehr gewußt, wie schön und in allen Teilen vollkommen er war. Sie fragte sich, ob die andern wohl den hellen Schein sähen, der auf seiner Stirn lag. Und eine Wohltat war es, daß seine Augenlider so schwer waren und er sie meist gesenkt hielt, denn sonst hätte man nur immer regungslos in diese tiefen, wundervollen Augen hineinschauen wollen. Es sah aus, als fühle sich der Bräutigam höchst behaglich bei der Schultheißenfamilie. Der Kaffeetisch war abgeräumt, aber er blieb noch eine ganze Weile in eifriger Unterhaltung sitzen. Nicht allein der Schultheiß und seine Frau, sondern auch die beiden Töchter mischten sich in das Gespräch. Anna meinte, sie nähmen ihr den Bräutigam vollständig weg, und mit jeder Minute wurde ihr trauriger und sonderbarer zumut.

Ja, zu denen g'hört er, dachte sie. Aus mir macht er sich nix mehr. Jetzt sieht und merkt er, daß ich nit für ihn pass'. Jetzt bin ich für ihn und für die andern gar nicht mehr vorhanden.

Doch ja, jetzt drehte er sich zu ihr um. Er schlug die Augen auf und warf ihr einen Blick zu, den sie genauso empfand, wie wenn die Sonne plötzlich hinter einer Wolke hervorbricht. Er sagte, er möchte jetzt gern ins Pfarrhaus gehen, ob es nicht sehr weit entfernt sei? – Nein, weit sei es gerade nicht; er müsse nur die Dorfstraße entlang gehen und sich dann links wenden. Es liege eine kleine Strecke nördlich von der Kirche entfernt.

Anna sagte das ziemlich unfreundlich; alle Anwesenden merkten es und sahen sie verwundert und mißbilligend an. Aber sie konnte nicht anders antworten, obgleich sie ganz genau wußte, daß es dem Bräutigam vollkommen ernst war; denn eigentlich hätte er doch, anstatt ins Pfarrhaus zu gehen, ihre Mutter und andere Verwandte aufsuchen sollen.

»Ich dachte, du werdest mir den Weg zeigen«, sagte er.

»O ja, das kann ich woll«, versetzte sie.

Sie wollte sich nicht weigern, denn jetzt wollte er offenbar allein mit ihr reden, um Schluß zu machen. Aber sie konnte nicht freundlich und glücklich aussehen; das Herz lag ihr wie ein toter Klumpen in der Brust, denn er war ja in allem so ganz anders geworden. Die andern, die ihn früher nicht gesehen hatten, konnten freilich nicht merken, wie verändert er war.

Aber es wurde noch schlimmer. Als er schon im Begriff war, hinauszugehen, um seinen Pelzmantel anzuziehen, fiel ihm plötzlich etwas ein. Und da bat er den Schultheiß und seine Frau, ein paar Worte allein mit ihnen reden zu dürfen. Jawohl, sie seien bereit dazu. Sie nahmen ihn in die Amtsstube, während Anna und die Töchter im Eßzimmer zurückblieben. Keines von ihnen sprach ein Wort, aber Anna schien es, als sähen sie sie recht mitleidig an. Sie hätte ihnen gerne gesagt, sie wisse wohl, um was es sich handle, und sie werde es schon verwinden. Es sei gar nicht so schlimm für sie, denn sie könne ja wieder ihren Ranzen auf den Rücken nehmen, falls nichts aus der Heirat werde.

Schultheißens sahen ganz bekümmert und ernst drein, als sie wieder ins Eßzimmer zurückkamen, und das konnte Anna wohl verstehen. Nun hatten sie sie hier im Hause gehabt und sich alle Mühe gegeben, ihr gute Manieren beizubringen, und nun hatten sie erfahren, wie unnötig das alles miteinander gewesen war.

Als Anna und ihr Bräutigam auf die Landstraße hinausgekommen waren, gingen sie so weit wie möglich voneinander entfernt; aber es war erst Ende Februar, und so hatte die Sonne den hohen Schneewällen noch nichts anhaben können; diese lagen noch unberührt an beiden Seiten des Weges da. Der Fahrweg dazwischen war sehr schmal, und es fiel Anna schwer, sich so weit von ihrem Bräutigam entfernt zu halten, wie sie wünschte.

