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Ihre Finger waren mittlerweile gefühllos, so fest klammerte sich Eva an das kahle Bäumchen im Moor. Bis auf die Haut durchnässt und frierend drückte sie sich an das kahle Baumgerippe. Die Nacht war bereits hereingebrochen, ihr war unheimlich zumute. Eva hatte fürchterliche Angst, ihre Augen blickten ängstlich über das dunkle Moor.

Hin und wieder flatterte ein Vogel in die Luft und es blubberte und gurgelte neben ihr und unter ihren Füßen. Die Gewitterwolken hatten sich verzogen. Es war eine sternenklare Nacht und der Mond stand als schmale Sichel am Himmel. Nur schemenhaft beleuchtete er das Moorgebiet. Ihren Blick immerzu in die Richtung zum Knüppelsteg gerichtet verharrte sie zitternd. Ihre Zuversicht, dass noch jemand vorbeikäme, schwand immer mehr.

Erschöpft und müde stand sie am Bäumchen und umklammerte es krampfhaft.

Immer wieder fielen ihr vor Müdigkeit die Augen zu. Sie versuchte sich wach zu halten. Ein Sturz im Schlaf hätte für sie fatale Folgen, das wusste sie. Von der Ferne hörte sie die Abendglocken der Dorfkirche, die sie jeden Sonntag mit ihren Eltern und den Geschwistern besuchte. Eva dachte an ihre Mutter und ihre Geschwister, dessen fürchterliches Bild sie nicht mehr aus ihren Gedanken brachte. Immer wieder sah sie ihre Körper auf dem Boden liegen und wie sich ihr Blut langsam auf dem Boden ausbreitete.

Das Jucken der vielen Mückenstiche auf der Haut brachte sie wieder in die Realität zurück. Eva erschrak, als in unmittelbarer Nähe es laut blubberte. Sie zuckte zusammen und schrie auf, aber es entwich nur ein leiser kehliger Laut aus ihrem Mund. Eva wurde erneut daran erinnert, dass sie sich nicht einmal bemerkbar machen konnte, falls auf dem Knüppelsteg jemand auftauchte. Sie überlegte angespannt, wie sie sich bemerkbar machen könnte. Sie war schon fast am Aufgeben, als ihr die Idee kam, dass sie durch das Abknicken eines Astes auf sich aufmerksam machen könnte. Erleichterung stieg in ihr auf, dass eine Rettung für sie nicht mehr hoffnungslos bleiben würde. Sie hoffte, dass derjenige der nach ihr suchte, nicht nur Ausschau nach ihr halten würde, sondern ganz bestimmt auch auf Geräusche achten wird.

Plötzlich sah Eva in der Ferne ein Licht auftauchen. Dieses Licht näherte sich und wurde immer größer. Es schien der Lichtkegel einer Taschenlampe zu sein. Mittlerweile war es dunkel geworden und sie wusste, dass sie auf sich aufmerksam machen musste, wenn die Person nah genug war. Hoffnung kam in ihr auf, wie sie das Licht immer näher kommen sah. Als das Licht der Lampe nah genug war, knickte Eva drei kleine Äste hintereinander, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Lichtkegel der Lampe leuchtete sofort über das Moor, langsam aber stetig wurde das Moor damit abgetastet. Plötzlich erfasste sie der volle Strahl des Lichts. Eva winkte mit ihrer freien Hand und hörte mit Erleichterung eine Männerstimme, die ihr zurief.

In der Zwischenzeit verließ Günter das Haus und ging zum Auto, als im Nachbarhaus die Tür geöffnet wurde und Hans herauskam. »He …, Günter wohin geht‘s?«

»Mich lässt der Gedanke ned los, dass die Eva draußen umherirrt.«

»Da geht‘s dir wie mir, fahrn wir mit deinem Wagen?«

»Klar …, hast du a Taschenlampe dabei?«, fragte Günter.

»Nein, aber einen Helm mit einer Lampe drauf«, sagte er näherkommend und hielt ihn Günter entgegen.

