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Das Schicksal seiner Frauen war beklagenswert

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Sie genossen zwar für einige Zeit den Status einer Königin von England, wie lange sie allerdings neben ihrem Gemahl Heinrich VIII. auf dem Thron sitzen würden, stand in den Sternen.

Denn für den in der Liebe unersättlichen Heinrich gab es kaum Gesetze, die für ihn bindend waren. Er setzte sich beinahe über alles hinweg, wenn es nicht seinen Interessen entsprach. Ursprünglich als zweitgeborener Sohn König Heinrichs VII. für den geistlichen Stand vorgesehen, wurde er nach dem allzu frühen Tod seines Bruder englischer Thronfolger, der nicht nur die Krone erbte, sondern auch die spanische Prinzessin Katharina von Aragon, Arturs junge Witwe. Obwohl Katharina einige Jahre älter war als ihr Gemahl, führten die beiden zunächst eine durchaus harmonische Ehe, die nur dadurch Risse bekam, dass Katharina zwar ununterbrochen schwanger war, aber nach einigen Totgeburten nur einer Tochter das Leben schenkte, der späteren englischen Königin Mary I., die die Beinamen »die Katholische«, aber auch die »Blutige« führen sollte.

Schon während dieser Ehe bemerkte Heinrich, dass es an seinem Hofe noch die eine oder andere begehrenswerte Hofdame gab, die sein Herz höher schlagen ließ. Auch den Reizen der schönen Elizabeth Blount konnte er nicht widerstehen, er warb so lange um ihre Gunst, bis er sie zu seiner Mätresse machen konnte. Es war geradezu ein Hohn des Schicksals, dass ausgerechnet Elizabeth ihm einen Sohn schenkte, den Heinrich offiziell zwar anerkannte, der aber nie einen Anspruch auf den englischen Thron haben würde.

Es war für Heinrich keineswegs leicht, seinen Abenteuern nachzugehen, denn die meisten Damen der Gesellschaft legten Wert auf einen halbwegs guten Ruf und den verlor jede, die das königliche Bett bestieg. Außerdem war es kein Geheimnis, dass die junge Königin Katharina bei der Bevölkerung sehr beliebt war, da sie Heinrich in vielerlei kritischen Situationen mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte. All dies musste der König einkalkulieren, als er Mary Boleyn, einer jungen Französin, schöne Augen machte. Aber die junge Frau sah in einem Verhältnis mit dem heißblütigen König eine Chance, die ihr allerdings die eigene Schwester nach fünf Jahren zunichtemachte. Als nämlich Anne Boleyn, ein zierliches, bezauberndes junges Mädchen mit glutvollen Augen und pechschwarzem Haar, aus Frankreich zurückkam und in den Dunstkreis des Königs geriet, hatte Heinrich VIII. nur noch Augen für die bezaubernde Schwester. Er fiel geradezu in einen Liebesrausch, den er in seinen Briefen an Anne zu Papier brachte, die man viele Jahre später zufällig im Vatikan fand. Aber seine Wünsche sollten nicht in Erfüllung gehen, denn Anne blieb standhaft. Sie wollte keineswegs eine so zweifelhafte Karriere wie ihre Schwester machen. Dem König blieb nichts anderes übrig als – wollte er Anne je besitzen – ihr die Ehe in Aussicht zu stellen. Natürlich war er sich der vielfältigen Schwierigkeiten bewusst, die so ein Versprechen mit sich brachte. Der Papst sollte seine Ehe mit Katharina annullieren, obwohl Heinrich nicht ableugnen konnte, die Ehe vollzogen zu haben. Aber es gab noch andere Möglichkeiten, sich von Katharina zu trennen: Sie war schließlich die Gemahlin seines Bruders gewesen, was ein echtes Ehehindernis darstellte, das die Scheidung nach sich zog. Heinrich ließ Gelehrte an seinen Hof kommen, die die Formalitäten für ihn erledigen sollten, denn Papst Clemens VII. zögerte aus politischen Gründen, die Ehe für null und nichtig zu erklären, denn immerhin war Katharina die Tante des deutschen Kaisers.

Heinrich VIII. wartete die Entscheidung des Papstes nicht ab, er hatte es eilig, Anne Boleyn ins Brautbett zu führen. Obwohl er noch legal verheiratet war, schloss er im Januar 1533 eine neue Ehe mit der jungen Französin. Als der neu ernannte Erzbischof von Canterbury diese Ehe offiziell anerkannte und Katharina in ein Kloster geschickt und ihre Tochter als nicht ehelich bezeichnet worden war, wurde dieses Treiben auf den britischen Inseln selbst dem Papst in Rom zu viel. Er belegte den englischen König mit dem Kirchenbann, der seinerseits die Trennung der Anglikanischen Kirche von Rom offiziell erklärte. Eine neue Glaubensrichtung war aus den fleischlichen Gelüsten eines unersättlichen Königs entstanden.

