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Der Hagestolz und die Prinzessin

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An der Seite ihres griesgrämigen Gemahls Kaiser Friedrich III. stand der jungen Eleonore ein trauriges Schicksal bevor.

»Den will ich und sonst keinen«, soll die kleine kapriziöse Prinzessin Eleonore von Portugal voller Freude ausgerufen haben, als die Abgesandten aus dem fernen Österreich die Werbung König Friedrichs um ihre Hand überbrachten und ihr ein Konterfei des eventuellen Zukünftigen überreichten. Was Eleonore in ihrer Spontaneität nicht ahnen konnte, war, dass sie, ohne lange zu überlegen, ihre Zukunft besiegelte, die sich als keineswegs rosig erweisen sollte. Denn der Bräutigam war ein überstandener Mann, der eigentlich auf Grund seines eigenbrötlerischen Wesens niemals hätte heiraten dürfen. Mit seinen 32 Jahren war er ein Junggeselle wie aus dem Bilderbuch. Ungewöhnlich groß, schritt er leicht gebeugt durchs Leben und wirkte mit seinem fahlen semmelblonden Haar schon von weitem ausgesprochen griesgrämig. Bis dahin war es noch keiner Dame bei Hofe gelungen, sein Herz zu entflammen, und es schien ganz so, als würde der königliche Sonderling ohne Erben diese Welt dereinst verlassen. Allmählich wurde es auch dem asketischen Friedrich klar, dass spät, aber doch die Zeit für ihn gekommen war, auf Brautschau zu gehen. Und da er sich in seiner menschenscheuen Art nicht selbst dazu in der Lage fühlte, hörte er auf den Rat von Sigismund dem Münzreichen von Tirol, der ihm schließlich die blutjunge portugiesische Prinzessin als Gemahlin vorschlug. Nachdem schließlich die Hofastrologen, die von Friedrich zu Rate gezogen worden waren, auch durch ihr Horoskop bestätigten, dass Eleonore die richtige Frau für ihn sein würde, schickte er zwei vertrauenswürdige Geistliche ins ferne Portugal, wo sie die Braut in Augenschein nehmen sollten, denn Friedrich war nicht der Mann, der die Katze im Sack kaufte.

