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Kapitel 2

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Ich schließe die Haustür auf und bin schon wieder müde. Schlafen, denke ich. Mich im Bett verkriechen und an nichts mehr denken müssen.

Die Wohnungstür steht offen. Ich höre Frau Heinrich telefonieren und bemühe mich, leise zu sein. Will nur in mein Zimmer huschen, ohne zu reden, ohne erklären zu müssen. Ich komme nicht umhin, ein paar Gesprächsfetzen mit anzuhören.

»Nein, tut mir leid. Ich habe zurzeit kein Zimmer frei«, höre ich ihre freundliche Stimme. »Alles belegt. Vielleicht ein anderes Mal. Gerne. Ich würde mich freuen. Tschüss.«

In der ersten Etage stehen die Türen noch immer angelehnt. Die Zimmer sind leer. Warum lügt Frau Heinrich? Hat sie einfach keine Lust auf Feriengäste? Warum hat sie dann mich aufgenommen? Ich schiebe die Gedanken beiseite. Ihre Entscheidung kommt mir entgegen. Es tut gut, dass ich den Flur für mich habe. Niemandem zu begegnen.

Ich setze mich an den schmalen Tisch und trinke meine mitgebrachte Apfelschorle. Blätter werden über die Deichkrone gewirbelt. Ich schaue ihnen nach. Vielleicht sollte ich Sandra schreiben. So ein Brief ist ein paar Tage unterwegs. Oder anrufen? Sie sollte endlich von dem Unfall erfahren. Es wird sie belasten. Sie steckt mitten in den Prüfungen. Die letzten, wichtigen Prüfungen. Das hat Reinhard mir noch erzählt. Lüge, Teresa, du bist nicht besorgt. Du hast Angst. Angst vor ihren vielen Fragen. Sandra kann so anstrengend sein.

Ich schiebe das Schreibzeug beiseite und lege mich angezogen auf mein Bett. Ich muss zur Ruhe kommen. Dieses Zimmer ist ein guter Anfang. Aber es ist keine Lösung. Ich kann mein Leben nicht zwischen diesem Zimmer und Krankenbesuchen einrichten. Ich brauche jemanden zum Reden. Mit wem könnte ich reden? Wirklich reden. Ich denke an Maike und schlafe ein.

Sandra. Wir sind in einem Schwimmbad. Ein sehr großes mit einer Riesenrutsche. Sandra ist noch klein. Vielleicht sechs Jahre alt. Sie steht unschlüssig vor der Rutsche. Sehnsüchtige Blicke, aber sie hat Angst. Ich auch. Ich hasse Wendeltreppen. Ihre engen Kurven. Die vielen Lücken. Immer die Höhe vor Augen. Den Augenblick, wenn man oben steht und sich loslassen muss, um in die Bahn zu gleiten. Hinter einem schon der ungeduldige Atem des Nächsten. Am Ende wartet das Wasser. Unausweichlich das Eintauchen. Immer anders. Sandra möchte so gern rutschen. Ich nehme sie an die Hand. Gemeinsam steige ich mit ihr Stufe für Stufe hoch. Nur nicht nach unten sehen. Nicht zur Seite. Nur nach oben. Stufe für Stufe. Immer weiter. Oben angekommen, klemme ich Sandra zwischen meine Beine. Sie schmiegt ihren schmächtigen Körper an meinen Bauch. »Mit dir habe ich vor nichts Angst, Mama.« Ihr grenzenloses Vertrauen macht mich glücklich. Wir sausen los, lassen die Geschwindigkeit ungebremst zu. Keine Angst vor dem Ende. Keine Angst vor dem Aufprall. Der kommt hart und plötzlich und zerreißt mich.

Ich schrecke hoch. Starre gegen die vertäfelte Decke. Der Fußboden bebt nach. Ich realisiere mühsam, die Haustür muss mit Wucht zugeworfen worden sein. Gerade in diesem Augenblick. Ein Wagen wird gestartet. Heftig, wie von jemandem, dem es nicht schnell genug geht. Der auf der Flucht ist. Dann ist es wieder still.

