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Der Krieg um den Rock
ОглавлениеFrau Magister Schicker hatte den Job als Innensenatorin des Zwergenstaats Spinatia bekommen, weil sie ehrgeizig war. Weil sie etwas Großes erreichen wollte. Weil sie vor hatte, der Welt ihren Stempel aufzudrücken. Das sie dem Ministerpräsidenten in Dessous zu Dienste stand war dabei kein Hinderungsgrund.
"Wir leben mittlerweile im 21. Jahrhundert!" erklärte sie also eines Tages im Landessenat, "und auf unseren Ampeln sind man immer noch ein männliches Männchen stehen, bzw. gehen. Das ist sexistisch und chauvinistisch! Das muss geändert werden!"
"Sollen wir stattdessen ein weibliches Männchen zeigen?" fragte jemand von der Opposition.
"Ein weibliches Männchen?!" entrüstete sich Frau Magister Schicker, "ich verbitte mir diese Formulierung!! Mein Vorschlag in dieser brisanten Situation ist alle Ampeln im Lande auszutauschen und neue aufzustellen, die neben der männlichen Figur auch eine weibliche Figur zeigen! Wir als Grüne sind immer noch die erste Partei, die sich für die Gleichberechtigung einsetzt!"
Am Abend, als der Ministerpräsident seine Innensenatorin in Dessous traf, meinte er noch, wer das alles bezahlen solle.
"Kürz halt die Sozialleistungen" schlug Frau Magister Schicker vor, "diese Sozialhilfeempfänger sind sowieso schreckliche Leute. Keinerlei Geschmack. Wie die immer angezogen sind..."
Der Ministerpräsident überlegte kurz.
"Aber nur", sagte er dann, wenn ich wieder Mama zu dir sagen darf." Und so geschah es.
*****
Sir Bodo Bodovic, seines Zeichens Chef der Geheimpolizei von Spinatia, schnaufte hinter seinem Schreibtisch. Schnauf. Und Schnauf. Sein Gesicht leuchtete rötlich. Sein prächtiger Schnurrbart war dichter als das verblichene Haar auf seinem Kopf. Sir Bodo tat sich ein bisschen schwer mit dem durchatmen, kam er doch selten zu regelmäßiger Bewegung. Als Geheimpolizeichef eines 7.000 Einwohnerstaats hatte er nicht viel zu tun. Auch hatte er nur einen Mitarbeiter, Smythee, den Bodovic stets seinen besten Mann nannte. Smythee trug gerne Cordsakkos und Schnürlsamthosen, mit seinen Brillen und seinem stets umgebundenen Mascherl wirkte er eher wie ein Lehrer als ein Geheimagent mit stählernen Nerven. Denn die hatte Smythee. Wenig konnte ihn aus der Ruhe bringen, große Freude schien ihm ebenso fremd zu sein wie große Trauer. Sein unspektakuläres Wesen war die perfekte Ergänzung zu Bodovics gelegentlichen sentimentalen Gefühlen. Und so saßen die beiden oft tagelang in ihren Büros, tranken Tee, bauten Papierflieger, tranken Kaffee, ordneten ihre Stempel und gingen in die Kantine. Jeden Montag morgen trafen sich sich zur wöchentlichen Sicherheitsbesprechung.
"Spinatia wird von niemandem bedroht!" vermeldete also Smythee eines Tages, kurz nachdem die neuen Ampeln aufgestellt worden waren. Sir Bodo Bodovic rieb sich freudig die Hände.
"Gratuliere zu Ihrer guten Arbeit", sagte er, "und diesmal gibts auch eine Gratifikation!"
"Tatsächlich?" war Smythee überrascht.
"Klar", lachte Bodovic, "kommen Sie mal mit in unser Labor!"
Und so führte Bodo Bodovic seinen besten Mann gleich in Spinatias Waffenkammer, die sich als Werkstatt im Keller entpuppte. Zwei Werkbänke standen darin, an der Wand waren fein säuberlich Hämmer, Feilen, Zangen und dergleichen drapiert. Bodovic und Symthee wurden bereits von Professor Weinberl erwartet.
