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Kapitel 2

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Die Sonne bewegte sich langsam dem westlichen Horizont entgegen und drohte dort sehr bald unterzugehen. Fast einen Tag hatten sie gebraucht, beim Aufstieg bis zum leeren Horst, morgen mussten sie weiter über den nächsten Bergkamm.

Anstrengend war der Tag gewesen. Diara hielt bis jetzt tapfer durch, obwohl langsam ihre Kräfte schwanden. Ihre Füße schmerzten, von den zum Teil sehr spitzen Steinen, auf denen sie mit ihren nicht sehr dicken Hirschlederschuhe trat.

»Ich denke, wir werden hier oben unser Nachtlager aufschlagen. Die Sonne verschwindet bald am Horizont und wir sollten uns nicht von der Dunkelheit überraschen lassen«, stellte Golo fest.

»Endlich! Ich dachte schon, dass dieser Satz überhaupt nicht mehr kommt!«, antwortete Seth und warf im gleichen Augenblick sein Bündel auf den Boden. Golo sah zu Diara.

»Na, alles in Ordnung bei dir? War es für dich zu anstrengend? Bist du müde?«

»Es geht schon, schließlich bin ich kein kleines Mädchen, nur die spitzen Steine quälten mich etwas beim Auftreten«, antwortet Diara und breitete ihren Umhang auf dem kahlen Felsenboden aus. Golo warf einen Blick auf Diara‘s Schuhwerk.

»Tja, Mädchenschuhe aus feinem Leder genäht, sind einfach zu dünn, um damit auf hartem Felsgestein zu gehen.«

»Ich werde mir morgen etwas einfallen lassen«, gab Seth von sich und streichelte spontan über Diara‘s Knie, während er sich neben sie niederließ.

Langsam verdunkelte sich der Himmel, während die drei Freunde, nebeneinander auf ihren Umhängen saßen und getrocknetes Brot und Obst zu sich nahmen. Ihre Wasserbeutel aus Ziegenleder, hatten sie mit klarem Bergwasser neu aufgefüllt, dass in unmittelbarer Nähe vom Gipfel als kleiner Bach herunterrann. Sie legten sich auf ihre Umhänge und schauten zum Himmel.

»Gute Nacht, Diara und Seth«, »gute Nacht, Golo und Seth«, »gute Nacht, Diara und Golo«, murmelten sie sich untereinander zu. Diara sah noch eine Weile zu den Sternen und der schmalen Mondsichel, bis auch sie, vom leisen Rauschen des Windes in den Schlaf gesungen wurde.

»Diara … wach auf, wir müssen weiter«, hörte sie die Stimme Golo’s dicht an ihrem Ohr. Sie blinzelte zum Himmel, der die Morgendämmerung ankündigte. Langsam setzte sie sich auf und sah das Seth nicht mehr neben ihr lag.

»Wo ist Seth?«

»Seth ist schon unterwegs, er sucht für deine geschundenen Füße etwas. Bis du fertig gefrühstückt hast, ist auch er wieder da.«

»Seit wann seid ihr wach und wie spät mag es wohl sein?«

»Ich schätze, dass es erst vier Uhr morgens ist. Auf diesen Höhen kann man es nur schätzen, da einem der Horizont näher erscheint und das Aufgehen der Sonne hier oben früher sieht.«

Golan hielt ihr eine Handvoll Kekse hin.

»Hm … fein, das sind Honig Kekse von deiner Mutter?« Golan nickte und lächelte sie an. Während Diara sich die Kekse schmecken ließ, sah sie von weitem Seth näher kommen.

»Da kommt Seth, so wie es aussieht, hat er nichts für mich gefunden.« Golo sah zu Seth.

»Nun ja, mich hätte es auch überrascht, wenn er hier in diesem kahlen Felsengelände etwas gefunden hätte.«

Mit großen Schritten näherte sich Seth und winkte ihnen.

»Ich habe für deine geschundenen Füßchen etwas Feines mitgebracht«, triumphierte er, während er näher kam. Er setzte sich neben Diara und forderte sie auf ihm ihre Stiefel zu geben. Während sie ihm diese reichte, scherzte Golo: »Hast du feinen Sand mitgebracht?«

»Nein … für unsere kleine Prinzessin habe ich etwas ganz Besonderes gefunden. Feines weiches Moos«, antwortete Seth und zog das Moos aus seinem umgehängten Beutel. Er polsterte Diara‘s Schuhe damit aus und als sie die Schuhe anlegte, seufzte sie.