Ich liege da und wische mir über das Gesicht. Tränen. Ich habe im Traum geweint. Sehnsucht nach meinem Mädchen. Nach unserer gemeinsamen Vergangenheit. Nach der Leichtigkeit der ersten Jahre. Was ist falsch gelaufen zwischen uns? Wann hat sie angefangen, nur noch Reinhard Fragen zu stellen? Warum habe ich mich unsichtbar gemacht? Die Gedanken sind unerträglich. Träume, denke ich und stehe entschlossen auf.

Ich ziehe die Haustür zu und stolpere fast über Frau Heinrich. Sie hockt vor einem Blumenkübel. In einem giftgrünen Anorak und leuchtend roten Holzschuhen. Ich bin sicher, wie immer barfuß. Sie kümmert sich nicht um mich. Buddelt schwer atmend eine Margeritenstaude aus. Sie trägt keine Handschuhe. Das passt zu ihr. Aber nicht die heftigen, ungeduldigen Bewegungen.

»Schade, die Margeriten haben mir so gut gefallen«, rutscht mir heraus. Sie antwortet nicht. Wühlt nur noch verbissener in der Erde und verteilt sie rund um sich herum auf den weißen Steinen.

»Sie blühen noch so prächtig«, schicke ich hinterher. Ihr Benehmen verunsichert mich. Wenigstens eine Antwort könnte sie mir geben.

»Mag sein«, knurrt sie endlich gereizt. »Aber sie sind lange über ihrer Zeit.«

Ich bleibe immer noch stehen. Schaukele von einem Bein zum anderen. Dabei sollte ich weitergehen. Frau Heinrich ist verärgert. Meine Botschaft, die Margeriten zu schonen, kann es nicht gewesen sein. Mir fällt der aufgeschnappte Gesprächsfetzen ein. Ärgert sie sich, dass sie mir ein Zimmer vermietet hat, und versucht, mich wieder aus dem Haus zu ekeln?

Ich bin schon im Gehen, als Frau Heinrich die Staude achtlos fallen lässt, aufsteht und sich mit ihrer erdverklebten Hand über das Gesicht fährt. Ich muss lächeln. Sie erwidert es nicht.

»Um ehrlich zu sein, es ist mir egal, ob die Margeriten über der Zeit sind oder nicht. Völlig egal, das können Sie mir glauben.«

Sie hockt sich wie ein kleines Mädchen auf eine Stufe der Außentreppe. »Ich wollte nur in Erde wühlen. Das ist alles. Zum Fensterabseifen ist es zu spät. Es wird gleich dunkel.«

Ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch. Ich spüre die Bewegung deutlich, kann sie aber nicht verhindern. Dabei weiß ich, dass ich damit arrogant wirke. Sandra hat mir das oft vorgeworfen. Später meinte sie nur noch lakonisch: Jetzt weißt du wieder nicht weiter. Lass das mit der Augenbraue.

Frau Heinrich verschränkt ihre Arme vor ihrem Busen. Seine Konturen zeichnen sich selbst in der legeren Jacke ab.

»Nun schauen Sie mich nicht an, als hörten Sie das zum ersten Mal. In Erde wühlen oder Fenster abseifen beruhigt. Ganz wunderbar, wenn die Scheibe eingeseift ist und sich die vielen Bläschen bilden. Eine nach der anderen wieder zerplatzt. Diese kreisenden Bewegungen …«

Sie winkt resigniert ab und schweigt.

»Mich beruhigt Backen oder aufwendiges Kochen«, gebe ich hastig zu, und sie lächelt.

»Dann wären wir ein gutes Gespann. Die eine putzt, und die andere kocht.«

Sie umschlingt ihre Knie und fragt, ohne mich anzusehen:

»Haben Sie Kinder?«

»Ja, eine Tochter.«

»Ich habe eine Tochter und einen Sohn und von meiner Tochter schon eine Enkeltochter.«

Ihre Stimme wird wieder lebendiger, ihr Gesicht weicher. »Meine Enkeltochter ist oft hier. Gestern erst. Haben Sie sie gesehen?«

»Nein, nur gehört.«

»Ja, sie ist sehr lebhaft«, lächelt meine Wirtin stolz. Dann verfinstert sich ihre Miene wieder.