"Freut mich sehr, Herr Bodo", zischte Weinberl. Er hörte sich an, als würde er nur beim Einatmen sprechen.
"Hallo Professor! Ich habe dem Jungen", Bodovic deutete auf Symthee, "versprochen ihn mit neuen Gadgets auszurüsten. Haben Sie etwas da?"
"Sssselbstverständlich", zischte Weinberl und schlurfte ins Hinterzimmer, Bodovic und Smythee folgten ihm.
Der Boden des Hinterzimmers war mit den Überresten von Haushaltsgeräten gesäumt. In der Mitte des Raums stand ein 1 Meter 50 großer Roboter, der aussah wie ein illegitimes Kind der Liebe eines Papierkorbs und eines Gartenzwergs. Auf der Brust des Roboters blinkten verschieden farbige Lichter, an seinem Kopf prangten zwei Zöpfe.
"Ich präsentiere Ihnen Modell B-26!" zischte der Professor stolz.
"Na, da haben Sie ja ein schönes Spielzeug bei all Ihren Unternehmungen", sagte Bodovic zu Smythee, "wenn Sie mich bitte entschuldigen."
Der Geheimdienstchef ging zurück in sein Büro, um sich seinen Biskuits zu widmen. Smythee beäugte B-26 skeptisch von allen Seiten.
"Und was macht es?" fragte er.
"Nun, erstmal kann es fahren", erklärte Weinberl zischend und drückte einen Knopf am Rücken des Roboters. Der rollte prompt aus dem Hinterzimmer hinaus in die Werkstatt und blieb dort stehen. Weinberl und Smythee folgten ihm.
"Was noch?"
"Das mit dem Kaffeekochen hat leider nicht so recht funktioniert", zischte Weinberl, "aber Sie können ihn durchaus als Stehlampe verwenden!"
Der Professor drückte einen anderen Knopf am Rücken des Roboters und dessen Kopf erstrahlte hell.
"Sehr fein", bemerkte Smythee nicht überzeugt, "aber warum hat er zwei Zöpfe am Kopf? Ist er etwa ein Mädchen?"
"Ein Mädchen?! Ein Roboter ein Mädchen?!" zischte Weinberl und begann schallend zu lachen.
"Na Sie machen mir Spaß! Wie kann denn ein Roboter ein Mädchen sein?! Roboter haben doch kein Geschlecht!!" erklärte Weinberl.
"Und warum dann diese Zöpfe?"
"Er ist Jude", sagte Weinberl und legte einen kleinen Schalter am Roboterrücken um. Der Kopf von B-26 hörte auf zu leuchten und drehte sich einmal im Kreis, als sehe er sich um.
"Es-gehört-Chuzpe-dazu-diesen-Schmonzes-ein-Labor-zu-nennen!-Überall-nur-Tinnef!" sagte der Roboter darauf in blechernem Tonfall.
*****
Angus McStalin war, wie man sich anhand seines Namens leicht denken kann, Schotte. Zudem war er General und, wie man sich deswegen leicht denken kann, viel bei den Waffen. Er spuckte gern vor den Engländern aus, was er sich besonders hoch anrechnete. Sein schottischer Nationalstolz war groß, seine Haare rot und zahlreich. Sein Bart bedeckte fast seinen gesamten Körper. Was keine Kunst war, denn Angus maß lediglich einen Meter. Zudem hatte er einen Buckel, ein Glasauge und als linkes Bein fungierte schon lange eine Holzprothese. Diese Fakten taten allerdings nichts, um sein Selbstvertrauen in irgendeiner Weise einzuschränken.
Und nun das hier.
Angus war eigens nach Spinatia gekommen, um das Holzbeinmuseum zu besuchen, welches die einzige Touristenattraktion und Haupteinkommensquelle des Landes darstellte.