»Danke Seth, das ist unheimlich weich, damit gehe ich wie auf Wolken.« »Na dann pass auf, dass du nicht abhebst und uns davon schwebst«, gab dieser lachend von sich. Nachdem sie ihre Bündel wieder zusammengepackt hatten, traten sie ihren weiteren Weg an.

Über glitschige Steine führte der Weg abwärts, anschließend über den steinernen Steg eines kleinen Bergbachs. Sie hielten kurz an und füllten ihre Wasserbeutel mit frischem eiskaltem Quellwasser auf. Der kalte Bach hinterließ einen Nebelschleier, der direkt über dem Wasser schwebte. Die Sonne stand bereits als roter Feuerball am Horizont.

Die drei Freunde waren von diesem Anblick überwältigt. Keiner von ihnen hatte jemals die Sonne am Horizont aufgehen sehen. Sie verweilten einen Moment, bis sie sich entschlossen hatten, weiter zu gehen. Sie gingen weiter abwärts bis zur Schlucht, die ihren Berg von dem gegenüberliegenden Berg trennte. Rätselnd standen sie vor dieser engen Schlucht und schauten in die Tiefe.

»Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte Seth.

»Wahrscheinlich müssen wir hinunterklettern«, antwortete Golo.

»Oder wir springen hinüber«, schlug Diara vor.

»Hinüber springen wäre gut, ist aber sehr gefährlich. Auch wenn sie nicht breit ist, dennoch ist sie breit genug, um eventuell hineinzufallen«, stellte Seth fest.

»Es ist zu gefährlich, auch ein Abstieg in die Schlucht ist sehr riskant.« Golo überlegte.

»Auch wenn es unseren Weg deutlich verlängert, es bleibt uns nichts anderes übrig, als auf den einfacheren Weg, den Berg hinunterzusteigen.« »Das heißt also … diesen Berg hinunter bis ins Tal und dann drüben wieder hinauf. Bei den Birken, da sind wir ja ein Jahr mit den Bergen beschäftigt!«, rief Diara entsetzt aus.

Ihre Begleiter zuckten kurz mit den Schultern. »Weißt du etwas Besseres?«

Sie standen grübelnd da und schauten immer wieder zum gegenüberliegenden Berg.

»Wer sagt denn, dass diese Schlucht erst im Tal zu Ende ist, vielleicht haben wir Glück und sparen uns vom halben Berg den Abstieg.«

»Seth du hast einfach einen klugen Kopf. Du bist zwar kein sehr guter Kämpfer, aber dafür hast du immer gute Einfälle. Ihr beide ergänzt euch Ideal«, sagte Diara. Golo wollte schon aufbegehren, aber der letzte Satz von Diara hatte ihn wieder versöhnt, denn schließlich war er wirklich ein sehr guter Kämpfer. Davon überzeugt, dass sie nicht den ganzen Berg hinuntergehen müssten, machten sie sich erneut auf den Weg.

Die kahle Felsengegend hatten sie inzwischen verlassen und stiegen vorsichtig zwischen den Wurzeln der Nadelbäume und niederen dichten Gehölzen, abwärts. Diara ging zwischen Golo, der vor ihr ging und Seth hinter ihr, als es plötzlich seitlich von ihnen im Gehölz knackste. Abrupt blieben sie stehen und horchten auf. Sie sahen alle drei angespannt zum dichten Gehölz, aus jungen Tannen und vielen am Boden liegenden abgestorbenen Ästen.

»Seht ihr was?«, flüsterte Golo. Diara und Seth schüttelten den Kopf. »Welche Tiere mag es hier wohl geben?«, fragte Diara leicht angespannt. Plötzlich schoss ein braunes zotteliges Tier größer als eine Ziege auf sie zu. Es rammte Seth und dieser kam zu Fall.

Sekundenlang standen Golo und Diara da, den Blick starr auf Seth und dem Ungetüm gerichtet.