»Aber zurzeit kann ich die Kleine nicht nehmen. Meine Tochter versteht das nicht. Sie ist wütend und versucht, mich eifersüchtig zu machen. Fragt plötzlich nach ihrem Vater. Dabei hat sie sich noch nie für ihn interessiert.«

Frau Heinrich sieht ein paar kreischenden Möwen hinterher.

»Ich habe meiner Tochter den Haustürschlüssel abgenommen. Das wertet sie als Liebesentzug. Mit 30 sollte man erwachsener sein.« Sie steht auf und beginnt, die Blumenerde zusammenzufegen.

Was ist daran verwunderlich, wenn eine Tochter sich für ihren Vater interessiert? Wo ist Herr Heinrich überhaupt? Ich habe ihn noch nicht gesehen. Sind sie geschieden? Und Haustürschlüssel wegnehmen ist schon eine einschneidende Maßnahme, denke ich. Betrachte das aufgewühlte Gesicht von Frau Heinrich und schweige lieber.

»Sie bekommt ihn wieder«, erklärt sie unaufgefordert. »Zurzeit möchte ich es einfach nicht. Das muss man doch akzeptieren können, oder?«

Sie schüttet die Erde in den Kübel zurück und drückt sie energisch an die Margerite.

»Sie hat wirklich noch sehr viele Blüten. Manchmal schaut man einfach nicht genau hin.«

Sie dreht sich zu mir herum und fragt: »Haben Sie Lust auf einen Tee oder einen Sekt?«

Das Angebot weckt Erinnerungen. Sekt am Nachmittag. In meinen ersten Ehejahren hatte ich eine Freundin. Eine richtige. Mit der habe ich manchmal Sekt am Nachmittag getrunken. Elsbeth. Ich nannte sie Els. Sie hatte einen Sohn in Sandras Alter. Die Kinder spielten, und wir saßen zusammen und redeten, lachten und tranken Sekt. Wir redeten mit wunderbarer Leichtigkeit. Keine großen Worte. Da war vieles einfacher. Dann ist Els in eine andere Stadt gezogen. Seitdem habe ich nie wieder eine Frau getroffen, mit der ich am Nachmittag Sekt trinken konnte.

»Danke, vielleicht später. Ich will erst spazieren gehen und etwas essen«, antworte ich hölzern. Warum benehme ich mich so linkisch, wenn ich einen Menschen sympathisch finde?

Chance vertan, denke ich, als ich Frau Heinrichs Gesicht sehe. Es wirkt wie erloschen. Aber ich kann schlecht sagen, ach, ich möchte doch. Lassen Sie uns ein Glas zusammen trinken. Ich bin auch so allein. Das geht einfach nicht.

Warum eigentlich nicht, denke ich und gehe schon die Deichstraße entlang in den Ort hinein.

An wen erinnert mich diese Frau vom ersten Augenblick an? Diese direkte Art. Ihre eigenwillige Garderobe. Wahrscheinlich eine völlig falsche Spur. Es ist nachgewiesen, dass Silhouette, Gestik oder Geruch das Erinnerungsvermögen erheblich verwirren können. Und um mich zu verwirren, braucht es zurzeit nicht viel.

Es beginnt zu nieseln. Die feine Feuchtigkeit legt sich auf Gesicht, Haar und Kleidung. Sie tut gut. Doch nicht lange, und ich empfinde sie als unangenehm. Ich habe keine Regenjacke dabei. Nicht einmal im Gepäck. Das habe ich viel zu hektisch, mit wirren Gedanken gepackt.

Ich gehe zügiger und bin schnell mitten im Ort. Der Regen wird immer stärker, und ich verwerfe den Plan, einen ausgedehnten Spaziergang zu machen.

Ich suche nach einem Restaurant und sehe den Buchladen. Er heißt sinnigerweise Bücherinsel. Ich gehe hinein. Weil ich ins Trockene will und weil ich Buchläden liebe. Es sind nur wenige Kunden im Laden. Die Stille ist angenehm. Eine Frau lächelt mir grüßend entgegen. Sie lässt mich ohne Nachfrage um Tische und Regale streichen. Einfach nur die Gegenwart der vielen Geschichten spüren.