Der schottische Tourist stand an einem Fußgängerübergang. In der Mitte ein Zebrastreifen. Am Straßenrand Ampeln. Auf den Ampeln: oben ein rot leuchtendes Feld, darunter ein grün leuchtendes. In den Feldern ein Mann mit Hosen und eine Frau mit Rock. Ein Mann mit Rock war da nicht zu sehen.
Angus schnaufte. Ein derartiger Fall von Diskriminierung war ihm noch nicht untergekommen.
"Das bedeutet Krieg", rief er in schottischem Akzent, den Sie sich, lieber Leser, vorstellen müssen. Außer es gibt mal ein Hörbuch von dieser Geschichte. Eine Woche später formierte sich eine kleine schottische Armee, angeführt von Angus McStalin und schickte sich an in Spinatia einzumarschieren.
*****
Smythee und der Roboter warteten in Sir Bodovic's Büro auf den Chef.
"Hast du eigentlich einen Namen?" fragte Smythee.
"Fischbein", antwortete der Roboter.
Bodovic kam hektisch und mit einem Fax unter dem Arm in sein Büro, setzte sich hinter seinen Schreibtisch und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
"Männer", begann Bodovic, "es gibt schlechte Neuigkeiten. Wir sind ein kleines Land. Wir haben nie irgendjemand was getan. Und dann kommt diese blöde Schachtel von Schicker, stellt neue Ampeln auf, und jetzt haben wir den Salat. Eine Armee von Schotten ist bereits unterwegs, uns den Garaus zu machen. Sie fühlen sich durch die rocklosen Männer auf unseren neuen Ampeln diskriminiert."
"Was-für-ein-Schlamassel!" sagte Fischbein.
"Sehr richtig! Irgendwelche Vorschläge?" fragte Bodovic.
"Ich habe schon eine Idee", vermeldete Smythee, froh, dass er endlich etwas zu tun hatte.
"Schießen Sie los!" forderte Bodovic.
"Der Schotte an sich ist ein cleverer kleiner Bastard. Aber er hat eine Schwachstelle. Den Dudelsack. Da schaltet jeder Schotte sein Hirn ab. Wir brauchen also einen Spion mit dem größten Dudelsack, den es gibt. Dem werden sie voller Ehrfurcht alle ihre Pläne erzählen, und der gibt sie dann an uns weiter. So sind wir Ihnen immer eine Nasenlänge voraus. Und in der Zwischenzeit werden wir unsere Spezialtruppe von Major Hannibal Puck einsetzen."
"Großartiger Plan!" freute sich Bodovic, "und wer wird dieser Spion sein?"
"Ich habe da schon eine Idee", sagte Smythee.
"Vielleicht werde ich alt", sinnierte Bodovic, stand mit einiger Mühe von seinem Ledersessel auf und ging zu seinem Fenster, "aber mir ist dieser ganze Spionmist und Kriegsmüll zuwider. Warum soviel Hass? Warum nicht ein bisschen Liebe? Die Liebe ist doch das Tollste, was es gibt! Wenn dein Leben schal und lauwarm ist, gibt dir die Liebe neue Frische und du fühlst dich wieder lebendig. Und in dunkler, finstrer Nacht zeigt sie dir ein Licht."
"Das ist ein Kühlschrank, Sir", erklärte Smythee.
*****
Als Sir Bodo am nächsten Vormittag in Smythees Büro trat, bemerkte er ein Hecheln. Ein äußerst blechern klingendes Hecheln. Es war Fischbein.
"Was-für-eine-Schickse!" keuchte der Roboter.
Beim Fenster stand ein sehr üppig gebautes junges Mädchen ohne Bluse. Smythee malte ihr gerade den Busen rot-grün kariert an.
"Hallo, Sir Bodo", sagte Smythee, "darf ich vorstellen: das ist Becky, meine beste Schülerin!"
"Hallo Sir!" grüßte Becky und reichte Sir Bodo die Hand.
"Sehr schön", stammelte Bodo angesichts Beckys Riesendingern.
"Das ist unser Spion", erklärte Smythee, "mit dem größten Dudelsack der Welt!"
"Ich-will-auch-einen-Dudelsack!" keuchte Fischbein.
