Читать книгу Mit Der Hand Auf Seinem Herzen - Shanae Johnson - Страница 6

Kapitel Drei

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Fran parkte den Truck vor seinem Haus. Es war ein einstöckiges Haus mit vier Zimmern, das sich in eine Ecke der Ranch schmiegte. Als er auf die Ranch gezogen war, hatte er sich hier niedergelassen. Vor einem Jahr war er als Erster hier angekommen, nachdem sie alle aus dem Dienst entlassen worden waren. Er hatte gedacht, sie würden alle zusammen in diesem Haus wohnen. Aber als nach und nach auch die anderen Männer mit ihren Schmerzen und Wunden auf der Ranch eintrudelten, wollte jeder von ihnen lieber für sich sein.

Dylan hatte das Häuschen mit den zwei Zimmern neben Frans Haus genommen. Reed, Sean und Xavier hatten sich in den kleinen Reihenhäusern am Ende des Weges niedergelassen.

Fran betrachtete das Haus, das nun ein Jahr lang sein Zuhause gewesen war. Es war ein schönes Haus, aber eigentlich viel zu groß für ihn. Er vermutete, dass einer der anderen Männer hier einziehen würde, sobald er eine Frau gefunden hatte. Ja, vielleicht würden sie sogar eine Familie gründen und all die Zimmer füllen.

Das war ein weiterer Traum, der sich für Fran nie erfüllen würde. Er konnte sich nicht vorstellen, ein Kind in diese Welt zu setzen. Nicht, wenn er nicht da sein würde, um es aufwachsen zu sehen und sich um es zu kümmern. Nicht, wenn er seine Frau mit der Verantwortung allein lassen würde. Das war einfach nicht seine Art.

Er würde bald packen müssen. Aber nicht heute. Heute musste er nur nach den anderen Männern sehen und dafür sorgen, dass sie auf dem Weg in Richtung Hochzeit unterwegs waren, damit sie auf der Ranch bleiben durften.

Die Tür von Dylans Haus öffnete sich und ein Bellen und Kläffen ergoss sich über die Schwelle, bevor ein Mensch heraustrat. Die erste, die aus dem Haus stürmte, war Star, eine Mopshündin, die auf dem Rücken mehrere kahle Stellen hatte. Die Hündin neigte dazu, seitwärts zu laufen, als wolle sie ihre Unvollkommenheit vor anderen verbergen.

Direkt hinter ihr kam Stevie, ein halbblinder Rottweiler mit einem wunderschönen schwarz-braunen Fell. Der Rüde hielt seine Nase dicht an Stars Hinterteil geheftet, damit sie ihm den Weg wies.

Sugar, der Golden Retriever, kam langsam aus dem Haus getrottet. Als er Fran wahrnahm, hob er sofort den Kopf. Auch Frans Stimmung wurde gleich besser, als er den Hund sah. Hund und Mensch eilten aufeinander zu. Von außen betrachtet wirkte Sugar wie ein völlig gesunder Hund. Doch der Goldie hatte Diabetes, wodurch er bisweilen etwas langsamer unterwegs war als die anderen.

Fran beugte sich hinunter und kraulte den Kopf des Hundes. Die beiden hatten sich in den vergangenen zwei Wochen, seit die Hunde auf der Ranch lebten, miteinander angefreundet. Diabetes bei Hunden war hart, hieß aber nicht, dass ihr Leben zu Ende war. Maggie, Dylans Frau, kümmerte sich liebevoll um ihre Hunde, von denen alle ein Handicap hatten. Daran sahen auch die Veteranen, dass ihre Wunden kein Hindernis für Liebe sein mussten.

„Da bist du ja wieder.“

Fran schaute auf und sah Dylan, der gerade die Stufen von der Veranda seines Hauses herabkam. Er hielt einen Hund in seinen Armen. Spin, ein Irish Terrier, hatte vor ein paar Wochen seine Hinterbeine verloren. Dylan setzte den Hund auf den Boden und befestigte eine Art Rollstuhl an dessen Hinterteil.