»Ich hole nur noch meine Gummistiefel aus der Garage.« Bevor er in seine Garage ging, drückte er Günter noch zusätzlich einen Umhängebeutel in die Hand. Günter sah hinein. »Aha, einen Tee für uns.«

»Nein, der ist eigentlich für die Kleine gedacht, aber einen Schluck kannst du schon haben.« Günter setzte sich ins Auto und wartete auf Hans. Kurz darauf fuhren sie los zum Burger Moos.

Hanna Bauer ging nach dem Abendessen noch mit ihrem Dackel Burli spazieren. Ihr Spaziergang dauerte diesmal länger als üblich, schließlich traf sie unterwegs auf einige Spaziergänger, die auch mit ihren Hunden unterwegs waren. Sie musste natürlich alle über das Geschehen ausführlich informieren. Als sie endlich wieder daheim vor ihrem Haus ankam, traf sie noch auf Klaus, der ebenfalls wieder nach der Kleinen suchen wollte.

»Hallo Klaus, habt‘s den Brand schnell löschen können und ist die Familie wohlauf?«

»Weder das eine noch das andere. Das Haus ist abgebrannt, die Familie ist tot, bis auf die kleine Eva – die ist verschwunden.«

»Mein Gott, das ist ja furchtbar! Das Kind ist jetzt eine Weise und zittert womöglich vor Angst irgendwo da draußen unter freien Himmel! Schrecklich, schrecklich!«

»Ich mach mich sowieso wieder auf den Weg, mir hat‘s koa ruh lassen.«

»Du bist halt ein Mensch mit Herz, vielleicht geht ja noch jemand mit?«

»Ich wollte eh beim Hans vorbeigehen, vielleicht geht‘s dem gleich wie mir?«

»Wenn ihr die Eva habt‘s, dann bringt sie zu mir, denn mich kennt das Kind. Bringt sie nicht zum Hannes seiner Schwester der Elke, denn die wartet nur darauf ans Geld zu kommen und daran kommt sie ja jetzt leichter.«

»Das versteh ich jetzt ned, die Elke Müller ist dem Hansen seine Schwester, und wenn sie jetzt die kleine kriegt, dann kommt sie an der ihr Erbe ran. Stimmt das so?«

»Genau und ich sag dir noch eins, die Kleine befindet sich in Lebensgefahr. Sie können das Erbe nicht antreten, sondern den größten Teil des Geldes nur Verwalten. Erst wenn die Eva achtzehn Jahre alt ist und das dauert denen bestimmt zu lang! Denen zwei steht nämlich das Wasser bis zum Hals, weil sich der Sepp verspekuliert hat und auf dem Haus klebt schon der Kuckuck. Angeblich läuft die Zahlfrist in drei Monaten ab, dann müssen sie raus, wenn‘s ned zahlen können. Da kommt so ein Erbe ganz recht, dazu müssen sie die Kleine aber verschwinden lassen? Habt‘s im Moor schon gsucht, das wär zum Verschwinden nämlich Ideal.«

»Geh, Hanna jetzt übertreibst du aber ein bisserl! Schaust du zu viele Krimis an?«

»Glaub mir Klaus, ihr müsst aufpassen auf die Eva.«

Ein Auto näherte sich den beiden und Hanna zwickte ihre Augen zusammen, um noch besser zu sehen.

»Schau kommt da ned der Wagen von dem Detektiv?« Hans sah zu dem kommenden Auto.

»Ja, das könnte Decker sein.« Als der Wagen näher kam, sah er den Hans als Beifahrer und winkte ihnen zu. Günter hielt neben Klaus an.

»Wo willst du hin?«, fragte Günter, der das Fenster geöffnet hatte.

»Ich wollte nochmals raus die Kleine suchen, das hat mir nämlich keine Ruhe gelassen.«

»Dann steig ein, wir wollen auch nach ihr suchen.« Klaus stieg ins Auto und Hanna hob den Daumen.

»Viel Glück, das ihr sie findet und Klaus du weißt Bescheid, gell. Vergiss meine Worte nicht!«

»Okay, Hanna servus!«

»Was hat‘s dir denn so wichtiges gsagt?«, fragte Hans. Klaus erzählte während der Fahrt, was ihm Hanna Bauer erzählt hatte.

»Also das Gras hört‘s ja schon wachsen, aber was Wahres, könnt schon dran sein. Ich hab auch schon von seinen Schulden gehört und da wär so eine Erbschaft für ihn nicht schlecht«, sagte Hans.