"So getarnt schleiche ich mich bei den Schotten rein und kriege ihr Vertrauen!" sagte Becky fröhlich.
"Das könnte aber gefährlich werden. Trauen Sie sich das auch zu?" fragte Bodo und bemerkte wie sein Herz immer schneller schlug.
"Chef, Becky ist Klassenbeste unserer Schulen. Sie beherrscht alle Kampfsportarten, ist ausgebildete Kriminalinspektorin und hat ihre Studien in Philosophie und Physik mit Auszeichnung abgeschlossen."
"Da sind Sie ja bestens geeignet für Ihre Mission", stammelte Bodovic.
"Sir, ich bin besonders froh, dass es endlich mal ein Job ist, wo ich meinen Körper einsetzen kann. Sonst wollen alle immer nur mein Hirn! Ich meine, du triffst dich mit einem gutaussehenden Mann und erwartest eine leidenschaftliche Nacht und dann will er nur über Heidegger und Quantenmechanik diskutieren!" formulierte Becky.
"Was-für-Schmocks!" keuchte Fischbein.
"Aber der Job ist gefährlich", erklärte Sir Bodo, "was sagt denn Ihr Freund dazu?"
"Ein Mann, den ich als Freund haben will, muss schon was Besonderes sein. Und den hab ich leider noch nicht gefunden!" antwortete Becky mit traurigem Blick.
"Gute Arbeit, Smythee", sagte Bodo, "junge Dame, viel Glück bei Ihrer Mission. Ich erwarte einen täglichen Bericht!"
Er schüttelte Becky abermals die Hand und verabschiedete sich.
"Ach Sir Bodo," rief Smythee ihm nach, "ich brauche noch fünf Eimer Farbe!"
"Und-für-mich-einen-Pinsel!" rief Fischbein.
*****
Interviewer: Guten Abend, liebe Zuseher. Steht der Krieg vor Spinatias Haustür? Gleicht unser schönes Heimatland bald einem Schlachtfeld? Müssen die tapferen Mütter unseres Landes bald um ihre Söhne weinen? Wird der Butterpreis steigen? Fragen über Fragen, ausgelöst durch die prekäre politische Situation. Gast im Studio ist heute Innenministerin Ophelia Schicker. Frau Schicker, es gibt Gerüchte, dass ein 8.000 Mann starkes Heer aus wild entschlossenen Schotten vorhat, in Spinatia einzumarschieren. Grund dafür ist der sogenannte Ampelbeschluss, der zu Gefühlen der Diskriminierung bei den Schotten geführt hat. Wie gehen Sie als Verantwortliche damit um?
Schicker: Nun, zuerst möchte ich sagen, dass ich zu hundert Prozent hinter dem Ampelerlass stehe. Es war höchste Zeit, diese Entscheidung zu treffen und umzusetzen. Das Ampeln jetzt auch für Frauen sind, ist ein Symbol für alle Frauen in der Welt! Dass sie forsch nach vorne schreiten sollen! Und das hab ich gern, eine gute Symbolik.
Interviewer: Auch wenn es hunderte von Toten geben kann?
Schicker: Tja, das ist leider der Lauf der Welt. Veränderungen gehen nun mal nicht von heute auf morgen und es muss immer Opfer geben.
Interviewer: Wie gehen Sie denn nun mit der konkreten Situation um? Was sind Ihre Pläne?
Schicker: Ich danke für diese Frage. Ich möchte allen Bürgerinnen und Bürgern des Landes versichern, dass ich nicht raste, sondern Tag und Nacht an der Lösung unserer Probleme arbeite. So bereite ich gerade ein Gesetz vor, das endlich die rassistischen Weihnachtslieder verbietet!
Interviewer: Wie bitte?
Schicker: Na I'm dreaming of a White Christmas!
Interviewer: Und was ist mit den Schotten?
