Читать книгу Ponton-Kids 2: Jonas, Kalle und Piraten - Siegrid Graunke Gruel - Страница 6

Beste Freundin in der Tasche

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In der Bootsluke ist es laut, heiß und voll mit verschwitzten Leuten.

Bis Karin und Kalle einen freien Platz an der Bar einnehmen können, müssen sie noch eine Weile rum stehen, und abwarten bis endlich mal jemand auf die Tanzfläche geht. Jedenfalls spekulierte Kalle darauf, und tatsächlich, kaum dass nervige, noch lautere Technomucke ertönt, wird gleich die halbe Vorderfront an der Bar frei. Sie bestellen sich Bier und Baccardi Cola, – und Karin muss erstmal die Toilette aufsuchen, um sich neu überzuschminken. „Bin gleich wieder bei dir Kallebär“, schreit sie laut in sein Ohr, denn Kalle ist kräftig, und stark wie ein Bär. „Jo u“, sagt Kalle, trinkt sein Bier mit großen Zügen aus, und bestellt sich gleich noch eins. ‘ … Na, das kann ja wieder teuer werden’, denkt Karin, und verschwindet schnell in dem dunklen schmalen Gang, wo anscheinend die Toiletten sind. Als sie die Klinke von den Damentoiletten gerade runterdrückt, und immer noch im Dunklen steht, hört sie hinter sich jemanden ankommen.

„Man muss das Licht hier selber an, und wieder ausmachen“, sagt dann eine nette Mädchenstimme, und klick, klick, flackert gleich darauf grelles Licht durch den Raum. „Wegen der Stromkosten, und dem Energiesparen“, sagt sie noch erklärend und fügt hinzu, „find ich ne gute Idee übrigens.“

„Das muss man wissen“, sagt Karin und platziert ihre Tasche auf dem Waschtisch, „sonst wär’ ich bestimmt gleich zur Bedienung gerannt.“

Sie kämmen sich beide und machen sich frisch zurecht. Und als Karin dann im offenem Deckelinlett der Tasche des Mädchens ein Foto erspäht, auf d em, neben dem Gesicht des Mädchen –, Julia … zu erkennen ist, ruft sie völlig verblüfft aus, „was?! Du kennst Julia!?“ Das Mädchen guckt etwas argwöhnisch zur Seite. „Wenn’s kein Verbrechen ist, – ja“, sagt sie. „Sie ist meine beste Freundin, wieso o?“

„Na, weil Julia auch meine Freundin ist!“, sagt Karin entgeistert. „Mensch! Wir suchen sie, – also mein Freund und ich. Also dann weißt du doch bestimmt, wo sie ist! Mensch ist das geil!“

‘Ja, das ist jetzt aber doch etwas merkwürdig, findet Corinna. Was soll denn das für ne Freundin von Julia sein? Eine, die nicht wusste, wo Julia sich aufhielt …? Hatte die denn keine Handynummer von ihr? … Ziemlich aufgedonnert sieht die ja schon mal aus …’

„Ich bin Karin“, sagt Karin jetzt und hält ihr ihre Hand hin.

„Corinna“, sagt Corinna, noch immer distanziert. „Hab deinen Namen noch nie von Shuli gehört.“

„Ach das macht doch nichts“, sagt Karin jetzt etwas schnippisch, „Wir sind bloß in die gleiche Klasse gegangen, wenn’s dir nichts ausmacht. Claus Theodor, Gesamtschule in Lüneburg.“

Sie zieht sich etwas verärgert die Lippen nach, denn sie war es wirklich nicht gewohnt, dass man ihrer Freundlichkeit mit Misstrauen begegnete. Was war denn das für ne … ‘Dorftusse’?

Aber sie entscheidet sich doch lieber freundlich zu bleiben, denn sie will unbedingt wissen, wo Julia ist.

„Julia und ich – haben uns aus den Augen verloren“, fährt sie deshalb unbeirrt fort, „ – seit sie mit Jonas zusammen ist.

Ich mach jetzt ja ne Lehre. Also du weißt nicht, wo sie ist? – Na super.“

Corinna weiß bloß soviel, dass Julia, – seit sie von der Schule ist, mit Jonas zusammen, in der Nähe von Brunsbüttel Kog, lebt. Das hatte Julia ihr über Handy mitgeteilt, und ebenso, dass sie diesen Sommer nicht auf den Campingplatz kommen könnte.

