Читать книгу Die HexenLust Trilogie | 3 Erotische Romane - Sharon York - Страница 15
ОглавлениеDes Zirkels Maskerade
Ich wusste, dass es so kommen würde. Die Reaper verstanden keinen Spaß bei solchen Dingen und schossen schon, bevor sie Fragen stellten. Also entschied ich mich erst mal für eine ausgiebige Dusche, bevor ich Bericht erstattete und sie meine Wohnung auseinandernehmen konnten.
Gerade als ich meine Haare zusammenband, hörte ich das Dröhnen der Motoren. Natürlich dauerte es keine zwölf Minuten, bis zwei Einsatzwagen um die Ecke schossen und mit quietschenden Reifen vor dem Gebäude hielten. Im Laufschritt stapften ein Dutzend grobschlächtige Männer und sechs Hexen in den Hauseingang. Was die Nachbarn wohl jetzt denken würden?
In weiser Voraussicht hatte ich meine Wohnungstür geöffnet und lehnte gelangweilt am Rahmen. Myrs war der Erste, der mit gezogenem Gewehr durch die Tür hastete, dann sah ich Maddox, gefolgt von einem bulligen Typen. Mit sorgenvoller Miene schloss Maddox mich in die Arme, drückte mich an sich.
»Bist du in Ordnung?«, wollte er wissen. »Ist dir auch nichts passiert?«
Ich lächelte etwas zu lässig, zog ihn an seiner Uniform zu mir herunter und küsste ihn, als wäre ich so imstande, all seine Zweifel über mein Befinden fortzuwischen.
»Alles okay«, flüsterte ich in sein Ohr. Dabei lächelte ich tapfer, noch immer lastete diese aufgerissene Wunde auf mir und meine Beine zitterten gefährlich.
Ein wenig Zerstreuung brachte mir die Beobachtung der Reaper, als sie mit militärischer Akkuratesse alle Räume durchsuchten und schließlich meldeten, dass der Sektor frei sei.
Mehrmals musste ich Myrs die Geschehnisse des Tages erzählen, dabei wich Maddox nicht von meiner Seite und streichelte meine Hand, was der Chef der Reaper mit einem abfälligen Grunzen quittierte. Seine Haltung amüsierte mich. Was bildete er sich eigentlich ein, hatte er doch ein Verhältnis mit de la Crox laufen. Ich behielt den Gedanken für mich und versuchte, alles so genau wie möglich wiederzugeben. Dabei ließ ich natürlich etliche meiner intimsten Empfindungen außen vor.
»Hm, typische Vorgehensweise bei Hexen«, murmelte er in sich hinein, kratzte sich gedankenverloren am unrasierten Kinn. »Während des Geschlechtsverkehrs und des Schlafs ist die geistige Verteidigung am geringsten.«
Geschlechtsverkehr ... Was für ein verstaubtes Wort für die exzessive Explosion, die man dabei empfinden kann. Leider waren Maddox gutgemeinte Streicheleinheiten nur weiteres Öl, das er ins Feuer goss, wollte meine kürzlich erfahrene Lust doch endlich gestillt werden. Ein weiterer Reaper schickte den Bericht bereits Online an die Zentrale. Dann war ich entlassen. Meine Wohnung sah aus, als wäre eine Horde wilder Erddämonen durch sie gefegt. Schließlich lichtete sich die Armee, die meine Sachen durchsucht hatte, und nur noch Maddox stand bei mir.
»Soll ich dich zum Zirkel bringen? Madame de la Crox möchte dich sprechen.«
Ich schüttelte mit dem Kopf, stemmte dabei die Hände in die Hüften. »Reicht ihr mein Bericht noch nicht?«
Der Reaper zwinkerte mir zu. »Vielleicht ist sie der Ansicht, dass du Myrs nicht alles sagen wolltest.« Mit dieser Aussage lag er richtiger, als es den Anschein hatte. »Du bist aufgewühlt, deine Emotionen schreien einen förmlich an.«
In diesem Moment wurde mir schmerzlich bewusst, dass jeder, der auch nur einen Funken Magie in sich hatte, mich lesen konnte, wie einen Werbebanner.
»Soll ich dich mitnehmen?«, fügte er besorgt hinzu.
»In deiner Schrottkarre? Wir nehmen lieber mein Auto«, antwortete ich, bereits die Schlüssel aus meiner Handtasche kramend.
***
Stille lastete auf der jungen Nacht, als ich den Mercedes durch die engen Häuserschluchten New Yorks steuerte. Ich hatte es nicht eilig, noch mehr Fragen zu beantworten, deshalb hielt ich mich ausnahmsweise an die Verkehrsregeln. Maddox hatte kein Wort mehr gesagt, blickte gedankenverloren aus dem Fenster, als wäre er nicht hier, sondern an einem weit entfernten Ort.