»Dann müssen wir als Erstes zum Moorlehrpfad, denn dort hat der Sepp allein nach der Kleinen gsucht«, stellte Günter fest.

»Glaubst, dass der Sepp die Eva gfunden und im Moor versenkt hat?«, fragte Klaus.

»Dann müsste er sie aber getötet haben, denn sonst kann man im Moor ja nicht tödlich versinken, oder?«, erklärte Klaus leicht verunsichert.

»Ich glaub ned, aber was ist - wenn doch, oder wenn sie irgendwo im Moor steckt und nimmer raus kommt, vergesst nicht, dass die Eva klein ist «, sagte Hans beunruhigt.

»Du hast recht, wenn ich dran denk, wie weit ich eingesunken bin, in so einem Moorloch verschwindet die Kleine«, sagte Günter und lenkte den Wagen zum Burger Moos. Während der Fahrt malten sich Klaus und Hans die schlimmsten Dinge aus, bis es Decker zu viel wurde.

»Stopp! Jetzt reicht‘s. Hört mit euren Horrorgeschichten auf!«

»Wieso … das könnte, doch sein, nichts ist unmöglich.« Günter schüttelte den Kopf. »Ihr seit‘s wie Waschweiber!«

»Halt bleib stehn, da ist der Parkplatz!, rief Klaus.« Beinahe wäre Günter am Parkplatz vorbeigefahren. »Das kommt nur von eurem Gerede, da wird man ganz deppert.«

»Da brauchst jetzt ned uns die Schuld geben, du hast wahrscheinlich gepennt«, gab Klaus prompt zurück. Günter holte tief Luft und wollte gerade loslegen.

»Konzentriert‘s euch lieber auf das Bevorstehende, ehe ihr euch hier verzettelt‘s!«, unterbrach Hans die aufkommende Debatte.

Günter lenkte den Wagen auf den Parkplatz - zum Forst am See -.

Unweit des Parkplatzes fing bereits der Knüppeldamm an, auf den sie sogleich zusteuerten.

»Hans du gehst voraus, du hast die stärkste Lampe«, sagte Günter.

»Hast schiss?«, gab Hans als Antwort.

»So ein Schmarrn, von was soll ich schiss haben?«

»Vor den Moorleichen und dessen Geister.« Günter lachte laut auf, »Garantiert werd ich davor Angst haben!« Von Günter‘s Lachen wurden ein paar Vögel die im Sumpf übernachteten aufgeschreckt und flatterten auf. Günter erschrak dermaßen, dass er einen kurzen Aufschrei von sich gab. »Huch! …, bin ich jetzt erschrocken.«

»Hast du geglaubt, dass wir allein im Moor sind?«, fragte Hans.

»Natürlich ned aber erschrocken bin ich trotzdem.« Schweigend gingen sie den Knüppeldamm entlang und leuchteten das Moorgebiet aus, soweit das Gestrüpp neben dem Damm die Sicht auf‘s Moor freigab. Vom Ende des ersten Dammabschnitts hatten sie eine gute Sicht zum Moor.

Sie leuchteten alle drei gleichzeitig auf das Moor hinaus, aber nichts war zu sehen, außer wenige kahle Baumgerippe, die gespenstisch im Moor standen. Günter lenkte den Strahl seiner Taschenlampe wieder auf den Steg.

»Das war‘s, jetzt schaun wir noch bis zum andern Ende des Damms und von dort übers Moor.« Sie wendeten sich ab und wollten soeben zurückgehen, als Günter schlagartig stehen blieb.

»Stopp …, bleib stehen Hans!« Hans blieb rasch stehen und sah Günter an. »Was ist los?«

»Schau auf den Boden, da sind doch Schlammspuren, oder?« Hans schaute auf die Holzbalken.

»Stimmt, da ist jemand aus dem Moor gestiegen«, bestätigte Hans und stieg vorsichtig darüber hinweg.

»Pass auf, dass du nicht die Spuren kaputtmachst. Das soll sich morgen die Spusi anschaun«, erklärte Günter.

»Mach ich doch, warum glaubst du, dass ich wie ein Storch drüber steig – zum Spaß bestimmt ned!«

»Ich sag ja bloß. Hat einer von euch was zum Absperren dabei?«, fragte Günter. Beide Männer sahen ihn leicht verdattert an.