»Ein Molov!«, rief Golo entsetzt aus und zog seinen Bogen aus dem Halfter. Er spannte den Bogen und der Pfeil brachte das Tier gerade noch rechtzeitig zur Strecke, bevor es seine Reißzähne in Seth‘s Körper schlagen konnte. Immer noch starr vor Schreck starrten sie alle drei auf das am Boden liegende Tier.

»Danke, das war knapp«, sagte Seth und schob den Kopf des toten Tiers von seinem Körper weg.

Ein übler Geruch ging von dessen offen stehendem Rachen aus. Seth schüttelte sich vor Ekel. Er betrachtete die Kratzer am Arm und an den Händen, welche ihm dieses Tier beigebracht hatte.

Er stand auf und befreite seine Kleidung von der feuchten Walderde. Sie sahen auf das am Boden liegende Tier.

»Ich habe noch nie so ein Tier gesehen«, gab Diara geschockt von sich. »Aus dieser Nähe habe ich auch noch nie einen Molov gesehen«, antwortete Golo, immer noch die Augen auf das Tier gerichtet.

»Golo glaubst du, dass es mich fressen wollte?« Golo zuckte mit den Schultern.

»Ich weiß es nicht aber auf jeden Fall hätte es dich töten können, schau dir seine riesigen Reißzähne an. Mit einem Biss kann er deinen ganzen Brustkorb öffnen. Schauderhaft!« Golo durchfuhr ein Schauder ob dieses Gedankens. Diara schob Golo vom Tier weg.

»Lasst uns weitergehen.«

Augenblicklich zog Seth ein Messer aus dem Halfter, das er um die Hüften trug.

»Diara schau dort vorne gibt es Trollbüsche, bring mir bitte mehrere große Blätter davon.« Diara sah Seth fragend an.

»Du willst doch nicht etwa …«

»Natürlich will ich, wer weiß, wann uns so ein Braten wieder über den Weg läuft«, unterbrach er sie. Diara sah zu Golo, doch dieser unterstützte Kopf nickend Seths Aussage.

Nicht ganz davon überzeugt ging sie los und schnitt mit ihrem Messer ein paar von den größten Blättern ab.

»Diara sei vorsichtig wegen der Schlangen, denn sie halten sich sehr gerne in der Nähe von diesen Büschen auf«, hörte sie Seth laut sagen. »Natürlich, das wäre das Letzte, was ich jetzt auch noch möchte.«

Seth hatte inzwischen große Stücke aus dem Körper des toten Tieres geschnitten, als sie mit den Blättern zurückkam. Golo nahm ihr die Blätter ab und lag sie ineinander, dann verpackte er darin die Fleischscheiben. »Wann willst du das Fleisch zubereiten, ohne dass der Rauch unsere Anwesenheit verrät?«, fragte Diara.

»Heute Nacht ist der ideale Zeitpunkt, wir müssen uns nur nach einer geeigneten Stelle umsehen.«

»Warum heute Nacht und nicht morgen?«, fragte sie.

»Weil heute Nacht Neumond ist und deshalb wird auch der Rauch nicht so gut zu sehen sein, als bei hellen Mondschein.« Mit dieser Aussage gab sie sich zu zufrieden. Sie bückte sich und half Golo die letzten abgeschnittenen Fleischstücke einzupacken.

»Wir brauchen noch mehr von den Blättern, damit wir sie später im gegarten Zustand wieder zum weiteren Transport, in frische Blätter einwickeln können.«

Diara sprang auf und lief zum Gebüsch.

»Ich glaub, dass wir jetzt genug haben. Seth wir können nicht das ganze Tier mitnehmen«, schmunzelte Golo.

Das letzte abgeschnittene Fleisch war verpackt, als Diara zurückkam. An ihrem Gürtel hingen viele zusammen gebündelte Blätter.

Zufrieden, dass für ein paar Tage mehr das Essen gesichert war, machten sie sich wieder auf den Weg.

Sie hatten Glück. Die Schlucht reichte nur bis zur Mitte des Berges und sie mussten nicht bis ins Tal hinuntergehen. Freudig überrascht kletterten sie am Ende der Schlucht, wo keine Felsüberhänge mehr waren, aufwärts. Dennoch gestaltete sich der Aufstieg schwieriger, als sie erwartet hatten. Ein kleines Rinnsal machte die Felsen nass und glitschig. Mehrere Male kamen sie ins Rutschen und immer wieder mussten sie sich gegenseitig absichern und helfen. Diara kletterte flink aufwärts. Sie hatte wegen ihres besonders leichten Körpergewichts, kaum Probleme. Am meisten erwischte es Seth, der von allen dreien, der gewichtigste war. Mehrere Male mussten Golo und Diara ihn aus einer misslichen Situation befreien, welche für sie beide auch nicht ungefährlich war.