Schicker: Ich kann Ihnen versichern, dass wir hier nicht klein beigeben werden. In diesem Moment schon arbeitet unsere Geheimpolizei an einem Gegenkonzept. Wir werden diese faschistischen Angriffe auf unser Land nicht dulden! Falsch verstandener Nationalstolz, wie ihn die Schotten jetzt betreiben führt zu Faschismus, und da sagen wir Grünen laut und deutlich Nein! So jemand wie Hitler darf nie wieder passieren! Denn eines darf man niemals vergessen: Hitler war nicht nur ein Kriegstreiber, ein Hassprediger und ein Massenmörder. Was viel schlimmer ist: er war politisch nicht korrekt! Die ganzen hohen Positionen bei den Nazis waren von Männern besetzt! Keine einzige Frau hat in der NSDAP Karriere machen können!!
Interviewer: Das bringt uns direkt zu der von Ihnen gegründeten antifaschistischen Vereinigung.
Schicker: Wir haben uns die Gleichstellung aller auf unsere Fahnen geschrieben. Und so heißen wir auch: "Niemals irgendeine Gemeinheit gegenüber einer Rasse."
Interviewer: Abgekürzt N.I.G.G.E.R.
Schicker: Genau.
Interviewer: Was sagen Sie denn zu jenen Kritikern, die Ihnen immer wieder vorwerfen, Sie seien so besessen von der Idee, gut zu sein, dass Sie gar nicht merken, was Sie für einen Unsinn verzapfen?
Schicker: Da kann ich nur sagen, niemand wird mich davon abhalten gut zu sein! Das werde ich mit voller Härte und ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzen! Also keine Witze über N.I.G.G.E.R.!
Interviewer: Themenwechsel. Ihr Sohn hat in letzter Zeit einige Schlagzeilen gemacht. Es scheint, als würde er seine Zeit auf Partys mit leicht oder gar nicht bekleideten Mädchen verbringen. Möchten Sie dazu etwas sagen?
Schicker: Gerade mir als Grüne, aber auch als Frau ist es wichtig, den jungen Männern gewisse Werte, Regeln und Grundsätze näher zu bringen.
Interviewer: Damit Hitler nie wieder passiert?
Schicker: Auch. Es war daher schon ein Schock für mich, als Lorenz mir unlängst seine Freundin vorstellte. Eine Arbeiterin. Ein Mädchen aus der Vorstadt. Ich war natürlich geschockt. Ich habe zu ihm gesagt Eine Frau?! Ja bist denn du verrückt? Glaubst du, ich hab dir als Kind immer Abba vorgespielt, damit du ein Hetero wirst?! Nix wie genieren muss man sich mit dir! Wenn ich mich mit den anderen Grüninnenfrauinnen treff, kann ich mir anhören, was ihre Söhne für interessante Männer nach Hause bringen, Ärzte, Rechtsanwälte, Künstler, Bischöfe! Und du kommst mit einer Proletin daher! Jetzt glauben die Leute vielleicht, ich bin eine Freundin der Arbeiterschaft! Pfui!
Interviewer: Haben Sie sich mit Ihrem Sohn wieder versöhnt?
Schicker: Jetzt hab ich ihn mal mit einem Parteikollegen auf Urlaub geschickt. Und der hat ein Faible für junge Männer und Burschen. Das weiß mein Sohn natürlich noch nicht. Oder vielleicht hat er es ja mittlerweile erfahren. He he!
Interviewer: Und damit verabschieden wir uns für heute.
*****
Smythee saß in seinem Büro und zündete sich eine Zigarette an. Der Roboter rollte durchs Zimmer. Becky war bereits auf dem Weg zu den Schotten.
"Was-machen-wir-jetzt?" fragte Fischbein in seinem metallischen Tonfall.
"Wir warten auf den Mann, der die Schotten ausschalten wird", eröffnete Smythee und schaute verträumt einem Rauchring nach. Dann öffnete sich die Tür und eine bullige Gestalt trat ein.
"Darf ich vorstellen", sagte Smythee zu Fischbein, "Hannibal Puck, Chef für Sondereinsätze!"
