Читать книгу Ponton-Kids 2: Jonas, Kalle und Piraten - Siegrid Graunke Gruel - Страница 5

Wo ist Jonas?

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Kalle sitzt einsam und allein im Wohnmobil. Das vierte Bier steht geöffnet vor ihm auf dem Tisch.

Wo ist Jonas?

Diese Frage beschäftigte ihn seit mehreren Wochen, denn Jonas ließ sich nicht mehr blicken, – weder er, noch Julia. Vergeblich hatte Kalle mehrmals versucht, ihn anzurufen, – bis er feststellen musste, dass die Klingeltöne direkt vom Bettlager seines Freundes kamen, wo sich das Handy unter dem Doppelschlafsack wieder fand.

‘Ne, was war bloß passiert?! …

Gut, er war ja selber nur noch selten zuhause, seit er mit Friedhelm wieder Geschäfte machte und deshalb viel zu tun hatte – und auch, weil er mit den anderen wieder öfters abhing. Und das war auch gut so, denn Jonas’ und Julias’ ewiges Liebesgetue war ihm sowieso nur noch auf die Nerven gegangen. Außerdem brauchte er Geld.

… Aber, dass Jonas ihn solange allein ließ, das war noch nie vorgekommen, – seit er ihn kannte nich’ …

Ja, ja wenn Mädels dazwischenkommen, dann geht sowieso nich’ mehr viel.

Das war ja auch schon immer sein Leitspruch gewesen, und wenn es sich dabei um Campingmiezen handelte, machte das alles nur noch schlimmer. Wohin hatte sie ihn bloß hin geschleppt? …’

Kalle trinkt das Bier aus und starrt dabei aus dem Heckfenster des Wohnmobils. Aber da zeigt sich ein kalter, polar lichtiger Himmel, und das grelle Tageslicht blendete ihn bloß. Er steht auf und zieht die kleinen Gardinen zu. „Man Jonas, wo bist du?!“, sagte er dabei laut zu sich selbst. ‘Ne, so geht das nich’ weiter. Dafür hatte er nich’ sein Leben, mit Leib und Seele, dem Tierschutzkampf geopfert! Nicht dafür, dass so eine blöde Julia herkam und mit seinem besten Kumpel durchging! Die war ja so ganz nett, aber wenn sie Jonas auf dumme spießige Abwege führte, … ja, dann sollte sie Kalle Bloom mal nicht unterschätzen! Mitmachen wollte sie, hatte sie mal zu ihm gesagt. Mitmachen! Bei einer Sache, wovon eine behütete Campingmieze nich’ ma’ eine Ahnung haben kann, was das überhaupt heißt! Und Jonas?! Ne, dass er auf so was reinfiel … Wohin hatte sie ihn bloß mitgeschleppt!?! …’


Er kramt das vorletzte Bier aus dem Sechspack hervor, welches er, auf dem Weg nach Haus, von der Tanke mitgebracht hat und stellt es auf den Tisch. Dann nimmt er das Handy von Jonas in die Hand und tippt eine Nummer ein, die er seit Wochen, in seiner Hosentasche, mit sich rum trug. Ja, … Karin, die Freundin von Julia, die war ja ganz anders, … sexy und unkompliziert. Ein Glück, dass sie eines Tages in sein Wohnmobil reingeschneit kam, … bestimmt wusste sie mehr’.

„Karin?“, hört er ihre Stimme, nach fünfmal anklingeln, sich melden.

„Hallo o, Kalle hier. Na, was machst denn so?“, sagt er, aber es kommt keine Antwort. Da erinnert er sich aber doch, dass sie eher eine kleine Lady ist, wie er fand und kein gewöhnlicher Kumpel und versucht es dann noch einmal besser.

„Hallo o? Mädel! – Wunders’ dich wohl, dass ich mich jetz’ bei dir melde, was?“

„Was? – Kalle?“

„Ja, Mädel.“

„Warte mal, – warte mal, Kalle.“

Jetzt hörte er nur noch Geräusche und Gerede im Hintergrund und das Zuknallen einer Tür.

„So, ich bin wieder dran, – ‘tschuldige, meine Mutter. Das ist ja super, dass du mal wieder von dir hören lässt.“

„Ja, was denn sonst. Du sach’ mal, ich will ma’ wissen, wann du wieder raus kommst, – mit Julia. Jonas wartet auch schon auf sie“, sagt Kalle und muss husten, denn lügen kann er nicht besonders gut. Nach einem Moment der Stille, hört er sie sagen, „sach mal Kalle, bist du vielleicht besoffen oder so? Julia ist doch jetzt mit Jonas zusammen und …“

„Ja a“, unterbricht er sie lieber doch – sicherheitshalber, „weiß ich doch, – sollte bloß n Witz sein …“

„So? – Sehr komisch“, sagt Karin unbeeindruckt, „Dann lass mich mal eben mit Julia sprechen.“

„Die is’ nich da, – is’ mit Jonas die Szene unsicher machen“, fügt er noch hinzu. „Aber komm trotzdem raus. Ich vermiss dich.“

Und das stimmte sogar. Noch nie hatte ihm eine Stimme in der Einsamkeit so gut getan, wie Karins.