Die Tage waren indes schon recht lang geworden, und es herrschte jetzt noch helles Tageslicht. Eine schmale Mondsichel schaute vom bleichen Himmelsgewölbe herab. Anna meinte, die Sichel dort droben sehe gefährlich scharf und feingeschliffen aus. Ach, das ist wohl die Sichel, mit der mein Glück abgemäht werden soll!

Anna war an Kälte gewöhnt und machte sich sonst nichts daraus, ob es auch noch so kalt war. Aber so bitterkaltes Wetter wie an diesem Abend hatte sie noch nicht erlebt. Bei jedem ihrer Schritte knirschte der Schnee laut unter ihren Füßen, 's ist nit verwunderlich, daß d'r Schnee jammert, dachte sie. 's tut ihm weh, weil alle die Schritt', die auf ihm 'rumtret'n, so kummervoll sind.

Schließlich erreichten sie den Pfarrhof, und da erst brach Karl Artur das Schweigen. »Nun erwarte ich von dir, Anna, daß du dich dem nicht widersetzt, um was ich den Pfarrer bitten will. Du wirst wohl begreifen, daß ich es so einzurichten versuche, wie es für uns beide am besten ist.«

Nein, sie werde gewiß keinen Widerstand leisten, darüber könne er ganz beruhigt sein. Er solle es ganz nach seinem eigenen Wunsche einrichten.

»Ich danke dir für dieses Versprechen«, sagte er.

Hierauf gingen sie in das Studierzimmer des Pfarrers und fanden ihn da an seinem Schreibtisch sitzen. Es war ja Samstagabend, und er war wohl bei seiner Predigt. Er warf auch den beiden, die eben hereinkamen und ihn störten, durchaus keine freundlichen Blicke zu. Der Bräutigam stellte sich vor, und als der Pfarrer hörte, daß es ein Amtsbruder war, der ihn zu besuchen kam, da setzte er gleich ein anderes Gesicht auf.

Anna Svärd war an der Tür stehengeblieben und verhielt sich ganz still, während die beiden Pfarrer die üblichen Reden austauschten. Aber nach einer kleinen Weile trat der Bräutigam zu ihr, nahm sie bei der Hand und stellte sich mit ihr vor dem Pfarrer auf.

»Herr Oberpfarrer«, sagte er, »ich weiß, Ihre Zeit ist sehr besetzt, und ich will daher nicht zögern, Ihnen das vielleicht etwas eigentümliche Anliegen vorzutragen, weswegen ich hierhergereist bin. Es wird Ihnen gewiß nicht schwerfallen, Herr Oberpfarrer, sich in die Gefühle der Liebe und Sehnsucht eines jungen Mannes hineinzuversetzen. Erst am Tage vor meiner Abreise kam mir der Gedanke, welch ein Glück es wäre, wenn ich nicht allein nach Korskyrka zurückkehren müßte, und dieser Gedanke entzückte mich. Aber war eine Möglichkeit vorhanden, ihn in die Tat umzusetzen? Das kleine Heim, das ich für mich und meine Gattin ausersehen hatte, war fast fertig. Gute Freunde versprachen mir, die Maler und Schreiner anzutreiben, damit wir Ende nächster Woche einziehen könnten. Diese Sache braucht also kein Hindernis zu sein.«

Anna Svärd sah, daß des Pfarrers Gesicht einen ganz abweisenden Ausdruck angenommen hatte. Er war gewiß fest entschlossen, Einwendungen zu machen, allein der Bräutigam ließ ihn nicht zu Wort kommen.

»Am letzten Dienstag fuhr ich ab und hätte eigentlich schon am Donnerstag oder Freitag in Medstuby eintreffen sollen, doch ein widriges Schicksal warf alle meine Berechnungen über den Haufen. Ermattete Pferde, dem Trunk verfallene Wagenführer, Eisgang auf den Flüssen haben mein Eintreffen hier bis zu diesem Nachmittag unmöglich gemacht. Aber, Herr Oberpfarrer, soll all dies wirklich diese mir so lieb gewordenen Hoffnungen vernichten können? Der hauptsächlichste Einwand wäre gewesen, daß meine Braut sich schon auf die große Hochzeit gefreut habe, die der Oheim auszurichten versprochen hat. Ich kann diese ihre Freude wohl verstehen. Aber nicht einen Augenblick habe ich daran gezweifelt, daß sie auf ein Gastmahl verzichten will und sofort mit mir ziehen wird. Und so frage ich Sie nun, Herr Oberpfarrer, ob Sie uns morgen nach Schluß des Gottesdienstes in der Kirche trauen wollen?«