»Nein! Außerdem kannst du mir mal sagen, wo wir hier die Absperrung anbringen sollen? Soll‘n wir sie am Boden legen?«, fragte Klaus ironisch.

»Hast recht, das war jetzt blöd von mir, dann muss einer von uns hier bleiben und Wache schieben, bis die Spurensicherung morgen kommt.«

»Bis morgen? Du spinnst ganz schön!«, widersprach Hans.

»Doch ned bis morgen, die ruf ich jetzt an, dann müssen‘s in der Nacht noch kommen, was soll‘s.« Günter griff in seine Hosentasche, um das Handy herauszuholen. »Mist, jetzt hab ich das Handy im Auto vergessen.«

»Das ist wieder typisch für dich! Wie gut, dass ich dabei bin, denn ich hab meins im Hosensack.« Hans holte sein Handy aus der Hosentasche.

»Gib mir die Nummer von der Spurensicherung.« Günter überlegte kurz. »Die weiß ich ned auswendig, sie ist auf meinem Handy gespeichert.«

»Herrschaftszeiten, du bist vielleicht so ein Ermittler!«, sagte Hans aufgebracht.

»Geh lass mir doch meine Ruhe!«, schimpfte Günter und stieß Hans am Arm an. Der Stoß war aber doch so heftig, dass Hans das Handy aus der Hand fiel.

»Mensch …, bist du verrückt! Wenn‘s kaputt is, dann krieg ich von dir ein Neues, damit du es weißt!«

»Ja, ja …«, brummte Günter vor sich hin, während Hans sich bückte, um das Handy aufzuheben, kam er aus dem Gleichgewicht und versuchte sich bei Günter anzuhalten. Dieser machte aber unglücklicherweise einen Schritt zurück und damit in‘s Leere. Günter fiel mit einem Aufschrei ins Moor. Er ruderte mit den Armen, um nicht der Länge nach ins Moor zu fallen und es gelang ihm.

Jetzt stand Günter bis zur Brust im Schlamm. Hans und Klaus leuchteten Günter mit ihren Lampen an. Als sie sein erschrockenes Gesicht sahen, fingen beide laut zu lachen an. Die Vögel in der Nähe flatterten erschrocken auf.

»Ha, ha …, lacht‘s nur ihr zwei Hirschen! Vielleicht helft‘s ihr mir großzügigerweise wieder raus!«

»Das scho, aber a bisserl weiter vorn, denn sonst kommst du in die Spuren hinein.« Günter versuchte einen Schritt weiter zu Seite zu gehen, spürte aber keinen Boden unter seinem Fuß.

»Das geht ned, da hab ich keinen Grund mehr.«

»Du musst aber mindestens drei Schritte weiter weg, sonst könntest die Spur kaputtmachen, mit dem Schlamm, der von dir runterfällt.«

»Und wenn ich versink?« Hans konnte sich das Lachen nicht verbeißen. »Schmarrn, so tief is des ned.«

»Woher willst du des wissen? Bist du scho mal da heringesteckt?«

»Nein aber ich weiß es halt. Wart … ich halt dich fest, gib mir deine Hand, mit der andern kannst du dich ja am Steg festhalten.«

Zögerlich sich an Hans und den Steg klammernd, ging Günter vorsichtig weiter. Er sank nur ein paar Zentimeter tiefer und Hans und Klaus konnten ihn aus dem Moor ziehen. Voll mit Moor überzogen stand er auf dem Knüppeldamm und fluchte leise vor sich hin. Plötzlich tauchten aus dem Dunkel die Lichter zweier Taschenlampen auf, die sich schnell näherten.

»Wer ist da?«, hörten sie eine dunkle Männerstimme rufen. Noch bevor sie antworten konnten, wurden sie von den Lichtkegeln der Taschenlampen erfasst. Zwei Polizisten, die auf sie zukamen, leuchteten in ihre Gesichter. »Ihr seid es! Was macht‘s ihr da mitten in der Nacht?«

»Wir suchen die Eva!«, antwortete Günter übellaunig. Die beiden Polizisten kamen näher und leuchteten Günter an.