Aber auch Anne Boleyn lachte das Glück nicht für lange Zeit, denn die Geburt ihrer Tochter Elizabeth war der Anfang vom Ende ihrer Ehe. Für Heinrich hatte auch diese Gemahlin sehr schnell alle Reize verloren, sein Sinn stand schon nach einer ganz anderen Dame. Außerdem hatte Anna begonnen, sich in politische Angelegenheiten zu mischen, was ihr in den Augen des Königs nicht zustand. Anna musste weg. Und da er sich nicht noch einmal offiziell von seiner Gattin scheiden lassen konnte, bestach der englische König Männer und Frauen bei Hofe, die für einen Judaslohn bezeugten, dass die Königin fünf Männern ihre Gunst geschenkt hatte, unter anderem auch ihrem eigenen Bruder. Und für diese Verbrechen konnte es nur eine Strafe geben: den Tod. Am 19. Mai 1536 fand das Blutgericht auf dem Gelände des Towers statt, bei dem nicht nur der Kopf Annes fiel, sondern auch die unschuldigen Männer ihr Leben verloren.

Für Anne Boleyns Nachfolgerin war indessen schon längst das Brautkleid genäht worden, Jane Seymour war noch zu Lebzeiten Annes und Katharinas zu deren Nachfolgerin auf dem Königsthron auserkoren worden. Sie sollte an Heinrichs Seite ein unruhiges Leben führen, denn auf die Dauer hatte das Volk die Eskapaden seines Königs, vor allem in religiöser Hinsicht, satt. Die Katholiken im Norden Englands schlossen sich zusammen und wollten vereint gegen Heinrich VIII. ziehen. Der König reagierte hinterhältig und erklärte, er wolle Jane zur katholischen Königin in York krönen lassen. Die Rebellen gaben sich damit zufrieden und wollten abziehen. Darauf hatte Heinrich nur gewartet: Er ließ die Ahnungslosen festnehmen und kurzerhand hinrichten.

Jane Seymour schenkte dem König den so heiß ersehnten Thronfolger Edward, der allerdings schon von Kindesbeinen an kränklich war. Sie selber starb unmittelbar nach der Geburt des Kindes, wahrscheinlich an Kindbettfieber.

Dass Heinrich lange Zeit Witwer bleiben sollte, konnte sich keiner vorstellen, aber dass er die knöcherne, ältliche, völlig reizlose Anna von Jülich-Kleve zu seiner vierten Gemahlin auserkor, war mehr das Werk seines engsten Vertrauten Thomas Cromwell und seines Hausmalers Hans Holbein, der die Braut geradezu mit einer rosaroten Brille gemalt haben musste. Daher war die Enttäuschung Heinrichs riesengroß, als er mit großem Pomp an die Küste gezogen war, um Anna auf ihrem Einzug in England zu begleiten. Der König fand die Braut so abstoßend, dass er nicht einmal die Ehe mit ihr vollzog, sondern ihr einen Landsitz zuwies und sie reichlich mit Apanagen versorgte, sodass die deutsche »Nichtgemahlin« ein ruhiges beschauliches Leben führen konnte, ohne um ihren Kopf fürchten zu müssen. Anders als die nächste Gemahlin, die entzückende junge Catherine Howard. Wahrscheinlich fand das junge Mädchen den aus allen Fugen geratenen König abstoßend, sodass sie schon am Anfang der Ehe ihren jugendlich feschen Liebhabern nachtrauerte. Dann aber schritt sie zur Tat und vergnügte sich wie in besseren Tagen mit den schönen Jünglingen so lange, bis irgendwelche Spitzel dem König Hinweise auf das Leben und Treiben seiner flatterhaften Gemahlin gaben. Heinrich trafen diese Berichte wie ein Keulenschlag, denn er, der Alternde, hatte sich in das junge Mädchen bis über beide Ohren verliebt. Seine Wut und Rache traf nicht nur die Galane seiner Frau, sondern vor allem sie selber. Als sie erfuhr, dass sie zum Tod auf dem Schafott verurteilt worden war, legte sie am Tage vor ihrer Hinrichtung, ganz in schwarzem Samt gekleidet, ihr reizendes Haupt zur Probe auf den Richtblock.

Noch aber hatte Heinrich von den Frauen nicht genug, obwohl er mittlerweile hundertsechzig Kilo wog und von verschiedenen Krankheiten geplagt wurde. Alles andere als ein Adonis warb er um die dreißigjährige Catherine Parr. Sie wurde für ihn mehr eine Krankenpflegerin als eine Geliebte und hatte das Glück, obwohl sie auch übel verleumdet wurde, den Blaubart zu überleben, der am 28. Januar 1547 an einer Blutvergiftung starb.

Als die Sonne nicht unterging

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