„Moment …“, sagt Karin. „Dieses Wochenende geht gar nicht, – schon verplant. Nächstes?“

„Klar, – geht auch“, sagt Kalle.

„Gut, du musst mich aber auf jeden Fall vom Bahnhof abholen. Ich ruf dann noch mal an, tschü hüß“, sagt Karin fröhlich und legt auf.

‘Na, wenigstens das’, denkt Kalle einigermaßen beruhigt. Na – dann!

Sie verabredeten sich in der nächsten Woche, im Bahnhofsrestaurant Stade.

Da hatte sich Karin ja schon mal kurz aufgehalten, mit Julia, – als sie das erste Mal zu Jonas und Kalle mit raus gefahren war. Das war im März gewesen, und jetzt war schon Oktober. Seit sie und Julia nicht mehr in die Schule gingen und Karin eine Lehre als Friseurin machte, hatten sie sich noch nicht wieder gesehen. Und jetzt, wo Karin allein vor ihrem Kaffee sitzt, kommt es ihr so vor, als wäre alles schon viel länger her gewesen. ‘Mensch, wann kommt denn dieser Kalle endlich mal?! Sollte sie hier vielleicht versauern …?’

Sie bestellt sich noch einen Campari Soda, um etwas in Stimmung zu kommen, denn sie ist jetzt schon ziemlich sauer auf Kalle. Um neunzehn Uhr waren sie verabredet, aber die Bahnhofsuhr zeigt schon zwanzig nach sieben an. Musik, über ihren MP3 Player, hatte sie auch schon die ganze Fahrt über, mehr als genug auf den Ohren gehabt …

Endlich geht die Tür auf und Kalle stapft wie ein ‘Bandido’ in den alten Bahnhofssaal. Er ist, wie immer, etwas schlampig gekleidet und nicht besonders sauber.

„Und? Ist es jetzt vielleicht sieben?“, sagt Karin, als er sich schwerfällig auf den Stuhl neben sie fallen lässt. „Mm, – tut mir leid. Is’ später geworden. Was trinkst du denn da?“, kommentiert Kalle bloß und grinst sie dabei an.

Kann man sich das vorstellen?

„Viertel vor acht, – was?! Und ich sitz’ immer noch hier rum?!“, schreit Karin kurz auf, als ihr Blick wieder auf die Bahnhofsuhr fällt. Sie hatte inzwischen mit ihrer Cousine gesimst und deshalb gar nicht gemerkt, dass es schon so spät war.

„Na, da hast du aber Glück, mein Lieber. Normalerweise wär’ ich längst wieder weg“, fügt sie noch etwas böse hinzu.

„Tut mir leit, hab ich schon gesagt. Was trinkst du denn da? Kann ich auch so einen haben?“, gibt Kalle ihr aber nur, als eine Art Antwort, zurück.

‘ … Das fehlte noch, dass ihm ein Mädel Vorschriften macht.’

Doch als Karins Miene immer noch finster bleibt und sie ihn weiterhin anstarrt, als wäre er ihr eine Erklärung schuldig, sagt er noch gereizt dazu, „Mann! Auf der Straße steh’n überall Blitzer. Bleib ma’ cool Mädel.“

„So, so; also das hättest du auch gleich sagen können“, bemerkt Karin dazu und etwas lauter zu dem Kellner, der gerade an ihrem Tisch vorbeieilt, „bitte noch zweimal Camparie Soda!“ Jetzt muss sie plötzlich lachen. ‘Blitzer! Als ob Kalle mit seinem Miniroller Geschwindigkeitsgrenzen überschreiten könnte!’

Aber wahrscheinlich kannte sie da Kalle nicht gut genug.

Als die Getränke mit einem Mal auf dem Tisch kommen, richt Kalle einmal misstrauisch daran und kippt seins dann mit einem Schluck runter.

„Getränk is’ was anderes“, sagt er und verzieht das Gesicht schmerzhaft.

„Lass uns woanders hingeh’n, Mädel.“

„Klar, sehr gerne. Wo is’ denn hier im Kaff wirklich was los?“, sagt Karin und zieht sich schon ihre Jacke über.

„Bootsluke“, sagte Kalle. „Bezahl mal mit, … für mich. Kohle hab ich jetz’ noch nich’, krieg ich später erst. Kann’s auslegen?“

„Was?“-

Jetzt erklärt Kalle umständlich, dass er bloß heute kein Geld habe, weil er, erst morgen, Kohle von seinem Kollegen Friedhelm bekäme und fragt gleichzeitig noch mal nach, ob das jetzt etwa ein Problem wär.

‘Na, – nicht unbedingt, bloß erstmal raus hier! Bootsluke? … Also endlich mal was Neues!’

Ponton-Kids 2: Jonas, Kalle und Piraten

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