Als Dylan sich wieder aufrichtete, fiel Frans Blick auf die Beinprothese seines Kameraden. Es war ein ungewöhnlicher Anblick. Normalerweise trug Dylan lange Hosen, um das Fehlen seines Beins zu verbergen. Doch seit er geheiratet hatte und so angenommen wurde, wie er war, hatte er angefangen, kurze Hosen zu tragen, so dass seine Prothese für alle zu sehen war.

„Wie war‘s?“, fragte Dylan. „Was hat der Arzt gesagt?“

Bevor Fran antworten konnte, steckte Maggie ihren Kopf aus der Tür. Alle Hunde wandten sich ihr schwanzwedelnd und hechelnd zu. Auch Dylan drehte sich zu ihr um. Im Gegensatz zu den Hunden hing zwar seine Zunge nicht aus dem Mund, aber auch sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln.

„Schatz, vergiss nicht, Sugars Medikamente mitzubringen.“

Dylan schloss seine Frau in seine Arme und küsste sie irgendwo zwischen Wange und Nase. Maggie erwiderte die Umarmung lächelnd. Sie wandte den Kopf zur Seite und ihr Blick fiel auf Fran.

Fran hatte eigentlich wegschauen wollen, doch seine Augen sogen die liebevolle Geste auf, die er vermutlich selbst nie erleben würde.

„Oh, Fran, du bist zurück“, sagte Maggie. „Was hat der Arzt gesagt? Irgendeine Veränderung?“

Das war noch ein Grund, warum Fran sich nicht vorstellen konnte, in einer Beziehung zu leben. Maggie war nicht einmal seine eigene Frau, und dennoch hatte sie Hoffnung in den Augen. Die Hoffnung, dass er auf wundersame Weise geheilt werden würde. Doch es war unwahrscheinlich, dass das je passieren würde. Er konnte von Glück reden, dass er überhaupt noch lebte.

Fran schüttelte den Kopf und wappnete sich gegen ihr Mitleid und ihre gutgemeinten Bemühungen.

„Ich kenne ein paar Spezialisten“, sagte Dylan. „Wir könnten dort mal hingehen.“

„Ich bete weiter für dich“, sagte Maggie. „Wir geben nicht auf.“

Sugar lehnte sich an Frans Beine. Er beugte sich hinunter und schenkte dem Hund seine Aufmerksamkeit, während seine Freunde vergeblich weiter versuchten, sein Leben zu retten.

„Und in der Zwischenzeit“, sagte Dylan, „musst du nach einer Frau Ausschau halten. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, wenn wir alle auf der Ranch bleiben wollen.“

Fran machte sich nicht die Mühe, zu widersprechen. Dylan stand im Rang über ihm und würde nicht zögern, ihm einen Befehl zu erteilen. Allerdings war das ein Befehl, den Fran nicht befolgen würde. Also nickte er stattdessen einfach und lenkte das Gespräch in eine andere Richtung.

„Reed sagt, er hätte über eine Dating-App Kontakt zu ein paar Frauen aufgenommen“, sagte er.

„Die Idee ist völlig verrückt“, sagte Dylan. „Aber verzweifelte Situationen erfordern verzweifelte Maßnahmen, stimmt’s?“

„Na, wir sehen uns später.“ Fran wandte sich ab, um zu gehen. Sugar machte Anstalten, ihm zu folgen. Fran drehte sich zu Maggie um. „Ist es okay, wenn er mitkommt?“

„Natürlich“, antwortete Maggie mit einem Lächeln. „Lass ihn einfach nicht zu sehr herumtoben. Und pass auf, dass er nichts frisst, was er nicht sollte.“

„Ich weiß, was ich beachten muss“, versicherte Fran Sugars Frauchen.

Zusammen mit dem Hund trottete er den Weg hinunter. Um sie herum breitete sich die Ranch aus. Er sah Xavier, der auf einem der Therapiepferde ritt. Die Pferde halfen den Veteranen, ihre Muskeln aufzubauen, um den Verlust von Gliedmaßen zu kompensieren. Aber schon allein, auf dem Rücken eines Pferdes zu sitzen, gab einem Mann ein Gefühl der Kraft zurück. Frans Reittag war morgen. Er wünschte, er könne auch einmal schneller unterwegs sein als nur im Trab. Doch in seiner Lage musste er vorsichtig sein.

