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Planen, bauen und geduldig sein

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Haufen im Sinne dieses Buches sind alle Sammlungen von Naturmaterialien, die von Menschenhand angelegt wurden, damit darin und darauf Tiere und Pflanzen leben können – um es mal kompliziert auszudrücken. Man könnte sie auch anders nennen: aufgehäufte Gartenabfälle oder nützliche Gartenüberbleibsel zum Beispiel.

Der Zusatz »Garten« ist dabei wichtig. Denn wir sind in unserem grünen Wohnzimmer nicht in der freien, offenen Natur, in der Haufen entstehen, kommen und gehen, sondern in einem künstlich abgegrenzten Bereich, den sich die Natur mit den Gärtnernden und ihren Lieben teilt. Und selbst wenn man einen Garten sich selbst oder eben der Natur überlassen würde, ist er durchschnittlich meistens zu klein, um ein dynamisches Gleichgewicht zu finden. Das heißt: Sie müssen gestalten.

Mit der Haufenbauweise ist das Gestalten gar nicht so schwer. Es ist ein bisschen so, wie mit Ideen und gutem Willen auch in einer kleinen Wohnung alles Nötige unterzubringen. Haufen haben dabei einen großen Vorteil: Sie nehmen in der Grundfläche wenig Platz weg, man geht Etage für Etage nach oben und nutzt den Luftraum mit; und auch unter dem Haufen kann man den Platz durchaus nutzen. Durch die besondere Struktur hält der Haufen die Wärme und bildet Höhlen und Hohlräume. Ein Zimmer im Zimmer und in diesem Zimmer wieder welche …

Dabei sind die Leitgedanken, möglichst vielfältig zu sein und sich an der Natur zu orientieren. Und mit einer gewissen Unordnung auch den Zufall mit ins Spiel zu bringen. Laub ist aufgehäuft ein toller Lebensraum, und wenn am Laub beispielsweise noch Pflanzengallen hängen (das sind diese dicken Kugeln, die von Blättern gebildet werden, wenn Insekten darin ihren Nachwuchs ablegen, siehe Seite 57), nisten sich manchmal auch seltene Bienenarten ein. Wie will man so was selbst erfinden?

Rinde, Laub, Baumstücke, Äste und Zweige sind in der Kombination eines Haufen-Durcheinanders besonders wertvoll. Alles zusammen isoliert schön und bietet alle Möglichkeiten, von kleinen Schlupfwinkeln für Spinnen und Käfer über feuchte Ecken für Molche, Frösche und Kröten bis zu größeren Höhlen für Spitzmäuse, Igel und Co.

Und es kommen nicht nur die Tiere. Dieser Haufen ist auch ein Lebensraum für Pflanzen, Moose, Pilze, Farne und Flechten, die den Haufen bewachsen und wiederum Nahrung für noch mehr Tiere bieten.

Ein Haufen aus Naturmaterialien bietet so eine Vielfalt an Möglichkeiten für Lebensräume, die eine Igelburg, ein Florfliegenkasten, ein Vogelhäuschen alleine niemals haben werden – selbst wenn Sie mehrere davon in den Garten integrieren und beim Bauen oder Kaufen alles richtig gemacht haben. Ab Seite 127 erfahren Sie, was unsere heimischen Tiere wirklich brauchen. Mit diesem Wissen können Sie die Vorschläge ab Seite 21 genauer betrachten und noch kreativer ans Haufenbauen gehen. Bei all dem sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die Tiere müssen das Bauwerk nur als Haus erkennen, sie müssen hinein- und wieder herauskommen und innen muss es wohnlich sein – aus Sicht des jeweiligen Tieres.


Schön lebendig und besonders wertvoll werden Totholz- und Asthaufen, wenn Moose und Flechten bereits über das Baumaterial mitgeliefert werden.

Dann heißt es neugierig, aber geduldig abzuwarten, wer denn nun einzieht. Oft bekommt man davon nicht viel mit, denn viele Tiere sind scheu, manche trifft man eher zufällig an ihrer neuen Behausung an. Verkneifen Sie es sich aber bitte trotzdem, ständig durch die Ritzen zu linsen, die Steine und das Holz hochzuheben oder ein bisschen im Sand zu wühlen. Je nach Tierart und Naturell des jeweiligen Individuums reicht eine einzige Störung, und die Mieter ziehen wieder aus. Und in der Zeit des Winterschlafs kann es tödlich für die Tiere sein, sie zu stören. Sie verlieren sehr viel Energie, wenn sie wach werden, und sie finden selten etwas Neues, um dort weiterzuschlafen, bis es Frühling ist.

Es gibt Nistkästen mit Beobachtungskamera und das Prinzip lässt sich mit ein bisschen Bastelfertigkeit auch auf andere Tierwohnungen übertragen. Kleine, einfache Webcams gibt es im Elektronikmarkt, hochauflösende, mit Funk und weiteren Finessen sind natürlich deutlich teurer. Weil es in so einem Haufen eher dunkel ist, empfiehlt sich eine Infrarot-Nachtsichtkamera – die im Dunkeln allerdings nur schwarzweiße Bilder macht, für Farbbilder braucht sie Tageslicht. Die Kamera wird in einer Ecke so angebracht, dass sie einen guten Überblick hat und von den Tieren nicht verschoben oder angeknabbert werden kann. Oder Sie hängen Wildbeobachtungskameras so auf, dass sie strategisch günstig beispielsweise den Eingang zum Haufen im Visier haben. Einsteigermodelle gibt es manchmal auch als Aktionsangebote – technisch und auch preislich ist auch hier viel Luft nach oben.

Haufenweise Lebensräume

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