"Guten Tag", sprach Puck und musterte Fischbein skeptisch, "Sir, ich möchte Ihnen meine Truppe vorführen!"
"Nur rein damit!"
Sechs uniformierte Männer betraten das Büro und machten Geheimpolizisten Smythee staunen.
"Männer! Aufstellung!" befahl Major Hannibal Puck mit seiner Piepsstimme.
"Puck, verdammt noch mal!" schimpfte Smythee, "das soll eine Armee werden! Warum zum Teufel tragen hier alle Soldaten ein Weihnachtsmannkostüm?!"
"Das ist Teil des Plans, Sir!" erklärte Puck und machte ein verschlagenes Gesicht, "wenn meine Männer in Uniform auftreten, gehen die Schotten gleich auf Angriff. Aber niemand greift Santa Claus an! Jeder liebt den Weihnachtsmann!"
"Damit machen wir uns zum Gespött!" stellte Smythee fest.
"Keineswegs, Sir. Es kommt schließlich darauf an, wie unsere Truppe zuschlägt und dass sie effektiv zuschlägt, und nicht darauf, was sie trägt."
"Was-für-ein-Stuss!" dröhnte Fischbein und Smythee seufzte.
"Na gut, dann führen Sie mir mal vor, wie Ihre Männer arbeiten."
"Sehr wohl, Sir!" salutierte Puck. Die fünf Weihnachtsmänner stellten sich in einer Reihe vor ihrem Chef auf. Smythee seufzte abermals.
"Männer", sagte Puck, "wir werden jetzt eine kleine Vorführung unseres Kampfeswillens machen. Hubermeier, vortreten!"
Ein Santa Claus machte einen Schritt nach vorn. Puck zog eine ausgestopfte Katze aus seinem Mantel hervor und richtete sie wie ein Gewehr auf Hubermeier.
"Nun stirb, du Beschimpfer der Schotten! Har, Har!" lachte Puck.
"Niemals, du rothaariges Monster!" rief Hubermeier, zog einen ausgestopften Pudel aus seinem Mantel hervor und bedrohte damit seinerseits Puck.
"Puck, Sie Volltrottel!" fluchte Smythee und legte die Stirn in Falten, "glauben Sie im Ernst, die Schotten werden mit Hund und Katze anrücken! Die benützen sicherlich MPs!"
"Alles Teil des Plans", erklärte Puck und setzte wieder seinen verschlagenen Blick auf, "psychologische Kriegsführung nennt man das. Die Weihnachtsmänner und die ausgestopften Tiere als Waffen werden die Schotten total in Unsicherheit stürzen und verwirren. So werden sie völlig konfus und kennen sich nicht mehr aus. Da sind sie viel leichter auszuschalten!"
"Um Himmels Willen, der Hund ist geladen!" schrie einer der Weihnachtsmänner, sprang panisch aus dem Fenster und warf dabei Fischbein um.
"Kann-mir-bitte-jemand-aufhelfen?" fragte der Roboter.
*****
Beckys Verkleidung hatte sie mittlerweile sicher ins Feindeslager gebracht. Die Schotten waren von ihrem Anblick ganz begeistert und jeder durfte ihren Dudelsack berühren. Danach wurde sie ins Zelt des Bosses verfrachtet. Als Becky den kleinwüchsigen Angus McStalin dort in Augenschein nahm, wußte sie nicht wie ihr geschah.
"Mein Gott!" stammelte sie.
"Was denn?" fragte Angus, nahm sein Glasauge heraus, spuckte darauf, polierte es und setzte es wieder ein.
"Es ist nur", begann Becky schleppend, "du bist das schönste Geschöpf, dass mir je begegnet ist!"
"Was?" fragte Angus perplex. Becky rang nach Worten. Sie betrachtete den einen Meter großen Mann, dessen Buckel höher lag als sein Kopf mit der langen Nase und dem fehlenden Vorderzahn.
"Das erste Mal, dass meine Augen so ein fantastisches, attraktives Geschöpf in Anschein nehmen", rief Becky enthusiastisch.
"Wie?" fragte Angus perplex.