„Klar, weiß ich wo Julia ist. Sie ist meine beste Freundin“, sagt sie einfach cool und betont dabei meine extra. Diese Karin ist ihr einfach nicht besonders sympathisch, denn Corinna ist ein typisch nordisches Mädchen, – unkompliziert und geradeheraus. Ebenso ist sie auch einfach gekleidet, Jeans, T-Shirt und kaum geschminkt, während diese komische Karin, mit der dreifachen Menge geschminkt, wie auf ein Gesicht passt, – maskiert und in hohen Stiefeln daherkam, – in Nahtstrümpfen, Minirock und hautenger Bluse …!

„Ja, dann sag doch mal bitte wo sie denn ist, wenn’s dir nichts ausmacht“, plappert Karin also weiter. „Ich bin nämlich nur selten hier draußen in der Provinz und würd’ sie gern wieder sehen heut Abend, – wo ich schon mal hier bin.“

„Tja, das mag ja sein“, sagt Corinna und kramt in ihrer Tasche nach ihrem Handy. „Aber, – du musst schon entschuldigen, da – muss ich erstmal Julia fragen, ob es ihr auch recht ist.“

‘Hinterweltlerin’, denkt Karin sich dazu, ist aber einverstanden. ‘Eigentlich ja noch besser, – immerhin eine aktuelle Handynummer von Julia …’

„Ne, – geht nich’ ran“, sagt Corinna schließlich, nachdem sie es mehrmals anklingeln ließ und packt ihr Handy wieder ein.

Natürlich konnte sie nicht wissen, dass Julia seit ein paar Tagen ein neues Handy hat, und dass auch sonst Einiges anders war; – weil es doch schon ein paar Wochen her ist, dass sie telefoniert hatten.

Und deshalb ahnt sie natürlich auch nicht, dass ihre Freundin, gerade jetzt zur selben Zeit, in einem schönen, blauen, Himmelbett schläft, zusammen mit ihrem liebsten Jonas. Und natürlich ahnt sie auch nicht, dass noch etwas ganz, ganz Kleines dabei mit in Julia schläft, denn – pst …; unsere liebe Julia ist nämlich inzwischen – schwanger!

Aber das sollte noch niemand wissen, – außer Jonas, und dieser freut sich bereits riesig genug darüber.

„Ach ne e, ne’!“, sagt Karin verstimmt und „ach ja, wahrscheinlich hat sie ne neue Nummer.“

„Das wüsste ich aber“, kommentiert Corinna sofort.

Dazu fällt Karin aber jetzt nichts mehr ein. Sie klappt ihren Schminkspiegel zusammen, verstaut ihn in ihrer Tasche, geht zur Tür. Da bleibt sie aber noch einen Moment stehen und dreht sich wieder zu Corinna um.

„Willst du dich nich’ mit zu uns an die Bar setzen … Corinna?“, sagt sie jetzt etwas einschmeichelnd freundlich. „Dann können wir uns weiter unterhalten; – ich lad dich ein.“

Na, besonders begeistert ist Corinna nicht gerade, aber was soll’s …

Sie ist an diesem Abend sowieso allein hier und hatte nicht besonders viel Spaß. Und so könnte sie ja Julias so genannte Freunde mal genauer unter die Lupe nehmen …

„Okay“, sagt sie, „klar, – warum nicht.“

Aber weil es an der Bar so laut ist, dass man überhaupt nichts verstehen kann beim Reden, – ist sie dann auch noch damit einverstanden, woanders hinzugehen,- ins ‘Freenet’ nämlich, eine kleine Internetkneipe, ganz in der Nähe. Nur, dass die dummerweise zu hat, als die drei, nach fünf Minuten zu Fuß,- davor stehen.


„Man, jetzt hab ich aber kein Bock mehr!“, äußert Kalle sich verdrießlich. „Lass uns zu mir geh’n Mädels. Ich hab noch ne Flasche Woddyka stehen. Erst will Corinna ja nicht mit, denn dieser Kalle ist ihr nicht besonders geheuer, aber als Karin sich gleich bei ihr unterhakt, belustigt und leicht angetrunken sagt, „klar, kommst du mit Corinna, – oder hast du kein Bock wegen diesem Kerl hier? Keine Angst, das is’ sowieso meiner, auf den pass ich auf!“, geht sie dann doch erstmal mit. Neugierig ist sie ja schon, zu sehen, wo Julia, mit Jonas zusammen, den Sommer über, gewohnt hat …

Ponton-Kids 2: Jonas, Kalle und Piraten

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