»Was is denn mit dir passiert, bist du hineingefallen?«, fragte der ältere Polizist.

»Nein …, ich wollt ein nächtliches Moorbad nehmen«, gab Günter grantig von sich.

»Das nächste Mal ziagst dich aber vorher aus, gell«, gab der Polizist schmunzelnd von sich. Günter machte mit der Hand eine abfällige Geste.

»Warum seit ihr denn überhaupt da?«, fragte Hans die Polizisten.

»Anwohner haben Lichter im Moor gsehn und da mussten wir der Sache nachgehn.«

»Aha …, wenn ihr schon mal da seit, dann wartet ihr hier auf die Spurensicherung, die werdn bald kommen. Bleibt‘s aber da stehn und zertrampelt nicht die Spuren da vorn«, sagte Günter und deutete auf die Moorspur. Übrigens das sind meine Spuren, gell, ned verwechseln!« Günter, Hans und Klaus ließen die zwei Polizisten einfach stehn und gingen zurück zu Günters Auto. Vor dem Wagen blieb Günter regungslos stehen.

»Was ist? Warum schaust du so bedröppelt drein?«, wurde er von Hans gefragt.

»Ich kann doch mit dem dreckigen Zeug ned in mein Auto steign!«

»Dann ziagst di halt aus.«

»Soll ich vielleicht in Unterhosen fahrn?«

»Warum ned, das wär, mal was Neues und schau mal auf die Uhr, um diese Zeit ist sowieso keiner mehr auf der Straße«, dabei grinste Hans.

»Du spinnst ja. Ich steig doch ned in Unterhosen aus dem Auto aus.«

»Mensch, jetzt stell dich ned so an, nimm halt die Decke, die da hinten drinn liegt, und breite sie über dem Sitz aus«, machte Klaus den Vorschlag. »Das is a gute Idee – der Klaus denkt halt mit«, gab Günter überzeugt an Hans gerichtet von sich. Klaus breitete die Decke über dem Fahrersitz aus und Günter zog unterdessen seine dreckigen Schuhe aus. Sie stiegen in den Wagen und fuhren heim.

»Was willst du jetzt machen?«, fragte Hans, der neben ihm saß. Günter sah auf die Uhr.

»Tja … jetzt nix mehr, es ist scho zwei Uhr vorbei, aber in der Früh fahre ich zur Pathologie. Sicher kann mir der Doktor schon was über die Toten sagen.«

»Da wirst ned so ohne Weiteres rein können, denn du bist kein Kriminaler mehr.« Günter sah Hans fragend an.

»Glaubst du das die so streng sind? Schließlich kennen‘s mich ja von früher?« Hans nickte.

»Könnt schon sein. Ich kenn aber jemand, mit dessen Anwesenheit du ohne Probleme rein kommst.«

»Ja das wär gut, wo find ich die Person?«

»Sie ist die rechte Hand vom Doktor. Frau Sigal ist ihr Name – ich ruf sie gleich heut früh an und gib ihr Bescheid, sie wird dich dann am Empfang abholen. Wie wär‘s um neun Uhr?«

»Okay, dann bin ich heut um neun Uhr dort.« Klaus und Hans verabschiedeten sich von Günter. Während Hans nur ins Nachbarhaus musste, ging Klaus die wenigen Minuten zu Fuß heim.

Günter betrat den Korridor, als seine Frau ihm entgegen kam. Sie sah ihren von Schlamm überzogenen Mann mit großen Augen an.

»Was is denn mit dir passiert?«, fragte sie ihn und fing lauthals zu lachen an. »Ins Moor bin ich hineingefallen.«

»Dann zieh dich aber gleich hier im Gang aus, damit du mir ned den ganzen Dreck im Haus verteilst!«

»Danke für dein Interesse, warum mir das passiert ist«, brummte Günter angesäuert vor sich hin.

»Das is ned schwer zu erraten, dass du ins Moor reingefoin bist, jetzt dusch dich und komm ins Bett. Ich möchte noch ein paar Stunden schlafen, beim Frühstück kannst du mir ja alles erzählen«, sagte seine Frau und verschwand wieder von der Bildfläche. Günter duschte und schlief noch ein paar Stunden, bevor er zum Gerichtsmediziner in die Pathologie fahren wollte.

Still wie der See

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