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Installation

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Shards of Fantasy

Dieses Spiel lag heute auf meinem Schreibtisch. Ich hatte es mir gekauft, weil in meiner Klasse von nichts Anderem mehr gesprochen wurde, darum wollte ich es mir zumindest einmal ansehen.

Auf dem Cover war ein zersprungener Spiegel zu sehen und in jeder der zehn Scherben war eine Fantasiegestalt abgebildet: Werwolf, Vampir, Troll, Orc, Goblin, Elf, Fee, Minotaurus und Zentaur.

Die Beschreibung auf der Rückseite versprach eine Welt voller Abenteuer und nie endender Beschäftigungen, wie es alle Spiele dieser Art taten. Ich war kein großer Fan von solchen Programmen, doch ich wollte nicht mehr der Einzige in meiner Klasse sein, der es nicht spielte.

Das Installationsfenster war nun schon seit ein paar Minuten auf dem Bildschirm meines Computers zu sehen, doch das war nicht wichtig. Jedes Spiel brauchte seine Zeit, um sich auf dem Rechner zu verewigen, wodurch ich, statt mich zu langweilen, lieber weiter mit der Verpackung spielte.

Ich wusste noch nicht, welche Rasse ich wählen würde, darum nahm ich das Handbuch zur Hand und begann ein wenig darin herumzublättern, bis ich auf die Beschreibung der einzelnen Rassen stieß.

Für jede Rasse war eine Seite vorgesehen. Man sah ein Bild von einer typischen Figur, die als Repräsentant diente und einen kleinen Text, den ich mir Klasse für Klasse durchzulesen vornahm.

Der Elf: Er ist ein magisches Wesen, das über einen hohen Intelligenzwert verfügt, wodurch man ihn eher selten mit dem Schwert kämpfen sieht. Dieser Rasse stehen die Magier- und Schamanenklasse offen.

Ich wusste nicht, ob ich wirklich so etwas spielen wollte. Magier fand ich schon immer langweilig. Sie waren zwar gute Schadensausteiler, doch dafür fielen sie auch leicht um, wenn sie einmal angegriffen wurden. Und Schamanen? Mit dieser Kultgruppe hatte ich mich noch nie identifizieren können, wodurch diese Rasse wohl schon mal wegfiel.

Der Minotaurus: Er ist ein großes Mischwesen aus Mensch und Stier. Sein bulliger Körperbau macht ihn zu einem perfekten Nahkämpfer, wodurch seine Rasse sich auf den Krieger und Dunkelritter spezialisiert hatte.

Krieger klang langweilig, doch Dunkelritter wirkte reizvoll, wodurch ich kurz zu den Klassenbeschreibungen blätterte und auch diese schnell überflog, bis ich den Eintrag zum Dunkelritter fand.

Der Dunkelritter: Er trägt schwere Plattenrüstung und bedient sich meist zwei Einhandschwerter, die er mit tödlicher Präzision schwingen kann. Wenn der Gegner mal zu weit entfernt ist, um ihm körperlichen Schaden zuzufügen, kann der Dunkelritter auch auf die Schattenmagie zurückgreifen.

Diese Klasse versprach einen hohen Grad an Abwechslung, doch empfand ich die Minotauren als Rasse nicht unbedingt sehr reizvoll, wodurch ich mir lieber noch die Beschreibungen der anderen Rassen durchlas. Vielleicht würde ich den Dunkelritter bei einer Rasse finden, die mir mehr zusagte.

Der Vampir: Der Blutsauger unter den Völkern von Yerion. Er ist ein Wesen der Tarnung und Täuschung, wodurch er es bevorzugt im Verborgenen zu bleiben und sich perfekt in den Schatten zu bewegen. Unter ihnen sind die meist gefürchteten Assassinen zu finden, jedoch sind sie auch begnadete Schützen.

Ich schnaubte nur. Nein, Vampir wollte ich wirklich nicht werden. Seit diesem riesigen Boom in der Literaturwelt und somit auch Fernsehwelt war mir die Lust an dieser Rasse gründlich vergangen. Außerdem konnten sie keine Dunkelritter werden und ich wollte auch nicht mit einer so feigen Spielweise beginnen.

Die Bilder der Rassen waren schön, doch auch von diesen sprach mich bisher keines an, wodurch ich ruhig weiterblätterte und die nächste Beschreibung las.

Der Goblin: Klein, grün, habgierig und hinterlistig. Das sind wohl die vier meist gehörten Eigenschaften, wenn man Leute nach dieser Rasse befragt. Und so sind sie auch in diesem Spiel. Klein und wendig, wodurch sie perfekt für den Job des Schurken geeignet sind. Manche unter ihnen begnügen sich aber nicht nur mit Diebstählen, sondern machen sich als Auftragsmörder einen Namen: Assassine.

Ich mochte weder kleine noch grüne Typen, weshalb auch der Goblin für mich nicht in Frage kam. Ein Seufzer schlich sich über meine Lippen, als ich wieder auf den Bildschirm sah. Er hatte gerade einmal dreißig Prozent hinter sich gebracht. Also hatte ich noch ein wenig Zeit, um auch die restlichen Rassen durchzulesen.

Die Fee: Klein aber oho. Das ist die Fee. Auf Grund ihrer geringen Körpergröße können sie keine schweren Waffen tragen oder gar eine feste Rüstung. Dadurch haben sie sich gänzlich auf das Zaubern spezialisiert, ob nun als Heiler oder als Magier. Sie haben eine hohe Intelligenz und Zauberkraft, wodurch sie die idealste Wahl sind, wenn man sich für eine der zwei Klassen interessiert.

Tinkerbell? Nein, das wollte ich wirklich nicht spielen. Außerdem hatte ich dort wieder das Problem, dass ich keinen Schaden erleiden durfte, was ich nicht einsah. Ich war ein sehr offensiver Mensch und so wollte ich auch spielen. Angriff war immer noch die beste Verteidigung und immer mitten rein in die Schlacht. Also weiter lesen, denn bis jetzt war noch nichts Passendes dabei gewesen.

Der Troll: Sie sind ein sehr naturverbundenes Volk, das jedoch nicht vor roher Gewalt zurückschreckt und somit sowohl die Klasse des Schamanen als auch des Berserkers für sich beansprucht.

Na toll. Schon wieder dieser komische Naturkult und Berserker waren für mich nur Barbaren, die nichts anderes konnten, als draufzuhauen. Langweiliger als Krieger, weil sie noch weniger Hirn besaßen. Ich wusste jedoch, dass meine beste Freundin Laura diese Rasse gewählt hatte, weil sie Schamanen sehr gerne mochte. Das hatte ich noch nie verstanden und daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern.

Der Zentaur: Diese Mischwesen aus Mensch und Pferd sind schnelle Läufer und begnadete Schützen, während sich die Friedlicheren unter ihnen auf das Heilen mit Kräuter und Zaubern spezialisiert haben. Sie verstehen sich sehr gut auf Naturheilkunde und besitzen ein großes Wissen über die Welt um sich herum.

Pferde? Wollte ich wirklich die ganze Zeit einen Pferdehintern vor meiner Nase haben? Ich bekam schon die Krise, wenn sie vor unserem Auto herumliefen oder ich irgendjemanden reiten sah. Diese komische Wippbewegung des Gesäßes machte mich einfach fertig, wodurch auch diese Rasse ausschied. Zumindest wenn ich das Spiel doch irgendwie genießen wollte.

Ein Seufzer stahl sich über meine Lippen. Es waren nicht mehr viele übrig. Um genau zu sein zwei Stück. Vielleicht hätte ich mich vorher informieren sollen, ob es überhaupt eine Rasse gab, die mich wirklich interessierte? Doch jetzt war es schon zu spät. Das Spiel war geöffnet und schon zu achtzig Prozent installiert. Es gab kein Zurück mehr. Und wenn mir wirklich keine Rasse gänzlich zusprach, musste ich halt die Interessanteste unter ihnen nehmen. Doch noch gab es Hoffnung, wodurch ich ruhig weiter las.

Der Orc: Sie sind noch animalischer als die Trolle, wodurch sie sich nur auf rohe Gewalt verstehen. Sie bilden nur Krieger aus und die Besten unter ihnen werden zu Berserkern. Für diese Rasse gibt es nur eine Sprache, die sie verstehen und das ist die Sprache der Gewalt, wodurch der Orc in ganz Yerion gefürchtet und seine Gesellschaft nur ungern gesehen ist.

Na, toll. Noch mehr hau drauf und Schluss. Diese Rasse wollte ich wirklich nicht spielen und ich wollte auch nicht wissen, welcher Typ Mensch sich dafür interessierte. Doch bestimmt wurde sie gespielt, sonst würde man sie ja einfach aus dem Programm streichen. Oder etwa nicht? Na ja, eine Rasse gab es noch. Vielleicht war sie ja das, was ich mir wünschte.

Der Werwolf: Der Urfeind des Vampirs und auch ein Herrscher über die Schatten. Jedoch bedient er sich nur kleiner Schurkereien und der Schattenmagie, wodurch er auch Dunkelritter in seinen Reihen hat, die sich einen Namen machten, während die Faulen den Weg des Schurken einschlagen.

Das war es! Genau diese Rasse!

Ich spürte es, als ich das Bild des Werwolfes betrachtete, wie er mich in seiner schwarzen Plattenrüstung mit stolz erhobenem Haupt aus dem Heft heraus ansah. Oh ja! Den wollte ich spielen. Einen Dunkelritter-Werwolf. Er verkörperte alles, was ich mir von diesem Spiel wünschte. Spaß, Abwechslung und Respekt. Ideal für mich.

Das kurze Piepen meines Rechners wies mich darauf hin, dass das Spiel nun installiert war. Es konnte also losgehen. Meine Reise würde nun beginnen, wodurch ich ungeduldig auf den Button des Spiels klickte, sodass es sich starten konnte.

Es dauerte ein paar Sekunden und der Log-In-Bildschirm erschien. Ich gab meine Daten ein und nach zwei Atemzügen war ich mit dem Server verbunden, als mir sofort die Worte von Laura in den Sinn kamen: „Achte darauf auf welchen Server du startest. Mein Troll ist auf dem Server namens Breaking Dawn angemeldet. Wenn du auf einem anderen Server anfängst, dann können wir nicht gemeinsam spielen.“

Kurz huschte mein Blick über den Bildschirm, der eine ruhige Landschaft zeigte. Links war eine Liste mit dem Button „Neuen Charakter erstellen“. Wahrscheinlich würde der Charakter in der Landschaft angezeigt, wenn man ihn ausgewählt hatte. Nach wenigen Augenblicken fand ich die Anzeige des Servers, wodurch ich feststellte, dass ich auf einem anderen war. Okay, das musste ich also ändern. Kurz auf den Button geklickt und schon hatte ich eine kleine Liste. Es gab erst vier Server, weil das Spiel noch nicht allzu lange existierte, doch dies würde sich wohl ändern, wenn es wirklich Erfolg haben sollte.

Dann begann ich meinen Charakter zu erstellen. Zuerst wählte ich die Rasse und dann die Klasse, so wie ich es schon am Anfang geplant hatte. Kurz betrachtete ich die zwei Geschlechter, wobei ich die Männer zu animalisch fand und mich schließlich für einen weiblichen Werwolf entschied. Anschließend stellte ich ihre Haarfarbe, die Augenfarbe und ein paar Gesichtszüge ein, bevor ich ihr noch ein paar Narben gab und auch die Frisur auswählte. Dann kam das schwierigste: Der Name.

Ich wusste nicht, wie Laura ihren Troll genannt hatte, doch das war im Moment auch nicht wichtig, wodurch ich einfach meinen Werwolf betrachtete und versuchte zu sehen, was für einen Namen das Leben ihr gegeben hätte. Als er plötzlich vor meinem inneren Geiste erschien:

Destina

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