»Er hat also richtig mit dir geschlafen ...«, fragte er unvermittelt, seinen Kopf auf die Faust gelehnt, während er mit nachdenklichem Blick die Fassaden an sich vorbei streichen ließ. »Ich kann es fühlen.«
Natürlich konnte er das. Jeder hätte es gekonnt, der sich bei der Befragung in meiner Nähe aufgehalten hätte. Dumme, kleine Hexe! Ich zögerte bei meiner Antwort.
»Ja.«
Als dieses Wort über meine Lippen huschte, breitete sich in mir das Gefühl der Schuld aus. Ich konnte es mir nicht erklären, aber was sich eben noch wunderschön und richtig angefühlt hatte, lastete in seinem Beisein nun schwer auf mir.
»Hat es dir gefallen?«
Ich biss mir auf meine Unterlippe. »Ja.«
Er schwieg.
Wie konnte sich ein Fehler nur so süß anfühlen! Ich hätte ihn wegstoßen können, hätte mich meiner Lust nicht ergeben müssen. Dass der Gedanke an die vergangene, zuckersüße Qual mich aufwühlte und die Hitze in meine Wangen steigen ließ, machte mir Angst. Mit jeder Sekunde wurde mir mehr bewusst, dass ich mich nach Nikolais Berührungen gesehnt hatte.
Warum eigentlich? Wollte ich nicht den Mann neben mir? Waren es nicht seine Liebkosungen, nach denen ich mich seit Tagen sehnte, und die mir verwehrt blieben?
Maddox und Nikolai. Diese beiden Männer waren in kürzester Zeit in mein Leben gekommen, nein, eingedrungen und hatten mein Gleichgewicht, meine Selbstsicherheit, mein ganzes Denken so stark beeinflusst, dass ich mir meines Handelns nicht mehr sicher war. Der Dämon und der Reaper waren sich in vielerlei Hinsicht so ähnlich und doch so verschieden. Als würde man bei einer Fotografie den Kontrast ändern. Das Bild blieb gleich, nur die Farben waren gewechselt.
Dann blickte er mich an.
»Es ist nicht deine Schuld. Nikolai ist ein großer Verführer. Schon früher lagen ihm die Frauen reihenweise zu Füßen.«
Für einen Moment meinte ich, dass ich einen eifersüchtigen, fast enttäuschten Unterton aus seiner Stimme vernehmen konnte. Er seufzte matt.
»Nikolai hatte schon immer eine hypnotische Wirkung. Ein Augenaufschlag, und man ist gefangen in seiner Welt aus Wollust und Begierde.« Jetzt mischte sich Enttäuschung in seine Worte. »Er hatte für so etwas immer ein Händchen.«
Nachdem er das gesagt hatte, zuckte er kurz zusammen, als wäre ihm aufgefallen, dass etwas Dummes über seine Lippen gekommen war. Hauchzarte Röte drang ihm ins Gesicht.
»Also ... Zumindest liest man das.«
»... in den Archiven«, ergänzte ich argwöhnisch, nicht imstande zu bestimmen, was er gerade fühlen mochte.
Sein Blick wandte sich nach draußen und er schwieg die restliche Fahrt über.
Gerade als ich den Wagen im Untergeschoss abgestellt und die ersten Schritte in Richtung Aufzug getan hatte, warf sich Ira in meine Arme. Ich musste ihr mehrmals versichern, dass mir nichts passiert sei, während sie das oberste Stockwerk anwählte.
»Wir sollen direkt in den großen Konferenzsaal kommen.« Aufmunternd nahm sie meine Hand und drückte sie fest. »Mach dich auf etwas gefasst.«
Ich nickte zur Bestätigung. Das Letzte, worauf ich Lust hatte, waren die stechenden Blicke der anderen Hexen. Betrachtet zu werden wie ein Unikum. Wie jene, die mit dem Sohn des Teufels geschlafen hatte, die zu schwach war, um sich seinem unglaublichen Charme zu erwehren. Ich war klug genug zu wissen, dass die Information mittlerweile im ganzen Zirkel rumgegangen sein musste, machte mir also gar nicht die Illusionen zu hoffen, dass es anders wäre. Was würde ich in den Blicken der anderen Hexen finden? Verachtung? Weil so viele auf den Straßen verletzt wurden, während ich auch noch mit dem Feind geschlafen hatte?
Skepsis? Dass ich meine Ämter als Sicherheitsoffizier niederlegen sollte, weil ich ihn nicht aufgehalten hatte, ihn sogar angefleht hatte, weiterzumachen?
Vielleicht sogar Hass? Weil sie alle in mir lesen konnten, dass ich jede Sekunde genossen hatte und es wieder machen würde?
Ich spürte Maddox prüfenden Blick auf mir. Er lehnte mit verschränkten Armen an der Fahrstuhlwand.
Innerlich bereitete ich mich auf eine Barriere aus zornigen Blicken vor. Doch als ich die Tür zum Konferenzsaal aufstieß, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen.