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Erkennungszeichen Safttüte

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Der geheime Treffpunkt war hinter dem Friedhof.

Dort stand ein riesiger alter Baum. Als Erkennungszeichen sollte der Klient eine Safttüte in der rechten Hand tragen.

Um 14:59 Uhr beobachtete Lady X durch das Fernglas einen kleinen Jungen, der vor der Friedhofsmauer unter dem großen Baum wartete.


In der rechten Hand hielt er eine Safttüte und in der linken Hand eine Art Ball. Der war rosa.

„Erkennungszeichen vorhanden!”, flüsterte Lady X. „Wenn er die Parole weiß, dann ist er unser Klient!”, murmelte 001 und blickte ebenfalls durch sein Fernglas.

„Er ist sechs oder sieben Jahre alt“, stellte Lady X fest, „ungefähr ein Meter fünfundzwanzig groß und wiegt zirka 24 Kilo!”

„Gut beobachtet, Lady X!”, meinte 001 und rief: „Parole!”

„Ich hab' die Hosen voll!”, schniefte der Kleine mit Tränen in den Augen.

„Wie heißt du?”

„Bene! Benedikt Leiber!”

Das Agentenduo stellte sich ihm vor.

Rolli schnupperte und leckte an Benedikts Hand.

„Mein Hund war auch so lieb”, murmelte der Kleine und kraulte Rolli hinter den Ohren. Dann hielt er ihnen sein Sparschwein hin.

Richtig, an die Bezahlung hatte das Agentenduo gar nicht gedacht!

„Mehr hab' ich leider nicht!”, piepste er. „Aber es ist schon viel Geld drin! Meine Omi steckt oft zwei Euro rein, weil ich für ein neues Fahrrad spare. Aber ich will lieber meinen Hund wieder haben!”

Wieder traten Tränen in seine Augen.

Das Agentenduo war sich einig: Sie würden alles daransetzen, den Hund des kleinen Benedikts zu finden.

„Behalt mal dein Geld”, tröstete Lady X. „Schließlich bist du unser erster...”

Unwirsch knuffte 001 Lady X in den Rücken. Das fehlte noch, dass der Kleine sie für Anfänger hielt!

„Bene, ich stelle dir nun ein paar Fragen! Meine Partnerin Lady X führt das Protokoll!”

Lady X zog ihren Geheimagenten-Notizblock aus ihrem Super-Spezial-Geheim-Agenten-Gürtel.

„Die erste Frage: Wie heißt der Hund?”

„Molli! Sie ist ein Mädchen!”

„Frage zwei: Wo warst du mit Molli?”

„Auf dem Spielplatz!“

Und Lady X schrieb eifrig mit.

„Frage drei: Wann hast du Molli das letzte Mal gesehen?”

Benedikt zog sein Näschen kraus und überlegte kurz, bevor er antwortete: „Ich musste Pipi und bin kurz ins Gebüsch gegangen! Als ich fertig war, war Molli weg! Ich hab' sie überall gesucht!”

Das Agentenduo sah sich an. Das konnte nur eines bedeuten: Die Hündin Molli wurde gekidnappt!

Lady X und 001 ließen sich von Benedikt zum Tatort führen.

Auf dem Spielplatz war kein einziges Kind. Kein Wunder! Es war ziemlich kalt und windig. Der Himmel war grau und es sah nach Regen aus.

Hervorragend dachte das Agentenduo. Niemand würde sie bei der Spurensuche stören oder dumme Fragen stellen.

„Lady X”, erkundigte sich 001, „ist dir bekannt, ob es gestern geregnet hat?”

Nachdenklich krauste sie ihre Stirn und sagte: „Ich werde das im Hauptquartier überprüfen!”

001 grinste. Glücklicherweise wussten ihre Eltern nicht, dass Papas Arbeitszimmer samt Computer und Internetanschluss ihr Hauptquartier war.

„Waren gestern viele Kinder hier?”, forschte 001 weiter.

Benedikt schüttelte den Kopf.

Kannst du dich an ein ganz bestimmtes Kind erinnern?“, hakte Lady X nach.

„Da hat ein Mädchen geschaukelt”, erwiderte Benedikt. „Molli hat sich von ihr streicheln lassen, und...”, traurig wischte er sich die Tränen ab.


001 nahm aus seinem SSGAG eine kleine Lupe.

Schnurstracks ging er zur Schaukel.

„Wir brauchen von Molli ein Spielzeug, damit Rolli die Spur...”

Prompt hielt Benedikt 001 einen Ball unter die Nase.

001 sah Abdrücke von Hundezähnen und Sabberflecken.

Rolli roch an Mollis Spielzeug und schnupperte auf der Erde. Er wedelte mit dem Schwanz, lief zur Schaukel und kläffte.

001 kniete sich hin und untersuchte mit der Lupe den Boden.

„Ich hab‘ eine Spur”, freute er sich. „Hundepfoten neben Schuhabdrücken!”

Eindeutig Turnschuhe!”, stellt Lady X fest. „Größe zirka 34!”, rief sie. Der neue Klient sollte nicht denken, dass nur 001 für den Fall zuständig war.

Sie wandte sich an den Kleinen und fragte: „Kennst du jemanden, der nur Turnschuhe trägt?”


Nachdenklich krauste Benedikt wieder sein Näschen, dann nickte er eifrig. „In meiner Klasse tragen fast alle Turnschuhe.”

Irritiert sah sich das Agentenduo an. Der Fall schien sich viel schwieriger zu gestalten als sie anfangs dachten.

Lady X ließ Rolli nochmals an Mollis Ball schnuppern. „Such weiter!“, befahl sie.

Rolli kläffte und lief mit dem Schwanz wedelnd und aufgeregt schnüffelnd über den Rasen.

Lady X, 001 und Benedikt eilten hinter dem Hund her.

So wie es aussah, war die Kidnapperin mit Molli über den Spielplatz gelaufen. Die Spur führte bis zum Wäldchen. Doch dann verlor sie sich oder Rolli hatte keine Lust mehr, die Fährte weiter zu verfolgen. Er bellte freudig, wedelte wieder mit dem Schwanz und pinkelte ein paar Bäume an.

„Aus dem wird nie ein richtiger Spürhund!“, knirschte 001 zwischen den Zähnen.

Lady X nickte grimmig und fauchte: „Wir sollten ihn 00-Blöd nennen!“

Weil sie sich nicht weiter blamieren wollten, sagte 001: „Wir haben schon sehr viele Hinweise, die wir noch überprüfen müssen! Bene, du gehst jetzt nach Hause und wartest auf unseren Anruf!”

„Und Molli?”, fragte er mit weinerlicher Stimme.

001 kräuselte die Stirn.

„Eine Frage: Hast du das Mädchen schon einmal gesehen?“

Benedikt nagte zögernd an seiner Unterlippe und murmelte: „Gesehen hab‘ ich sie schon mal, aber ich weiß nicht wo.“

„Versuch dich zu erinnern“, schärfte ihm Lady X ein.

„Und noch was, Bene, sage niemandem, dass wir deinen Fall übernommen haben, okay?”

Benedikt hob feierlich die Hand und schwor mit piepsender Stimme: „Okay, ich sag' nix!”

001 und Lady X gingen zum Tatort zurück. Beinahe hätten sie vergessen, den Schuhabdruck zu fotografieren.

Zuhause druckten sie das Beweisstück am Computer aus und machten sich schnurstracks auf den Weg zum Kaufhaus.

Erkennungszeichen: Safttüte

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