Statt sich und sein Pferd zu verausgaben, verbrachte Fran viel Zeit im Garten. Gartenarbeit war nicht nur gut für den Körper, sondern auch für die Seele. Zu sehen, wie die Pflanzen unter seiner Pflege gediehen, tröstete ihn.

„Fran, warte!“, rief Reed hinter ihm her.

Der Mann kam gerade aus dem Speisesaal des Haupthauses, wo die Veteranen oft miteinander aßen, obwohl jedes Häuschen auch eine eigene Küche hatte. In seiner gesunden Hand schwenkte Reed ein Handy. Der Ärmel seines Hemdes war aufgerollt und dort angeheftet, wo sein Unterarm fehlte. Ein Bombenanschlag in Afghanistan hatte ihm den Arm geraubt.

„Guck dir das an.“ Reed hielt Fran sein Handy unter die Nase. „Schon fünfzig Nachrichten!“

Auf dem Bildschirm sah Fran eine ganze Palette Frauenbilder. Dr. Patel hatte ihnen von der App erzählt. Ein Verwandter des Psychotherapeuten hatte sie entwickelt und Dr. Patel hatte bei der Entwicklung des Kompatibilitäts-Algorithmus seine Hände im Spiel gehabt.

„Sind das alles Frauen, die sich mit dir treffen wollen?“, fragte Fran.

„Die wollen sich nicht nur mit mir treffen. Sie wollen mich heiraten. Und wir haben gedacht, das würde schwierig werden!“ Reed hielt das Handy in einer Hand und wischte mit dem Daumen nach links und nach rechts. Diesen Mann konnte fast nichts aufhalten oder herunterziehen, schon gar kein fehlender Arm.

„Dich heiraten? Völlig fremde Frauen wollen dich heiraten? Wissen sie, dass du …? Na, du weißt schon.“

Reed wischte hinüber zu seinem eigenen Profilbild. Es zeigte ihn deutlich. Er trug eine Uniform und ein Arm fehlte. „Das Einzige, was eine Frau noch anziehender findet als einen Mann in Uniform, ist eine verwundete Seele, die sie gesundpflegen kann.“

Fran seufzte. Nicht, weil er Reed für einen Idioten hielt. Fran wusste, dass sein Kamerad wirklich hoffte, mit dieser Tortur seine wahre Liebe zu finden. Reed war ein hoffnungsloser Optimist.

„Die App liefert 99-prozentige Übereinstimmungen. Wenn ich meine Lebensgefährtin hier nicht finde, dann gibt es sie nicht. Ich habe es auf diese fünf hier eingegrenzt. Mit einer gibt es eine 98-prozentige Übereinstimmung.“

Reed hielt das Foto einer hübschen Frau hoch. Das Foto war gestellt wie bei einem Model. Sie war blond und hatte hellgrüne Augen, trug aber für Frans Geschmack etwas zu viel Make-Up.

„Sie ist praktisch vollkommen“, sagte Reed. „Ich wollte am Wochenende etwas mit ihr trinken gehen. Aber sie ist bis zum Monatsende unterwegs.“

Fran wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Er war sich nicht sicher, ob er Reed von seiner Liste der Soldaten, denen er helfen musste, streichen konnte oder ob er den Mann sogar noch besser im Auge behalten musste, um sicherzugehen, dass seine Zukunft wirklich geregelt war. Fran war entschlossen, dafür zu sorgen, dass alle Männer heiraten würden und damit auf der Ranch bleiben konnten, wenn er nicht mehr da war. Vielleicht würden diese arrangierten Ehen tatsächlich funktionieren, besonders wenn jeder im Voraus wusste, worauf man sich einließ.

Reed redete weiter und erzählte Fran von allen möglichen Eigenschaften der Frau. Doch Frans Gedanken waren anderweitig beschäftigt. Sean Jeffries erschien auf der Treppe, die zu den Sprechzimmern führte. Es war eine ehemalige Scheune der Ranch, die für Dr. Patel, die Krankenschwestern und die anderen Angestellten, die sich um die Veteranen und die Therapiepferde kümmerten, umfunktioniert worden war. Sean hielt die Tür auf und drehte seinen Kopf so, dass jeder, der ihm folgte, nur die unverletzte Seite seines Gesichts sah.