Einmal wären sie beinahe alle drei in die Tiefe gestürzt, wenn Golo nicht so schnell reagiert hätte und das Schlimmste mit seinen immensen Kräften verhindert hätte.

Endlich hatte die Kletterpartie ein Ende und sie konnten durch ein Waldgebiet bergauf weiter gehen.

Die Sonne bewegte sich bereits dem westlichen Horizont zu.

»Wir müssen uns jetzt noch, um Holz für das Feuer umsehen, während wir aufwärtsgehen«, forderte Seth seine Freunde auf.

»Ja, das müssen wir, dafür können wir uns aber nicht viel Zeit lassen. Wir müssen so weit wie möglich zum Gipfel hochkommen.«

»Unbedingt, sonst laden wir mit dem Fleischgeruch womöglich noch andere Tiere zum Essen ein«, bestätigte Golo.

Während sie aufwärts gingen, sammelten sie reichlich Holz für das bevorstehende Feuer.

»Das gibt ein herrliches Feuer. Ich freue mich schon auf einen guten Braten«, begeisterte sich Golo. Sein Blick fiel auf Diara, die soeben am Boden kniete und kleine knallrote Blumen pflügte.

»Diara, bevor du deine Zeit mit Blumenpflücken verbringst, solltest du dich lieber nach Brennholz umsehen. Mit Blumen können wir kein Feuer machen.«, brummte Golo.

»Feuer machen nicht, aber damit können wir das Fleisch würzen und etwas schmackhafter machen.«

»Mit diesen roten Dingern, wirst du unser Fleisch nur ungenießbar machen – sonst nichts.«

»Wirf sie weg, das Fleisch wird damit nicht gewürzt! Das würde uns noch abgehen, dass wir uns womöglich noch mit Übelkeit plagen müssen.« Diara warf leise vor sich hin murrend die gepflügten Blumen weg. Seth zwinkerte ihr zu und legte seinen Arm über ihre Schulter. »Er hat recht, wir können kein Risiko eingehen, auch wenn es von dir nur gut gemeint war.«

Schweigend erreichten sie unterhalb des Gipfels, einen geeigneten Rastplatz, um Feuer zu machen und zum Übernachten.

»Geschafft …, ich hoffe nur, dass es der schwierigste Aufstieg war und die anderen Gipfel leichter zu bezwingen sind«, gab Golo von sich.

Sie bereiteten ihr Abendlager für die Nacht auf den Boden in einer großen Bergmulde und legten das Holz für das Feuer in die freie Mitte ihres Lagers.

»Glaubt ihr wirklich, dass Zee sich auf einen der Berggipfel aufhält?«, fragte Diara.

»Ich denke schon, denn wo sollte sie denn sonst sein?«, stellte Golo fest. »Vielleicht wurde sie von den Cors getötet«, antwortete Diara.

»Nie …, dazu ist Zee viel zu wertvoll – auch für die Cors«, warf Seth ein und zündete den kleinen Holzhaufen an.

Diara hatte sich auf ihren ausgebreiteten Umhang, der zwischen den Umhängen Golo‘s und Seth‘s lag, gesetzt. Sie beobachtete Seth, der geschickt das Fleisch auf einen von ihm spitz zugeschnittenen Ast aufgespießt hatte und jetzt auf zwei großen Steinen über das Feuer legte. Diara musterte Seth eine Weile.

Im Schein des Feuers wirkte sein Gesicht bereits sehr männlich und sein langes weißes Haar, das er im Nacken zusammengebunden hatte, fiel ihm über die rechte Schulter. Er und sein Vater - Odo der Weise, waren die einzigen mit weißen Haaren, alle anderen hatten schwarzes Haar. Zu ihrer braunen Haut, welche einen leicht grünen Schimmer hatte, war es ein starker Kontrast, der sie sofort von den anderen hervorhob. Ihr Blick blieb an seinen schönen grünen Augen hängen.

