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Eva kauerte immer noch neben den Sträuchern im Wald. Ihre blonden langen Haare hingen ihr in nassen Strähnen ins Gesicht. Leblos und leise vor sich hin weinend saß das kleine zierliche Mädchen im Moos und sah ängstlich um sich. Der Regen und der Sturm hatten sich beruhigt. Die nassen Kleider klebten ihr am Leib und Eva zitterte.

Die Kälte drang durch die nassen Kleider noch schneller an ihren Körper. Langsam kam in sie wieder Leben. Durch das Reiben ihrer Arme und ihrer Beine versuchte sie, ihren Körper zu erwärmen. Eva stand langsam auf, um sich zu orientieren. Sie hielt nach allen Richtungen Ausschau, ob sie sich erinnern würde, woher sie gekommen war. So sehr sie auch überlegte, sie hatte keinerlei Erinnerung. Das Mädchen bibberte am ganzen Körper.

Immer wieder kam ihr der Anblick ihrer blutüberströmten Familie in Erinnerung, sie wurde das geistige Bild einfach nicht los. Noch hatte sie den verbrannten Geruch in der Nase. Erinnerungsfetzen holten sie immer wieder ein. Sie hörte den Schrei ihres Vaters und die darauffolgenden Schüsse. Sie hatte noch das Knistern des Feuers und den beißenden Qualm, der ihr in den Augen brannte, lebhaft im Gedächtnis. Wo sie sich jetzt befand und wie es weiter gehen sollte, wusste sie augenblicklich nicht. Sie wusste nur, dass es kalt war und sie sich nach trockener Kleidung sehnte. Sie ging einfach drauflos, weiter durch den Mischwald, um endlich zu einem Haus zu kommen.

Inzwischen war es nur noch leicht windig. Ein paar Waldvögel zwitscherten und die herunterfallenden Tropfen von den Blättern waren zu hören. Langsam spürte sie Erschöpfung in ihr hochkommen, als sich der Wald lichtete und sie in weiter Ferne ein Haus sah. Sie ging das Ziel vor Augen drauf los. Als sie sich einer Lichtung näherte, breitete sich vor ihr das Burger-Moos aus. Sie vernahm leises Gurgeln vom Moor und das Quaken einiger Frösche. Eva sah nur noch das Haus in der Ferne, zu dem sie unbedingt wollte, um endlich aus ihren nassen Kleidern zu kommen. Sie zog ihre Schuhe aus und stieg in den sumpfigen Boden. Bei jedem ihrer Schritte schmatzte der weiche schwammige Untergrund. Eva fühlte sich unwohl dabei, stapfte dennoch tapfer weiter. Mit den Schuhen in der Hand tastete sich Eva vorsichtig mit ihren Füßen weiter – ins Moor hinein. Das Haus in der Ferne als Ziel vor den Augen. Immer wieder musste sie ihre eingeschlagene Richtung korrigieren, weil sie in diesem Gebiet zu versinken drohte. Mühsam kam sie vorwärts und ihre Nerven lagen von dem bereits Erlebten und der Angst vor dem Ertrinken im Moor blank. Einmal war sie dem Ziel näher, dann widerum musste sie ihren Weg korrigieren und das Ziel rückte wieder in weite Ferne.

Immer wieder sprangen kleinere Frösche vor ihren Schritten zur Seite. Eva erschrak einmal so heftig, dass ihr ein Schuh in den schwarzen schlammigen Untergrund fiel und versank. Sie bekam panische Angst und wollte zurück. Sie bereute es, diesen Weg genommen zu haben. Eva drehte um und ging zurück, aber bereits nach wenigen Schritten steckte sie bis zu den Knien im Moor. Ihr Blick vorwärts ließ sie zusätzlich erschrecken. Sie war umgeben von Moor und Schilf. Mit Entsetzen musste sie feststellen, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als die Richtung zu dem noch weit entfernten Haus beizubehalten.

Still wie der See

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