"Ich sehnte mich immer nach einem lieben Lebenspartner", erklärte Becky, "und ich habe diesen speziellen Geschmack. Aber es gibt wenige attraktive Männer mit künstlichen Körperteilen. Wie du da so vor mir stehts, mit deinem Glasauge und deinem Holzbein, da weiß ich, das ist der Mensch, auf den ich immer gewartet habe."
"Das ist ja süß", sagte Angus geschmeichelt und errötete.
"Sag mal", begann Becky schüchtern aber hoffnungsfroh, "eine Stahlplatte im Kopf hast du vielleicht auch?"
"Ein Holzauge und ein Glasbein reichen dir wohl nicht?!" rief Angus erbost, "nein, eine Stahlplatte im Kopf muss es auch noch sein. Was ist bloß los mit euch Frauen?!"
Aber Becky lächelte schon wieder selig. "Oh wie deine Augen leuchten, wenn du böse bist...ein Auge zumindest", schwärmte sie verträumt.
"Ich würde ja gerne noch mit Ihnen schwatzen, aber ich muss noch einen Angriff planen. Das ist wichtig", erklärte Angus.
"Wichtig?!" sagte Becky und lachte spöttisch, "es gibt nichts mehr was wichtig ist! Ich bin eigentlich eine Spionin, die herausfinden soll, wie ihr Spinatia einnehmen wollt, aber das ist alles nicht mehr von Belang. Wichtig ist nur, dass wir beide einander gefunden haben!!"
"Und das mit dem fantastischsten attraktivsten Geschöpf war ernst gemeint?" fragte Angus.
"Ich bin zwar nur ein einfaches Mädchen vom Land", meinte Becky weltmännisch, "aber ich weiß, was mir gefällt! Krieg ich jetzt einen Kuss?"
"Hm...na gut", sagte Angus und begann an ihrem Dudelsack zu spielen.
Noch am selben Abend stellte Becky über den elektrischen Fernsprechapparat einen Kontakt zu Smythee her und erklärte ihm, dass sie die Seiten gewechselt hatte.
*****
Und so standen schließlich Sir Bodo Bodovic, Smythee und Fischbein, der Roboter an der Grenze von Spinatia am gestreiften Balken, dem sich eine ganze Horde wild entschlossener Schotten näherte.
"Smythee, jetzt wird's ernst. Jetzt sind nur noch Sie und ich da. Und der Roboter."
"Yep", sagte Smythee.
"Da kommen Sie schon", sprach Bodovic, "das müssen mindestens 2000 sein!"
"Yep", sagte Smythee.
"So endet also die Herrlichkeit des Lebens", sinnierte Bodovic resignierend, "und das alles nur wegen einer blöden Ampel!! Warum hat sich diese blöde Trutschn auch so auf die Symbole konzentriert und nicht auf die Liebe? Denn die Liebe ist das Größte, was es gibt! Die Liebe führt dich an Plätze an denen du noch nie warst. Sie bringt dich dem Himmel näher, in ganz andere Sphären entführt sie dich. Selbst Erdteile ist sie imstande zu überwinden."
"Das ist ein Passagierflugzeug, Sir", sagte Symthee.
"Sind-Schotten-eigentlich-koscher?" fragte Fischbein.
"Keine Angst, ich rette euch!" ertönte plötzlich ein Ruf. Ohja, ein Ruf ertönte, was für eine Formulierung. Es war ein Mann in einer Uniform. Es war kein Geringerer als Hannibal Puck. Er lief zur Spinatias Geheimpolizei und lächelte freudig.
"Puck, was zum Teufel tragen Sie da?!" rief Smythee.
"Eine Uniform!" sagte Puck stolz.
"Eine Schaffneruniform!" stellte Smythee fest. Mit missbilligendem Unterton.
"Nichts ist Ihnen recht", grummelte Hannibal Puck.
"Und wie wollen Sie uns retten?" fragte Bodovic.
Pucks Gesichtzüge hellten sich auf.