Als erstes trat Ruhi Patel heraus, Dr. Patels Tochter. Ruhi war Krankenschwester und kam oft auf die Ranch, um ihrem Vater bei den Soldaten zu helfen, die hier lebten oder hierherkamen, um sich helfen zu lassen.

In ein Gespräch vertieft, kamen Ruhi und ihr Vater die Treppe herunter. Sean blickte zu Boden. Doch Fran sah, wie er heimlich einen Blick auf Ruhi warf.

Fran seufzte. Er hatte schon lange vermutet, dass Sean eine Schwäche für Ruhi hatte. Wenn dies tatsächlich so wäre, dann wäre Sean sicher nicht dazu bereit, sich eine Frau auf einer Dating-App zu suchen. Und das würde bedeuten, dass Sean ebenfalls die Ranch verlassen musste.

Dr. Patel blickte auf und sah die anderen Männer. Er winkte sie zu sich.

„Wie ich sehe, benutzen Sie die App“, sagte Dr. Patel zu Reed.

„Ich habe nächste Woche ein Date mit einer Frau mit einer 72-prozentigen Übereinstimmung“, sagte Reed und hielt sein Handy hoch, das das Foto einer brünetten Frau mit einem runden Gesicht zeigte. Offensichtlich hatte er das Model mit den 98 Prozent ganz vergessen.

„Ich finde es ist ein Verbrechen, was Sie hier tun müssen“, sagte Ruhi. „Man kann einen Menschen doch nicht zwingen zu heiraten, damit er sein Zuhause nicht verliert.“

„Und ich dachte, Sie finden arrangierte Ehen gut“, sagte Reed.

„Aber das hier sind Zwangsehen. Das ist illegal.“

„Keiner zwingt uns“, sagte Reed. „Wir müssen nicht, wenn wir nicht wollen. Wir können auch woanders leben und nur zur Therapie herkommen.“

Sean blickte weg. Fran wusste, dass sein Kamerad keinen anderen Ort hatte, an den er gehen konnte, was bedeutete, dass in seiner Situation durchaus Zwang im Spiel war. Und auch Fran wollte nicht gehen. Er liebte es, morgens auf der Ranch aufzuwachen. Doch er hatte keine Wahl. Sein Herz ließ nicht zu, dass er blieb.

„Mein Vater versucht, jemanden für mich zu finden, seit ich ein Teenager bin“, sagte Ruhi. „Aber ich möchte keine arrangierte Ehe eingehen. Ich glaube, ich möchte nicht einmal heiraten. Heutzutage ist das doch gar nicht mehr nötig.“

Fran sah, wie es in Seans Hals arbeitete und ihm wurde klar, dass sein Kamerad Ruhi nicht nur ein bisschen mochte. Er war bis über beide Ohren in sie verliebt. Das würde ein Problem werden.

„Was ist mit Ihnen, Francisco?“, fragte Dr. Patel. „Sind Sie auf dem Heiratsmarkt?“

„Ich kann mein Herz niemandem schenken. Es ist kaputt.“

Er sagte es mit einem Lächeln, in der Hoffnung, dass die anderen lachen würden. Doch das taten sie nicht. Sie alle wussten, wie es um ihn stand.

„Ich weiß, dass es eigentlich eine Floskel ist, aber man sagt, Liebe heilt alle Wunden“, erwiderte Dr. Patel.

Fran wollte sagen, dass Liebe keine Metallsplitter bewegen konnte, aber er zwang sich zu schweigen und nickte nur.

„Wenn Sie nicht für die Liebe bereit sind, wären Sie wenigstens dazu bereit, ein wenig Zeit für die nächste Generation zu opfern? Wir haben morgen einen Jugendtag in der Kirche. Ich habe so eine Ahnung, dass Ihre Ansichten und besonders Ihr Vertrauen auf eine gute Ausbildung ein paar junge Seelen inspirieren könnten.“

Mit Der Hand Auf Seinem Herzen

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