Der Pfarrer zögerte ein paar Augenblicke mit der Antwort. Er kannte seine Gemeinde und wußte wohl, wie viele sich schon auf das große Gastmahl freuten, und so fürchtete er, man werde ihn tadeln, wenn er die Änderung billige.

»Meine lieben jungen Freunde!« sagte er. »Wollt ihr nicht den Rat eines alten Mannes befolgen und von dieser Anordnung abstehen? Sie, Herr Magister, werden verstehen, daß hier bei uns von dieser Heirat sehr viel geredet worden ist. Man erwartet nicht, sie werde so ganz unbemerkt und überstürzt vor sich gehen. Man hofft auf ein großartiges Fest.«

Der Bräutigam machte eine abwehrende Bewegung. »Lassen Sie mich vollkommen aufrichtig sein, Herr Oberpfarrer. Sie wissen wohl ebensogut wie ich, was eine großartige Hochzeit heißen will. Völlerei, Schwelgerei, Schlägerei, Unzucht. Die ursprüngliche Veranlassung zu meiner Reise war, dem Gedanken an eine solche Art Fest von Anfang an Einhalt zu gebieten, und ich sehe keinen anderen Ausweg, dieses Ziel auf beste und passendste Weise zu erreichen, als durch den Plan, den ich Ihnen zu entwickeln eben die Ehre gehabt habe.«

Der Pfarrer sah zur Zimmerdecke empor und in der Stube umher, wie wenn er nach einem Ausweg suchte, um diesem eigensinnigen jungen Amtsbruder zu entrinnen. Schließlich fiel sein Blick auf Anna Svärd. Da hellte sich sein Gesicht auf, er meinte offenbar, nun den Ausweg gefunden zu haben.

»Herr Magister Ekenstedt, Sie haben mich noch nicht wissen lassen, wie sich Ihre Braut zu diesen meiner Ansicht nach etwas überstürzten Plänen stellt«, sagte er.

Doch Karl Artur antwortete sofort ohne alles Zögern: »Ehe ich in dieses Zimmer eingetreten bin, hat mir meine Braut versprochen, meine Anordnungen gutzuheißen.«

Mit dem besten Willen konnte Anna Svärd hier eine wenn auch noch so kleine Bewegung des Erstaunens nicht unterdrücken, und das sah der Pfarrer. »Aber du, Anna, bist du dir auch vollständig klar über diese Anordnungen?« fragte er, indem er sich direkt an die Braut wandte.

Tiefe Röte überzog ihr Gesicht. Eines war ihr während der Unterredung jedenfalls ganz klar geworden: Karl Artur wollte sich wirklich mit ihr verheiraten. Sie brauchte keine Angst zu haben. Er hatte sie nicht zu gewöhnlich und bauernmäßig gefunden, er wollte sie nach wie vor zu seiner Frau machen.

Aber gleichzeitig war sie unzufrieden und beunruhigt. Warum hatte er nicht vor allen Dingen sie gefragt, ob sie bereit sei, ihn gleich morgen zu heiraten?

Er hat mich nit gradso lieb wie ich ihn, dachte sie; wenn er mich lieb hätt', würd' er z' allererst mich g'fragt hab'n, wie ich 's haben möcht'.

Wenn sie sich aber auch im tiefsten Innern verletzt und benachteiligt fühlte, so war das eine Sache für sich. Etwas anderes war es, den Bräutigam dem Pfarrer gegenüber nicht im Stich zu lassen, und so sagte sie: »Du wirst woll verstehen, lieber Herr Propst, daß ich bereit bin, ihm in die weit' Welt 'nausz'folgen, wohin 's auch immer gehen mag.«

»Nun, Herr Magister, wenn es sich so verhält, dann steh' ich Ihnen natürlich zur Verfügung«, schloß der Pfarrer.

Anna das Mädchen aus Dalarne

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