Ich hatte nicht vor, ein Buch zu kaufen und kaufe eins. Dabei bin ich zum Lesen viel zu unruhig. Aber mir gefällt der Einband und ich möchte über einen Buchrücken streichen. Später, wenn ich allein in meinem Zimmer bin.

Als ich wieder nach draußen gehe, hat der Regen aufgehört. Der Wind hat aufgefrischt. Blätter wirbeln über die Straße. Fahnenmasten summen. Der November beginnt sich durchzusetzen.

Ich betrachte den Ort bei Dunkelheit und versuche, mich zu erinnern. Etwas wiederzuerkennen aus der Zeit, als ich mit Elke hier langgegangen bin. Im Sommer. Zurück von langen Spaziergängen auf dem Weg zum Parkplatz. Nie ohne ein Paket mit Kuchen. Den haben wir im Bett gegessen. Damals war es leicht, glücklich zu sein. Mit der ganzen Hoffnung auf Zukunft. Schade, dass meine Mutter mir nicht ausreichend Zeit gelassen hat. Meine Mutter. Sie war einfach nur anders als ich. Das hat uns beide verwirrt.

Sie war eine unglaublich lebenslustige Frau. Sie konnte feiern, Schnaps trinken und auf Tischen tanzen. Als junges Mädchen hat mich ihre Anziehungskraft auf Menschen, vor allem auf Männer, abgestoßen. Ich habe versucht, anders zu sein, habe mein Haar viel zu kurz getragen, mich unweiblich gekleidet, und ich hatte keine Verabredungen. Mein Mauerblümchendasein hat sie wütend gemacht. Ihre Wut hat mir gefallen. Ich fühlte mich wie eine Nonne, die die Sünden ihrer Mutter verbüßt.

Beim Kurmittelhaus drehe ich um. Es ist zu dunkel für den Strand, und ich habe Hunger. Es haben nicht mehr alle Restaurants geöffnet. Der Ansturm der Badegäste ist vorüber, und der Ort erholt sich im Winterschlaf.

»Altes Zollhaus« lese ich, und hinter den Scheiben brennt Licht. Gäste sitzen vor Gläsern und Tellern. Die Atmosphäre wirkt einladend und erinnert an einen großzügig angelegten Wintergarten. Ich überlege nicht lange und gehe hinein.

Im Eingangsbereich bleibe ich wie angenagelt stehen. Alle Tische sind besetzt. Wo soll ich mich hinsetzen? Wie eine Welle überrollt mich aufkommende Schüchternheit. Wie lange ist es her, dass ich allein am Abend essen gegangen bin? Überhaupt allein essen gegangen bin? Auf jeden Fall zu lange. Ich erwäge, mich einfach umzudrehen und zu gehen. Raus aus dem Rampenlicht. Eigentlich habe ich nur Appetit, keinen großen Hunger. Im Auto liegen noch Müsliriegel. Vielleicht hat Frau Heinrich auch eine Kleinigkeit? Hat sie bestimmt. Los, beweg dich, Teresa. Du kannst hier keine Wurzeln schlagen. Sonst starren dich gleich alle an. Ich zwinge mich, genauer hinzusehen. Das verschwommene Bild wird klarer. Niemand scheint sich um mich zu kümmern. Einige Tische sind sogar noch frei.

Erleichtert steuere ich auf einen zu. Bevor ich mich setze, lächle ich grundlos in die Runde. An einem sympathischen Männergesicht bleibe ich hängen. Viel zu lange. Bis ich das begriffen habe, hat er längst zurückgelächelt. Ich spüre die Hitze in meinem Gesicht und sehe in eine andere Richtung. Mit fahrigen Bewegungen ziehe ich meinen Mantel aus und bemühe mich, ihn lässig über einen Stuhl zu legen. Er rutscht zweimal auf den Boden, bis es mir gelingt.