Wie schön und klar seine Augen sind, dachte sie.

Seth sah Diara verwundert an.

Gefallen sie dir? Hörte sie ihn in Gedanken fragen. Diara sah ihn überrascht an. Diara war überrascht, sie hatte zum ersten Mal einen Gedankenaustausch mit Seth. Ich habe nicht mit dir gesprochen, antwortete sie gedanklich. Seth grinste und sagte laut zu Diara: »Gesprochen nicht … aber gedacht und ich hab dir darauf geantwortet.«

»Kannst du meine Gedanken hören?«

»Ja … und seit wann kannst du es?«, fragte Seth.

»Es war jetzt das erste Mal«, antwortete Diara.

»Also Diara, ab jetzt kannst du nichts mehr vor mir verbergen. Denke jetzt nur noch gut über mich, sonst werde ich es dich büßen lassen.« »Konntest du immer schon meine Gedanken lesen?«, fragte Diara.

»Nein, das war jetzt auch das erste Mal. Vielleicht, weil du jetzt auch meine Gedanken lesen kannst, oder das bringt die fortgeschrittene männliche Reife mit sich. Anscheinend bin ich in den letzten Stunden gereift.«

Komisch, davon habe ich nichts bemerkt, dachte sie.

Werde ja nicht frech, dachte Seth. Diara spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.

»Sagt mal ihr Beiden, soll eure gemeinsame Geheimniskrämerei den ganzen Abend so weiter gehen?«, gab Golo verschnupft von sich.

»Wir haben kein Geheimnis. Diara dachte sich, dass meine Augen schön sind und ich antwortete darauf.«

»Wenn ihr nichts anderes im Kopf habt, als solch unwichtige Dinge, dann war der Aufstieg anscheinend nicht anstrengend genug«, gab Golo wütend darüber, dass er nie Gedankenlesen wird können – von sich.

»Jetzt sei doch nicht so empfindlich, es war doch nichts weiter, als unser erster gemeinsamer Gedankenaustausch«, gab Diara beruhigend von sich. »Gut, dann lasst uns jetzt über den morgigen Tag reden. Ich denke, dass wir gleich nach Sonnenaufgang aufbrechen, damit wir noch bei Tageslicht den Gipfel erreichen.«

»Golo welchen der gegenüberliegenden Gipfel müssen wir überqueren? Den vom rechten Berg oder den vom Linken?«, fragte Seth.

»Den Linken.« Seth strengte seine Augen an, um den schemenhaft erkennbaren Gipfel einzuschätzen.

»Der Aufstieg scheint mir sehr steil zu sein?«

»Nun ja, leicht wird es nicht werden und wir müssen all unsere Kräfte voll einsetzen. Das gleiche gilt für unsere Konzentration!«

Seth sah Diara an und seine Gedanken sprachen zu ihr: Er kann's nicht lassen! Golo ist wohl eifersüchtig auf mich?

Diara schmunzelte vor sich hin: Das glaube ich nicht, es ärgert ihn nur, dass er nie mit uns gedanklich kommunizieren kann.

Golo schnitt ein Stück Fleisch ab und reichte es Diara.

»Hier … damit dein Hirn endlich wieder einmal an etwas anderes denkt, nämlich ans Essen.«

Und er ist doch eifersüchtig, dachte Seth.

Langsam glaub ich dir. Lass uns jetzt nicht mehr miteinander die Gedanken austauschen, sonst dreht er vollends durch, antwortete Diara in Gedanken.

Golo reichte Seth ein großes Stück Fleisch und sah ihn dabei grimmig an. »Nach dem Essen werden wir gleich schlafen. Ich hoffe, du schaffst das auch, ohne mit Diara zu kommunizieren?«

»Natürlich, ich war nur überrascht, dass Diara auch Gedankenlesen kann. Ich dachte, dass es nur die Kinder des Weisen können.«

»Jetzt weißt du es und lass es gut sein.«

Golo nahm einen herzhaften Biss vom Fleisch und sah Gedankenverloren in das flackernde Feuer. Nachdem sie alle drei gesättigt waren, stellte sich bei ihnen auch die Müdigkeit ein und sie schliefen tief, bis zum Morgengrauen.

Diara und der weiße Vogel

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