Nachdem die Vorverhandlungen abgeschlossen waren und die reiche Mitgift der Braut ausgehandelt war, wurde die Hochzeit per procurationem, durch einen Stellvertreter des Bräutigams, abgehalten und Eleonore für die Brautfahrt übers Meer ausgerüstet. Sie sollte ihren Zukünftigen in Italien kennen lernen, wo auch die Hochzeit stattfinden würde. Die Überfahrt gestaltete sich für die portugiesische Prinzessin zu einem wahren Albtraum. Nicht nur, dass die Flotte in schwere Stürme geriet, wobei die kostbare Ladung, vor allem das Trinkwasser, über Bord ging, so dass am Ende nur noch die Weinfässer erhalten blieben, drohten auch Piraten die Schiffe zu kapern. Wie durch ein Wunder überstand Eleonore all die Schrecknisse und sehnte den Tag herbei, an dem der Bräutigam sie in die Arme schließen würde. Als Friedrich erfuhr, dass Eleonore zu ihm unterwegs war, blieb ihm nichts anderes übrig, als auch nach Italien aufzubrechen, wo man ihm allerorts feindselig begegnete, denn niemand konnte wirklich wissen, was er und seine Mannen im Schilde führten. Daher dauerte es lange, bis Friedrich die Stadtväter von Siena überzeugen konnte, dass er seine Braut erwarte und diese nicht gut auf einem freien Feld empfangen könne. Aber wenn der König auf den Flügeln der Liebe in die Stadt gekommen war, dann war er herzlich willkommen. Als die entzückende Eleonore dem Wagen entstieg, brauste Jubel auf, und man wartete gespannt darauf, dass der König seine reizende Braut in die Arme schließen würde. Aber Friedrich konnte nicht aus seiner Haut! Verklemmt, wie er war, schlug er die Augen nieder, und am ganzen Körper zitternd näherte er sich zögernd der Frau, die ihre Zukunft an seiner Seite verbringen sollte. Der Zug nach Rom gestaltete sich für Friedrich überraschenderweise zu einem Triumphzug, der allerdings nicht ihm, sondern seiner Braut galt. In der Ewigen Stadt war nicht nur die Hochzeit des ungleichen Paares geplant, Friedrich sollte hier auch nach den alten Traditionen durch Papst Nikolaus V. zum Kaiser gekrönt werden. Es sollte die letzte Krönung eines deutschen Kaisers in Rom sein. Über die Zeremonien der Kaiserkrönung berichteten die Chronisten ausführlichst. Dass aber gleichzeitig die Eheschließung Friedrichs mit Eleonore stattfand, die auch der Papst vornahm, darüber findet man wenig Aussagen. Friedrich gab sein Jawort beinahe widerwillig, dann trennte sich das Paar, denn der frisch gekrönte Kaiser wollte sich mit dem Vollzug der Ehe reichlich Zeit lassen, da er nicht die Absicht hatte, einen »welschen« Bastard zu zeugen. Wenn Friedrich freilich geahnt hätte, dass er durch die List von Eleonores Oheim, der als König in Neapel regierte, zu einer verspäteten Hochzeitsnacht geradezu gezwungen werden würde, hätte er die Reise dorthin sicherlich niemals angetreten. Alphons versuchte alles in seiner Macht stehende, Friedrich zu einem intimen Beisammensein mit seiner Frau zu überreden. Er ließ glanzvolle Bankette und spannende Turniere veranstalten, und nachdem alles nichts fruchtete, führte er ein Gespräch von Mann zu Mann, wonach sich Friedrich endlich bereit erklärte, am 16. April 1452 das öffentliche Beilager mit Eleonore zu halten. Man stellte mitten auf einem weiten Platz ein breites Bett auf, das Kaiser und Kaiserin im Beisein des Königs von Neapel und des gesamten Hofstaates bestiegen, beide bis an den Hals bekleidet. Dann zog Friedrich kurz die Decke über ihre Köpfe, so dass sie einen Augenblick lang vor der Öffentlichkeit verborgen waren, gab Eleonore einen flüchtigen Kuss – und die Ehe galt als vollzogen. Als Friedrich weiterhin keine Anstalten traf, sich näher mit seiner jungen Frau zu beschäftigen, war guter Rat für alle teuer. Man überbot sich mit Ideen, wie man den uninteressierten Kaiser ins Bett seiner Frau locken wollte, Liebeszauber wurden ausprobiert, man versprengte mit Parfum vermischtes Weihwasser in allen Räumen, und von früh bis spät erklangen schmelzende Liebeslieder in allen Gemächern. Die Folge war, dass Friedrich den ganzen Hofstaat der Hexerei verdächtigte, er ließ sich aber doch herbei, Eleonore zu sich kommen zu lassen. Wie Aeneas Silvius, der spätere Papst Pius II., ein Vertrauter des Kaisers, in seinen Aufzeichnungen, die pikante Details enthielten, berichtete, konnte Friedrich schließlich doch nicht den Reizen seiner entzückenden Frau widerstehen. Die weitere Zukunft Eleonores gestaltete sich düster, denn sie konnte von ihrem schrulligen Ehemann, der nach wie vor sein asketisches Leben fortsetzte, nicht erwarten, dass er nur im Mindesten auf die Bedürfnisse seiner Gemahlin Rücksicht nahm. Im Gegenteil: Er ließ ihr schwere Speisen vorsetzen, die sie nicht gewöhnt war und nicht vertrug, verbot ihr, ihre kostbaren Kleider zu tragen, und zwang sie zu einem Lebensstil, der ihr in jeder Hinsicht fremd war. Der bitterste Tag in ihrem Leben war sicherlich, als die Kaiserfamilie nach dem Tod des Ladislaus Postumus von den Wienern gefangen gehalten wurde, da man den dynamischen Bruder Friedrichs, Albrecht, auf dem Königsthron sehen wollte. Friedrich zog aus dieser unwürdigen Situation keine Lehre, inaktiv, wie er war, saß er auf seiner Burg in Wiener Neustadt und kümmerte sich wenig um die politischen Belange. Er machte die Nacht zum Tage und schlief dafür weit in den nächsten Tag hinein. Um seine junge Frau und seine beiden Kinder kümmerte er sich kaum, sie störten ihn nur bei seinen Versuchen, nicht nur aus den Sternen, sondern auch aus den Formen des Mäusekots, den er sammelte, die Zukunft zu lesen, und bei seinen alchemistischen Versuchen. Um an seiner Seite nicht ganz zu verkümmern, widmete sich Eleonore mit all ihrer Liebe ihren beiden Kindern Kunigunde und Maximilian, der einst die Nachfolge des Vaters antreten sollte. Für sie veranstaltete sie bunte Feste, zu denen sie die bedeutendsten Persönlichkeiten des Landes einlud, so dass sie dem spartanischen Hof durch die Anwesenheit von Künstlern und Wissenschaftern einen gewissen Glanz gab. Ihr Gemahl allerdings erblickte in diesen bescheidenen Lustbarkeiten nur Teufelswerk. Eleonore sollte nur 31 Jahre alt werden. Als sie am 3. September 1467 starb, vermisste die »Erzschlafmütze des Reiches«, wie der ewig zaudernde, entschlusslose Kaiser von seinen Zeitgenossen abfällig genannt wurde, seine kleine Gemahlin kaum.

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