Wohin jetzt mit meinen Augen? Wohin mit meinen Händen? Ich beneide Raucher um ihr Ritual und erinnere mich an mein Buch. Wie eine Waffe lege ich es auf den Tisch. Ich bestelle ein großes Pils und verkrieche mich hinter der Speisekarte. Dabei fühle ich mich von dem Mann beobachtet. Er scheint kauzig zu sein. Jedenfalls redet er mit seinem Hund.

»Na, mein Alter. Ich glaube, die Frauen haben uns vergessen.«

Oder ist das seine Art der Anmache? Wenn er mich nun anspricht? Die Vorstellung beunruhigt mich. Wie soll ich reagieren? Ich werde ihm meinen Ehering präsentieren. Ich bin eine verheiratete Frau.

Ja, das bin ich, denke ich bitter. Ob glücklich oder nicht. Aber verheiratet. Über 28 Jahre.

Als ich Reinhard kennen lernte, hat er sich nicht für mich, sondern für Elke interessiert. Aber Elke schleppte mich meistens zu ihren Verabredungen mit, und ich gab mir Mühe, eine gute Gesellschafterin zu sein. Ich konnte schon immer gut zuhören, viel besser als Elke. Und Reinhard liebte es, wenn man seinen Worten lauschte, ihm an den Lippen hing. Auch aus diesem Grund hat er sich für mich entschieden. Elke hat es nicht gestört, und ich war geschmeichelt und verliebt. Reinhard hatte eine weltmännische Art und führte mich aus. Unser Zusammensein erinnerte mich an Liebesszenen aus alten Schwarz-Weiß-Filmen. Der Held und die Heldin. Das Muster gefiel mir. Es hatte etwas Vorhersehbares und Sauberes. Für mich war es selbstverständlich, ›Ja‹ zu sagen, als Reinhard mir einen Antrag machte. Meine Mutter war natürlich entsetzt, dass ich gleich den ersten Mann heiraten wollte. Sie sagte, lass dir Zeit. So wie sie vorher ständig gesagt hatte, geh doch mal aus. Lern Männer kennen. Amüsier dich.

Ich antwortete: Warum soll ich weitersuchen? Er ist der Richtige. Woher willst du das denn wissen, fragte sie. Ist er so gut im Bett? Die Frage machte mich wütend. Ich redete nicht mehr mit ihr und bereitete mich auf mein Leben mit Reinhard vor. Sie ließ mich.

Der Mann steht wirklich auf und kommt auf mich zu. Ich halte den Atem an. Ist das hier so üblich, oder wirke ich so vereinsamt, dass er bei mir keine Hemmungen hat? Ich werde ihm sagen, dass ich nicht an einem Gespräch interessiert bin. Und schon gar nicht an mehr.

»Entschuldigen Sie«, höre ich ihn sagen. Nein, ich werde nicht entschuldigen. Sollte er sich ein anderes Objekt zum Flirten suchen. Ich sehe ihn streng an.

Er lächelt. Sein Lächeln wirkt amüsiert. Worüber amüsiert er sich? Dass ich allein sein will? Meine Ehre verteidige?

»Ihre Papiere sind Ihnen aus der Manteltasche gefallen. Ich glaube, Sie haben es nicht bemerkt.«

Mit diesen Worten bückt er sich und hebt meine Brieftasche mit Führerschein und Ausweis vom Boden auf. Ich starre ihn an. Versuche zu denken. Als ich endlich »Oh, vielen Dank« stammele, ist er schon wieder an seinem Tisch. Dort begrüßen ihn eine Frau in seinem Alter und ein junges Mädchen.

»Das wird aber Zeit. Ich dachte, ihr habt uns vergessen«, strahlt er und gibt beiden einen Kuss. Ich versuche, nicht mehr in die Richtung zu sehen. Es ist so beschämend. Ich habe anscheinend all meine weiblichen Instinkte verloren. Falls ich die überhaupt jemals besessen habe. Mein Pils wird serviert.

Ich halte mich an dem Glas fest, trinke die ersten Schlucke und wünschte, ich könnte diese Szene einer Freundin erzählen und mit ihr darüber lachen.

Frühstückspension

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