"Meine Geheimwaffe!" war er ganz stolz und holte etwas Pelziges aus seinem Mantel.
"Ein ausgestopfter Hase?" fragte Bodovic.
"Ha!" sagte Hannibal Puck triumphierend, "wenn sogar ein alter Fuchs wie Sir Bodo drauf reinfällt ist das ein gutes Zeichen! Das ist nämlich gar kein Hase, sondern ein Wiesel!"
Er befreite den vermeintlichen Hasen von seinem Fell und tatsächlich verbarg sich darunter ein ausgestopftes Wiesel. Smythee zögerte nicht lang und schlug Puck mit einem gezieltem Schlag K.O.
Der-ist-echt-meschugge", bemerkte Fischbein.
"Dürfen wir Sie mal stören?" flötete jemand. Vor dem Grenzbalken standen mittlerweile die Schotten und ihr Anführer.
"Mein Name ist Angus McStalin", sagte Angus McStalin, "und wir werden euer Land okkupieren! Denn ihr habt die Schotten beleidigt!"
"Wir entschuldigen uns für alle Unannehmlichkeiten, die unser Ampelerlass euch bereitet hat", stellte Sir Bodo Bodovic klar, "wir können Ihnen versichern, dass wir in keinster Weise vorhatten das Volk der Schotten in irgendeiner Weise zu beleidigen."
Angus McStalin lächelte.
"Das ist gut zu wissen. Aber wir sind auch gekommen, um unsere neuen Kriegerkilts endlich mal in ihrer ganzen Pracht zu zeigen!"
Angus präsentierte stolz seinen Kilt. Fischbein der Roboter musterte diesen genau.
"Sehen Sie?", sprach McStalin, "dieses Schmuckstück tragen alle in unserer Armee. Und das war ein tolles Angebot. McHack unser Schneider hat sie angefertigt - für unsere ganze Truppe um nur 6000 Taler! Und wenn wir den Kriegskilt schon tragen, dann wollen wir natürlich auch Krieg führen!"
"Das-ist-Betrug!" gab Fischbein zu verstehen.
"Was meinst du?" fragte McStalin.
"Reden-wir-mal-Tacheles-der-Schneider-in-unserem-Schetl-hätte-den-selben-Job-für-3500-Taler-erledigt! Und-der-ist-schon-ein Wucher!"
Angus McStalin's Gesicht wurde so rot wie sein Rauschebart.
"Das ist ein Skandal!" schrie er, machte eine 180 Grad Wendung und musterte seine Truppe.
"Männer", dröhnte er, "wir sind beschissen worden! Dieser abartige kleine Schneider hat uns um unser wohlverdientes Geld gebracht! Lassen wir uns das gefallen?"
"Nein!" war die gut vernehmliche Antwort.
"Gut!" freute sich McStalin, "dann ganze Kompanie marsch nach Hause. Und dann zeigen wir diesem Schuft, was wir mit Wuchern machen!"
Die Schotten machten kehrt um und stapften wild entschlossen nach Hause.
"Was-für-ein-Massel!" freute sich Fischbein.
Und so lebte Spinatia weiterhin friedlich vor sich hin. Fischbein wurde Nachfolger von Sir Bodovic, der in Pension ging, um endlich heraus zu finden was die Liebe wirklich ist. Der Ampelerlass wurde wieder aufgehoben. Frau Mag. Schicker wurde zur Politesse degradiert die laut "Auch Frauen dürfen jetzt die Straße überqueren" sagt. Ihr Sohn trägt, nachdem er mit Mutters homosexuellen Kollegen von den Grünen das Wochenende verbracht hat, nun auch Röcke. Becky heiratete Angus McStalin. Smythee wurde entlassen, weil er bei der Bekämpfung der schottischen Invasion keine ruhmreiche Rolle gespielt hatte. Er übernahm den antifaschistischen Verein N.I.G.G.E.R., erkannte, dass der Namen vielleicht falsch verstanden werden könnte und änderte ihn in Konsequenter Respekt, Achtung und Toleranz, kurz, K.R.A.U.T.